Margaux Navara

Hot and Dirty


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      Darko räusperte sich. „Kennen Sie das Sprichwort: Eine Hand wäscht die andere?“

      „Ja, klar.“

      Worauf wollte er hinaus?

      „Soll ich Ihnen entgegenkommen, müssen Sie mir entgegenkommen. Mit mehr als nur Verlockungen. Davon gibt es im Internet genug. Das Richtige, das Echte, ist das, was ich will. Dafür lasse ich auch richtig und echt den Preis sinken.“ Er sah sie kalkulierend an.

      Und dann folgte der Hammer.

      „Fünfhundert für zwei Stunden. Sie überlassen sich mir, bedingungslos. Für jeden Termin lasse ich fünfhundert nach. Wenn Sie zustimmen, gilt nur noch, was ich sage. Keine Reklamation, kein Umtausch!“ Er kniff die Augen zusammen und schaute sie von oben herab an. Eine Herausforderung.

      Empörung wallte in ihr auf wie Milch im Kochtopf. Kurz vorm Überlaufen hatte sie sich wieder im Griff. Keine zu starken Emotionen zeigen. Ruhe bewahren. Erst analysieren, dann reagieren.

      Nicht einfach, oh nein. Christine brauchte eine Weile, bis sie seinen Vorschlag verarbeitet hatte. Zuerst sortierte sie die Fakten. Wie lauteten die Bedingungen? Sex wollte er von ihr. Zwei Stunden lang. Für fünfhundert Euro. Und sie sollte sich ihm ausliefern. Im Ernst?

      Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Eigentlich müsste ich ihn für Sex bezahlen. Wenn Körper, Hände und oh, Zunge!, das halten, was er verspricht, müsste ich ihm noch fünfhundert drauflegen. Wäre das ihr Gegenvorschlag? Vielleicht für jeden Orgasmus hundert Euro. Bei fünf Stück in zwei Stunden verdiente er fünfhundert.

      Welch ein Irrsinn! Fünf Orgasmen in zwei Stunden! Schon zwei in einer Nacht bildeten eine Seltenheit. Nichts mit multipel. In den letzten Monaten eh nur noch dank des kleinen batteriebetriebenen Freundes.

      Natürlich schlug sie ihm nichts so Abstruses vor. Sie wollte doch einen Nachlass.

      Was sagte man zu einem Mann, der einem Geld bot für Sex? „Ich bin nicht käuflich!“

      Hatte sie wirklich diese Platitude von sich gegeben?

      „Ich will Sie nicht kaufen“, kam prompt seine Antwort. „Sie wollen etwas von mir!“

      Äh, jetzt verdrehte er die Realität doch ein bisschen. Tatsache blieb, dass sie kein Geld auf die Hand bekommen würde. Sie wollte das Auto ja nicht geschenkt, also gab es keinen konkreten Gegenwert für ihre Dienste. Außerdem klang fünfhundert für zwei Stunden nach einem ganz schön guten Stundenverdienst.

      Christine bezweifelte, dass eine Prostituierte so viel verlangen konnte. Höchstens eine Escortdame mit besonderen Fähigkeiten. Und davon war bei Christine keine Rede, höchstens von großem Enthusiasmus. Immerhin lobte man sie schon mehrfach für ihre oralen Fertigkeiten! Galt das als Talent?

      Sie schaute Darko in Ruhe an. Kräftig gebaut. Gutaussehend. Wohlriechend. Wie er wohl schmeckte? Was würde er mit ihr tun, was einfordern? Er wirkte dominant, womöglich war er sadistisch veranlagt. Oder nur ein Mann, der endlich seine wilde Seite ausleben wollte. Mit ihr als Opfer.

      Es schauderte sie ein wenig bei der Überlegung. Ihr bisheriges Sexleben konnte man als konventionell bezeichnen, keine extravaganten Abenteuer, keine Fesselspiele, kein Kink. Stattdessen forderte sie meist mehr Sex, als die Männer zu geben bereit waren, was vielleicht doch als Kink gewertet werden konnte. Ob Darko sie wegen ihrer Bedürfnisse ablehnen würde?

      Was würde er von ihr verlangen? Konnte sie sich ihm überlassen? Er wirkte normal, ein durchschnittliches, hormongesteuertes Dreibein. Redete sie sich das lange genug ein, glaubte sie es auch.

      „Und wenn ich nun ja sage …“

      „Kein Wenn. Es gibt nur ein klares Ja oder Nein. Und die Bedingungen, die ich eben nannte.“

      Aber … Was sollte sie tun? Sich diesem Kerl überlassen, einfach so? Sie schaute durch das Fenster, ohne etwas zu sehen. Das Auto! Sie brauchte es doch. Was blieb ihr also anderes übrig als zuzustimmen? Wieder ein Schauder, der ihr Gänsehaut bescherte. Keine Reklamation.

