Horst Neisser

Centratur I


Скачать книгу

tion>

      Horst Neißer

      CENTRATUR

      Übersetzungen aus dem blauen Buch

      Band I

      Kampf um Hispoltai

      Der Große Krieg ist lange vorüber und sein Verursacher, Ormor der Dunkle Herrscher, unschädlich gemacht. Er hatte die Welt in schreckliches Leid und Elend gestürzt. Bis ihm schließlich von dem weisen und mächtigen Zauberer Aramar Einhalt geboten worden war.

      Doch auf einmal wird der Kontinent Centratur wieder mit Krieg überzogen. Flüchtlingsströme sind unterwegs. Ormor greift wieder nach der Macht. Der große Hochkönig ist tot, und so ist die Welt dem Dunklen Herrscher und seinen Verbündeten ausgeliefert.

      Aber eine Allianz aus Zwergen, Erits und Menschen leistet dem drohenden Unheil erbitterten Widerstand. Zusammen mit Aramar und der Hohepriesterin Qumara aus Rutan stellen sie sich der Übermacht entgegen.

      Wird es gelingen, Hispoltai die Hauptstadt von Equan gegen den Ansturm der grausamen Orokòr zu verteidigen? Wird der Turm Loron und mit ihm das magische Kraftfeld des Weißen Rates dem Angriff standhalten? Werden die beiden Erits, Akandra und Marc, ans Ziel ihrer Reise gelangen und ihren gefährlichen Auftrag zu Ende führen können?

      Der Roman spielt in einer Zeit lange vor Menschengedenken. Realismus und Fantasie verschmelzen in einer faszinierenden Welt voller Abenteuer und Gefahren. Im Wechsel von atmosphärischer Dichte und erzählerischem Tempo durchziehen verschiedene Handlungsstränge den Roman. Dieses Buch hält seine Leserinnen und Leser in atemloser Spannung: eine Verführung zum Eintauchen in eine längst untergegangene Welt. Ein Buch, das man mehrmals liest und immer wieder etwas Neues entdeckt.

      Horst Neißer

      Centratur

      Übersetzungen aus dem Blauen Buch

      Erster Band

      Kampf um Hispoltai

      Circel

      Horst Neißer

      Centratur

      Übersetzungen aus dem Blauen Buch

      Band 1: Kampf um Hispoltai

      neu bearbeitete Taschenbuchausgabe

      Circel-Verlag 4. Auflage 2017

      Herstellung und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Printed in Germany

      Copyright © 2017 Autor

      1. Auflage Hardcover List Verlag 1996

      Internetseite zu diesem Roman: www.centratur.de

      Alle Rechte der Vervielfältigung und Verbreitung vorbehalten.

      Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

      Was gewesen ist, dasselbe wird wieder sein,

      und was geschehen ist, dasselbe wird wieder geschehen,

      und es gibt nichts Neues unter der Sonne.

      Es ist nur kein Andenken an die früheren Zeiten geblieben,

      und auch für die späteren, die künftig sein werden,

      wird kein Andenken übrig bleiben bei denen,

      die noch später sein werden.

      Prediger 1,9-11

      Vorwort des Übersetzers

      Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich die Welt verändert. Die Grenzen haben sich für die Menschen im Osten und im Westen geöffnet, und dadurch hat sich auch mein Leben verändert.

      Vor längerer Zeit kam nämlich zur Post in U. ein seltsamer Brief. Die Adresse war mit ungelenker Hand in kaum entzifferbaren Buchstaben geschrieben. Gerichtet war der Brief an eine Frau N. Diese Frau war meine Großmutter. Sie lebt schon seit vielen Jahren nicht mehr und hatte bereits in den fünfziger Jahren die Wohnung gewechselt. Aber U. ist ein kleiner Ort, und so erinnerte sich der Briefträger an meine Tante, die noch dort wohnt. Ihr überreichte der findige und pflichtbewusste Mann den grauen Umschlag aus billigem Papier. Sie wiederum leitete den Brief an mich weiter.

      Absender der Botschaft war eine mir völlig unbekannte Familie in der Ukraine. Der Schreiber oder die Schreiberin hatte lateinische und kyrillische Buchstaben vermischt. Textpassagen in russischer Sprache wechselten mit solchen in schlechtem Deutsch ab. Außer ein paar Brocken, die mich neugierig machten, konnte ich nichts verstehen. Ich erinnerte mich aber an eine alte Freundin, die ich während meiner Studienzeit kennen gelernt und die damals Slawistik studiert hatte. Zu ihr nahm ich Kontakt auf, wir trafen uns und entschlüsselten gemeinsam die Nachricht. Gemeinsam fuhren wir schließlich auch nach Russland und sprachen mit den Leuten.

