sie sich zu ihm, der in der offenen Tür gewartet hat, um. „Tut mir leid.“ Dann nimmt sie von einer Ablage zwei Gläser. Füllt sie mit Wasser aus dem fleckigen Messinghahn über dem grauen Spülstein. Reicht ihm eins, führt das andere an ihre Lippen. Sie sind, wie er erst jetzt so richtig bemerkt, spröde und aufgesprungen, mit Herpes und Resten eines popfarbenen Lippenstifts verunziert. Er nimmt einen Schluck. Das Wasser ekelt ihn an, es ist warm, schmeckt muffig nach Chlor. Er zwingt sich noch zwei, drei Schlucke zu nehmen, spült aber nur den Mund aus und spuckt die Brühe wieder aus. Obwohl er Durst hat, kann er diese Pisse einfach nicht hinunterschlucken. Das Wasser im Mund hat jedoch seine Trockenheit etwas gemildert und seine Geilheit wieder auf Touren gebracht. Sie merkt, wie er sie erneut gierig anstarrt, ihren kleinen Busen sucht, ihre Jeans abtastet, ihren üppigen Körper mit seinen Blicken verschlingt. Sie lacht kokett, ergreift seine Hand und führt ihn in den nächsten Raum, in ein abgedunkeltes Schlafzimmer. In der Mitte steht ein ungemachtes Bett mit dreckigem Laken und einem zerschlissenen Kopfkissen, keine Decke, daneben ein kleiner Tisch und ein einziger Stuhl. Vor dem Fenster hängt eine vergammelte Jalousie aus Holzstäben, an der Decke, direkt über dem Bett ein Ventilator. Sie schaltet ihn mit der herabhängenden Kordel ein. Er dreht sich nicht. „Kein Strom. Tut mir leid.“ Unschlüssig bleiben sie ein paar Augenblicke in dem engen Raum stehen. Dann geht sie an das Fenster, zieht die Jalousie hoch. Blendend helles Licht dringt in den Raum. Sie schiebt den unteren Teil des Fensters hoch, schließt es aber sofort wieder, als ein Schwall noch heißerer Luft in das Zimmer strömt. Dann lässt sie auch die Jalousie wieder herunter. Das angenehme, Kühle vorgaukelnde Halbdunkel kehrt zurück. Schließlich setzt sie sich auf die Bettkante und fragt ihn, der immer noch im Türrahmen steht „Was rückst du denn raus?“ Darüber hat er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Na klar, sie will Geld. Sie ist ja schließlich auf Geld aus, lebt vermutlich von dem Geschäft. Aber wie viel? Er hat keine Ahnung, ist völlig unbedarft und das nicht nur in dieser Hinsicht. „Zwanzig?“ Sie lacht auf, schaute ihn amüsiert an. „Du machst wohl einen Witz, glaubst wohl ich bin eine billige Nutte. Hundert!“ Das erscheint selbst ihm, dem unwissenden alten Geizkragen, eindeutig übertrieben. Er holt seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. „Vierzig.“ Er zieht zwei Zwanziger heraus und hält sie ihr hin. Sie nimmt sie, lässt aber ihre Hand ausgestreckt. Zögernd holt er noch einen Zehner. Sie nimmt auch den und faltet dann die Scheine zu einem winzigen Päckchen, das sie in eine kleine Tasche am Knie ihrer Jeans steckt.
Das Geschäftliche ist erfolgreich abgewickelt und sie beginnt den Knoten der roten Bluse zu lösen und die Knöpfe zu öffnen. Streift sie langsam, lasziv über die Schultern und lässt sie auf das Bett gleiten. Dabei streckt sie ihren Oberkörper vor und hat wieder diesen Schlafzimmerblick, dieses halbtote Blinzeln. Ihr BH ist grau und völlig unattraktiv. Er war sicher einmal weiß, jetzt ist er nur noch grau, altbacken und verschlissen, mit deutlichen Löchern, ein Träger ist geknotet. Sie nestelt an den grauen Trägern, an den Körbchen, in denen sich die Hügel der kleinen Brüste verlieren. Er hat sich nach der Geldübergabe wieder zum Türrahmen geflüchtet, lehnt sich an ihn, unsicher, schwitzend, die Kehle trocken. „Na was is? Wills ‘te oder wills’te nich?“ Sie öffnet den breiten Gürtel, dann den Reißverschluss vor dem strammen Bauch und beginnt die Jeans langsam nach unten zu ziehen und über die Hüfte zu streifen. Der straffe, schwarze Tanga wird nun deutlich sichtbar. Er hat überall Wülste in der schwarzen Haut verursacht. Sie muss kurz aufstehen, um die verdammt engen Hosen bis auf die Oberschenkel zu zwängen und setzt sich dann wieder hin und zerrt mühsam erst an dem einen, dann an dem andern Hosenbein, bis sie die Jeans schließlich mit einem Seufzer der Erleichterung auf den Boden wirft. Nach dieser anstrengenden Tätigkeit schaut sie ihn amüsiert an. „Hast wohl Hemmung? Keine Erfahrung mit Nutten, was?“ Sie lacht und lässt sich, noch immer in ihrer Unterwäsche, auf das Bett fallen und schließt demonstrativ die Augen. Vielleicht tut sie es aus Erschöpfung, die Hitze setzt auch ihr sichtbar zu, Schweißtropfen vereinen sich zu Rinnsalen und fließen auf das Laken, vielleicht aber auch, um seine Unsicherheit abzumildern. Nun rafft er sich endlich auf, macht einige Schritte in Richtung des Betts und stellt sich neben sie. Er streift sein nasses T-Shirt ab und wirft es auf den Boden. Derweil tastet sie, die Augen immer noch geschlossen, nach ihm, fasst seine Hose, findet den Gürtel, folgt ihm bis zum Hosenladen und nestelt am Reißverschluss. Hinter dem beginnt sich etwas zu regen, mächtig zu regen. Sie kichert, doch plötzlich hält sie inne und schaut ihn an. „Zieh doch endlich deine Schuhe aus!“ Er gehorcht. Setzt sich auf die Bettkante, öffnet mit fahrigen Händen die Schnürsenkel, zieht erst den einen, dann den anderen Fuß aus den schweren Stiefeln. Nun ist er auf einmal ganz fickerig, ganz geil auf das schwarze Fleisch und während er noch auf der Bettkante sitzt, fängt er an, sie zu begrapschen, an ihrem Busen herumzufummeln, ihren Bauch zu streicheln und sogar trotz der mächtigen Barriere aus Oberschenkeln bis in ihre Schamgegend vorzudringen, die immer noch von dem engen, schwarzen Tange notdürftig verdeckt wird.
