Annette Kautt

Flupp!


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mich schon gewundert. Hoffentlich stimmt, was du sagst! Erst heute habe ich einen Brief vom jungen Hubel bekommen. Aber leider nicht mit guten, sondern mit sehr schlechten Neuigkeiten.“

      „Was schreibt er denn?“ fragte Betrüger-Schorschi neugierig.

      Er kannte den jungen Hubel nicht persönlich. Aber er wusste von Tante Pim, dass er eine wichtige Persönlichkeit war. Er wurde oft in den Zeitschriften, die seine Tante las, abgebildet. In Betrüger-Schorschis Augen sah er aber wie ein gelackter Affe aus.

      „Fährt der Flupppuppen-Ballon gut?“ lenkte Tante Pim vom Thema ab.

      „Sicher!“ antwortete Betrüger-Schorschi stolz. „Über 3000 Meter Höhe!“

      „Das scheint mir ein bisschen viel zu sein“, meinte Tante Pim skeptisch.

      „Du darfst nicht vergessen, dass das kein gewöhnlicher Ballon ist, sondern die Flupppuppe!“

      „Glaubst du, sie könnte es bis ins Blaue Gebirge schaffen?“

      „Sicher“, sagte Betrüger-Schorschi. „Ich hatte sogar vor, mit ihr morgen zum Blauen Gebirge zu fliegen. - Aber was ist denn jetzt mit dem Brief vom jungen Hubel?“

      „Das erzähle ich dir lieber in der Küche bei einem Löffel Suppe“, sagte Tante Pim. „Was sollen wir mit deiner Freundin so lange machen?“

      “Wir öffnen das Küchenfenster, und lassen sie ihre Beine hindurch strecken“, sagte Betrüger-Schorschi. „Etwas anderes ist sie nicht gewöhnt.“

      Als alle drei in der Küche waren und genüsslich ihre Suppe schlürften, kam Tante Pim wieder auf den jungen Hubel zu sprechen:

      „Also, Junge. Eigentlich geht es dich natürlich nichts an, was mir der junge Hubel schreibt. Aber ich hoffe, dass die Sache unter uns bleibt?!“

      „Klar“, antwortete Betrüger-Schorschi und sah seine Tante betont treuherzig an. Insgeheim hoffte er allerdings, dass er aus dem Brief irgendeinen Nutzen schlagen konnte. „Du kannst mir das Geheimnis des jungen Hubel ohne Sorge anvertrauen“, sagte er mit einschmeichelnder Stimme. „Ich werde schweigen wie ein Grab!“

      „Der junge Hubel steckt in Schwierigkeiten!“ sagte Tante Pim.

      Betrüger-Schorschi nickte ernst, aber eigentlich war ihm eher zum Lachen zumute. Welches großartige Problem konnte der junge Hubel, das geschniegelte Vorzeigesöhnchen seiner Region, schon haben? Hatte er vielleicht Haarfresser oder kaute er heimlich an den Nägeln?

      Tante Pim sah Betrüger-Schorschi fest in die Augen und sagte: „Junge, dir wird das Lachen schon noch vergehen. Wenn ich nicht glauben würde, dass du und die Flupppuppe dem jungen Hubel helfen könnt, würde ich dich einfach weiterhin einen Kindskopf sein lassen ...“

      Betrüger-Schorschi hasste es, wenn seine Tante so zu ihm sprach! Sie nahm ihn offensichtlich nicht ernst! Ihn, Betrüger-Schorschi, Spezialist unwahrscheinlicher Krankheiten, Koch nie da gewesener Speisen und Weltentdecker unverhoffter Gegenden! Er würde seiner Tante schon noch zeigen, was aus ihrem Neffen inzwischen geworden war! Er richtete sich hoch über seinem Suppenteller auf und schaute seiner Tante herausfordernd in die Augen.

      „Na endlich!“ seufzte Tante Pim. Sie wusste nur zu gut, dass Betrüger-Schorschi oft etwas anders behauptete als er dachte. In ihren Augen war ihr Neffe einfach nur ein kleiner, hochstaplerischer Betrüger. Aber immerhin war jetzt sein Ehrgeiz geweckt. Deshalb sagte sie: „Gut, dann höre zu, was der junge Hubel schreibt:

      Liebe Tante Pim,

      gleich zu Beginn: Es ist noch nicht zu spät. Als ich heute im Restaurant ‚Zwick mich’ saß, kam das große Huhn und blähte sich gewaltig auf und rupfte mir ein paar Haare vom Kopf. Sie sehen jetzt wirklich zerfressen aus. Auch meine Nägel werden immer abgenagter, ich kann mich bald nicht mehr in der Öffentlichkeit sehen lassen. Was das bedeutet, liebe Tante, weißt du nur zu gut. Deshalb bitte ich dich, nein, ich flehe dich an, sende mir sofort einen Luftboten ins Blaue Gebirge in die Stadt der Kinder. Dort bin ich noch relativ sicher. Ich werde bis dahin überlegen, welche weiteren Schritte eingeleitet werden müssen. Wie geht es dem alten Hubel? Sag ihm, dass ich ihn vermisse und richte auch Luisa Schönkopf einen Gruß von mir aus!

