Annette Kautt

Flupp!


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setzte ihn vorsichtig auf seinen Handteller und blies ihn mit seinem Schokopuddingatem kräftig in die Luft. Er war fliegend gekommen, dann musste es ihm auch leicht fallen, fliegend wieder zu gehen!

      Und Recht hatte das Baby.

      Denn die Flupppuppe, die vom Babyohr aus alles genau beobachtet hatte, flog in Windeseile zu Betrüger-Schorschi und fing ihn auf, bevor er in die Tiefe stürzte.

      „Auf die Flupppuppe ist immer Verlass!“ sagte Betrüger-Schorschi erleichtert. Er war so froh, dass er wieder auf ihrem Rücken saß, dass er nicht mehr wütend auf sie war.

      „Gut gemacht!“ sagte die Flupppuppe.

      „Nicht der Rede wert!“ sagte Betrüger-Schorschi. „War ein Kinderspiel!“

      „Aha!“ sagte die Flupppuppe. „Kann ich meinen Schuh wieder haben?“

      „Aber immer doch!“ sagte Betrüger-Schorschi übermütig und steckte den Schuh mit einer galanten Bewegung der Puppe an den Fuß.

      „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, gab die Flupppuppe zu Bedenken. „Womit willst du denn den vielen Brei kochen? Du selbst hast keine Milch mitgebracht und die Bewohner haben fast keine mehr!“

      „Ich habe da schon einen Plan!“ sagte Betrüger-Schorschi und lächelte listig. „Wenn er klappt, sind wir das Baby schon so gut wie los!“

      Betrug

      Als die Flupppuppe den Felsvorsprung der Höhle ansteuerte, bemerkte Betrüger-Schorschi drei fremde Personen, die sich an seinem Ballonkorb zu schaffen machten. Der Torwart war nicht zu sehen.

      „Wer sind die denn?“ fragte Betrüger-Schorschi beunruhigt.

      Es gefiel ihm nicht, dass jemand seine Sachen durchwühlte.

      „Das blasse Mädchen ist Emily und der schwarzhaarige Mann mit dem Nussknackergesicht Dr. Slump“, erklärte die Flupppuppe. Sie setzte zur Landung an und sagte: „Ich habe allerdings keine Ahnung, wer der kleine Mann mit dem roten Hut ist.“

      Die Puppe machte eine letzte Drehung, forderte Betrüger-Schorschi auf, abzuspringen und schwuppte dann mit ihren langen Beinen auf den Boden.

      Dem Mann mit dem Nussknackergesicht, Dr. Slump, fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als die Flupppuppe plötzlich neben ihm stand. Sein Mund klappte nach unten und seine Knie fingen an zu zittern.

      „Wurde auch langsam Zeit, dass du kommst, Flupppuppe!“ sagte das blasse Mädchen. „Langweilige Versammlung hier!“

      Emily war ein ungefähr dreizehnjähriges Mädchen mit langen schwarzen Haaren, einem kurzen schwarzen Kleid, schwarzen Strümpfen und viel zu großen weißen Schuhen. Betrüger-Schorschi wusste nicht, was er von ihr halten sollte.

      Dr. Slump hatte sich wieder berappelt, zeigte auf Betrüger-Schorschi und fragte die Flupppuppe: „Was macht denn der Typ hier? Warum darf der auf deinem Rücken fliegen und ich nicht?“

      „Das ist Betrüger-Schorschi“, sagte die Flupppuppe. „Und wo hast du deine Familie gelassen?“

      Dr. Slump machte ein zerknirschtes Gesicht und sagte: „Arale ist weg! Keine Ahnung wohin! Deshalb bin ich hier. Wollte den Torwart fragen, ob er sie gesehen hat.“

      „Gestatten?“ sagte der kleine Mann mit rotem Trenchcoat und rotem Hut unvermittelt: „Rossi! Vorne mit einem ‚R’!“

      „Ist noch Schokolade übrig?“ rief der Torwart und schaute aus dem Höhleneingang.

      Er sah Betrüger-Schorschi, zuckte zusammen, kam dann aber trotzdem aus der Höhle gelaufen.

      „Schön, dass Sie wieder da sind!“ sagte er gedehnt. „Und so gesund! Wir haben in der Zwischenzeit ein bisschen von Ihrer Schokolade gegessen!“

      „Sozusagen alles!“ sagte Dr. Slump.

      Emily lächelte schmal: „Die Nüsse waren auch nicht schlecht!“

      „Und die Gurken haben mich an zu Hause erinnert!“ sagte der Mann, der sich als Rossi vorgestellt hatte.

