Annette Kautt

Flupp!


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Mann, der ihm sicher nichts anhaben konnte. Und das beste an dem Bild, das ihm draußen geboten wurde, war, dass neben dem Mann ein große, schlanke Frau mit sagenhaften Beinen stand! Komisch, dass es eine so attraktive Frau nötig hatte, sich mit einem solch schwächlichen Männchen abzugeben!

      Die Frau aber war wirklich eine Wucht! Sie hatte nur einen schwarzen Bikini, schwarze hochhackige Schuhe und eine schwarze Fliegermütze an! Die langen Bänder der Fliegermütze fielen neckisch über ihre runden Schultern.

      Betrüger-Schorschi hatte sich noch nicht völlig an der atemberaubenden Frau satt gesehen, als ihm plötzlich auffiel, dass die Flupppuppe fehlte!

      Entsetzt stöhnte er auf: Wo war die Flupppuppe?

      Hatte der Sturm ihre Beine tatsächlich geknickt und war sie ohne ihn in die Tiefe gestürzt? Oder hatte sie sich ohne den Korb an den Beinen retten können? Oder waren die beiden da draußen weit gefährlicher als es auf den ersten Blick aussah? Hatten sie die Flupppuppe vielleicht verschwinden lassen?

      Ohne lange zu überlegen, trat Betrüger-Schorschi aus der Höhle und herrschte die beiden an:

      „Sie da! Haben Sie mir die Flupppuppe gestohlen? Geben Sie mir sofort meine Flupppuppe wieder!“

      „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagte die Bikini-Dame.

      Betrüger-Schorschi zuckte zusammen.

      Die Stimme der Frau kam ihm bekannt vor! Aber woher?

      Der schmächtige Mann schüttelte missbilligend den Kopf und sagte zu der Frau: „Gute Manieren scheint er nicht zu haben!“

      „Das Gleiche kann ich von Ihnen behaupten“ antwortete Betrüger-Schorschi. „Sie haben mir offensichtlich die Flupppuppe gestohlen!“

      „Wohl kaum“, sagte der Mann. „Ich weiß nicht, warum, aber die Flupppuppe scheint einen Narren an Ihnen gefressen zu haben. Sonst hätte sie Sie nie hier her gebracht.“

      „Aha!“ sagte Betrüger-Schorschi. „Und warum haben Sie sie mir dann weggenommen?“

      Der Mann sah Betrüger-Schorschi erstaunt an und sagte zur Bikini-Dame: „Ich sehe nach, ob die Suppe warm ist.“

      Die Bikini-Dame nickte, zeigte auf ihre schlanken, prallen Beine und sagte: „Ich komme gleich. Suppe am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen!“

      Betrüger-Schorschi erschrak.

      Jetzt wusste er, woran ihn die Stimme der Bikini-Frau erinnerte: An die Flupppuppenstimme im Radio!

      Wie konnte das sein?

      War die Bikini-Dame etwa die Flupppuppe?

      Unvorstellbar!

      Er war sich sicher, dass die Flupppuppe nur aus Beinen bestand. Mehr gab es bei ihr nicht zu sehen!

      Aber wie konnte sie dann jetzt und hier als ganze Person vor ihm stehen?

      Das Ganze war einfach ein Irrtum. Die Stimme der Frau hörte sich einfach nur nach der Flupppuppe an. Aber sie war nicht die Flupppuppe!

      „Endlich gibt es wieder Suppe, Flupppuppe!“ rief der Mann aus dem Höhleneingang heraus. „Seit zwei Jahren warte ich darauf!“

      Betrüger-Schorschi schwindelte.

      Die Frau war also doch die Flupppuppe!

      Es war zu verrückt, um wahr zu sein!

      „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, sagte die Flupppuppe zu Betrüger-Schorschi und ging mit federnden Schritten in die Höhle.

      Betrüger-Schorschi schluckte: Egal wie verrückt die ganze Sache war. Die Frau war trotzdem ein Traum! Ihre Stimme klang wie Samt, die Fliegermütze betonte ihr süßes Stupsnäschen und der Bikini gab ihr ein verwegenes Aussehen. Und ihre Beine waren einfach unbeschreiblich: schlank, prall, zart, stark, weich, hart ... alles in einem!

      Kaum zu glauben, dass es eine so tolle Frau gab! Und unfassbar, dass diese Frau mit ihm, ausgerechnet mit ihm, auf Abenteuerreise gehen wollte!

