in der etwa einen Fuß lange, gekrümmte, haarige Spieße lagen, „sind die Beine einiger dunkler Labyrinthspinnen. Selbstverständlich gut durchgekocht.“
Tado blieb sein gerade zu sich genommener Höhlenkäfer, selbst gefangen und in Honig gebacken, nahezu im Hals stecken, und da sein Versuch, ihn wieder hoch zu würgen, kläglich scheiterte, schluckte er ihn angewidert hinunter. So lecker sie auch waren, allein das Wissen, dass es sich dabei um Käfer handelte, ließ ihm den Appetit vergehen. Auch die anderen verzichteten darauf, noch weitere der Köstlichkeiten zu probieren, was auch gar nicht mehr richtig möglich war, denn außer einigen Spinnenbeinen und glibberig aussehenden Schwämmen war nichts mehr übrig.
„Hat gut geschmeckt“, sagte Kaher mit einem aufgesetzten Lächeln, wobei das ja noch nicht einmal gelogen war. Jedenfalls schien Allo zufrieden zu sein.
„Wenn ihr wollt, könnt ihr hier übernachten“, meinte er schließlich. Es war später Nachmittag. Natürlich mussten seine Gäste dieser Aufforderung nachkommen, denn Allo wollte nicht mehr aufbrechen und sie zum Ausgang des Labyrinths führen und alleine konnten sie schließlich nicht weiter. Bei den Kobolden herumzufragen, ob noch jemand den Weg kenne, trauten sie sich nicht, einerseits, um Allo nicht zu kränken, andererseits, weil sie befürchteten, die Kobolde könnten sie als Feinde betrachten und angreifen.
Als Regan Allo sagte, dass er Durst habe und die anderen sich ihm anschlossen, verschwand das kleine Geschöpf erneut hinter der Tür am Ende des Raumes, kam aber kurz darauf mit fünf bauchigen Flaschen zurück und verteilte vier davon.
Tado öffnete seine vorsichtig und roch an der Flüssigkeit, um sofort das Gesicht zu verziehen.
„Was ist denn das für eine Brühe?“, fragte er mit einer leichten Spur von Entsetzen in der Stimme.
Allo schien etwas enttäuscht: „Das ist Zyoklopterus. Ja, es riecht etwas eigenartig, dafür schmeckt es umso besser.“
„Und wonach soll diese Zyklopensoße schmecken?“, fragte Spiffi misstrauisch, während er die Flasche leicht bewegte, sodass die Flüssigkeit darin hin und her schwappte.
„Nach allem, was du willst. Es ist ein Wunschgetränk. Du musst dir vorstellen, was du haben möchtest und du bekommst es.“
Tado betrachtete das Gebräu neugierig. Dann hielt er die Luft an und trank einen kleinen Schluck. Zu seinem großen Erstaunen funktionierte es. Nun probierten auch die anderen. Spiffi war so begeistert, dass er schon nach dem Rezept fragte. Der Kobold hielt es jedoch geheim. Aber er gab jedem von ihnen drei Flaschen mit, die neben den Essvorräten geradeso in die Rucksäcke passten.
Zyoklopterus hatte fast kein Gewicht (ein Liter wog ungefähr so viel wie eine Tomate) und die Flaschen waren auch aus sehr leichtem Material.
Schließlich legten sich alle schlafen. Natürlich hintereinander und auf dem Boden, da der Raum ja nicht viel in der Breite maß. Die Matten boten zwar keine sehr bequeme Unterlage, aber immer noch besser, als im Freien zu übernachten.
Es dauerte nicht lange und Tado versank in Träumen...
...oder besser gesagt, in Alpträumen.
Er fand sich in einer öden und eisigen Gegend wieder, stand mitten in einem Feld aus Schnee. So weit er sehen konnte (dies war wahrlich nicht weit), entdeckte er keinen Unterschlupf. Der beißenden Kälte und dem Schneegewirr schutzlos ausgeliefert, ging er ein paar Schritte. Dann hörte er das Geheul von Wölfen. Er wollte weitergehen, doch er konnte nicht. Gelähmt stand er da, starrte dem näher kommenden Rudel der Tiere entgegen, riesige Biester waren es, mit fingerlangen Zähnen. Vor ihm stach plötzlich etwas Dünnes aus dem Schnee, welches sich als Bein entpuppte, dem sieben weitere und schließlich ein vier Fuß langer Körper folgten, aus dem ihm acht Augen mordlustig entgegenstarrten. Doch bevor die riesigen Wölfe oder die gigantische Spinne ihm etwas anhaben konnten, wurde er plötzlich in die Luft gerissen und meilenweit weggeschleudert. Als er wieder hochkam, stand er einer dunklen Gestalt gegenüber, die ihn um fast einen Meter überragte. Ein Troll? Nein. Sie trug einen schwarzen Umhang und starrte ihn hasserfüllt, mit einem eisigen Blick, unter dem wahrscheinlich selbst die Sonne eingefroren wäre, an. Ein Schwert aus Eis hielt sie in der Hand und holte zum entscheidenden Schlag aus, da...
