Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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uns jeder auf seine Art mit seinen ganz eigenen Erfahrungen ein. Und wenn nötig, ließen die Menschen mich auch schnell wieder in Ruhe.

      Schon bald als ich mich in Frankreich und Spanien auf dem Pilgerweg befand, sollte ich einige wenige Radfahrer auch wieder treffen.

      Auch die Fußpilger waren sehr interessante Gesprächspartner, denen ich mich nach kurzer Zeit auch nicht mehr entziehen wollte und wie ich empfand, entziehen musste.

      Mir begegnete immer mal einiges an interessanter Historie. So tauche ich z.B. ein wenig ein in die Geschichte der Reconquista und die Vertreibung der Mauren. Dies hätte ich gerne auch intensiver gemacht, aber ich hatte ja ein Ziel vor Augen und nicht unbegrenzt Zeit.

      Alles das hat Suchtpotenzial. Und nicht nur jeder Adrenalin Junkie kommt voll auf seine Kosten. Auch für Breitensportler, die schon immer den Kick gesucht haben, bleibt nach einer Tagesetappe kein Wunsch nach „ja-da-geht-doch-noch-was“ offen.

      Aber eines kann nicht verschwiegen werden, denn manchmal hing ich wirklich knietief im emotionalen „Analkuchen“ und das ein oder andere Mal drohte die geistige Umnachtung. Dann schimpfte ich viel und fragte mich: >>Eigentlich bist du dumm wie ein Stück Toast. Nein schlimmer noch, das Teil kann schimmeln und was kannst du? <<

      Schlussendlich bleibt die Einschätzung, dass ich diese Tour nie missen möchte!

      Für meine Tour habe ich mir folgendes Motto ausgedacht.

      „LIEBER ARM DRAN ALS RAD AB“

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      Zu Beginn meiner „Radfahrkarriere“ habe ich mich im nahen Umfeld von Hilden- Langenfeld – Richrath mit einem gebrauchten Fahrrad bewegt und spürte nach 30 km mein Sitzfleisch ungemein, die Knie zwickten und mit der Kondition war es schon so eine Sache. Nach einem halben Jahr waren mir die Strecken sehr vertraut und ich war wirklich sichtlich angetan von unserem schönen grünen Umfeld, welches mir als Autofahrer weitestgehend verborgen blieb. Binnen kürzester Zeit wagte ich mich auch ins angrenzende Bergische Land und mit viel Kampfeswillen wurde ich immer besser. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass immer, wenn ich Zigarettenhunger bekam, ich mich auf das Rad setzte und das Verlangen war wie weggeflogen. Eigentlich eine coole Erfahrung! Ich habe mal gelesen, dass dies mit Ersatzbotenstoffe und Glückshormonen, die beim Sport freigesetzt werden, zusammenhängt.

      Die Strecken wurden immer länger und müheloser und nach 2 Jahren konnte ich die 50 – 60 km ohne große Anstrengung fahren. Eigentlich ein Witz, wird jedem gut trainierten Radler dazu einfallen, aber ich war stolz darauf vom Sofapotato zum Freizeitradler avanciert zu haben.

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      Eines Tages überzeugte ich meine Kinder, dass wir zusammen entschleunigt nach Koblenz radeln und so sind wir dann für die knapp 160 km vier Tage unterwegs gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war der jüngste Teilnehmer, mein Sohn Vincent, 5 Jahre alt und dementsprechend wurden die Tagesstrecken auch ausgelegt. Ich hatte mir einen Fahrradanhänger zugelegt, damit die Kids fast ohne Gepäck fahren konnten. Das hat mir und leider nur mir so gut gefallen, dass ich in Koblenz wusste, das ist ausbaufähig.

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      Die Tagesstrecken wurden immer länger und mit dem etwas älteren Gefährt war ich irgendwann nicht mehr zufrieden.

      Gute Gerätschaft war mir schon immer wichtig, um einträgliche Arbeit abzuliefern. Da ich mich entschieden hatte, dass das Radfahren mich in Zukunft fit halten soll, wurde ein gutes Markenfahrrad angeschafft. Leider hielt die Freude nur sehr kurz an, weil mir das Rad schon nach vier Monaten gestohlen wurde. Dem neuen Besitzer wünsche ich an dieser Stelle weniger Hals aber mindestens einen Beinbruch mit seiner, also meiner, neuen Errungenschaft. Diese hatte mich viel Geld gekostet. Zur Freude des Zweiradhandels wurde innerhalb kürzester Zeit ein zweites Rad erworben, welches dann im 750,-€ Preissegment lag. Da mir die Straßen mit dem ganzen Autoverkehr nicht so liegen, wählte ich ein geländetaugliches Trecking Model.

