Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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Sie die alten Spiegel nicht brauchen, was möchten Sie denn dafür haben? Aber ich zahle auf keinen Fall den Preis, den sie für alles gezahlt haben<<

      Aha, da tut sich doch was!

      >> Also wissen Sie, das ist doch für ein Schülerkaffee und eigentlich alles für die Kinder, die brauchen doch jeden Cent. Also für 180,- € lass ich die Teile hier<<. Er gab mir 150,- €

      Er hatte somit ein gutes Gefühl etwas zum Gemeinwohl beigetragen zu haben und ich war heilfroh, dass ich den „Mist“ nicht mitnehmen musste.

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      Ich nehme freudig zur Kenntnis, dass noch drei meiner Freunde am Start sind. Wir begrüßen uns herzlich und ich nehme auch den Fotografen von der Hildener Wochenpost wahr. Herr Kämmerer, der Chefredakteur, hatte mich am Telefon zu meinem Vorhaben schon zwei Wochen vorher interviewt und wir sind so verblieben, dass ich ihm wöchentlich ein paar Fotos und Tour Berichte zukommen lasse. Wie ich später zu berichten habe, war dieses einige Mal leichter gesagt als getan. Ich habe da so einige Stunden mit verbracht und wunderte mich, dass bei einem Aufwand von 20 Stunden nur so verschwindend wenig berichtet wurde.

      Pfarrer Wolf nimmt uns in Empfang und wir gehen in die Kirche. Nachdem wir noch einigen Leuten ein kurzes Statement geben, geht es zügig zum Altar. Also den Wortlaut des Reisesegens kann ich beim besten Willen nicht mehr wiedergeben. Ich erinnere mich aber noch sehr genau, dass Herr Pfarrer Wolf für mich eine Kerze entzündete und diese Kerze sollte nun jede Woche zur Sonntagsmesse für mich leuchten. Wenn ich wiederkäme, so möchte ich bitte am darauffolgenden Sonntag zur Messe kommen, dann würde die Kerze entfernt werden. Ich habe mir das fest vorgenommen, denn ich war echt gerührt.

      Es ist ca. 9:15 Uhr und vor der Friedenskirche muss ich für den Fotografen posieren. Einige Male an ihm vorbeifahren, damit er mich richtig trifft.

      >>Aufregend, ich bin der Protagonist und voll wichtig. < <

      Ich fühle mich zeitversetzt und an meine frühere Mikro Boxerkarriere beim Boxring Hilden erinnert. Wenn die Tagespresse uns ablichtete und wir uns später in der selbigen wiederfanden. Es ist sehr schön, dass sich Menschen für einen interessieren. Immer dienstags sollte dann ein Artikel in der Wochenpost erscheinen. Ich fand es bewegend, dass es dem Chefredakteur so viel wert war, dass ich in der Ausgabe vom 23.07.2013 auf der Titelseite erschien.

      Folgende Überschrift trägt die Story:

      Gerd Lange ist >>dann mal weg<< Hildener begibt sich per Fahrrad auf den Jakobsweg

      Hilden (ak). sagt der Hildener. »Im vergangenen Jahr habe ich am Nordkap viele Menschen auf dem Fahrrad gesehen. Das hat mich zu dieser Herausforderung inspiriert. «Normalerweise betreibt Gerd Lange einen Kiosk in seiner Heimatstadt. Der wird während seines Ausflugs geschlossen bleiben. »Das ist schon ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann«, ist sich der unternehmungslustige bewusst. »Ich will meinem Körper zurückgeben, was er mir gegeben hat – durch eine Fastentour«, sagt Gerd Lange. Zehn Jahre lang musste er sich darauf vorbereiten, denn sein Vorhaben ist äußerst ehrgeizig: Mit dem Fahrrad will der 53-Jährige von Hilden aus auf dem berühmten Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela gelangen. Am vergangenen Mittwoch fiel der Startschuss an der Friedenskirche – standesgemäß mit dem Segen des PfarrersYorck-Peter Wolf. Etwa 3.000 Kilometer ist die Route lang. Sechs Wochen Fahrzeit hat er dafür eingeplant. Ein Buch wie von Hape Kerkeling soll am Ende zwar nicht dabei herauskommen. Mit der WOCHENPOST aber hat er vereinbart, regelmäßig per moderne Kommunikationsmittel einige Eindrücke von seiner Pilgertour zu übermitteln. Wir sind gespannt auf seine Berichte. Ihm geht es weniger um religiöse Beweggründe. »Vielmehr möchte ich meine Grenzen kennen lernen«

      Es ist fast 10:00 Uhr. Jetzt wird sich noch herzlich von Ehefrau Grit und Sohn Vincent, sowie dem kleinen Kreis der genannten Anwesenden verabschiedet. Jetzt, wo die Kür absolviert wurde, erfolgt die Pflicht.

