Joachim Theisen

König Artus


Скачать книгу

im Herz. Fremder, ich sage dir eines: nimm nicht einen Kopf, sondern zwei.“

      Und Grogeflumis denkt bei sich im Herzen: „So sei es“, zieht ein Schwert und schlägt Prosidis den seinen herunter.

      Vasalide, als sie dies erfährt, jauchzt und erkundigt sich nach ihrem Retter, und als sie dessen Namen und Beinamen erfährt, spricht sie betrübt: „Infortuna in fortuna“, denn sie hatte ein wenig Lateinisch gelernt im Kloster; dieses übersetzt man am besten ins Deutsche: „Unglück im Glück“. Doch als sie ihn sieht, Grogeflumis den Fetten, da denkt sie: „Nomen est fortior figura“, und dieses heißt: „Der Name ist stabiler als die Figur“, und sie ist es zufrieden.

      „Vorbereitet ihr weiter“, spricht Grogeflumis zum Volk, „wir kommen wieder, doch zuerst geht es zu Artus zurück. Und des Kohls müßt ihr weiter entbehren.“ So führt er den Kohl und Vasalide Artus entgegen, den Kohl zu dessen Gelüsten und Vasalide zu eigenen, was er kaum erwarten kann und sie, nach so lange Kloster, noch weniger. Da schließen wir mal besser die Augen.

      Die Aventiure von Lageflot unter dem Turm

      Lageflot aber nimmt den mühsamen Weg durch die verborgene Furt. Springen muss sein Pferd und schwimmen sodann. Doch Gott, der Herr, lässt die Sonne herab scheinen auf die Wohnstätte der Menschen, und sie saugt zudem aus der Rüstung des Ritters das schädliche Wasser, auf dass Lageflot weiter reiten kann und er gelangt ins Unwirtliche Reich mit den drei Heiden des Königs Salifor mit den rauen Händen. Dieser weilt im Raum jenseits der Küche und hat seine Hände zu Ruhe und Erholung gelegt in einen Sud aus gespaltenen Kohlblättern. Seine Zauberer und Weisen haben ihm dieses verordnet, drei Heiden, wie sie sein Onkel, Fürst Pentragon von Paloma, von einem Feldzug gen Osten in rauen Mengen mitgebracht hatte und unter seinen Verwandten verteilt. Sie beherrschen das Lesen der Schriften von hinten nach vorn, von rechts nach links und wissen allüberall auf der Welt, in welcher Richtung sich jener Ort befindet, der ihnen als heiligster gilt und bei uns den Beinamen der Unheilige trägt. Salifor sind sie lieb und wert, und er hat manche Kämpfe ihretwegen gefochten, weil vielen sie ein Dorn im Auge waren. Denn was sie an Zaubertum leisteten, nährte den Neid mancher Nachbarn. So fand Salifor erst, da keine Nachbarn mehr da, die nötige Zeit, sich um seine Hände zu kümmern, unter denen besonders Januse, die Gattin, welcher er zärtlich in Liebe zugetan, litt.

      Die drei Heiden hatten in Nächten und Kellern lange Versuche unternommen mit Mäusen, welche sie dort antrafen, um die Wirkung verschiedener Gottesgaben auf die Beschaffenheit von Händen zu beobachten (sie hatten, da sie kamen, die Schriften des Philosophen in ihrem Gepäck [„ich weiß nicht“, unterbricht Merlin nachdenklich, „ob man in einigen Jahren noch wissen wird, wer damit gemeint, und wir wollen vor der Lehre, die wir erteilen, keine Hindernisse auftürmen. Schreibt also“, spricht er, „den Namen, denn er war groß, der größte von allen“] die Schriften also des Aris Toteles in ihrem Gepäck aus dem Lande der gradnasigen Griechen, benannt nach ihrem Gotte des Krieges) und so beobachteten sie. Und der Kohl schien von allem den günstigsten Einfluss zu haben. Salifor glaubte den Weisen, doch waren ihm die Augen verschlossen, denn während er zur Genesung die Hände wusch, rieben die drei die ihren.

      Seht nun aber, Lageflot kommt, der arthurische Ritter, einen solchen haben sie auch schon erwartet. Ihr Verstand nämlich ist scharf, doch im Herzen haust das Böse, da unser Herr Jesus Christus nicht Einzug darein gehalten. Einzug hält nun Lageflot, und die Heiden flüstern Salifor ein, dieser sei gekommen, Januse, die Gattin im Bad, zu rauben, und so entspinnt sich ein mächtiger Kampf zwischen den beiden, beginnend in jenem Raum jenseits der Küche und durch alle Gemächer der Burg bis in das Bad, in welchem Januse, die Gattin, sich von den Zärtlichkeiten ihres Gatten entspannt. Dort jedoch gleitet Salifor aus, und im Sterben gehen die Augen ihm auf, und er verwünscht die Heiden, die, da sie den Ausgang des Kampfes gewahrten, hinaufziehen in das Gebirge, wo Gott sie straft mit Kälte und Frost. Denn Gott ist gerecht. Auch in diesem:

      Sobald Januse genug um ihren Gatten getrauert hat, steigt sie aus dem Bad und folgt - natürlich gewandet - Lageflot unter dem Turm durch die verborgene Furt hin zu König Artus’ Hof. Und Kohl führen sie ebenfalls mit.

