Eike Ruckenbrod

Franzi und die Ponys - Band II


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du dich das traust“, sagte die Jüngere bewundernd. Wiebke brummte nur verächtlich: „Die wird sich alle Knochen brechen.“

      „Wie willst du denn anfangen?“, fragte Lisa. Franzi kaute nachdenklich an der Unterlippe. „Ich werde im Longierzirkel versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen, während er frei herumläuft. Dabei werde ich es so machen, wie ich es gelesen hab'. Erst wird er weggejagt und, sobald er Signale gibt, dass er sich unterordnen will, hör' ich mit dem Druck auf. Es sollte so sein, dass der Hengst sich mir freiwillig anschließt und mich als Leittier akzeptiert“, erklärte sie. Johanna, Lisa und Frau Knoll hörten interessiert zu. Wiebke tat so, als interessierte es sie nicht, und zupfte sich ein Stückchen Stroh aus den Haaren. Svenja stand schon eine Weile neben der Hofbesitzerin und wartete darauf, etwas sagen zu dürfen.

      Als Franzi mit ihren Erklärungen fertig war, fragte sie schnell mit leiser Stimme: „Entschuldigung, ähm, Frau Knoll? Dürfen wir schon mal die Ponys fertig machen?“ Diese blickte erschrocken auf die Uhr und antwortete: „Nein, nein, ihr müsst zuerst in den Theorieraum, damit Franzi und Lisa die Ponys einteilen können!“ Und zu Franzi gewandt: „Wir sprechen ein anderes Mal weiter, es ist schon spät.“

      Rasch räumten sie das Geschirr ab und eilten in den Theorieraum.

      Die Mädchen lernten als Erstes die genauen Bezeichnungen der Putzutensilien und den Umgang damit. Franzi hatte eine Putzbox aus dem Stall besorgt und konnte so alles anschaulich erklären.

      Als sie damit durch waren, forderte sie die Mädchen auf zu erzählen, wie lange diese schon ritten und ob sie ein eigenes Pony besaßen oder ein Pflegepony.

      Bis alle berichtet hatten, die Isländer und die Gruppen eingeteilt waren, neigte sich die Stunde schon dem Ende zu.

      „Wir versuchen es jetzt mal so, und wenn es nicht klappt, dann können wir die Ponys immer noch tauschen“, meinte Franzi und begleitete die Mädchen in den Stall, um endlich ihre heiß geliebten Isis zu putzen und zu reiten.

      Lisa und Franzi zeigten den Mädchen, die das erste Mal hier waren, ihre Ponys, und wie sie ihnen das Halfter richtig anlegen mussten. „Wenn ihr eure Ponys holen wollt, geht nicht aggressiv, zu schnell oder mit heftigen Bewegungen auf sie zu, sonst bleiben sie sicher nicht stehen. Aber auch nicht zu zögerlich oder gar ängstlich, sonst bleiben sie zwar stehen, aber gehen nicht mit euch mit.“ Franzi schaute in ratlose Gesichter.

      „Wie sollen wir denn dann gehen? Nicht zu schnell, nicht zu langsam?“, fragte die siebenjährige Susi verzweifelt.

      „Geht entspannt, aber selbstbewusst und langsam auf sie zu, so als wolltet ihr euch dazu stellen und mit am Heu knabbern“, erklärte sie. „Wenn ein Pony vor Angst wegrennt, dann stürmt ihm nicht nach, ihr habt eh keine Chance, es einzuholen. Bleibt kurz stehen, entspannt euch und geht wieder ein paar Schritte in Zickzacklinien drauf zu. Wichtig ist auch, dass ihr es dabei nicht anstarrt, denn das kann schon bedrohlich wirken.“

      Susi sah sie mit großen Augen an. „Okay. Wenn es nicht klappt, hilfst du mir dann?“, fragte sie.

      „Natürlich mach‘ dir keine Sorgen“, beruhigte Franzi das braunhaarige Mädchen.

      Nacheinander holten sie ihre Ponys aus dem Laufstall. Franzi zeigte und erklärte ausführlich das Striegeln, Satteln und Auftrensen, damit auch die Neuen alles richtig machten.

      „Hab‘ ich genug geputzt?“, fragte die zwölfjährige Caroline, die auch letztes Jahr schon in Franzis Gruppe war.

      „Beim Putzen müsst ihr darauf achten, dass keine Dreckkrusten in der Sattellage und unter dem Zaumzeug sind, denn sonst können die Ponys schmerzhafte Scheuerstellen bekommen. Fauta ist sauber genug, du kannst schon mal den Sattel holen.“

      Als das schlanke, für ihr Alter kleines, Mädchen wieder da war, erklärte Franzi weiter: „Der Sattel liegt bei Islandponys gewöhnlich weiter hinten als bei anderen Pferderassen. Der Sattelgurt liegt ungefähr zwei Handbreit hinter dem Vorderbein.“ Die Reiterinnen kontrollierten den Sitz des Sattels, und Franzi wartete geduldig, bis alle soweit waren.

