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Detlef Wolf
Geschwisterliebe
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Inhaltsverzeichnis
Das Buch
Die Geschwister Nicole und Kevin sind in einer verzweifelten Lage. Der Vater mißhandelt und mißbraucht sie, die Mutter weiß es und schweigt. Von anderen werden sie gemobbt und geschlagen, Freunde haben sie nicht, sie sind gänzlich auf sich allein angewiesen.
Eines Tages wird Stephan Zeuge, wie Kevin wieder einmal von Jugendlichen bedrängt wird. Kevin kommt ins Krankenhaus, und seine Schwester erzählt Stephan, wie es soweit gekommen ist. Sie ist niedergeschlagen und hoffnungslos. Stephan erfährt, unter welchen Umständen die beiden Geschwister leben müssen und entscheidet spontan, sich fortan um die beiden zu kümmern.
Langsam gewinnt er ihr Vertrauen. Mit Hilfe seiner Freundin Patrizia sorgt er dafür, daß sie bei ihm auf Dauer wohnen, weiter die Schule besuchen und sogar die Prozesse durchstehen können, die geführt werden müssen, nachdem der Mißbrauch der Kinder bekannt geworden ist.
Trotzdem es ihnen immer besser geht, lassen die Geschwister nicht voneinander. Sie kennen es nicht anders und wollen es auch nicht anders. Sie vertrauen einander rückhaltlos, in jeder Beziehung.
Kann man dieses Verhältnis zweier Teenager-Geschwister zueinander eigentlich noch normal finden?
Ein Wort zuvor
Diese Geschichte ist meiner Phantasie entsprungen. Es gibt keinen Zusammenhang mit Personen und tatsächlichen Begebenheiten, und falls jemand doch einen solchen konstruieren kann, so habe ich das nicht beabsichtigt. Das wäre dann ein Zufall.
Das gilt auch für die Namen der Personen in dieser Geschichte. Ich habe sie gewählt, weil sie mir gefallen haben oder weil ich sie für zum Charakter der Person passend hielt. Falls jemand tatsächlich so heißt, wie eine Person aus dieser Geschichte oder sich in einer solchen zu erkennen glaubt, so ist er nicht gemeint. Ganz sicher nicht.
Raesfeld-Erle im November 2014
Detlef Wolf
Prolog
Der Keller war groß, etwa sechs mal sechs Meter. Die Wände weiß gekalkt, die beiden Kellerfenster zugemauert. Der einzige Eingang mit einer Stahltür verschlossen. Von der Decke hingen einige nackte Glühbirnen, die den Raum in ein trübes Dämmerlicht tauchten. Der Zigarettenrauch, der wie ein feiner Nebelschleier im Raum hing, machte die Lichtverhältnisse nicht besser. Die Zwangsbelüftung arbeitete nur unzureichend. Aber das alles störte die drei Männer nicht, die sich auf einer abgenutzten Polstergarnitur lümmelten und eine Schnapsflasche kreisen ließen, während sie warteten. Gesprochen wurde nichts. Sie rauchten und tranken.
Irgendwann wurde die Tür aufgestoßen. Zwei Kinder stolperten herein, ein Junge und ein Mädchen, dreizehn und fünfzehn Jahre alt, Geschwister möglicherweise, obwohl sie sich nicht besonders ähnlich sahen. Beide waren für die Jahreszeit ungewöhnlich leicht bekleidet, Jeans, T-Shirts, Flip-Flops an den nackten Füßen. Sie froren, das war nicht zu übersehen und auch nicht ihre Angst, mit der sie die drei wartenden Männer betrachteten. Mitten im Raum blieben sie stehen.
Nach ihnen betrat ein großer, schwerer Mann den Raum, einen Meter neunzig groß, weit mehr als zwei Zentner schwer. Er wirkte ungepflegt mit seinen langen, zotteligen, ungewaschenen Haaren, dem Drei-Tage-Bart, dem ehemals weißen und nunmehr vergilbten Unterhemd und der schlabbrigen Trainingshose. Seine nackten Füße steckten in abgewetzten Hausschlappen, deren Sohlen sich allmählich auflösten.
„Zieht Euch aus“, herrschte er die Kinder an.
Sie gehorchten wortlos. Unterdessen ging er zu den anderen Männern und streckte die Hand aus. Sie legten Geldscheine hinein. Mehr und immer mehr, bis der schwere Mann nickte. Wieselflink ließ er das Geld in der Tasche seiner Trainingshose verschwinden. Dann sah er zu den Kindern hinüber, die sich inzwischen ihrer Kleider entledigt hatten und nun nackt und frierend in der Mitte des Raumes standen.
Es kam Bewegung in die Gruppe. Die Männer befingerten die nackten Körper der Kinder. Einer nach dem anderen zog seine Hosen aus.
Die Schreie der Kinder drangen nicht durch die dicken Wände und die schwere Stahltür.
Nach einer Ewigkeit ließen die Kerle von den Kindern ab. Sie brachten ihre Kleidung in Ordnung und ließen sich in die Sessel und auf die Couch fallen. Zigaretten wurden angezündet, erneut machte die Schnapsflasche die Runde. Geredet wurde noch immer nichts, während der lederne Gürtel des Riesen wieder und immer wieder auf Rücken und Beine der Kinder niedersauste. Die Schreie wurden leiser, verstummten schließlich ganz. Mit schmerzverzerrten Gesichtern ließen sie die Züchtigung über sich ergehen. Lediglich ein qualvolles Stöhnen war gelegentlich zu hören, wenn die Gürtelschnalle die Haut aufriß. Die Männer lachten.
„Verschwindet“, bellte der Riese und machte eine Bewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen.
Hastig rafften die beiden ihre Kleidung zusammen und liefen hinaus. Mit dem Zuschlagen der schweren Stahltür verstummte das Lachen der Männer. Wortlos zogen die beiden sich an. Der Junge half seiner Schwester die Treppe hinauf in die Wohnung. Das Mädchen konnte vor Schmerzen kaum laufen. Tränen liefen über sein Gesicht, während der Junge die Lippen zusammengepreßt hatte und wütend vor sich hin starrte. Auch er hatte große Schmerzen, aber die Wut auf den Riesen, seinen Vater, war um vieles größer. Wieder einmal hatte er seine Kinder an irgendwelche geilen Kerle verkauft, um sich das nötige Geld für seinen enormen Schnaps- und Zigarettenkonsum zu beschaffen, den er sich von seiner mageren Arbeitslosenhilfe niemals hätte leisten können.
Hastig zogen sie sich im Badezimmer