Annette Kautt

Flupp!


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sehen, was in ihm steckt.“

      Der Torwart nickte.

      „Flupppuppe!“ rief er möglichst beiläufig. Sie flog gerade einige Meter über ihnen auf dem Rücken und ließ die Sonne auf ihren Bauch und ihre Beine scheinen. „Hast du nicht Lust, in meine Höhle zu kommen? Ich möchte dir etwas zeigen!“

      „Suppe?“ rief die Flupppuppe erfreut.

      „Ja!“ antwortete der Torwart. „Zeit für Suppe!“

      Betrüger-Schorschi stand in seinem Korb und hatte sich überzeugt, dass alles noch an Ort und Stelle war. Offensichtlich hatten die anderen wirklich nur Hunger gehabt.

      Er stieg aus dem Korb und sah, dass die Flupppuppe ihre Beine durch den Höhleneingang streckte.

      Was, war es wirklich schon wieder Zeit für Suppe?

      „He, du da!“ rief Emily. „Bist du ein Mann?“

      „Was denkst du denn?“ fragte Betrüger-Schorschi. „Natürlich bin ich ein Mann!“

      Das Mädchen ging ganz schön ran, dachte er. Dabei war sie höchstens 13 Jahre!

      „Dann habe ich hier was für dich!“ sagte Emily. „Komm mal her!“

      Betrüger-Schorschi ging zögernd auf Emily zu. Was wollte sie von ihm?

      „Nur Mut!“ sagte Emily. „Oder ist der Retter des Blauen Gebirges eine Memme?“

      Was bildete sich diese Göre eigentlich ein?

      „Und?“ fragte Betrüger-Schorschi und trat auf Emily zu. „Was jetzt?“

      „Hier!“ sagte Emily und hielt ihm eine Flasche mit einer roten Flüssigkeit entgegen. „Das macht starke Männer noch stärker!“

      „Interessant“, sagte Betrüger-Schorschi. „Und schwache Männer?“

      „Haut es um!“ sagte Emily.

      „Aha“, meinte Betrüger-Schorschi. „Und was ist da drin?“

      „Seltsamkeiten!“ sagte Emily. „Der Rest ist geheim.“

      ‚Wusste ich es doch!’ dachte Betrüger-Schorschi. ‚Das Mädchen will mich zum Narren halten. Sicher ist in der Flasche nur Himbeersirup und ein bisschen Dreck. Da nehme ich einfach einen Schluck und verschaffe mir bei Emily Respekt. Wenn ich es nicht einmal schaffe, ein kleines Mädchen zu beeindrucken - wen dann?’

      „Gib her!“ sagte Betrüger-Schorschi. „Ich nehme ein paar Schluck!“

      Er riss Emily die Flasche aus der Hand und trank.

      „Halt!“ sagte Emily. „Ein paar Schluck sind zuviel! Normalerweise verabreiche ich höchstens zwei Löffel!“

      „Dann hast du es wahrscheinlich nur mit Memmen zu tun, he?!“ sagte Betrüger-Schorschi und wischte sich über den Mund.

      Das Zeug hatte komischerweise nicht nach Sirup, sondern nach Blut geschmeckt. Trotzdem hatte er drei große Schlucke genommen. Er konnte sich doch nicht vor einem Kind die Blöße geben!

      Emily schaute ihn interessiert an.

      Seine Hände zitterten ein bisschen, aber ansonsten schien er ganz in Ordnung zu sein. Nun, vielleicht dauerte es bei Leuten von drüben ein wenig länger?

      „Zeit für Abendessen!“ rief der Torwart aus dem Höhleneingang. „Wer möchte alles Suppe?“

      Er zeigte auf Betrüger-Schorschi und warf Emily einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte mit den Schultern.

      Rossi kam freudig aus seiner Höhle gelaufen und sagte: „Ich möchte gerne etwas Suppe! Suppe ist zwar nicht Eiskrem, aber immerhin Etwas!“

      Er setzte sich beim Torwart an den Tisch, zeigte fragend auf die Beine der Flupppuppe, die sich durch den Höhleneingang streckten und fragte: „Kann sich die Dame nicht anders an den Tisch setzten?“

      „Lieber eine Taube auf dem Dach als einen Spatz in der Hand!“ erwiderte die Puppe rätselhaft.