      „Ja!“

      Oh mein Gott, ich habe zugestimmt! Das ist doch völlig absurd! Die Stimme in ihrem Kopf kreischte laut. Ich bin diejenige, die von Hormonen gesteuert wird!

      Nur so konnte sie sich die Zustimmung erklären. Analytisches Denken ging anders!

      Aber die Analyse war doch ganz klar – Sex für einen Nachlass auf den Preis. Sex mit ihm – mit dem südländischen Mechaniker, breitschultrig, muskulös, mit einer Zunge, die Wunder versprach …

      Darko riss sie aus ihren Überlegungen. Er schaute auf seine Armbanduhr. „Okay, es ist jetzt gleich vier. Bis sechs Uhr also. Zieh dich aus!“

      Wow, das ging ja ganz schön schnell.

      „Ich möchte noch … Moment mal, wir haben nicht …“

      „Es ist alles geklärt. Zwei Stunden, bedingungslos. Kein Neuverhandeln, keine Reklamation mehr möglich! Dann vereinbaren wir es eben mit Handschlag. Du weißt, dass ein Vertrag mit Handschlag gültig ist? Fünfhundert weniger im Preis unter dieser Bedingung.“ Er hielt ihr eine Hand hin, seine große, leicht schwielige, aber saubere Arbeiterhand. Und sie griff zu. Der Kontakt erzeugte keinen Stromschlag, wie sie es erwartet hatte. Nur Wärme und Sehnsucht nach weiteren Berührungen an den richtigen Stellen. Ihren Brüsten, ihrer Muschi und, oh Gott, ja, ihrer Klit.

      „Und jetzt: Zieh dich aus!“

      Christine schluckte schwer. Sein Tonfall löste Kontraktionen in ihrem Unterleib aus. Er klang ganz anders als vorhin beim Wagen. Überhaupt nicht schelmisch oder höflich. Nein, ernst. Bestimmend. Befehlsgewohnt.

      Die Vibrationen verstärkten sich, als ihr mit einem Schlag bewusst wurde, dass eine ihrer Fantasien wahr werden würde. Ein Traum, früher vage, dann immer konkreter werdend. Sich einem Mann zu überlassen, allein seinem Willen, seinem Verlangen. Ob er ihrem Traum gerecht wurde? Dieser Mann verfügte über alle Attribute ihres Traummannes. Die körperliche Überlegenheit wurde noch getoppt von seiner Haltung. Dominant. Das Wort, das sie kaum zu denken wagte, weil das Gegenstück, ihr Part, ihre Einstellung, damit festgelegt wurde auf einen verbotenen Standpunkt, wider alles von Kindesbeinen Anerzogene, wider allen Vorstellungen von Emanzipation und Eigenständigkeit.

      Auf einmal wurde sie überschwemmt von Verlegenheit.

      Sie rechtfertigte die Reaktion mit ihrer Scheu vor dem Entkleiden. Dabei hatte sie sich schon oft vor anderen ausgezogen, vor früheren Liebhabern, One-Night-Stands und längerfristigen Partnern. Kein Unterschied zu diesen. Er würde zusehen – na und? Du hast ja auch was zu zeigen, sprach sie sich selbst Mut zu. Und wusste doch, dass sie sich an Oberflächigem festhielt, weil sie nicht tiefer eindringen wollte. Sie verdrängte die Reflexionen, konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.

      Die wenigen Kleidungsstücke, die sie trug, zögerten den Zeitpunkt der nackten Tatsachen nur unwesentlich hinaus.

      Sie begann mit den Schuhen, flache Turnschuhe ohne Socken. Das ging schnell. Dann stand sie auf. Sie war nicht zum Ausziehen angekleidet, sie trug einen einfachen, praktischen BH, mit nur minimalem Spitzeneinsatz am oberen Rand. Schwierig, ein exklusives Exemplar in Körbchengröße E zu finden, ordentlich passend und trotzdem erschwinglich.

      Egal. Es ist, wie es ist. Damit zog sie das T-Shirt über den Kopf und sah ihn an. Er griff sich an die Ausbeulung und musste augenscheinlich die Lage seines Schwanzes justieren. Was trägt ein Mechaniker in der Hose? Einen Schraubenschlüssel? Eine Zange? Einen Hammer? Sie grinste bei der Vorstellung. Hoffentlich!

      So langsam empfand sie Spaß an der Aufgabe. Auch Vorfreude auf das, was kommen würde, machte sich breit. Den Aspekt der Dominanz verdrängte sie, stattdessen stellte sie sich den Sex vor mit diesem Kerl, der einen Steifen bekam, wenn er sie nur ansah! Sie hatte schon mit schlechter aussehenden Männern geschlafen. Mit Kleineren. Mit Pickligen – in ihrer Jugendzeit. Mit weniger muskulösen Studenten. Dieser hier verfügte über alles, was sie sich wünschte. Und er war eindeutig ein Mann, kein Junge.

      Stattlich, gut gebaut, ein