Felix Sobotta

Das alte Jagdschloss und das neue Haus Band 2


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alles in dir jetzt sehen kann.

      Der Geist, der uns heute Abend wieder besuchen kam hat mir, als ich mit unserm Hans allein in der guten Stube war gesagt, dass wir ohne Mutter Wilma bald die Urne offiziell bestatten sollen, denn sie würde bei Wilma sicher schon längst geglaubtverheilte alte Wunden neu aufreißen und ihren Zustand sicher nur um ein vieles verschlechtern. Am nächsten Morgen sind die drei an den Waldsee gefahren, um da das Unterwasergehen am Grund des Sees zu üben. Ich ging nachdem ich allein im Haus war in die Garage und habe da mit meinem Zweitschlüssel den Garageschrank geöffnet und habe dann den Inhalt der Urne entleert und beim Wiedereinfüllen der Asche in die Urne, habe ich auch einige, kleine Knochensplitter gefunden, die ich in einem kleinen Plastiktütchen wie einen kostbaren Schatz, für wen auch immer aufbewahrte und eventuell mit Mutter Wilma in ihrem Sarg zusammen zu beerdigen, falls ich sie überleben sollte, egal, wessen Sohn er eigentlich sein mag; wenn auch nicht von mir, so ganz sicher von ihr und von wem noch, von dem ich bis heute keine blasse Ahnung habe, denn dazu ist mir bis heute noch nichts aufgefallen, denn ich war immer der Meinung, dass wir beide ein Herz und eine Seele waren und nie gedacht habe, dass ich bei ihr nur der zweite oder der Ersatzgeiger war und sie mir da ein Baby recht unauffällig untergejubelt hätte, von dem ich bestimmt keine Ahnung hatte oder ich es einfach nicht merken wollte.

      Die Sommerferien in Bayern gehen auch für uns in Spukhausen mit Riesenschritten zu Ende. Am Sonntagabend ist auch Heintje mit Hans nach Nürnberg zurückgefahren und wollten, wenn das Wetter mitspielt und der Wassergott Poseidon es mit uns, den kleinen Tauchern gut meint am nächsten Freitag mit voller Mannschaft wieder kommen, um dem Tauchsport noch ein bisschen zu frönen oder seine Reverenz zu erweisen und Hellia möchte auch noch mal nach dem einen oder den anderen Pilzen im Wald Ausschau halten, die ja jetzt, wenn sie noch wachsen, besonders im recht warmen und feuchten Frühherbst, bedingt durch das milde frühherbstliche Klima noch gut und besonders herzhaft schmecken sollen und der Winter auch in Nürnberg nicht nur sehr lang sein kann, sondern da wachsen auch keine Pilze, auf dem Pflaster vor der großen Lorenzkirche die das Essen nicht nur verfeinern, sondern auch schmackhafter machen. Nur wer wird mit ihre die Pilze sammeln, denn die Taucher möchten bestimmt etwas Anderes da im See machen.

