so dringend benötigte Knochenmarkspende verlangte dein lieber und ach so gute Enkelsohn seine vollkommene Freilassung. Nur was er mit seiner absoluten Freilassung anfangen wollte, das weiß er bis heute nicht und konnte es auch niemandem erklären, denn es hat sich bis heute niemand gefunden, der ihm sein Schlaraffenland auf Erden auch finanzieren wolle und er zum Schluss meinte, dass ich, sein Großvater ihm diese Freiheit bezahlen soll, denn ich arbeite ja auch nichts und lebe doch recht gut von meinem Nichtstun und kann immer wieder ungerechte Geschenke an seine Lieblinge verteilen! Und warum er dann nicht auch zu den Lieblingen seines ach so ungerechten Großvaters gehört, diese Frage konnte oder wollte er einfach nicht beantworten. Vielleicht glaubt er immer noch auf Staatskosten, die ihn nichts kosten, irgendwo den lieben Gott seinen Wohltäter spielen zu lassen? Doch dann haben wir ihm in einem narkotisierten Zustand diese nötige Portion Knochenmark abgenommen und gleich Jürgen direkt übertragen was bei Jürgen prima gewirkt hat. Als Frieder spät aber doch bemerkt hat was wir mit ihm gemacht haben, er aber diesen Eingriff nicht beweisen konnte, denn zu vieles, vor allen Jürgens wieder gesund werden, sprach für seine Knochenmarkspende, hat er alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um uns, die bösen Diebe seines ach so kostbaren Knochenmaks entsprechend zu bestrafen, dass er seinem leiblichen Bruder nicht nur geholfen, sondern ihm auch noch das Leben gerettet hat, seinem jüngeren Bruder und nicht dem bösen und ungerechten Opa, der seine Rente nicht ihm schenken will, das wollte er beileibe nicht wahrhaben oder gelten lassen. Wir einigten uns, dass ich ihm jeden Monat zehn Euro Taschengeld und zu Weihnachten noch einmal dreißig Euro extra überweise, solange ich leben werde; so sieht es um deinen ach so guten Enkelsohn aus, mit dem du dich sicher sehr rühmen kannst! Auch sagte ich ihr, dass Jürgen seine letzte Rettungsschwimmerprüfung mit der besten Note gemacht hat, die man überhaupt erreichen kann. Und da fragte sie, warum er denn nicht selber hier her mitgekommen ist, um mir das auch selbst zu erzählen und ich sie fragte, ob sie das auch wirklich wissen will, warum er nicht kam, um es ihr selbst zu erzählen, was sie lautstark bejahte. Jetzt habe ich ihr fest in die Augen geschaut und sagte, dass sie noch am letzten Sonntag niemanden von ihrer braven Familie sehen wollte, weder mich, deinen Mann, deine beiden Kinder, Schwiegerkinder oder die beiden Enkelkinder. Wir alle waren doch für dich wie die Pest, um die man am liebsten einen großen Bogen macht, wenn man sie schon nicht vernichten kann, um von ihr wenigstens verschont zu bleiben, von denen du keinen um dich dulden wolltest. Ich durfte nur dir deine schmutzige Wäsche waschen und sauber wieder dir hierherbringen, ohne jemals ein kleines Danke von dir zu hören. Und wenn du glaubst, dass du uns wieder alle sehen willst, dann werden wir wohl am nächsten Sonntag alle wieder da sein, um mit dir deine glorreiche Wiederauferstehung oder deine Rückkehr ins Leben mit dir zu feiern. Da wurde Wilma plötzlich wieder sehr traurig und sagte, „wenn ihr mich dann noch, nach all dem, was da so vorgefallen sein soll, auch noch sehen wollt!“ Der letzte Teil des Satzes, den sie da eben noch gesagt hat, machte mich doch sehr nachdenklich, was da vielleicht doch noch so alles passiert sein kann, außer Gereons Wundergeburt, der mit knapp achteinhalb Monaten und wenn man dann noch die vierzehntägige Verspätung bei einem Buben dazurechnet, schon bestens entwickelt und völlig gesund in diese Welt gekommen ist, bei dem nach der Geburt nichts mehr nachgebessert werden musste, wie es bei Frühgeburten üblich ist. Es wird doch nicht etwa auch noch unser dritter Sohn ein Geschenk des Weihnachtmannes sein, den dann der Klapperstorch etwa im Vorbeifliegen uns gebracht oder bei uns in einem falschen Nest wieder abgeladen hat. Doch Wilma meinte damit, dass sie mich solange im Glauben gelassen hat, dass Gereon mein und kein mir untergejubeltes Kind ist, der uns dann alle so im Leben enttäuscht hat und sein Sohn Frieder uns weiter so durch oder mit seinem Lebenswandel immer wieder mehr und mehr enttäuscht; sondern besonders mich immer wieder an mein Unrecht, das ich dir zugefügt habe erinnerte. Und da ergriff sie mit ihren beiden Händen meine rechte Hand, schaute mir jetzt in die Augen und ich merkte sofort, dass das, was jetzt kommt, ihr sehr schwer fällt und sie erst beim vierten Anlauf mir das sagen konnte, was sie seit der Leichenschau so bedrückt hat, dass sie als knapp Zwanzigjährige sich Hals über Kopf in einen Hallodrian restlos verliebt hat, der ihre ganz große Liebe ganz und gar nicht wert war, denn als er erfahren hat, dass unser liebestolles Verhalten nicht ohne Folgen für sie