      „So, jetzt könnt ihr auftrensen. Ich zeig‘ es euch bei Pokki.“ Sie stellte sich neben den Kopf des Schecken und zog ihm erklärend das Zaumzeug an.

      „Wie fest muss ich denn den Riemen ziehen, der über Bibis Nase geht?“, fragte Mareike und schob ihr rotblondes, schulterlanges Haar hinters Ohr.

      „Ein Pferd oder Pony kann nicht wie ihr durch den Mund atmen, also zieht den Sperrriemen nur so fest, dass noch zwei Finger dazwischen Platz haben.“ Franzi steckte ihre Finger durch den locker verschnallten Riemen.

      „Wenn ihr mit weicher Hand reitet, dann versucht euer Pony erst gar nicht, sein Maul aufzureißen, vor lauter Schmerzen.“

      Als endlich alle fertig waren, zogen die Mädchen ihre Helme auf und nahmen die Gerten. Die Kleinen folgten Franzi in die Reithalle. Lisa unterrichtete die älteren Mädchen auf dem Außenplatz.

      „Warum brauchen wir denn eine Gerte? Ich möchte Sleipnir nicht schlagen“, wunderte sich Melanie mit piepsiger Stimme.

      „Wir schlagen unsere Ponys nicht mit der Gerte, sondern geben ihnen nur Signale damit. Die Gerte ist dein verlängerter Arm. Du tippst das Pony treibend damit an oder du hältst sie ihm beim Führen bremsend vor die Nase. Wir führen die Ponys zuerst eine Runde an der Bande entlang, damit sie sich alles anschauen können.“

      Die Mädchen versuchten die Isländer an die Bande zu führen und auch dort zu bleiben, was sich aber als nicht so einfach herausstellte.

      Der sture Wallach Feitur hatte heute überhaupt keine Lust zu laufen und stand beharrlich auf einer Stelle. Annika zog und zerrte an seinem Zügel, aber außer dass sein braun gescheckter Hals immer länger wurde, tat sich nichts.

      „Es ist wichtig, dass ihr eure Ponys führt und nicht umgekehrt. Ihr seid der Chef“, erklärte Franzi.

      „Feitur ist noch sturer wie ein Shetti. Wie soll ich denn da der Chef sein?“, jammerte die Neunjährige. „Kann ich nicht Pokki haben, wie letztes Jahr, der war viel lieber.“

      „Wenn du vorne am Zügel ziehst, wird nur sein Hals länger. Stell‘ dich seitlich neben ihn und tippe ihn hinten mit der Gerte an. Sag' dabei das Kommando: komm!“ Das Mädchen versuchte es und hatte auch gleich Erfolg damit.

      „Super, es hat geklappt“, rief sie erfreut und lobte den Braunschecken.

      „Toll! Siehst du, Feitur ist doch gar nicht so übel, wenn er versteht, was du von ihm willst.“ Annika wollte sich alles gut merken, damit sie zu Hause mit ihrem Shetti Rocky üben konnte.

      „Aua“, schrie Ines.

      „Was ist denn?“ Franzi eilte zu ihr.

      „Faxi ist mir auf den Fuß getreten.“ Der kleinen Ines standen die Tränen in ihren blauen Augen.

      „Du musst versuchen, dass Faxi immer mit Abstand von dir läuft, indem du ihn mit dem Gertenknauf seitlich am Hals antippst, wenn er zu nahe kommt“, erklärte Franzi und machte es vor. Ines nickte, biss die Zähne zusammen und humpelte mit Faxi weiter.

      „Die Ponys testen euch jetzt. Sie sind sehr feinfühlig und spüren sofort eure Unsicherheit. - So, wenn ihr alle eine Runde gelaufen seid, halten wir an und gurten nach. Was ist denn los, Rebecca? Warum hältst du nicht an?“, fragte Franzi. Dreki zog Rebecca hinter sich her wie ein ungezogener Hund sein Herrchen. Er dachte gar nicht daran, anzuhalten. „Hilfe Franzi, Dreki hört nicht auf mich. Ich kann ziehen, wie ich will und er bleibt einfach nicht stehen“, rief Rebecca schon ganz außer Atem, mit riesigen Schritten dem Pony folgend. Franzi schritt dem Fuchs in den Weg, hob ihm den Gertenknauf vor die Nase und sagte in ruhigem Tonfall: „Haaaalt.“ Dreki verstand und blieb so abrupt stehen, dass die Elfjährige schwungvoll gegen Franzi prallte.

      „Hoppla“, lachte diese und lobte das brave Pony.

      „Entschuldigung“, murmelte das Mädchen.

      Franzi zeigte noch einmal langsam das korrekte Anhalten. Alle Mädchen