      Er pfiff das Flupppuppenlied und bemerkte erst jetzt, dass man von dem Felsvorsprung aus eine herrliche Aussicht hatte:

      Direkt ihm gegenüber, nur durch eine kleine Schlucht von dem Felsvorsprung, auf dem er stand, getrennt, glitzerte ein Berg wie ein riesiger, blauer Turmalin!

      ‚Das Blaue Gebirge!’ dachte Betrüger-Schorschi. ‚Wir sind tatsächlich im Blauen Gebirge!’

      Er streckte die Hand nach dem Edelstein-Berg aus und sagte leise: „Mit diesen Steinen werde ich reich! Mit dem gefährlichen Auftrag des jungen Hubels berühmt und mit der Flupppuppe glücklich!“

      „Die Suppe ist fertig!“ rief sein Gastgeber aus dem Höhleneingang.

      Betrüger-Schorschi riss sich von dem glitzernden Schein des Berges los und ging in die Höhle.

      Als alle um den Tisch saßen und ihre Suppe schlürften, sagte der Gastgeber zu Betrüger-Schorschi: „Ich bin hier übrigens der Torwart! Ich bewache das Tor zwischen dem Blauen Gebirge und deiner Welt.“

      „Aha“, sagte Betrüger-Schorschi. Mehr fiel ihm dazu nicht ein.

      „Übrigens haben wir mit Leuten aus deiner Gegend bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht“, fuhr der Torwart fort. „Ihr versteht unsere Gesetze nicht und wollt uns statt dessen immer eure Gesetze aufpressen.“

      „Sehr angenehm“, sagte Betrüger-Schorschi und dachte an den blauen Edelsteinberg. Der Tag heute ließ sich prächtig an: Erst die Überraschung mit der Flupppuppe und jetzt der Turmalin.

      „Was ist daran angenehm?“ fragte der Torwart aufgebracht. „Tatsache ist, dass wir eigentlich niemanden mehr von euch durch das Sturmauge lassen. Sie durften nur durch, weil Sie die Flupppuppe mitgebracht hat. Ich hoffe, Sie machen uns keinen Ärger! - Wer sind Sie überhaupt?“

      „Ich?“ schreckte Betrüger-Schorschi aus seinen schönen Gedanken auf.

      Er räusperte sich, setzte sich aufrecht hin und sagte: „Ich bin Betrüger-Schorschi! Anerkannter Arzt, offizieller Flugbegleiter der Flupppuppe und jugendliche Geheimwaffe von Tante Pim!“

      „Tante Pim?“ fragte der Torwart und zog seine Schultern fragend nach oben. „Nie gehört. Wohnt sie im Blauen Gebirge?“

      „Das nicht“, sagte Betrüger-Schorschi. „Aber sie hat mich hier her geschickt, um einen wichtigen Auftrag zu erledigen.“

      „Ein wichtiger Auftrag?!“ fragte der Torwart misstrauisch. „Das muss ich wissen. Als Wärter des Tors bin ich für alle wichtigen Aufträge zuständig, die von Drüben kommen!“

      Betrüger-Schorschi wand sich auf seinem Stuhl. Er war in geheimer Mission unterwegs. Sicher durfte er niemandem erzählen, worum es bei dem Auftrag ging. Und schon gar nicht jemandem aus dem Blauen Gebirge! Offensichtlich konnte der Torwart die Menschen jenseits des Gebirges sowieso nicht leiden. Wie viel weniger würde es ihm gefallen, wenn er erfahren würde, dass sich die Menschen aus seinem Land entschlossen hatten, die Steine aus dem Blauen Gebirge auszuführen?!

      „Es hat etwas mit der Stadt der Kinder zu tun“, sagte er deshalb ausweichend.

      „Stadt der Kinder?“ sagte der Torwart erstaunt. „Die gibt’s hier nicht!“

      „Doch, doch“, beharrte Betrüger-Schorschi.

      Es konnte nicht sein, dass es die Stadt hier nicht gab! Schließlich hatte der junge Hubel in seinem Brief davon berichtet!

      „Glauben Sie mir“, sagte der Torwart. „Ich kenne das Blaue Gebirge wie meine Westentasche und bin mir sicher, dass es hier keine Stadt der Kinder gibt!“

      „Es muss diese Stadt aber geben!“ sagte Betrüger-Schorschi aufgebracht. „Vielleicht kennen Sie die Stadt nicht, weil sich deren Bewohner so gut wie möglich von der Außenwelt abschotten. In der Stadt wohnen lauter Kinder oder kindische Personen. Niemand,