      Merlin bedenkt sich und schüttelt schließlich das Haupt. „Und dennoch“, sagt er, „ist er der größte von allen.“ Er meint Aris Toteles.

      „Und Salifors Politik“, fügt er hinzu, „war im Ansatz gar nicht so falsch.“ Und dann beginnt er selbst in Philosophie sich zu üben und sagt noch: „Im Bade, im Bade - nein, das war ein anderer, und auch der war nicht der geringste.“

      Uns bleibt der Sinn dieser Worte verborgen, und weil wir gelernt haben, nur das zu schreiben, was Sinn macht, und da aber gleichzeitig und überhaupt der Sinn von niemand anderem gemacht wird als von uns, den Schreibern, von wem denn auch sonst?!, lassen wir Merlins Worte einfach mal aus.

      Aber jetzt sind wir es, die drängen.

      Die Aventiure von Melozamur vom Strand

      Wie töricht ist doch die Liebe!“ pflegt Sapiens ad Portam Celestem zu sagen, der sich dem Buchstaben G nähert. „Und dennoch begleitet sie uns, solange wir leben“, flicht Merlin, blitzschznell das Thema wechselnd und sinnend ein.

      An die Wegscheide Misoltis ist Leusigan gezogen, der Eigenwillige, und veranstaltet dortselbst ein Kohltreten. „Ich will doch mal sehen“, hatte er eines Abends gedacht, „ob das nicht ein Erfolg wird. Die Leute sind’s müde, Ritter beim Tjosten zu sehen, aber Kohltreten, das dürfte sie wieder begeistern. Denn hierbei entscheiden nicht Stärke und Kraft, sondern die Behändigkeit der Beine und die Schnelligkeit der Füße.“ Und so sammelt er den Kohl seines Landes und begibt sich zur Wegscheide Misoltis, nicht auf das Feld vor der Stadt Schultikarentin, sondern zur Wegscheide Misoltis, denn dort wohnt sie, Konsilaude zwischen den Wassern, deren Gunst er durch Siege zu erringen hofft. Melozamur vom Strand begibt sich dorthin, stellt sein Pferd bei den Stallungen unter dem Buchstaben M ab, nach dem Anfangsbuchstaben seines Namens, denn viele sind gekommen, um zu sehen, was das hier sei, und schreitet durch die lachende Menge. Ja, sie lacht, die Menge, sie lachen ihn aus, wie er in seiner Rüstung einherschreitet durch die lachende Menge, und manch einer schreit: „Seht dort, ein Ritter!“

      Doch Melozamur verzieht keine Miene unter dem Helm. Und als er emporblickt hinauf, wo Konsilaude Platz genommen, da erntet er deren Blick und ist entschädigt. Leusigan der Eigenwillige aber hat den Kohl getreten weiter als alle zuvor.

      „Tor!“ spricht da Melozamur, als er das sieht. Und Leusigan hält inne. „Ich? Nein. Du bist der Tor, denn nicht in der Rüstung wird hier gekämpft“, erklärt er sodann, „lege sie ab und tritt gegen mich an, damit wir sehen, welcher von beiden der bessere Treter.“

      Während Melozamur sich nun entkleidet, legt Leusigan ihm die Regeln dar. Da stehen sie gegeneinander, und Leusigan hat dem Fremden den Vortritt gelassen. „Was ist der Preis?“ ruft Melozamur über den Platz.

      „Siehst du die Holde dort oben? Konsilaude ist ihr Name. Sie ist meine Dame, für sie will ich treten. Besiege ich dich, so nennst du dich hinfort ihren Ritter. Siegst aber du, so will ich hinausziehen in alle Welt und deinen Ruhm als besseren Treter des Kohls, als ich es bin, verkünden.“

      Melozamur zaudert, denn dieser Preis scheint ihm gar nicht verlockend. Dennoch stellt er sich dem Zweikampf, sucht einen Kohl, einen besonders großen (Artus möge ihm vergeben), und tritt, und er tritt so feste, und Gott, der Herr, lenkt den sausenden Kohl Leusigan gegen die Stirn, wovon dieser nach hinten zu Boden stürzt. Und als er sich wieder erhebt nach geraumer Zeit, da spricht er: „Wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, ohne Rüstung gegen mich anzutreten? Ich habe die meine im Kampf gegen manchen Riesen verloren. Und Ihr Wicht wollt mir ans Leder? Sprecht, wer Ihr seid!“

      „Man nennt mich Melozamur vom Strand.“

      „So bin ich“, braust Leusigan der Eigenwillige auf, „der Rote Ritter im Fluss“, springt hinfort und begibt sich in den Fluss, der dort seinen Lauf nimmt. Und erst nach einigen Meilen, die er geschwommen, kommt er wieder zu sich und veranstaltet sogleich im Fluss bei der Stadt am Fluss das Wettschwimmen der Stadt am Fluss, um das Herz der ebendort weilenden Bandirissie zu gewinnen. Konsilaude zwischen den Wassern jedoch gewinnt Gefallen an Melozamur vom Strand und begleitet ihn und den Kohl zum Hof unseres Königs Artus, des besten Ritters