      Bei Oma Wilmas Verhalten hat sich bis heute keine Änderung gezeigt. Sie wollte von uns niemanden, weder im Krankenhaus oder auch sonst wo sehen, denn wir alle und nicht mehr nur ich sind doch jetzt am Tod ihres Sohnes Gereon ganz allein schuldig. Nur sie musste hilflos zuschauen wie es mit ihm immer mehr bergab ging. Aber wie unsere Hilfe aussehen sollte, die wir ihm alle gewähren sollten, das hat sie zu niemandem gesagt. Warum sie ihren Sohn Gereon auf einmal über alle ihre drei Kinder setzt, der doch für alle den übergroßen Versager in so fast allen Bereichen gespielt hat, außer im Nichtstun oder im Bankräuberspielen, bleibt mir noch ein ganz großes Rätsel; sollte es aber bald auf Umwegen erfahren, denn er ist für Oma Wilma aus einer ganz besonderen Beziehung hervorgegangen, das sie schlicht Liebe hoch drei wahrscheinlich, besonders jetzt nennen mag, nachdem er nicht mehr da ist. Gereons Urne haben wir im kleinen Kreis ohne Mutter Wilma, ohne viel zu reden aber unter Polizeiaufsicht am Friedhof beerdigt. Und es kam auch der Tag, an dem sie aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Da tauchte die Frage auf, wo bringen wir sie nur unter, denn nach Spukhausen, das sie nicht mehr kennt aber auch nie gekannt haben wollte oder gar nach Hainissen, bisschen weit weg von Spukhausen, was sie auch nicht kennt und wo sie angeblich noch nie war, da will sie auch keineswegs hin, denn da könnten wir ihr möglicherweise über den Weg laufen, was sie ganz und gar nicht mag und auch nicht in ihre Heimat, die sie angeblich auch nie gekannt hat, denn da können nur ganz böse Menschen, wie wir sie halt auch alle sind, leben und nur da, wo sie gelebt hat, da können auch nur gute Menschen zuhause sein und diesen ach so friedlichen Ort schien Gereon nun durch uns alle, die ganz bösen Menschen, mit in sein Grab genommen zu haben, denn sie hat letztendlich den Namen des guten Ortes ganz und gar vergessen. Ob es der Ort war, in dem Wilma mit ihrem sie so enttäuschenden Liebhaber die liebestollen Tage zu ihren liebestollen Nächte gemacht hat, der sie dann hat sitzen lassen, als sich die Folgen ihres wilden Sotuns aufzeigten oder bemerkbar machten und ich dann in ihrem krankhaften Zustand den neuen Liebhaber bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, ohne ins Bett gleich gehen zu wollen gespielt habe und ich sie dann auch bald auf ihr ganz unauffälliges Drängen geheiratet habe, ohne je gemerkt zu haben, dass unter ihrem Herzen schon ein neues Leben heranwächst, mit dem ich absolut nichts gemeinsam hatte. Nur wo dieses gute Zuhause eigentlich sein mag, daran kann sie sich oder will sie sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, oder will sie sich bloß nicht mehr daran erinnern, weil er vielleicht sie doch auch an zu viele Unannehmlichkeiten schon wieder erinnern könnte, mit denen ich absolut nichts gemeinsam haben kann. Er muss sicher ganz weit weg im Land Nirgendwo sein, was mich langsam an Frieders Soseinwollen erinnert, das sicher noch ein ganz weites Stück hinter dem Schlaraffenland liegt oder ist es gar ihr Heimatort, in dem sie aufgewachsen ist und da bis zu ihrer Heirat gelebt hat? Ihr so böser Mann muss dieses ihr Zuhause aus ihrem Innern sehr schmerzhaft, bloß wie herausgerissen haben, den dann Gereon mit in sein Grab genommen hat. Nur wer war eigentlich dieser böse Mann? Bei einer Gegenüberstellung hat sie weder unsern jüngsten Sohn Heinrich noch seine Frau Ilona, ihren zweiten Sohn Heintje und seine Frau Hellia, ihre zwei Enkelsöhne Hans und Jürgen, sowie mich ihren Mann Jörg mit dem sie, so glaubte ich immer viele schöne Jahre verlebt hat, in der bestimmt nie ein böses Wort gefallen ist und ihr auch nichts in ihrem Leben je gefehlt hat. Und ich bis heute nie gezweifelt habe, dass Gereon auch mein Sohn ist. Nachdem die Ärzte alle, die mit Wilma etwas zu tun hatten, festgestellt haben, dass bei Wilma in ihrem Gedächtnis es einen großen Filmriss gegeben haben muss, der leider zu viel aus ihrem Gedächtnis hat verschwinden lassen, was sich nun bei ihr bestimmt nicht so einfach überbrücken lässt aber auch keinen von uns bei der Gegenüberstellung in ihrer Nähe überhaupt hat auch akzeptieren wollen. Wir gehörten alle zu den bösen Menschen, die nur an ihrem Unheil interessiert sind und ihr nur möglichst viele Schmerzen zufügen wollen, obwohl sie uns alle doch nicht kennen will. Sie hat auch mit den Namen unserer beiden, anderen Kinder, Schwieger- und Enkelkinder nichts anfangen können, auch dass sie einmal verheiratet war oder gar noch ist hat sie ganz und gar abgestritten und wenn sie auch schon mal verheiratet war, dann hat man sie gegen ihren Willen dahin, in die Ehe geführt, in die sie nie und nimmer freiwillig gegangen ist, was ja vielleicht im Nachhinein auch stimmen könnte, wenn es stimmen sollte, dass es bei ihr eine ungewollte Schwangerschaft gegeben hat, die, wie auch immer möglichst schnell glattgebügelt werden sollte, wozu ich dann als Ersatz auf die Schnelle herhalten musste und auch hergehalten habe.

      Schwierigkeiten bereitete ihr die Frage zu beantworten, wie sie zu ihrem Sohn Gereon gekommen ist. Und da kam sie auf die Antwort, dass ich, der böse Mann bin, der ihr ihn wann auch immer mit viel Gewalt sicher und bestimmt fälschlicherweise angedreht habe. Auch zu den beiden andern, ihren beiden Söhnen konnte sie oder wollte sie nichts Weiteres sagen. Und von keiner weiteren Person, die ihr gegenübergestellt wurden, wollte sie sich versorgen oder pflegen lassen. Alles Gute Zureden half nichts und man hat sie in ein mir bis dahin völlig unbekanntes Alterspflegeheim bei kompletter Versorgung gebracht. Doch das Pflegepersonal da glaubte bald dass Oma Wilma sich hier im Heim zum Teil mehr und mehr bösartig verstellt und dabei ist, durch ihr Sosein einen ganz bösen Plan auszuhegen, dessen Folgen noch nicht absehbar sind oder total aus der Rolle zu fallen. Nur offiziell hat sie ja immer noch den Sonderstatus der totalen Unzurechnungsfähigkeit, was so viel heißt, dass sie sich in der Cafeteria nicht einmal mehr allein eine Tasse Kaffee kaufen kann, dass dann eine Pflegerin mit ihr gehen muss und der Kaffee dann aufgeschrieben wird und auch alle Extraleistungen, die an ihr hier im Haus vollbracht werden, wie Frisör oder Fuß Maniküre werden von mir bei den Besuchen an der offiziellen Heimkasse bezahlt. Ich hatte auch bald mehr und mehr das ungute Gefühl, dass sie in Punkto Geldangelegenheiten ganz gern im Gegensatz zu allen andern Angelegenheiten wieder ganz normal sein wollte, während in allen andern Angelegenheiten sie sich gern weiter bevormunden lassen wolle, um uns doch recht weh zu tun und gerade beim Geld glaubte sie mir weh tun zu können. Wofür wollte sie sich jetzt an mir rächen? Ich habe doch nichts ich ihrem Leben, aber auch rein gar nichts kaputtgemacht und ich habe auch nie versucht sie zu etwas zu zwingen mich zu heiraten oder von etwas abzuhalten oder gar in ihre Liebschaft einzumischen! Ich habe eher das Gefühl damals gehabt, dass sie mich gern geheiratet hat und es ihr nicht schnell genug mit dem Heiraten und dem mit ihr ins Bett gehen ging, worüber ich damals bestimmt nie und nimmer nachgedacht habe, sondern dieses