Daniel Sigmanek

Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle


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Volk gehen könne, dies lehnte der Waldtreiber jedoch strikt ab. Schließlich könne er jemanden, der so wenig Ahnung von den Gefilden Gordoniens hat, nicht alleine lassen, so lautete seine Begründung.

      Nach einer halben Stunde erreichten sie den Waldrand. Der Streit hatte sich inzwischen gelegt und Tado und Spiffi verstanden sich mittlerweile sehr gut.

      Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seit ungefähr sieben Stunden nichts mehr gegessen hatte, denn sein Mittagsmahl war ihm von den Waldtreibern verdorben worden. Also setzten sich er und sein Begleiter unter eine große Eiche, deren Krone ihnen Schatten bot. Es herrschten warme Temperaturen und kaum eine Wolke trübte den Himmel.

      Während er aß, dachte Tado darüber nach, wie es weitergehen sollte, nachdem er das Mauergebirge durchquert hatte. Sowohl er als auch Spiffi wussten nahezu nichts über die Gebiete dahinter.

      Ein komisches Geräusch, das sich wie das Schaben von Holz auf Stein anhörte, riss ihn aus seinen Gedanken.

      „Was war das?“, fragte er verwirrt.

      „Ich weiß es nicht“, erwiderte Spiffi, „aber es klang nicht so, als wenn es einen natürlichen Ursprung hätte.“

      Tado packte schnell alle Sachen zusammen und stand auf. Das Geräusch ertönte erneut. Und endlich konnte er es orten. Es kam direkt aus dem Wald. Hinter ihm und Spiffi erschien eine Gestalt. Sie war riesig, mindestens zehn Fuß hoch und wirkte irgendwie... unförmig.

      Allein der Anblick ließ in Tado die Alarmglocken läuten. Er bedeutet Spiffi, ihm zu folgen, und zwar auf eine Art, die keine Fragen offen ließ und rannte auf das nur wenige Meter vor ihnen liegende Gebirge zu. Genauer gesagt: auf einen Pfad zwischen den nahezu senkrechten Felswänden, welcher nicht besonders steil in die Höhe führte. In der Breite maß er nur etwa fünf Armlängen. Letzterer gab zu bedenken, dass dies nicht der geeignete Weg sei, um das Mauergebirge zu durchqueren, wurde aber von einem halblauten Gebrüll des Wesens übertönt.

      Die Gestalt hatte sie bereits entdeckt. Sie ließ ein wütendes Grunzen vernehmen und rannte auf den Weg zu, in dem Tado und Spiffi sich gerade zu verstecken versuchten. Weiterlaufen würde nicht viel nützen, ihr Verfolger war weitaus schneller. Doch endlich konnte er sehen, um was es sich bei ihrem Jäger handelte.

      Um einen Troll.

      Zumindest glaubte Tado das, denn so hatte er sich Trolle immer vorgestellt: Groß, dick, graue Hautfarbe, kurze, aufgeblähte Beine, zerknautschtes Gesicht. In der breiten Hand trug er eine Keule, die, im Gegensatz zu seinem übrigen Erschienungsbild, eher lächerlich wirkte. Hinter ihm erschien ein weiterer Troll, dieser war mit einem übergroßen Stein bewaffnet, der im Durchmesser gute anderthalb Meter aufweisen musste.

      Inzwischen hatte der erste die Felslücke erreicht.

      Sein Knüppel beschrieb wilde Kreise in der Luft, während er mit der freien Hand versuchte, nach Tados Bein zu greifen, als dieser an der nahezu senkrechten Felswand empor kletterte. Spiffi, der auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls hinaufgekraxelt war, wollte ihm helfen. Er hatte einen schmalen Felssims erreicht, sich draufgesetzt und einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens gelegt. Doch seine Hände zitterten so, dass er nicht mal auf diese kurze Distanz traf.

      Es blieb Spiffi keine Zeit, erneut zu schießen. Der zweite Troll war nun auch herangekommen und warf seinen übergroßen Felsbrocken in seine Richtung. Das Geschoss donnerte mit einer solchen Wucht gegen die Wand unmittelbar neben ihm, dass die gesamte Umgebung zu beben begann. Eine Sache schien der Troll jedoch nicht bedacht zu haben: Sein Stein zersprang nicht am Fels, sondern flog wieder hinunter, genau auf den Kopf des grauen Ungetüms.

      Erneut bebte die Erde. Diesmal war jedoch der Troll Schuld, dessen eigenes Wurfgeschoss ihm den Kopf zerschmettert hatte. Er krachte der Länge nach mit einem lauten Knall auf den harten Steinboden. Doch es blieb immer noch sein Gefährte übrig, der nun mit der Keule nach Tado schlug. Tados Gesicht und auch das Spiffis wiesen zahlreiche Kratzer auf, die vermutlich durch winzige Steinsplitter verursacht worden waren.

