Rudolf Jedele

Shandra el Guerrero


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als sie ihn nach El Zahara geleitet hatte und mit ihm auf den Gipfel das Zahara – Berges stieg. Er war nie zuvor dort oben gewesen und sein Staunen war noch größer geworden, als er von Tarith in ein kleines Gebäude, eine Art Tempel geführt wurde, der auf dem höchsten Gipfel des Berges errichtet worden war.

      Es gab im gesamten Hochland, ja in ganz Iberia kein zweites Gebäude wie diesen Tempel und es gab wahrscheinlich auch gar keinen zweiten Platz wie diesen.

       „Das, junger Krieger ist der wirkliche Grund, weshalb die Anglialbions die Grazalema erobern wollten. Dieses Gebäude war ihr eigentliches Ziel und sie haben es so gut verschleiert und versteckt, dass keiner – nicht einmal Samuel – auch nur den winzigsten Hinweis darauf in Godfreys Gehirn finden konnte. Nur der König und sein Bruder Reginald Bull wussten um dieses Ziel. Jetzt, Shandra el Guerrero übergebe ich diesen Tempel dir.

       Warte mit deinen Fragen, höre erst meine Worte.

       Die Menschen hatten bis zum Beginn der heißen Kriege ein unvorstellbares Wissen angesammelt und dieses Wissen, so war ihre Idee, sollte niemals untergehen, ganz egal, was mit der Welt geschah. Aus diesem Grund haben sie Archive angelegt. Archive, das sind Maschinen, in denen das gesamte damals verfügbare Wissen der Menschen gespeichert wurde und um ganz sicher zu gehen, dass nichts unvorhergesehenes geschah, legten sie die Archive in verschiedenen Stufen an. Die erste, die am leichtesten zu verstehende Stufe findest du hier, unter diesem Tempel. Du bist der Auserkorene, du bist der Mensch, der als Erster und vielleicht als Einziger das Feuer von Zahara auf Dauer entzünden kann und dadurch Zugang zum Archiv erhält. Ich schenke dir das Wissen, das in diesem Berg verborgen liegt, denn es wird dir in vielen Entscheidungen deiner nahen und auch ferneren Zukunft eine große Hilfe sein. “

      Shandra wusste mit dem Begriff Archiv nichts anzufangen, ebenso wie er sich unter einer Maschine zur Speicherung von Wissen nichts vorstellen konnte. Aber vielleicht, so dachte er bei sich, erklärt sich ja das Archiv von selbst und hinterher weiß ich sowohl was ein Archiv als auch, was eine Maschine sein soll.

       „Was muss ich tun, um das zu erlangen? Lohnt es sich überhaupt das Wissen zu erlangen, welches du mir scheinbar so großzügig als Geschenk anbietest? Ohnehin frage ich mich, weshalb ausgerechnet du über etwas verfügen solltest, das mir weitere Hilfen auf meinem Weg bereithält.“

       „Du besitzt das Schwert des Nordens. Frage dein Schwert, es wird dir die meisten Fragen beantworten. Ich kann dir den Zugang zu den Archiven nicht ermöglichen, doch ich war es, die schon vor Jahren entdeckt hat, wo sich die erste Stufe der Archive befindet und ich war es, der Menschenleben opfern musste, um zu dieser Entdeckung zu gelangen. Außer mir gab es lange Zeit nur noch einen Menschen, der über diesen Tempel Bescheid wusste. Dieser andere Mensch hat sein Wissen an Edward of Winchester weitergegeben und Edward hat dann Reginald Bull einbezogen, weil selbst er sich allein vor diesem Wissen fürchtete.

       Ich kann dir also sehr wohl dieses Geschenk machen, ich verfüge darüber.“

      Tarith verabschiedete sich von Shandra und versprach ihm bereit zu sein, wenn er das Archiv wieder verlassen hatte. Dann wollte sie für ihn da sein.

      Shandra stand allein in dem kleinen Gebäude aus rötlich schimmerndem Granit und fragte sich, was es in einem quadratischen Raum ohne Zwischenwände und ohne jegliches Mobiliar zu finden geben konnte, doch da er schon mal hier war, befolgte er einfach Tariths Anweisung und zog den weißen Wolf aus der Scheide. Wann immer er das bis jetzt getan hatte, der Geist des Inuit, der diese Klinge geschaffen und in ihr gefangen war, begann sofort mit Shandra zu reden, kaum dass dieser die Klinge auch nur angelüftet hatte. Diesmal blieb das Schwert eine ganze Weile still. Dann aber, mit einem tiefen Seufzen, erschien Shandra der Geist des Inuit und der Schmied war sichtlich erstaunt, Shandra an diesem Ort zu finden.

