Felix Sobotta

Das alte Jagdschloss und das neue Haus Band 2


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Arzt hat ihr den klugen Rat gegeben, einen Priester, den wir beide kennen als Vermittler, wenn ihr noch etwas am Erhalt der Ehe liegt einzuschalten, der sicher mehr dann in ihrem Sinn wird erreichen können, als er, der Mediziner, der eigentlich mehr für die physischen Leiden und weniger für die psychischen Leiden zuständig ist. In seinem Zimmer ist unserm Arzt wiedermal bewusst geworden, was doch Frauen immer wieder für unglaubliche Einfälle haben können! Der ältere Neurologe hat mit Einverständnis von Wilma, alles Weitere hinter meinem Rücken, ohne das ärztliche Beichtgeheimnis zu verletzen, mit unserm zuständigen Priester erledigt, der auch bald Wilma im Heim aufsuchte und sie glaubte in einer Art Ohrenbeichte ihm alles zu sagen, was bei der Leichenschau in ihr wieder alles neu aufgebrochen zu sein scheint und alles fast zerstört hätte, was wir doch mit viel Vertrauen, trotz des Un- oder ihres Reinfalls mit ihrem Liebhaber, dann gemeinsam, aber ohne ihn, in unserer trauten, neuen Zweisamkeit mit meinem Mann und für ihn unwissend trotzdem aufgebaut haben. Der Priester hat ihr auch versprochen, dass er mit Hilfe des Himmels alles das versuchen werde, unsere Ehe doch noch zu retten, die sicher fast, so wie es zurzeit aussieht durch sie, die erst recht spät jetzt am Kaputtgehen ist, denn wenn sie da bei der Leichenschau ihre persönliche Schau und was danach kam nicht abgezogen hätte, hätte ich nichts von dem auch mir untergejubelten Sohn Gereon sicher nichts bemerkt, der eigentlich mit seinem Leben oder mit sich und seinem von wem auch immer Erzeuger schon sehr vorgepfuschten Leben nicht allzuviel anzufangen wusste, der lieber nach dem Motto, Panem et circenses, statt ora et lobora glaubte leben zu müssen und dabei sicher die Römer im Stillen immer wieder beneidet hat, die es doch so angenehm damals hatten und seiner Meinung nach, dabei sicher auch nicht allesamt verhungert sind, sondern auch noch mit grausamen Spielen bei denen viel Blut floss, zusätzlich zu ihrem Nichtstun immer wieder unterhalten wurden.