geblieben ist, ist er Hals übern Kopf auf Nimmerwiedersehen verschwunden, ohne jemals wieder etwas von ihm zu hören, ohne für die Folgen seiner Taten auch nur ein kleines bisschen einzu- oder geradezustehen oder etwas zu erfahren wohin er verschwunden ist oder was er jetzt macht. Und da passierte ein wahres Wunder. Eines Vormittags, ich war nahe der Verzweiflung wie es jetzt mit mir weitergehen soll, und ich am liebsten Rattengift geschluckt hätte, um aus meinem so jung verkorksten Leben zu scheiden, denn meine Eltern hätten für meine Lage sicher damals auch kein kleines bisschen Verständnis gehabt und die mich immer wieder vor diesem Hallodrian nicht nur gewarnt haben, sondern mich auch vor die Tür gesetzt hätten, da tauchte bei uns ein kleiner Vermessungstrupp auf und der Chef dieser kleinen Truppe warst du, die da hinter unserm Haus, auf unserm großen Grundstück einen Bauplatz einmessen sollten auf dem dann der Altersruhesitz für unsere Eltern gebaut werden sollte und auch gebaut wurde, der sicher auch heute da noch steht. Obwohl recht spät, merkte ich bald, wie mir meine innere Stimme sagte, dass hätte dein wahrer Mann sein können! Und wenn ich auf meine Mutter gehört hätte, die gegen den Hallodrian gleich nach unserm schnellen Kennenlernen war, dem doch nichts im Leben heilig war, der nur das eine oder sein Vergnügen gesucht hat, der nur sein eigenes Wollen gekannt hat und es befriedigen wollte. Ich hätte am liebsten damals laut gerufen, „warum hätte“, er soll es sein und auch für immer bleiben, mein Mann, dem ich dann das sein und bleiben will, bis dass der Tod uns scheidet, was ich damals eigentlich immer auch wollte aber für die Wahrheit wahrscheinlich damals, warum nur, nicht nur zu blind, sondern auch zu taub war, denn Liebe macht sehr viele, wahrscheinlich doch, besonders die falsche Liebe, sie macht die Jugend im Liebesrausch restlos blind! „Warum mag das bloß so sein?“
Und da stand ich plötzlich mit dir vor diesem Toten Kind, das ja gar nicht dein Kind war und da ist bei mir mein Verstand durchgebrannt und hat in mir all das zerstört, was ich mit meinem Lügenbau glaubte aufgebaut zu haben und jetzt restlos und auch ganz lautlos in sich zusammengestürzt zu sein scheint, was außer mir wohl niemand be- oder gemerkt oder auch gespürt hat. Und neulichst in der Nacht, da sah ich ihn, Gereon, eine reinste durch und durch Trauergestalt vor meinem Bett, außer Reichweite stehen und er vor mir, wobei die Tränen an seinen Backen herabrollten und er von mir das verlangte, dass ich dir endlich reinen Wein einschenken soll und dir die wahre Wahrheit erzählen muss, denn sonst kann er drüben in der Ewigkeit seinen Frieden nicht finden, denn er ist sicher nicht allein an seinem Unglück schuld, denn zu jedem Unglück oder zu jeder Dummheit gehören immer mindestens zwei. Andernfalls er bald auch hier oder wo ich auch immer sein wollte in jeder Nacht wieder kommen muss, um mich nicht schlafen zu lassen, um mich mit ihm zusammen dafür auch leiden zu lassen, was da mit ihm passiert ist. Und diese Wahrheit habe ich jetzt eben dir gebeichtet und bitte dich mir mein dich so schäbiges Hintergehen zu verzeihen. Ich habe mir immer wieder Mühe gegeben, dir das zu sein oder zu geben, was eine gute Ehe auszeichnet. Und wenn du mich fragen solltest, was aus meinem damaligen Liebhaber oder meiner damaligen, ganz großen, aber doch so kurzen, blinden Liebe geworden ist, dann muss ich dir sagen, ich weiß es nicht. Ich war, nachdem er mich so schändlich verlassen hat zu Stolz nach ihm auch noch zu suchen, der meine große Liebe so rücksichtslos zu seinem puren Vergnügen und zu meiner Schande ausgenutzt und dann mit Füßen getreten hat. Ich habe seit seinem damaligen, plötzlichen und lautlosen Verschwinden nie wieder etwas von ihm zu hören oder gar zu sehen bekommen. Ich bin mir auch sicher, dass er bis heute noch nicht einmal weiß, dass wir beide schon so viele Jahre verheiratet sind, denn ich hätte es bestimmt gefühlt, wenn er in unserer Nähe, wie auch immer aufgetaucht wär, um seine Folgen oder sein Produkt, bei dem es sicher nicht allzuviel Positives gab zu begutachten.
Dass er uns, wie auch immer, bald über den Weg laufen sollte, dieser große Hallodrian
oder Taugenichts, das haben wir beide damals auch nicht im Geringsten ahnen können oder auch wollen. Danach hat sie mich sehr ernst und fragend angeschaut und da kam auch schon die Frage, ob ich ihr auch verzeihen kann und wir einen neuen Abschnitt, einen zweiten in unserm, nicht mehr ganz so jungen Leben beginnen können und ich ihr sagte, wenn wir wieder so ein Leben zusammen leben können, wie wir es bisdahin gelebt haben; in dem keiner über den andern triumphieren oder etwas Falsches erzählen mag und an einem Strang ziehen, egal ob bei einem Hoch- oder bei einem Tiefdruckgebiet um uns herum und