      Herr Rossi räusperte sich und hob an, etwas über Manieren am Tisch zu sagen, da brüllte plötzlich von draußen eine schreckliche Stimme: „Lass meine Puppe, sie ist meine Suppe!“

      „Zeit für seltsame Soße?“ fragte die Flupppuppe.

      Emily grinste schief und sagte: „Nur ein Bisschen. Außerdem ist er von drüben. Ich glaube, es hat nicht viel bewirkt!“

      Betrüger-Schorschi kam in die Höhle gewankt. Sein Kopf war lila angelaufen und seine Wangen groß wie aufgedunsene Tennisbälle. Er lief zu Rossi und drückte ihm seinen Zeigefinger in den Bauch.

      „Du roter Knirps im Schlafrock!“ schrie er. „Beleidige meine Puppe nicht! Du nicht!“

      „Nichts für Ungut“, stammelte Rossi. „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten!“

      „Sehr gut!“ zischte Betrüger-Schorschi und kippte Rossis Stuhl um. „Dann tu es aber auch nicht!“

      Rossi rappelte sich schnell wieder auf und versteckte sich hinter dem Stuhl des Torwarts. Betrüger-Schorschi hob Rossis Stuhl vom Boden, wirbelte ihn in der Luft und schrie zum Torwart: „Komm her du Angeber! Ich mach dich platt! Ich hätte dich schon viel länger wie eine Made zerquetschen sollen! Warum hast du mich damals auch vor allen Leuten blamiert? Der Minister hätte mich adeln sollen, nicht dich! Aber jetzt hast du lange genug im Rampenlicht gestanden! Jetzt ist es mit dir aus!“

      Er schmiss den Stuhl Richtung Torwart. Der Stuhl verfehlte sein Ziel nur knapp und fiel krachend zu Boden. Betrüger-Schorschi brüllte wütend und ging stampfend auf den Torwart zu. Seine Oberarme wurden bei jedem Schritt größer und sein Nacken war so breit wie der eines Stiers. Er senkte den Kopf, scharrte kampfeslustig mit seinem rechten Fuß auf dem Boden und holte zum Schlag aus.

      „Lahme Vorstellung“, sagte Emily und schüttelte gelangweilt den Kopf.

      „Flupppuppe!“ rief der Torwart. „Hilf mir!“

      „Keine Angst!“ sagte die Flupppuppe. „In der Not frisst der Teufel Fliegen!“

      „Hilfe!“ schrie der Torwart und duckte sich unter Betrüger-Schorschis Faust .

      „Gleich hab ich dich!“ schrie Betrüger-Schorschi.

      Er packte den Torwart am Hals und holte zum nächsten Schlag aus.

      Der Torwart sah schon sein letztes Stündlein geschlagen, als Betrüger-Schorschi mitten im Schlag plötzlich innehielt und horchte.

      War da nicht eine Musik?

      Ja richtig, man konnte ein Lied hören! Es hörte sich an, als ob es von weit her kommen würde, trotzdem verstand man den Text.

      Ich bin die tolle Puppe,

       nur mit mir gibt’s Suppe.

       Bist du mal alleine,

       dann rufe meine Beine:

       Meine zarten, schlanken

       prallen Hinterpranken

       Zick zack zong

       ohne Gong!

      Ich bin die tolle Puppe

       Nur mit mir gibt’s Suppe.

       Ich helfe immer allen,

       den Menschen und den Quallen.

       Doch wenn du meine Beine stichst,

       dann helfe ich dir nicht.

       Denn ohne Beine,

       bin ich keine.

      Ich bin die tolle Puppe

       Nur mit mir gibt’s Suppe.

       Bist du in großer Not,

       ich bring’ es dir ins Lot:

       Mit meinen zarten, schlanken