      Doch da passierte etwas, womit wir, oder einer von uns daheimgebliebenen ganz und gar nicht gerechnet haben. Jürgen war wieder in der Stadt im Schwimmbad zur Übung für seine nächste Rettungsschwimmerscheinprüfung, die voraussichtlich in fünf Wochen für diesen Kurs stattfinden sollte, bei der dann doch alle Handgriffe, besonders die nahkampfähnlichen, die unterm Wasser und auch ohne Maske und bei der Errettung der Ertrinkenden unterm Wasser auch ziemlich flott, ohne wenn und aber sitzen müssen, um nicht selbst Gefahr zu laufen, von dem Ertrinkenden mit in den Tod gezogen zu werden, der dann beim Ertrinken noch Riesenkräfte entwickelt oder gar freisetzt, die dem Retter selbst sehr gefährlich werden können. Doch heute musste er, bedingt durch einen Schwächeanfall, den er im tiefen Wasserbecken bei einer wiederholten Übung bekam, was noch nie bei ihm passiert ist aus dem Wasser selbst von einem seiner Mitaspiranten in einer originalen oder echten Rettungsaktion gerettet werden, die da schon mal für alle beweisen konnten, was die Rettungskandidaten da im Rettungswesen schon alles im Ernstfall können müssen, denn das, was da mit Jürgen im Wasser eben passiert ist, war ein reiner, nicht geplanter Ernstfall, der auch immer wieder im Wasser, auch beim harmlosen Baden passieren kann. Die Sanitäter haben ihn zu uns ins nächste Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte zu meinem Schrecken festgestellt haben, das er mit großer Sicherheit an einer schon „leicht“, fortgeschrittenen Leukämie erkrankt ist und auch gleich mich als Großvater fragten, denn die helfende Zeit eilt mehr denn je und der Vater lebt ja nicht mehr, ob ich, trotz meiner fortgeschrittenen Jugend noch zu einer Knochenmarkspende bereit wär, falls die Werte als nächster Verwandter da übereinstimmen sollten, was ich natürlich gleich bejahte, obwohl ich schon über siebzig Jahre alt bin, selbst auf die Gefahr hin, dass ich diesen Eingriff nicht überleben sollte aber Jürgen dabei helfen könnte zu überleben und bei mir auch gleich eine Blutprobe abnahmen und bald, nach dem das Ergebnis feststand mir mitteilten, dass ich als Markspender nicht in Frage kommen kann, denn unsere Werte würden in absolut gar nichts übereinstimmen oder sich ähneln und es gerade so aussieht, dass ich vielleicht gar nicht mit diesem jungen Mann auch nur ein ganz kleines bisschen „verwaaaaandt“ bin, wobei mir das Wort verwandt das der Arzt mit sagte, doch recht lang vorkam, denn bisher hätte ich sicher an alles gedacht, nur nicht an so etwas. „Also doch“, habe ich mich leise gefragt? Warum, das hat man mir noch nicht so deutlich gesagt oder sagen wollen, um möglichst kein böses Blut zwischen die Alten zu spritzen, beziehungsweise nicht sagen können. Auch haben sie mich noch nach weiteren nahen Verwandten gefragt und ich ihnen sagte, dass er da und in einer geschlossenen Anstalt noch einen leiblichen Bruder hat, seine leibliche Mutter da und da auch in einem geschlossenen Heim untergebracht ist und außerdem leben noch, vermutlich jetzt zwei Stiefbrüder seines verstorbenen Vaters da und da mit ihren Kindern. Bei den beiden Stiefbrüdern haben die Ärzte gleich abgewunken. Zuerst haben sie in der geschlossenen Anstalt sich nach Jürgens Bruder Friedrich erkundigt und waren bereit da, bei ihm eine Blutprobe auf Kosten der Krankenkasse abzunehmen, um festzustellen ob er überhaupt, bei den ach so ungeordneten und sicher sehr verwirrten Familienverhältnissen für Jürgen auch als so ein Knochenmarkspender in Frage kommt, denn wer weiß denn schon, wie bei diesen wirren Familienverhältnissen dieser Bruder gar zustandegekommen ist, aber zumindest die gleiche Mutter haben können. Doch für die Blutprobe verlangte Frieder gleich einen Fünfziger und sagte auch gleich, ohne mit der Wimper zu zucken dass ohne Moneten gibt es auch von ihm keine Globeten. Die dortigen Sanitäter versprachen ihm, dass sein Großvater, den es jetzt gar nicht mehr gibt, ihm bestimmt einen Zwanziger schicken werde. Doch Frieder protestierte gleich, dass unter einem Fünfziger ist nichts zu machen. „Und je länger es mit dem Probieren dauert, um so teurer wird der Spaß im Endeffekt!“ ließ Frieder immer wieder recht laut es alle hören. Da die Zeit eigentlich eilt, haben sie ihm einen Fünfziger versprochen und das Ergebnis dieser Blutprobe war, dass er zu hundert Prozent als Knochenmarkspender in Frage käme. Aber nur wie bekommen wir ihn jetzt so weit, dass er sein Knochenmark für seinen todkranken Bruder spendet, mit dem der Sonderling Frieder auch nicht die kleinste Gemeinsamkeit in Nichts hat, denn Frieder sorgt in der geschlossenen Anstalt trotzig seinen Abstieg weiter, ohne Rücksicht auf Verluste voranzutreiben, während Jürgen bei uns eisern seinen Aufstieg hier weiter verfolgt. Sein Preis für die Knochenmarkspende war, das er dafür sofort seine absolute Freiheit bekommt, ein Ding der Unmöglichkeit was er da verlangt hat, denn er hat in den letzten Jahren kaum bewiesen dass er, egal wie auch überhaupt unter seinen in der Freiheit lebenden Mitmenschen in einer, wenn auch noch so kleinen Gemeinschaft leben will und niemand für ihn die Verantwortung dafür übernehmen wollte, dass er mit einem zweiten Heiminsassen hier im Heim sein Zimmer teilen sollte oder bereit wär‘ es zu teilen, ohne Gefahr zu laufen, dass es da Tote und Verletzte geben wird, wenn es da nicht nach seiner Pfeife getanzt wird und wer dann diese, seine Freiheit auch finanzieren wird; eine Freiheit, die es nur in Frieders Fantasie gibt und sich im Laufe eines Tages sicher einigemale ändern wird. Da uns die Zeit zu der immer nötiger werdenden Knochenmarkspende mehr und mehr drängte, hat man ihn im obersten Stockwerk in ein Zweibettzimmer, in dem nur ein Bett stand verfrachtet und er auch sehen konnte, wie vor der Tür zwei ihm bestens bekannte und allseits bestens gutdurchtrainierte und von allen respektierte Kleiderschränke aus dem Heim vor der Tür Wache hielten, mit denen er auch so seine negativen Erfahrungen schon hat machen müssen, die nicht immer ganz schmerzfrei für ihn waren, als er glaubte wieder allen im Heim zu zeigen, wo es eigentlich seiner Meinung nach, wenigstens für ihn, wenn schon nicht für die andern Heiminsassen langzugehen hat und dabei immer wieder, mitunter auch für ihn recht schmerzlich den Kürzeren zog, dass er nicht vor der Spende noch durch die Tür abhauen konnte, was er durch das vergitterte Fenster im dritten Stock schon gar nicht erst versuchen sollte, was man ihm auch sagte, denn auch hinter den Gittern vor dem Fenster geht es da ziemlich tief hinab und da gibt es garantiert keine Haltegriffe zum Herabsteigen in der steilen Außenwand. Auch sagte man ihm, wenn seine Blutspende helfen sollte , das Wort Knochenmarkspende wollte man nicht mehr in den Mund nehmen, dass man dann sein Ansinnen, freizukommen auch wohlwollend prüfen wolle und ob er dann auch in seiner absoluten Freiheit überhaupt wird leben wollen, denn dann müsste er auch ganz und gar für sich allein sorgen, wie es so ziemlich alle gesunden Menschen draußen in der von ihm so gelobten Freiheit tun und sobald man dann auch für ihn ein Quartier gefunden hat, dass dann seinem absoluten Freiseinwollen auch in etwa entspricht, denn das absolute Freisein ist doch noch nicht alles. Und da, vor lauter Freiheitsdiskussion in seinem Sinn, hat er gar nicht bemerkt, wie schnell er seine Narkose verpasst bekam und er in seinen Tiefschlaf verfiel. Erst als er in Narkose lag, hat man auch seinen Bruder Jürgen ziemlich flott hereingebracht und sein Bett neben Frieders Bett gestellt und die nicht ganz so schmerzlose Übertragungsprozedur konnte beginnen, von der er bei