Horst Buchwald

Vertraue niemandem


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Horst Buchwald

      Impressum

      © Februar 2015

      Horst Buchwald

       Wilhelmshavener Str. 57

       10551 Berlin

       Tel: 030 915 51 229

       Mail: [email protected]

      ISBN: 978-3-7375-3179-5

      Über das Buch

      Wurde Kanzlerin Ruth Stroth ermordet oder was es Selbstmord? Die Ermittlungen kommen kaum voran. Ihr persönlicher Bodyguard Frank gerät in Verdacht. Doch wo ist er? Er arbeitete für die Security-Firma TOP. Die hat ihre Finger überall drin. Sie konkurriert mit Geheimdiensten und erfüllt auch Aufträge der Mafia. Nachfolgerin Stroths wird die ehrgeizige Karin Hausner. Sie stellt mit ihren Entscheidungen die geopolitischen Verhältnisse auf den Kopf. Plötzlich taucht sie in Moskau auf und gibt das Ergebnis ihrer Verhandlungen mit den Staatschefs von Rußland und China bekannt: Deutschland wird Mitglied im euroasiatischen Verbund. Indessen wird ihrem ehemaligen Mann Hans Kolbe vom CIA die Akte Frank zugespielt. Alles manipuliert? Was beabsichtigt der US-Geheimdienst? Hans wird von TOP-Leuten entführt und gefoltert. Es geht um die Akte. Oder nicht? Er kann fliehen. Doch das war zu einfach. Was wollen TOP und CIA von ihm? Dann ist da noch Lisa. Sie ist Kellnerin im Promirestaurant „Inferno“ und darauf spezialisiert, alles mitzuhören. Als Hans sie näher kennenlernt, entpuppt sie sich als Verwandlungskünstlerin. Oder ist sie eine Spionin? Vertraue niemandem!

      Über den Autor

      Horst Buchwald ist Wirtschaftsjournalist und hat u.a. veröffentlicht in „Wirtschaftswoche“, „Capital“, „Focus“, „Telebörse“ und zahlreichen Tageszeitungen wie „Tagesspiegel“, „Berliner Zeitung“ und „Taz“. Bevorzugte Themen waren Wirtschaftskriminalität, Immobilienspekulation, organisiertes Verbrechen sowie die IT-Branche. Er ist begeisterter Fotograf und Digitalpainter. Mehr dazu unter www.digitalwonder.de. Alles Weitere ergibt sich beim googeln.

      Eins

      Wir sind so gut wie nie auf eine plötzliche Wende im Leben vorbereitet. Manchmal ahnen wir etwas, doch wir nehmen es nicht ernst.

      Es begann mit einem Stau vor dem Großen Stern. Der Berliner Taxifahrer Hans Kolbe sah die Goldene Else im grellen Licht der Mittagssonne hoch oben vor sich. Er schätzte die Entfernung bis zum Kreisverkehr und wurde langsam sauer, denn der Stau würde ihn eine halbe Stunde kosten. Keine Kunden, vergeudete Zeit. Er schaltete das Radio an und wählte den Nachrichtensender „BerlinNews“. Noch zwei Minuten bis zu den Tagesnachrichten. Er tippte auf das Display und startete eine DVD mit dem Vienna-Konzert des Bluesguitarristen Joe Bonamassa. Doch schon bald tippte er zurück zu den Tagesnachrichten.

      Die erste Meldung wirkte wie ein Auffahrunfall. Darauf war er nicht vorbereitet: „Bundeskanzlerin Ruth Schroth hat das Kabinett umgebildet. Neue Außenministerin ist jetzt Karin Hausner. Sie hatte zuvor das Bundeskanzleramt geleitet und zählte zu den engsten Vertrauten der Kanzlerin. Die Kanzlerin betonte, mit der Ernennung von Frau Hausner käme eine der profiliertesten Vertreterinnen der ‚Neue-Welt-Bewegung‘ an die Spitze des Ministeriums. Sie wies auf die hohen Verdienste hin, die sich Hausner zu den Fragen Sicherung des Weltfriedens, Klima- und Datenschutz erworben habe. Man könne sicher sein, daß von ihr in Zukunft entscheidende Impulse ausgehen werden.“

      Karin hatte es wieder mal geschafft. Noch ein Stück höher auf der Karriereleiter. Kolbe war nicht neidisch auf seine ehemalige Frau. Ihm war nur bewußt, daß sie mit diesem Ministerposten in einer schwierigen Phase der globalen Veränderungen eine enorme Verantwortung auf sich lud.

      Nachdem die Nachrichten beendet waren, beschrieb der Moderator die Weltlage in wenigen Sätzen und dann folgte ein Interview mit der neuen Außenministerin.