      Ich grüße dich herzlich,

      dein junger Hubel“

      „Wer ist Luisa Schönkopf?“ fragte Betrüger-Schorschi.

      „Luisa Schönkopf?!“ sagte Tante Pim, „Warum interessierst du dich ausgerechnet für sie? Luisa Schönkopf spielt in der Sache keine Rolle.“

      „Immerhin lässt der junge Hubel sie schön grüßen.“

      „Pah, Luisa“, machte seine Tante, „Ich habe noch nie etwas von ihr gehört. Wahrscheinlich hat der junge Hubel den Namen nur erfunden, um von den eigentlich wichtigen Dingen abzulenken.“

      „Und was sind die eigentlich wichtigen Dinge?“ fragte Betrüger-Schorschi. „Die abgenagten Fingernägel?“

      „Keine Ahnung“, platzte Tante Pim unerwartet heraus. „Ich weiß wirklich nicht, was mit dem jungen Hubel los ist. Aber seine Nachrichten, die er mir aus dem Blauen Gebirge schickt, werden immer rätselhafter und wirrer! Und das, obwohl der junge Hubel eine so seriöse Person ist!“

      Tante Pim sah Betrüger-Schorschi besorgt an.

      „Vielleicht hat er tatsächlich nur ein Problem mit zerrupften Haaren oder abgenagten Fingernägeln“, fuhr sie fort. „Aber vielleicht ist er auch das Opfer eines schlimmen Verbrechens und seine Briefe sind verschlüsselte Hilferufe!“

      „Wie das?“ horchte Betrüger-Schorschi auf.

      „Hast du noch nie etwas vom Blauen Gebirge gehört?“ fragte Tante Pim. „Dort drohen einem viele Gefahren!“

      Betrüger-Schorschi nickte und dachte an die merkwürdigen Geschichten, die er darüber gehört hatte.

      „Und warum ist der junge Hubel dann dort hingegangen?

      „Weil er ein tapferer junger Mann ist!“ sagte Tante Pim überzeugt. „Vielleicht wollte er Luisa Schönkopf imponieren! Bisher sind nur sehr wenige aus dem Blauen Gebirge wieder gekommen.“

      „Also ist Luisa doch keine Erfindung!“

      Tante Pim machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte:

      „Das ist doch nur die offizielle Version.“

      Sie schlug sich erschrocken mit der Handfläche auf den Mund. Offensichtlich hatte sie sich verplappert.

      „Und die inoffizielle?“ fragte Betrüger-Schorschi neugierig.

      „Inoffiziell ist der junge Hubel in geheimer Mission unterwegs“, sagte Tante Pim gedehnt. „Natürlich darfst du das gar nicht wissen. Und natürlich darfst du das auch niemandem verraten!“

      „Natürlich“, sagte Betrüger-Schorschi und setzte sein Ich-bin-ein-spitzenmäßiger-Geheimnishüter-Gesicht auf. „In welcher Mission ist der junge Hubel denn unterwegs?“

      „Ich weiß es nicht genau“, sagte Tante Pim. „Ich weiß auch nur das, was der junge Hubel mir in seinen Briefen schreibt. Aber anscheinend soll er herausbekommen, warum fast niemand aus dem Blauen Gebirge zurück kommt.“

      „Warum ist das denn wichtig?“ fragte Betrüger-Schorschi überrascht. „Es wird doch niemand gezwungen, dort hin zu gehen.“

      Tante Pim beugte sich zu Betrüger-Schorschi vor und flüsterte ihm ins Ohr: „Man nimmt an, dass im Blauen Gebirge riesige Diamanten- und Edelsteinvorkommen sind! Das will man sich hier natürlich nicht entgehen lassen.“

      Betrüger-Schorschi pfiff durch die Zähne.

      „Du kannst dir sicher vorstellen, dass derjenige, der einen ungefährlichen Zugang zwischen hier und dem Blauen Gebirge schafft, mit Ruhm und Ehre überschüttet wird!“ fuhr Tante Pim fort. „Ich bin deshalb unheimlich stolz auf den jungen Hubel. Und erst sein