       „Du befindest dich an einem bedeutsamen Ort mein Meister, weißt du das?“

       „Wissen? Nein, gewusst habe ich es nicht. Nur geahnt. Aber was ist es, das diesen Ort so bedeutsam macht?“

       „Zu meiner Zeit gab es ein Wort, das behauptete, Wissen sei Macht. Wenn das stimmt – ich bin überzeugt, dass es stimmt – bist du an einem echten Ort der Macht. Ganz in deiner Nähe befindet sich der Zugang zu einem der Archive der ersten Ebene.“

       „Das hat man mir bereits gesagt, doch nicht wie ich an den Ort gelange und auch nicht, was ein Archiv letztendlich ist. Man hat mir aber auch gesagt, du wüsstest, wie ich an diesen Ort des Wissens gelange.“

       „Wer immer man sein mag, es muss sich um ein sehr kluges Wesen handeln. Hast du diesem Wesen von mir erzählt?“

       „Wenn du mich so fragst, nein. Niemals. Sie hat dich auf meinem Rücken gesehen und gewusst wer du bist.“

       „Erstaunlich! Und du hast sie gesagt, das Wesen ist demnach eine Frau? Wer ist sie und woher kommt sie?“

       „Sie ist tatsächlich eine Frau, sie nennt sich Tarith, stammt aus der fliegenden Stadt Ninive und man sagt, sie sei ein künstlich geschaffenes Lebewesen, ein Klon.“

       „Oh! Meister, du bereitest mir heute viel Freude. Du hast seit unserer letzten Unterhaltung erstaunlich Fortschritte gemacht. Und du bringst mir hoch interessante Nachrichten. Ich hätte nicht erwartet, dass die fliegenden Städte so lange überdauern werden. Wie viele gibt es denn noch davon?“

       „Nur diese eine, wie ich erfahren habe, die Stadt die Ninive genannt wird. Meine Informationen besagen aber, dass sie seit einiger Zeit aufgehört hat zu fliegen, dass sie auf einem ganz bestimmten Punkt fest sitzt. Aber weshalb rede ich mit dir über Ninive? Ich wollte von dir erfahren, wie ich Zugang zu diesem Ort der Macht bekomme, an dem ich mich angeblich befinde.“

       „Du hast ja Recht, Meister. Tadle mich nur, weil ich so unkonzentriert bin. Ich werde dir gleich sagen, wie du an den Ort gelangst, an den es dich zieht, doch zuvor noch zwei Dinge.

       Zuerst eine Information:

       Ninive repräsentiert die höchste Stufe dessen, was sich als Anfang unter deinen Füßen befindet. Wenn du alle Stufen der Archive durchlaufen hast, wirst du zwangsläufig nach Ninive gelangen. Dann wirst du erkennen, dass Ninive ein Paradoxon ist und zerstört werden muss, denn Ninive ist Vergangenheit und Gegenwart zugleich. Das wäre nicht weiter schlimm, aber die Intelligenz der fliegenden Städte war so angelegt, dass sie auch versuchen Zukunft zu sein und das darf nicht geschehen, denn dann wäre alles, was nach den heißen Kriegen getan wurde, umsonst gewesen.

       Und nun noch eine Frage:

       Du hast eine gewaltige Schlacht hinter dir, doch du hast mein stählernes Ich nicht einmal benutzt. Weshalb nicht?“

       „Weil ich ein Krieger bin und kein Mörder. Der weiße Wolf macht mich als Kämpfer unbesiegbar. Wozu sollte ich eine solch mächtige Waffe einsetzen, wenn ich mein Ziel auch mit meinen ganz normalen Kräften erreichen kann? Die Zeit, da ich dich brauche wird noch früh genug kommen. Oder hast du ein Problem?“

       „Ein Problem ist es nicht. Eher ein Gelüst. Aber mach dir darüber keine Gedanken. Deine Entwicklung verläuft in den richtigen Bahnen. Deine Erkenntnis ist vollkommen richtig und ich bin froh, einen Meister wie dich gefunden zu haben.

       Aber nun zu deiner eigentlichen Frage.

       Vor dir steht etwas, das man zu früheren Zeiten ein Steuerpult nannte. Einfacher gestrickte Gemüter würden es auch als Altar bezeichnen, denn in diesem Pult versteckt sich etwas, das man durchaus als Mysterium bezeichnen könnte, wenn man wenig Bildung und viel Glauben besitzt.

       Du wirst in der Oberfläche des Pultes zwei Handsymbole entdecken. Lege deine Hände genau in diese Symbole, dann wird ziemlich rasch zwischen deinen Händen ein rechteckiges Kästchen auftauchen, in dem du neun leuchtende Felder findest, Jedes Feld hat eine andere Farbe. Drücke mit dem