Jens H. Milovan

Zeit der Klarheit


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ist.«

      »Doch, doch. Bei uns in der Firma ist eine wunderschöne Frau. Ein absoluter Traum. Ich glaube aber, dass sie in festen Händen ist«, sagte ich mit dem Bild von Frau Thiel vor Augen.

      »Hast du sie gefragt?«

      »Nein, noch nicht.«

      Pascal rollte die Augen.

      »Mann, Mann, Mann. Woher willst du das dann wissen. Meinst du, sie kann das erahnen oder deine Gedanken lesen?«

      »Nein, natürlich nicht. Ich brauch halt ein bisschen länger bei diesem Thema. Wie geht es eigentlich Christine, war sie in Neuseeland dabei«, fragte ich ihn, um endlich von diesem leidigen Thema abzulenken.

      »Ja, nach einer Woche ist sie nachgekommen, da sie nur drei Wochen Urlaub hatte. Die Woche allein war aber auch sehr angenehm, muss ich sagen. Apropos Christine, wir wollten dich nächste Woche zu uns einladen. Mal wieder gemütlich zusammen kochen, wie wär’s, hast du Zeit?«, fragte er, sah zuerst mich an und dann auf die Uhr.

      »Ja, danke, gerne. Gute Idee. Am Samstag sieben Uhr?« »Ja, genau, das passt. Du ich hole Christine jetzt vom Friseur ab. Lass uns wegen Samstag noch mal telefonieren.«

      Pascal bezahlte, stand auf und verabschiedete sich. Frisch gestärkt ging ich weiter in die Stadt.

      Sonntags unternahm ich den nächsten Versuch mich dem Thema Meditation mit Hilfe meines neuen Buches zu nähern. Aber diesmal kam ich noch nicht einmal zur ersten Seite. Es läutete. Ich legte das Buch zur Seite und ging zur Tür.

      »Hallo Benno. Gehst du Tennis spielen?«, fragte ich ihn schmunzelnd.

      Die blau-weißen Tennisklamotten unterstrichen seinen sportlichen Körper und waren wie immer modisch perfekt auf einander abgestimmt. Seinen ursprünglichen Namen Benedikt, konnte er noch nie leiden. Deshalb nannten ihn alle Benno.

      »Ja klar und du jetzt auch«, erwiderte er mit einem breiten Grinsen.

      »Aha, da weiß ich ja noch gar nichts davon«, äußerte ich ungläubig.

      »Siehst du, deshalb bin ich hier. Auf, hol deine Sachen, der Tennisplatz ruft.«

      »Okay, okay, du hast recht. Bei dem genialen Wetter muss man ja spielen. Komm rein, ich hol kurz meine Tasche«, sagte ich und ging in den Keller.

      Beim Packen der Tennissachen bemerkte ich, dass ich den Schläger sicherlich schon ein paar Monate nicht mehr in der Hand hatte. Auch sonst war ich die letzte Zeit eher weniger sportlich unterwegs. Und das, wo ich früher fast jeden Tag Sport gemacht hatte. Das kann ja heiter werden, dachte ich, bevor wir in Bennos Cabrio einstiegen. Die ersten paar Schläge waren dann auch ziemlich verkrampft. Aber nach einer Weile traf ich die Bälle immer besser. Die Ballwechsel wurden ebenfalls länger, sodass wir richtig Spaß hatten.

      »Hey, Nikolai. Schön, dass du Zeit hattest«, sagte Benno noch ganz außer Atem, beim traditionellen Händeschütteln nach dem Match.

      »Danke, dass du mich abgeholt hast. Das war jetzt echt klasse. Mal wieder so richtig `rumrennen und auspowern. Und das noch bei diesem herrlichen Wetter«, antwortete ich völlig nass geschwitzt.

      Nach dem Duschen setzten wir uns auf die Terrasse.

      »Na, wie läuft deine Praxis«, fragte ich ihn nach einer Weile.

      »Du, sehr gut. Ich kann echt nicht klagen. Seit einem halben Jahr habe ich freitagmittags auch noch geschlossen, ohne wirkliche Einbußen. Wenn nicht gerade ein Notfall oder Monatsabschluss ist, habe ich jetzt mehr Zeit für mich und die Kids.«

      »Das hört sich gut an. Apropos Kids. Was macht euer Leon, spielt er noch Tennis.«

      »Ja, der spielt jetzt in der Mannschaft. So langsam hat er den Dreh raus«, antwortete er nicht ganz ohne Stolz.

      »Und mit Julia, wieder alles im Lot«, erkundigte ich mich vorsichtig nach seiner Frau.