      An dieser Stelle möchte ich noch einmal Heinz, Frank, Wolfgang und Volker danken, die mit mir mal knapp 50 km gefahren sind, um für sich zu testen, ob wir gemeinsam von Pamplona aus nach Santiago fahren.

      >>Jungs nicht traurig sein, vielleicht im nächsten Leben<<.

      Als nun klar war, dass ich von Hilden aus starte, setzte ich alles daran, dass mir eine Strecke von bis zu 120 km am Tag, nicht zu schaffen machte. Und diese Strecke musste in 6 – 7 Stunden geschafft sein. Ich arbeitete daran und es gelang mir, weil der Körper und die Gesundheit mitspielten.

      Nach und nach wurde dann auch das Equipment optimiert. Gelhandschuhe, spezielle Radfahrhosen, atmungsaktive Shirts, um die Feuchtigkeit abzutransportieren und vernünftiges Schuhwerk. Mittlerweile gibt es auch Sportsandalen im Fachhandel. Als sehr gut empfinde ich auch Triathlon Schuhe. Diese sind innen nahtlos, so dass sie auch bei höheren Temperaturen problemlos und ohne Socken zu fahren sind.

      Dann wurde für die Tour das notwendige Zubehör zugelegt. Ein guter Markengepäckträger bis mindestens 25 kg Tragkraft. Ich entschied mich hier für einen kombinierten Gepäckträger mit Klick –Verschluss- und Vorrichtung für ein Bügelschloß. Ein guter Tacho ist unverzichtbar, allein schon, um die Tageskilometer nachhalten zu können. Das Packtaschensystem wählte ich von einem Deutschen Anbieter. Hier schon mal die Anmerkung, dieses Produkt ist nicht nur wasserabweisend, sondern absolut wasserdicht. Genauso wie die Lenkertasche, hier hatte ich alle elektronischen Utensilien wie GPS, Handy, Ersatz Akku, Pilgerausweis, Geldbörse, Notizblöcke, Kartenmaterial usw. verstaut.

      Es hat während meiner Pilgerreise wirklich einmal über 30 Stunden wie aus Eimern geschüttet und alles ist furztrocken geblieben. Qualität zahlt sich aus, und wer billig kauft, der kauft oft zweimal. Vom selben Hersteller auch eine transparente Kartentasche, die einfach oben drauf fixiert wird. Alles gut durchdacht und mein Kompliment für das Gelingen dieses gut abgestimmten Produktes.

      Auf Packtaschen, die am Vorderrad befestigt werden, sogenannte „Lowrider“, verzichtete ich, da diese für eine starre Vorderradgabel optimal und ausgereift sind.

      Ich bin auch froh über diese Entscheidung, da ich in einen extrem heftigen Mistral rein geraten war und somit mein Gefährt bedeutend weniger Angriffsfläche bot. Aber dazu später mehr.

      Es gibt auch einige Befestigungsalternativen von Nischenanbietern für Federgabeln. Nur die passten nicht für meine Bremsklickvorrichtung. Mir war aber die Federgabel für solch eine lange Tour wichtiger. So entschloss ich mich für eine runde Motorradtasche aus eigenem Bestand. Diese hatte mir schon auf vielen Motorradtouren treue Dienste erwiesen und ist ebenfalls wasserdicht. Die Motorradtasche wurde auch auf dem Gepäckträger mithilfe von zwei Gummischnellspanner fixiert. In diese Rolle habe ich folgende Sachen verstaut: Ein kleines ultraleichtes Zelt, meinen Schlafsack, Luftmatratze, Isomatte und diverses Werkzeug, drei Ersatzschläuche, sowie weiteres Ersatzmaterial wie Schmierstoff, Arbeitshandschuhe, Züge für die Schaltung, Flickzeug, passenden Maulschlüssel, um für den späteren Rückflug die Pedale abzuschrauben zu können. Außerdem ein paar kleinere Inbusschlüssel.

      Unter dem Sattel noch eine kleine Tasche mit einem Mini Werkzeugtool und auch noch einen weiteren Ersatzschlauch. Bei den Ersatzschläuchen wählte ich so genannte „Unkaputtbare“, sind sie zwar nicht, aber halten doch mehr aus, als die einfachen Schläuche und unbedingt Schläuche mit Autoventilen nehmen. Ich habe eine kleine kompakte Teleskopluftpumpe und die schafft bei ca. 250 Hüben, etwa 3,0 bar. Das reicht aber aus, um bis zur nächsten Tankstelle zu fahren und dort dann auf einen Luftdruck von 4,5 – 5,0 bar nachzufüllen.

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