      „Wie kommen Sie dazu, meinen Proviant aufzuessen?“ sagte Betrüger-Schorschi wütend. „Ich hasse es, wenn man sich an meinen Sachen vergreift!“

      Emily feixte. Endlich war etwas los!

      „Wir hatten großen Hunger“, verteidigte sich der Torwart. „Wie Sie wissen, isst das Baby uns alles weg!“

      „Das Baby ist an allem schuld!“ nickte Dr. Slump. „Arale ist sicher nur von zu Hause abgehauen, weil sie das Baby sehen wollte!“

      „Ich brauche die Schokolade aber!“ sagte Betrüger-Schorschi.

      „Für was denn?“ fragte der Torwart. „Was ist wichtiger, als sie ein paar ausgehungerten Menschen zu geben?“

      Betrüger-Schorschi überlegte. Es stimmte. Die vier dünnen Leute hatten die Schokolade sicher nötiger als er. Aber es störte ihn trotzdem gewaltig, dass sie die Schokolade genommen hatten ohne ihn zu fragen.

      „Ich brauche sie für das Baby“, behauptete er deshalb. „Ich habe sie dem Baby versprochen!“

      Er versuchte, nicht in die Richtung der Flupppuppe zu sehen. Er wollte sich nicht ihrem erstaunten oder spöttischen Blick aussetzen.

      „Sie haben dem Baby wirklich die Schokolade versprochen?“ fragte der Torwart. Er war blass geworden.

      „Ja, das habe ich!“ sagte Betrüger-Schorschi und tat sehr aufgeregt. „Und was man verspricht, sollte man bekanntlich auch halten. Wahrscheinlich wird das Baby jetzt sehr, sehr wütend, wenn es seine Schokolade nicht bekommt!“

      Dr. Slump und der Torwart zitterten.

      „Was ist denn, wenn das Baby wütend wird?“ fragte Herr Rossi interessiert.

      „Dann gibt es ein Erdbeben!“ übertrieb Betrüger-Schorschi. „Mindestens!“

      „Ein Jammer, dass ich mein Pfeifchen verloren habe“, sagte Rossi. „Ich glaube, es wäre an der Zeit, hier zu verschwinden!“

      Emily schaute Betrüger-Schorschi scheel an. Diesem Typ machte es offensichtlich Spaß, den anderen Angst einzujagen. Vielleicht sollte sie sich an ihn halten? Das war sicher spannender als mit Dr. Slump nach dem schwachsinnigen Automatenmädchen Arale zu suchen oder Rossis Gejammer über seine verschwundene Pfeife anzuhören.

      Betrüger-Schorschi seinerseits verschwendete keinen Gedanken an Emily. Er legte seine ganze Kraft vielmehr da rein, seinen Sieg über das Baby effektvoll vorzubereiten: Je mehr Angst alle vor dem Baby hatten, umso Aufsehen erregender war dessen Vertreibung! Ein Baby, das seine versprochene Schokolade nicht bekam, wurde sicher sehr wütend. Und ein wütendes Baby machte mehr Angst als ein friedliches.

      Dass er dem Baby gar keine Schokolade, sondern Brei versprochen hatte, spielte dabei keine Rolle. Denn natürlich hatte er nie vorgehabt, dem Baby tatsächlich Brei zu kochen. Er war doch kein Babysitter! Er hatte dem Baby das Versprechen nur gegeben, weil es ihn sonst nie losgelassen hätte.

      Außerdem wäre es glatter Wahnsinn, das maßlos fette Baby weiter zu füttern. Das Baby musste nicht gemästet, sondern ausgehungert werden! Eine Diät tat Not, keine Fütterung.

      Und plötzlich fiel Betrüger-Schorschi auf, dass es ihm vor diesem Hintergrund nur Recht sein konnte, dass die anderen seinen Proviant aufgegessen hatten. So konnte er sie viel eher von seinem Plan mit der Diät überzeugen. Denn wo keine Schokolade war, konnte auch keine verteilt werden. Und falls sein Plan wider Erwarten misslang, konnte er ihnen sogar die Schuld dafür geben!

      Betrüger-Schorschi grinste: Er liebte es, wenn das Risiko nur auf der Seite der anderen lag.

      „Nachdem ihr alle Schokolade aufgegessen habt, müssen wir uns jetzt leider etwas anderes überlegen!“ sagte er. „Doch zum Glück ist mir gerade etwas Glänzendes