      »Ja, das war natürlich auch noch ein Grund, den Freitagmittag zu schließen. Durch die Kids und die Praxis hatten wir eigentlich kaum noch Zeit für uns. Das schleift sich völlig unbemerkt ein und irgendwann lebt man nur noch neben einander her. Wir hatten immer mehr Streit, wegen nichts und wieder nichts. Ich war genervt, Julia war genervt. Selbst die Kids. Wir haben Gott sei Dank rechtzeitig die Reißleine gezogen. Julia hat auch ihre Stunden reduziert. Ja, was soll ich sagen. Uns geht es jetzt richtig gut.«

      Sichtlich zufrieden über die geänderte Situation in seinem Leben sah Benno fast abwesend in die Ferne. Unvermittelt sah er mich an. »Und bei dir. Was macht das Malen.«

      »Mmh, wenig, um nicht zu sagen, gar nichts. Ich finde in letzter Zeit nicht die Ruhe dafür. Leider.«

      »Gibt es einen besonderen Grund dafür?«, hakte er nach.

      »Nein, eigentlich nicht. Aber irgendwie kann ich mich nicht entspannen. Mein Magen meldet sich regelmäßig und wohltuender Schlaf ist auch anders.«

      »Da habe ich neulich gerade etwas Interessantes gelesen. Über den Vagus-Nerv. Ich schicke dir ein paar Links zu den Büchern. Vielleicht passt das ja.«

      »Okay, danke.«

      Wir saßen, schwiegen und beobachteten die anderen Tennisspieler und vor allem Tennisspielerinnen, wie wir es schon Hunderte Male früher gemacht hatten. Ein Blick zwischen uns beiden sagte mehr als tausend Worte. Wir verstanden uns blind und wussten genau, was der andere gerade dachte.

      »Du, dieses Jahr werde ich meinen Geburtstag `mal wieder feiern. Du bist natürlich eingeladen«, unterbrach Benno das Schweigen.

      »Cool. Danke. Weißt du schon wo?«

      »Nein. Ich bin noch am überlegen. Ich hätte gerne, dass gegen später getanzt wird. Das hat immer Stimmung gebracht. Was meinst du, kann man die Leute heute noch zum Tanzen bewegen?«

      »Klar. Wenn die Atmosphäre passt, auf jeden Fall.«

      »Was meinst du mit Atmosphäre?«, fragte Benno.

      »Der Raum darf nicht zu hell sein. In diesem Raum sollte es nur Stehtische geben. Enorm wichtig ist einer, der die Musik auflegt. Hol dir ein DJ. Wenn jeder Musik auflegen will, kommt keine Stimmung auf. Optimal ist es, wenn der Raum nicht vollständig vom Rest abgetrennt ist. Die Leute wollen sehen und gesehen werden«, plauderte ich aus Erfahrung.

      »Okay. Du musst es ja wissen. Auf deinen Feten ging es ja immer ab wie Lutzy. Gibt es noch was, was ich wissen sollte?«

      »Frag’ den Besitzer der Räumlichkeiten, wie das mit der Lautstärke nach 12 Uhr ist. Nichts ist nerviger, als wenn alle paar Minuten einer rein rennt und die Musik leiser stellen will.«

      »Das stimmt. Letztes Jahr bei der Party von Peter, kam der Wirt ab halb zwölf ständig an. Das war ätzend«, bestätigte er.

      »Party, finde ich gut. Falls du irgendwie Hilfe brauchst, ruf mich einfach an.«

      »Danke. Ich werde darauf zurückkommen. Wie viel Uhr ist es eigentlich?«, fragte er, nach einer Uhr suchend.

      Vom Nachbartisch kam prompt die Antwort: »Fast halb eins.«

      »Schon«, meinte Benno, »dann lass uns langsam die Hühner satteln.«

      Nach dem Bezahlen packten wir unsere Tennissachen zusammen und Benno fuhr mich nach Hause.

      Übungszeit 2: Klarheit für den Körper

      Entspannung als Gegengewicht zum hektischen Alltag ist Basis für körperliches Wohlbefinden und Lebenskraft. Die folgende Übung zur bewussten Entspannung kann zu Ruhe und Balance verhelfen.

      1 Strecke und dehne dich, wobei du so oft wie möglich gähnst. Setze dich bequem hin und schließe die Augen. Spanne deine Arme für zehn Sekunden an, wobei du eine Faust machst. Spanne deine Beine für zehn Sekunden an.Wiederhole diese Anspannung der Arme und Beine ein weiteres Mal. Entspanne alle Muskeln deines Körpers. Arme und Beine sind ganz locker. Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit breiten sich in