Antonia Conrad

Auf Wiedersehen, Noel


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in das Zimmer. Das Mädchen, welches neben mir lag, schreckte in diesem Moment aus dem Schlaf.

      „Oh, entschuldige. Habe ich sie geweckt?“ fragte die Krankenschwester. Das Mädchen lächelte und lehnte sich wieder zurück. Die Krankenschwester erklärte uns, dass das Mädchen Verbrennungen an beinahe allen Fingern und im Nacken hätte, die sich bis auf ihre linke Wange zogen. Auch die Hälfte ihrer langen Haare war verbrannt und hing zottelig und eingeschmort nur noch bis zu ihren Schultern herunter. Sie erklärte außerdem, dass ich viel Rauch eingeatmet hatte und es ein paar Tage dauern würde bis ich wieder ohne Schmerzen atmen könne. Sie sagte auch, dass ich eine Verbrennung am linken Arm hatte und wir beide wahrscheinlich eine Woche im Krankenhaus bleiben müssen. Sie war unheimlich nett und ich mochte sie von Anfang an. Das Mädchen wusste es. Sie wusste, dass ich sie gerettet hatte. Ich weiß bis heute nicht, warum sie das wusste, aber das spielte keine Rolle. Sie drehte sich zu mir und sagte „Danke,…“, dann machte sie eine Pause, und dann fuhr sie fort „dass du mir das Leben gerettet hast.“ Danach lachte sie verlegen, und wahrscheinlich bereute sie das, was sie zu mir gesagt hatte und sah mich an. Sie war immer so unauffällig gewesen, und ich hatte mich nie mit ihr unterhalten oder etwas in der Art. Bis zu diesem Tag war ich traurig gewesen, seit Chloe weggelaufen war, doch das hatte jetzt ein Ende.

      „Hast du Schmerzen?“ fragte sie, und ich bemerkte einen Schein von Unsicherheit in ihren Augen. Doch später merkte ich, dass das bei ihr normal war. Sie guckte eben so. „Ja“, antwortete ich und lächelte. „Ich auch“, antwortete sie. Von diesem Moment an waren wir beste Freunde.

      8

      Ich schnappte meine Tasche und fuhr sofort ins Krankenhaus. Ich war außer mir, und machte mir solche Sorgen. Ich fuhr mit dem Fahrrad und trat in die Pedale, so schnell ich konnte. Sobald ich vor dem Krankenhaus angekommen war, stellte ich mein Fahrrad ab und stürmte an die Rezeption. Zum Glück ließen mich die Ärzte sofort zu Noel. Er lag mit einem Mädchen aus seiner Klasse in einem leeren Zimmer mit einem Schrank, einem Tisch mit zwei Stühlen und den zwei Betten. Alles war weiß oder beige angestrichen. Ich setzte mich auf die Bettkante von Noel und nahm in vorsichtig in den Arm. Er hatte einen komplett verbundenen Arm und hustete ständig. Er war ein wenig blass, doch sonst war alles in Ordnung. Ich war so erleichtert und küsste ihn aufs Haar. Ich hatte solche Angst um ihn gehabt. Ich hätte nicht nochmal das Verschwinden eines meiner Kinder ertragen. Nicht noch einmal. Ich war so erleichtert und mir flossen Tränen über die Wangen und tropften auf meinen Rock und meine gepunktete Bluse. Noel lächelte und rieb meinen Arm. Ich war so froh, dass er lebte und ihm nichts Lebensgefährliches zugestoßen war. Ich redete mit Noel und war sehr stolz auf ihn, dass er sogar eine Mitschülerin gerettet hatte. Sie hatte Verbände um beide Hände, Kopf und Nacken. Bei ihr wechselte gerade eine Schwester den Verband am Kopf. Mir wurde schlecht bei dem Anblick der Verbrennung an Nacken und Wange, welche aussah wie ein kleines zerrissenes Herbstblatt.