      Sie hatten mir nämlich geschrieben, dass mein Vater im letzten Krieg in ihrem Haus gestorben sei, und sie seinen deutschen Angehörigen gerne sein Grab zeigen wollten. Außerdem hätten sie seine Hinterlassenschaft fünfzig Jahre lang für uns verwahrt. Mein Vater war im Zweiten Weltkrieg als einfacher Soldat am Russlandfeldzug beteiligt gewesen und nicht mehr zurückgekommen. Ich habe ihn nie gesehen. Über sein Schicksal hatten weder meine Mutter noch meine Großeltern etwas herausfinden können. Umso überraschter war ich nun über dieses Zeichen, von dem ich mir Aufklärung erhoffte. Je älter man wird, desto mehr besinnt man sich auf seine Wurzeln.

      Nach einer schwierigen und mühsamen Reise gelangten wir in ein kleines Dorf mit heruntergekommenen Häusern und teils brachliegenden Feldern. Kaputte Traktoren standen am Wegrand und rosteten vor sich hin. Ein Hotel gab es nicht, sondern nur einen kleinen Gasthof. Die Toilette war katastrophal. Wir waren mit einem Schlag ein wenig ins Mittelalter zurückversetzt. Aber die Herzlichkeit der Menschen glich die trostlose Atmosphäre wieder aus.

      Die Leute, die geschrieben hatten, waren Kleinbauern. Ihre Behausung war kärglich und baufällig. Der Zerfall des mächtigen Sowjetreichs spiegelt sich in jedem seiner Teile. Wir saßen in einem kleinen, niedrigen Raum auf einer Eckbank und tranken selbst gebrannten Wodka aus Wassergläsern. Radebrechend in Deutsch und Russisch erfuhren wir folgende Geschichte:

      Unsere Gastgeber rechneten sich zu den Russlanddeutschen. Die Familie hatte unter Stalin viel zu leiden gehabt. Dennoch hatten sie die deutsche Invasion im Zweiten Weltkrieg mit gemischten Gefühlen beobachtet. Dann kamen die vernichtenden Niederlagen der Eroberer, der chaotische Rückzug. Eines Tages war ein Mann in grauer Uniform vor ihrer Tür zusammengebrochen, und sie hatten ihn um Christi Barmherzigkeit aufgehoben und ins Haus getragen. Das war damals gefährlich gewesen, denn auf Kollaboration mit dem Feind stand der Tod, und gerade den Russlanddeutschen misstraute die Obrigkeit. Außer einer alten Frau war keiner der Leute, die uns davon erzählten, dabei gewesen. Aber den Vorfall hatte man in der Familie immer wieder besprochen, so dass auch die Jungen gut informiert waren.

      Der Verwundete hatte einen Bauchschuss gehabt und war bald darauf gestorben. Sie hatten ihn in der Nacht begraben. Die Adresse meiner Großmutter war auf einem Briefumschlag gestanden, den sie in der Brusttasche des Toten gefunden hatten. Sie hatten ihn sorgfältig aufgehoben. Durch all die Jahre war es ihr Plan gewesen, sich in Deutschland zu melden; aber die Angst vor den sowjetischen Behörden hatte sie jahrzehntelang zurückgehalten. Nun, nach der großen Wende, hatten sie ihr Vorhaben endlich verwirklichen können. Eines Tages, so erklärten sie stolz, würden sie alle nach Deutschland, ihrer wahren Heimat, kommen. Dann würden wir dort zusammen Wodka trinken und wären Landsleute.

      Später führten sie uns zu einem Hügel, der mit einem Kreuz geschmückt war. Das Holz war frisch geschnitten und zusammen genagelt. Ich stand lange davor und versuchte, eine geistige Verbindung zu dem mir fremden Mann unter der Erde aufzunehmen, aber es gelang mir nicht. Später saßen wir wieder in der Stube und tranken wieder Wodka. Ich bedankte mich für die Menschlichkeit, die man einem fremden Soldaten erwiesen hatte. Die Familie wäre schließlich