      Er trat nach dem Kopf des Trolls, verfehlte ihn jedoch. Derweil hatte Spiffi erneut seinen Bogen gespannt. Diesmal traf der Pfeil. Zwar nur in den Arm, aber immerhin reichte der Schmerz aus, um das Ungetüm wild um sich schlagen zu lassen. Dabei brach er sich auch noch etliche Finger, als sein Arm gegen die Steinmauer schlug. Tado kletterte weiter nach oben. Die Felswand war von den beiden heftigen Erschütterungen rissig geworden.

      Schließlich passierte es: Ein gewaltiger Brocken löste sich, genau dort, wo er seine Hände hatte. Tado fiel zusammen mit dem Steinklotz in die Tiefe. Kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, stieß er sich von dem Felsen ab und landete nur einen Meter weiter unsanft auf der Leiche des anderen Trolls.

      Doch der losgelöste Stein hatte eine erneute Erschütterung herbeigeführt, sodass eine ganze Lawine aus Geröll die nahezu lotrechte Wand hinunterprasselte.

      Wieder warf sich Tado zur Seite, während der Troll, der nicht so geistesgegenwärtig handelte, sondern nur weiter den fallenden Steinen entgegenstarrte, unter einem Berg von Staub und Schutt begraben wurde.

      Als er wieder halbwegs klar sehen konnte, bemerkte Tado, dass nicht nur vor ihm ein Geröllberg entstanden, sondern auch der gesamte Zugang zur Felsspalte eingestürzt war, sodass ein Umkehren nunmehr unmöglich schien. Er würde diesem Weg, in den er nur wegen des Trolls geflüchtet war, folgen müssen. Also kletterte er über den Steinhügel vor ihm. Spiffi hatte mittlerweile seinen Felssims verlassen und stand wieder auf festem Boden.

      „Wo kamen die so plötzlich her?“, fragte Tado und deutete auf die Leiche des ersten Trolls, der sich mit seinem eigenen Felsen erschlagen hatte.

      Er blutete aus zahlreichen Schrammen.

      „Ich denke, das waren einige von der Gruppe von Trollen, vor der wir dich gerettet haben.“ Spiffi deutete in die Richtung, aus der sie kamen. „Sie müssen dich gewittert haben.“

      Dass der Weg zur Trollhöhle derartige Gefahren bergen würde, hatte Tado nicht erwartet. Langsam zweifelte er daran, dass dies ein angemessener Auftrag für einen Anfänger wie ihn war.

      Nach einer kurzen Pause machte er sich mit Spiffi wieder auf den Weg. Da sie nicht wussten, in welche Richtung sie gehen sollten, folgten sie einfach dem Pfad. Der Aufstieg wurde nun immer beschwerlicher. Bald mussten sie die Hände zu Hilfe nehmen. Außerdem schien der Weg kein Ende nehmen zu wollen. Ab und zu bogen sie um leichte Kurven, die Umgebung blieb jedoch stets gleich: Felsen, wohin man sah, Wände aus Stein zu beiden Seiten. Als sie schließlich weitere zwei Stunden unterwegs waren, hörte der Pfad abrupt auf. Tado blieb fassungslos stehen und auch sein Begleiter machte nicht gerade einen erfreuten Eindruck.

      Er sah hoch. Ein paar Meter über ihnen befand sich eine Felsöffnung.

      „Vielleicht kommen wir da hinauf“, meinte er und deutete auf das Loch im Granit. Seine Euphorie hatte nach dem Zwischenfall erheblich nachgelassen.

      „Sicher“, antwortete Spiffi, „wenn du zufällig ein Seil dabei hast.“

      Auf dem Gesicht des Angesprochenen machte sich ein leicht triumphierendes Grinsen breit, als er aus seinem Rucksack tatsächlich einen langen Strick hervorholte. Tado band seine Axt daran fest und schleuderte die gesamte Vorrichtung in Richtung Felsöffnung. Es verstrichen einige Minuten, bis sie sich nach etlichen Versuchen tatsächlichen in einer Felsspalte verfing. Er und Spiffi zogen ein paar Mal an dem Seil, um seine Festigkeit zu prüfen, ehe Ersterer sagte: „Ich glaube, das sollte fürs Erste reichen.“

      Er bedeutete seinem Gefährten, hinaufzuklettern, was diesem jedoch nicht zu gefallen schien: „Wie wäre es, wenn du zuerst hochkletterst, ich halte dir hier unten den Rücken frei, falls wieder Trolle auftauchen sollten.“

      Tado bezweifelte zwar, dass Spiffi wirklich etwas gegen diese würde ausrichten können, beließ es aber bei einem Achselzucken und machte sich daran, den Fels hinaufzusteigen. Auf halber Strecke drehte er sich noch einmal um und sah zu seinem Begleiter, der tatsächlich mit gespanntem Bogen den hinter ihnen liegenden Weg absuchte.

      Mit einem Kopfschütteln kletterte er nun weiter, und war auch bald oben angekommen. Er rief Spiffi