      An diesem Abend fühlte ich mich einsam und hätte gerne jemanden bei mir gehabt. Doch schließlich legte ich mich in mein Bett und fing an, ein Buch zu lesen. Ich las und hörte immer wieder auf, so dass ich eigentlich eher nachdachte, als mich auf den Inhalt des Buches zu konzentrieren. Schließlich entschied ich mich, Kekse für Noel zu backen, um sie ihm morgen vorbeizubringen. Ich mischte den Teig, formte die Kekse und schob sie in den Ofen. Nachdem diese fertig waren, hielt ich es nicht mehr aus, so alleine zu sein. Ich klingelte bei meiner Nachbarin, um sie zu fragen ob sie Lust und Zeit hätte, zu mir herüber zu kommen, um ein bisschen zu plaudern. Gott sei Dank, sagte sie ja und wir tranken Wein, lachten und unterhielten uns bis tief in die Nacht hinein. Und an diesem Abend wurde mir klar, dass man Menschen zwar nicht trauen konnte, doch man konnte mit ihnen befreundet sein und wie wundervoll das sein konnte. Dass Freundschaft etwas Unbezahlbares ist. Doch zu viel Vertrauen in einer Freundschaft ist nicht gut. Zu viel Spaß jedoch umso besser.

      9

      Die nächsten Tage im Krankenhaus waren wundervoll. Vivienne war ein tolles Mädchen. Ich weiß nicht, wie wir uns so schnell so nah gekommen waren, doch es war lustig und erleichternd, mit ihr ein Zimmer zu teilen. Am nächsten Tag kamen Viviennes Eltern zu Besuch, die uns einen großen Blumenstrauß mitbrachten.

      Ich konnte von Tag zu Tag besser und schmerzfreier atmen, und langsam verheilten alle unsere Brandwunden und entwickelten sich zu Narben. Heute war Dienstag, und wir unterhielten uns den ganzen Tag bis meine Mutter am Nachmittag mit strahlenden Augen Kekse vorbei brachte.

      Sie erkundigte sich, wie es uns ginge, nahm mich in den Arm und streichelte Vivienne kurz übers Haar. Ich griff als erster in die Tüte und schob mir einen Keks in den Mund, als ich plötzlich erstarrte und mir klar wurde, dass Vivienne mit den komplett verbundenen Händen nicht essen konnte. Also setzte ich mich auf ihre Bettkante, nahm einen Keks und ließ sie abbeißen.

      Es schmecke so gut, sagte sie mit vollem Mund und wir mussten beide über sie lachen. Sie schloss die Augen, um mich nicht ansehen zu müssen, weil sie dann noch mehr hätte lachen müssen und alles heraus geprustet hätte. Doch ich hörte auf zu lachen, damit sie in Ruhe essen konnte, außerdem tat das Lachen weh. Wir aßen zusammen alle Kekse auf, und dann las ich ihr ein Buch vor. Ich hatte es in dem großen Schrank gefunden. Es war braun und die Seiten waren sehr vergilbt.

      Ich las ihr vor, bis es draußen dämmerte und die Krankenschwester herein kam. Das einzige Problem war, dass das Buch auf Italienisch geschrieben war und wir beide kein Wort davon verstanden. Die Krankenschwester teilte uns mit, dass es mir schon ein bisschen besser ginge und Vivienne wahrscheinlich länger als bis Sonntag im Krankenhaus bleiben müsse. Als die Krankenschwester uns eine gute Nacht gewünscht und aus dem Zimmer verschwunden war, schalteten wir das Licht aus.

      Als ich gerade meine Augen schließen wollte hörte ich, wie Vivienne sich bewegte und verkrampft atmete. Ich öffnete die Augen und fragte, was los war. Sie flüsterte, sie habe schreckliche Schmerzen. „Soll ich die Schwester rufen?“ fragte ich aufgebracht. „Nein“, erwiderte sie und ich konnte hören, wie ihre Stimme leiser wurde und dann schluchzte sie. Ich schob meine Bettdecke beiseite und stand auf. Leise lief ich hinüber zu ihrem Bett und nahm vorsichtig ihre verbundene Hand. Einen Moment lang sagten wir nichts, und dann lächelte sie und flüsterte „Gute Nacht, Noel“, „Gute Nacht, Vivienne“ sagte ich.

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