...erwachte Tado urplötzlich aus seinem Traum.
Gefangen im Labyrinth
Allo hatte ihn geweckt. Er brauchte einige Sekunden, um sich wieder in die Wirklichkeit einzufinden. Es musste früher Morgen sein.
Die Fackeln an der Decke brannten noch immer. Überrascht stellte der eben Erwachte fest, dass der Kobold seine lächerliche Augenbinde nicht mehr trug. Er hatte sich vermutlich an das Licht gewöhnt.
„Du musst jetzt aufstehen, wir haben einen langen Weg vor uns“, sagte er zu Tado, der sich mittlerweile umsah und feststellte, dass die anderen auch bereits wach waren.
„An eure augenverderbende Fackel habe ich mich ja inzwischen gewöhnt. Jetzt eilt euch“, sagte der Kobold immer wieder. Die Vier taten ihr Bestes, aber Allo ging es zu langsam. Schließlich gab er ihnen eine himmelblaue Flüssigkeit aus einem Glasbehälter zu trinken. Die Müdigkeit verschwand sofort. Auf die überraschten Blicke seiner Gäste erwiderte er nur: „Das ist Wasser von der Quelle, die der Troll bewachte.“
Der Goblinkönig betrachtete das Getränk ehrfürchtig. Tado bekam Allos Antwort nicht so recht mit und realisierte daher auch nicht, dass er gerade von einer der stärksten Magien gekostet hatte, die Gordonien beherbergte.
Wenige Minuten später verließen sie Allos Haus. Der Gang führte sie einige hundert Meter weit in ein anscheinend deckenloses Labyrinth, als sich die erste Abzweigung vor ihnen auftat.
„Nach rechts“, meinte Allo. Doch als die Vier seiner Aufforderung Folge leisten wollten, hielt er sie erschrocken zurück.
„Halt! Was macht ihr denn da?“
Sie sahen ihn verständnislos an.
„Ich habe ‚nach rechts’ gesagt. Und ihr geht einfach nach links.“
„Aber hier ist doch rechts“, sagte Tado verwirrt.
Der Kobold überlegte einen Moment.
„Na wie auch immer. Jedenfalls geht es da lang“, sagte er dann und deutete auf den linken Abzweig. So gingen sie einige Zeit, nach Tados Schätzung mussten es zwei Stunden sein, durch das Labyrinth, vorbei an einer Vielzahl von Gabelungen, bis sich ein Gefühl in ihnen ausbreitete, das sie nicht mehr los wurden.
Das Gefühl, beobachtet zu werden.
„Hier ist noch jemand“, sagte Regan leise. „Etwas. Irgendetwas beobachtet uns.“
„Ja. Die Schatten. Sie sind wachsam“, flüsterte Allo. Er sah sich beunruhigt um.
Die Vier hörten ein Geräusch und hielten an, um zu orten, aus welcher Richtung es kam.
„Was macht ihr denn da?“, rief der Kobold vorwurfsvoll. „Ihr dürft nicht stehen bleiben! Sonst kommt ihr hier nicht mehr weg.“
Tatsächlich schien es Tado, als durchbräche er eine leichte Barriere, während er zu Allo aufschloss, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Auch die anderen folgten nur zögernd. Das unheimliche Gefühl verlor etwas an Intensität, als sie ihren Weg fortsetzten. Aber es verschwand nicht. Trotzdem stimmte diese Tatsache Tado etwas glücklicher. Auch die anderen waren nicht mehr ganz so angespannt. Allo jedoch schien dies zu beunruhigen: „Das ist nicht gut“, sagte er. „Sie sammeln sich. Offenbar passt es ihnen nicht, dass ihr ihnen entkommen seid.“
Zwei weitere Stunden verstrichen. Erste Anzeichen von Erschöpfung machten sich in ihnen breit. Der Mut sank. Sie sahen schon seit einem Sechstel des Tages nichts als Felswände. Essen mussten sie, während sie gingen.
Eine weitere Stunde neigte sich dem Ende. Schließlich fragte Tado, wie weit es noch sei, er bemühte sich, seiner Stimme dabei einen nicht ganz so jammernden Klang zu geben.
Die Antwort ließ ihn vor Enttäuschung