      Moderator: „Die alte Weltordnung, in der der Westen den Osten dominierte, gerät immer mehr aus den Fugen. Eurasien, mit China und Rußland an der Spitze – das wird immer klarer –, steigt unaufhaltsam zur stärksten Wirtschafts- und Militärmacht empor. Bei uns im Westen ist zwar viel von ‚Gegenangriff‘ die Rede, doch die Staats- und Regierungschefs können sich seit Jahren nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.“ Kurze Pause: „Erste Frage an die neue Außenministerin: Sie waren einst führend in der Neue-Welt-Bewegung. Sie haben sich Verdienste zum Erhalt des Friedens in Europa erworben. Jetzt, als Außenministerin, stehen Sie vor anderen Herausforderungen – es wird nicht immer um Frieden gehen, sondern auch um Krieg. Was hat Sie veranlaßt, diesen Schleudersitz trotzdem zu übernehmen?“

      Antwort: „Gerade meine langjährigen Erfahrungen in der Friedensbewegung in Deutschland, meine weitreichende Vernetzung mit friedliebenden Politikern in Europa und vielen anderen Ländern betrachte ich als ideale Basis, um diesem Ministerium eine neue, der gegenwärtigen Zeit und der Zukunft angemessene Rolle zu verschaffen.“

      Frage: „Wie sollen deutsche Generäle und Soldaten nun die Welt sicherer machen und Frieden schaffen – mit gutem Zureden und ohne Waffen oder indem sie den Terroristen dieser Welt ihre Grenzen aufzeigen, und zwar mit Panzern, Flugzeugen und Raketen?“

      Antwort: „Kein deutscher Soldat muß seine Waffen jetzt einmotten. Wer den Frieden sichern will, muß notfalls auch bereit sein, diese Waffen einzusetzen – natürlich nur, wenn es um einen gerechten Krieg geht. Ich möchte gleich ein Beispiel nennen. Schon in den nächsten Tagen werde ich mit unserem Verteidigungsminister Hans Baumann und den zuständigen Generälen für die Region Afrika Gespräche über unsere Position zu den Problemen im Kongo führen. Es geht um die Sicherung des strategischen Rohstoffes Tantal. Nachdem sich Golden Security, das ist eine terroristische Eliteeinheit, die Förderung widerrechtlich angeeignet hat, manipuliert sie den Preis für das Edelmetall. Zugleich werden Oppositionelle im Kongo von diesen Terroristen abgeschlachtet. Es wird also darum gehen, nach Wegen zu suchen, wie wir im Kongo Recht und Gesetz und Frieden wieder herstellen und dafür sorgen können, daß der Rohstoff Tantal nicht zum Spielball einer Privatarmee wird.“

      Frage: „Bedeutet das, Sie streben eine Intervention der Bundeswehr im Kongo an?“

      Antwort: „Wir werden die Verhältnisse sorgfältig analysieren und dann entscheiden.“

      Hans war sofort alarmiert. Gerechte Kriege – gab es die? Nur in der Theorie, reale Beispiele fielen ihm nicht ein. Was hatte Karin vor? Kaum als Ministerin vereidigt, wollte sie schon Krieg führen. Das war Wasser auf die Mühlen der Expansionisten und jener Leute des Koalitionspartners Union, die einen offensiveren Kurs Deutschlands in der Außenpolitik, mehr Auslandseinsätze und überhaupt ein „stärkeres Deutschland“ forderten. Natürlich verlangten sie auch viel mehr Geld für Rüstung. Zum Glück stellte sich die Kanzlerin diesen Leuten in den Weg – bisher.

      Ruth Schroth absolvierte jetzt ihre zweite Amtszeit in einer Großen Koalition und es wurde immer häufiger das Gerücht verbreitet, sie wolle ihr Amt vorzeitig aufgeben. Der Grund war, daß die letzten Wahlen für sie nur eine knappe Mehrheit gebracht hatten und sich in ihrer Partei – den Neuen Sozialdemokraten (NSD) – und auch bei den Bundestagsabgeordneten immer häufiger die Expansionisten durchzusetzen versuchten. Sie standen unter dem Einfluß der Rechtsnationalen in der Union. Für Hans war diese Partei keineswegs mehr christlich, sondern reaktionär. Die Unterschiede zu den extrem rechten Oppositionsparteien „Starkes Deutschland“ und „Vorwärts Deutschland“, die noch nationalistischer, ausländer- und islamfeindlicher auftraten und die seit den letzten Wahlen in Teilen der Bevölkerung mit ihren Parolen immer beliebter wurden, waren nur noch minimal. Einige Experten schlossen nicht mehr aus, daß die Expansionisten und Rechtsnationalen in der Union sich einst mit den extremen Rechten zusammenschließen könnten und dann sogar eine Mehrheit erhalten würden. Wer auch immer regierte – es war einer der schwierigsten Jobs, den je ein Kanzler in Deutschland erledigen mußte.

      Die Ankündigung von Karin, im Kongo zu intervenieren, wird der Kanzlerin nicht gefallen – da war Hans sich sicher. Aber was hatte sich seine einstige Partnerin mit ihrer Ankündigung, sie könnte Truppen in den Kongo schicken, gedacht? Möglicherweise glaubte sie, damit die Rechtsnationalen in der Union neutralisieren zu können.