Sie fängt bei seinem Gefummel auf einstudierte Weise an zu stöhnen und zu seufzen und sich die spröden Lippen wollüstig zu lecken. Sie hat wieder diesen weggetretenen Schlafzimmerblick angenommen, mit diesen halb geschlossen Augen, die ihm den Beginn höchster Erregung vorgaukeln und ihm ankündigen sollen, dass ein Superorgasmus unmittelbar bevorsteht. Sein Atem wird schneller, sein Herz schlägt bis zum Hals, sein Mund ist trockener denn je. Seine Wahrnehmung ist eingeschränkt, wie bei einem brünftigen Hirsch, wie bei einem liebesblinden, balzenden Auerhahn, selbst die Hitze hat er verdrängt. Er wird immer mutiger und will sich nun an die Quelle seiner Begierde, an diesen drallen, prallen Hintern heranmachen, ihn endlich kneten und drücken. Aber er kann es nicht, denn sie liegt immer noch auf dem Rücken. Er fasst sie an den Schultern, um sie zum Umdrehen zu bewegen. Sie gibt für einen Moment ihre Schauspielerei auf und schaut ihn ganz normal an. Nein, sie schaut ihn nicht ganz normal an, sie schaut an ihm vorbei, in Richtung Schlafzimmertür und ihre Augen weiten sich vor Entsetzen und ein unterdrückter Schrei entringt sich ihrem halb geöffneten Mund. Er bekommt ihre plötzliche Veränderung trotz seiner Erregung mit, ist irritiert und merkt schließlich auch, dass etwas nicht stimmt, dass der Halbschatten, der in dem Raum herrscht, eine Nuance dunkler geworden ist. Er lässt sie los, richtet seinen Oberkörper auf und dreht sich der Tür zu. Im Rahmen steht eine dunkle Gestalt, die sich scharf gegen das helle Licht des Flurs abhebt. Eine weitere Gestalt wird dahinter sichtbar.
Zwei Männer betreten den Raum. Der eine klein und kompakt, der andere groß und hager, beide von schwarzer Hautfarbe, dasselbe bräunliche Schwarz wie die Tussy. Der Große trägt trotz der Hitze eine schwarze Lederjacke. Seine Lackschuhe glänzen, genauso wie die Pomade in seinen glatt zurückgekämmten Haaren. Er ist eindeutig der Chef, der Wortführer. Er setzt sich auf den Stuhl. „Wen haben wir denn da in unserer Wohnung?“ Seine Freundlichkeit ist ätzend und unecht. Der Kleine, wesentlich prosaischer, in abgewetzten Jeans und einem schrecklich bunten Hawaiihemd, geifert „Gib’s ihnen, schmeiß sie aus der Furzfalle raus.“ „Keine schlechte Idee, aber vorher müssen sie noch die Miete bezahlen.“ Die sexuelle Erregung des Mannes auf der Bettkante ist auf einen Schlag verschwunden, stattdessen ergreift ihn eine unbestimmte und dennoch konkrete Angst. Er glotzt die Eindringlinge an und überlegt sich krampfhaft, was er sagen, was er tun soll. Auch das Mädchen hat alles verführerische Gehabe abgelegt. Sie hat sich im Bett aufgesetzt und die Beine angezogen, die Arme umklammern die Knie. Ängstlich und verachtungsvoll starrt sie auf die Typen. Der Hagere würdigt sie kaum eines Blicks. „Lilly hau ab,“ krächzt er mit heiserer Stimme. Sie steht auf, zieht die Jeans so rasch sie kann an, schlüpft in die Bluse, stopft sie in den Hosenbund, steigt in die Sandalen und will verschwinden. „Lilly!“ Die ausgestreckte Hand des Hageren deutet auf ihre kleine Jeanstasche. Sie murmelt “Arschloch”, holt aber das Päckchen heraus, entfaltet es und gibt ihm zwei Scheine. Dann ist sie draußen. „Wollen wir nicht für das Vergnügen bezahlen?“ Der Hagere schleimt und gibt sich immer noch aufgesetzt höflich. „Los rück die Kohle raus!“ schreit jetzt der Kleine und als er immer noch zögert, steht er schon neben ihm und seine Finger wühlen in den Hosentaschen und werden fündig. Er schwenkt die Geldbörse, schaut hinein, pfeift anerkennend und wirft sie dem Großen zu. Der steckt sie achtlos in seine Jackentasche und sagt stattdessen: „Die Uhr!“ „Verdammt, reicht denen das Geld nicht“ denkt er und streift seine schöne Omega, seine zuverlässiger Begleiter, an der er sehr hängt vom Handgelenk. Schon hat sie ihm der Kleine aus der Hand gerissen und dem Hageren zugeworfen. Der beäugt sie, steckt sie ebenfalls ein und hat