      >> Auf geht’s Vivi<<.

      Kirsten ruft mir noch einige Male nach,

      >>Gerd, du musst Dich unbedingt umdrehen<<, was ich natürlich sehr gerne machte.

      Denn ich will ja auf jeden Fall wiederkommen. Eigentlich habe ich noch eine „Ich-könnte-ja-Option“ mit Miki und Kirsten vereinbart. Sollte ich zeitig am Ziel sein, so nähme ich eventuell einen Flug zu Ihnen nach Ibiza, um noch ein paar Tage auszuspannen. Mal schauen.

      Den Weg nach Köln findet mein Fahrrad fast alleine, denn diese Tour sind wir schon, gefühlte 1000-Mal gefahren.

      Knapp einen Kilometer von der Friedenskirche entfernt gelangen wir in den Hildener Stadtwald. Von hier aus geht es kurz vor dem Waldbad über die Elberfelderstraße. An der Waldkaserne und am Licht- Luft und Sonnenbad vorbei, überqueren wir die Walderstraße und fahren weiter in Richtung Engelsberger Hof. Vorbei an Pferdehöfen, Gärtnereien und der Wichermühle in Langenfeld. Jedes Mal, wenn ich an der Wichermühle vorbeifahre, fällt mir ein Gelage ein. Die Mühle war in den 1986 achtziger Jahren berühmt berüchtigt für seinen Beerenwein. Was haben wir uns hier einmal abgeschossen. Nichts ist drinnen geblieben, >> Nee, Nee das schöne Geld<<, alles im Wald gelassen.

      In Langenfeld, am Segelflugplatz führt ein kleiner Weg weiter durch den Wald, grob entlang an der A 3, die für die nächsten Kilometer als Orientierung dient. Wir verlassen den Wald und fahren neben der Schnellstraße und der dahinterliegenden A3 Richtung Opladen.

      Hier in Opladen gibt es ein formidables Restaurant, das „Stippenhüschen“. Der Inhaber Achim kredenzt einen geilen „Pferdehals“, genannt auch:

      >>Rinderfilet Master Exquisit<<.

      Wenn man möchte und genügend Kleingeld hat, auch in der XXXL- Ausführung mit mindestens 400 Gramm. Dann dazu gedünstete sekundäre Pflanzenstoffe der Saison. Was für ein Trennkostgedicht und -gericht. Wir haben hier schon einige Nächte mit unserem Tupperclub verbracht! Aber auch der Würger hat hier zugeschlagen, von dieser Aktion werde ich noch zu berichten haben.

      Aber keine Zeit jetzt, ich muss Strecke machen. Ich will, wie gesagt, noch heute in Koblenz ankommen. Hier hinter Opladen führt der weitere Verlauf hinter einem bekannten Schnellrestaurant, rechts vorbei wieder in ein Waldstück und nach kurzer Wegstrecke erreichen wir Leverkusen. Der Rhein, der bis nach Koblenz mein Wegweiser sein wird, zeigt sich jetzt schon hin und wieder mal.

      Nicht unbemerkt nehme ich zur Kenntnis, dass es Vivi kaum noch auf dem Sattel hält.

      >>So ein Sattel kann schon drücken<<, merke ich an.

      >> Never<<, antwortet Vivi auf meinen Vorschlag, dass ich noch gepolsterte Radhosen habe, die ich ihr vor der Abreise auch schon wärmstens aufdrängen wollte. Aber bis Köln sind es ja nur noch knapp 20 Kilometer.

      In Leverkusen gibt es seit einigen Jahren nach der Landesgartenschau einen wunderbaren Park, den Neuland Park. Hier legen wir Rast ein, um zu verschnaufen. Wir halten vor einem exotischen chinesischen Drachenpavillon und schwelgen in Erinnerung an unsere früheren Urlaubsreisen nach Thailand. Das Wasserfest „Songkran“, das wir einmal in Pattaya erlebt haben.

      Hierzu sei zum besseren Verständnis folgendes angemerkt: Songkran ist das traditionelle Neujahrsfest nach dem thailändischen Mondkalender. Das Wort „Songkran“ stammt aus dem Sanskrit und bezeichnet den Übergang der Sonne von einem Tierkreiszeichen zum nächsten. Die Hände der Mönche und auch älterer Menschen werden mit Wasser benetzt. Es gibt aber auch die Hart Core Variante und hier fühlten wir uns angesprochen.

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      Ich kaufte Vivi auf dieser Reise eine übergroße Wasserpistole oder besser gesagt einen mobilen Mini- Wasserwerfer und sie hatte einen riesigen Spaß damit, die Passanten aus unserem fahrenden Wrangler Jeep mit einem gezielten Schuss zu treffen.

      Die