Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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du eigentlich, wann es linksrheinisch oder rechtsrheinisch heißt? <<

      >>Wie bitte? <<, überlege ich … aber nur eine Mikro Sekunde …und antworte:

      >>Nein, keine Ahnung<<, und pumpe weiter.

      Diese Minipumpe benötigt, gefühlte 1000 Hübe, um 3,0 bar an Druck auf die Reifen zu bekommen, aber mir ist ja gerade sowieso kalt.

      >>Verdammt! <<, denke ich, bald ist es dunkel und ich habe noch gut 16 km vor mir.

      >>So, dann pass mal auf, das ist so, also ……………<<und er fängt an zu berichten.

      Ich lege mein Vorderrad beiseite und als ob ich es geahnt hätte, wird dies eine sehr einseitige Unterhaltung. Ich öffne meine letzte Dose Bier und lehne mich auf meiner Parkbank zurück. Flüchten kann ich nicht, denn ich befinde mich ja noch im „Reparaturmodus“.

      >> Die Strömungsrichtung, merke dir immer die Strömungsrichtung, Junge. <<, so der Herr.

      Will ich das eigentlich alles und unbedingt heute noch wissen?

      >>Ja Gerd, du musst! <<, denke ich.

      >>Bitte können sie das genauer erklären, es ist spät und ich bin schon sehr lange auf den Beinen oder besser gesagt auf den Reifen unterwegs und es dürstet mich nach Wissen? <<

      >> Wenn sich eine Stadt in Stromrichtung auf der rechten Seite befindet, so bezeichnet man das als rechtsrheinisch. Wenn du also bald in Koblenz ankommst und Koblenz befindet sich hier auf dieser Seite, dann reparierst du dein Fahrrad gerade auf welcher Seite? <<

      Schnell noch ein Schluck und, >>komm überlege und konzentriere dich von Latten, sonst wird das hier eine lange Erklärbär-Nummer. <<

      >>Linksrheinisch! <<,

      schoss es von meinem Gehirn ins Sprachzentrum und dabei denke ich noch:

      >>Warum muss ich so viel wissen, von dem ich nichts wissen muss? <<

      >>Jawohl! <<

      >>Da bin ich ja heute nicht umsonst aufgestanden! <<, merke ich an und pumpe dann weiter.

      Wir tauschen uns noch etwas aus, ich baue dabei mein Vorderrad wieder ein, verstaue meine Sachen wieder und setze nach der Verabschiedung meine Pilgerreise fort.

      Wenig Später denke ich noch über unser Gespräch nach. Ich weiß jetzt, dass „Linksrheinisch“ die Bezeichnung dafür ist, dass ein Ort auf der linken Seite der Stromrichtung des Rheins ist. Also Hilden, wenn auch etwas weiter weg vom Rhein, befindet sich rechtsrheinisch, genau wie Düsseldorf und Leverkusen.

      Dann habe ich in Leverkusen die Rheinbrücke überquert und befinde mich seitdem auf der linken Seite. Also auf der „Schäl Sick“, der falschen Seite.

      >> Prima Gerd! <<, lobe ich mich.

      >> Und wie verhält sich das mit Köln? Der Rhein fließt einmal durch ganz Köln und zwar von Süden nach Norden und soweit ich mich erinnern kann, wird Köln immer, obwohl der Rhein mitten durchfließt, als linksrheinisch bezeichnet. <<

      Wie ich später recherchiere, hängt das wie folgt zusammen.

      Im Cologneweb dem Kölner Stadtarchiv steht beschrieben, dass die „Ubier“ begonnen hatten, die Stadt am Rhein zu gründen. Sie suchten ein hochwasserfreies Plateau, das sich gut verteidigen ließ und einen durch eine Rheininsel gut geschützten Hafen. Im weiteren Geschichtsverlauf formte der Rhein eine natürliche Grenze zwischen den Germanen, rechtsrheinisch und den römischen Kolonien linksrheinisch. So bildete sich dann das bis heute linksrheinische Köln, mit den wichtigsten touristischen Attraktionen. Große Einkaufsstraßen, den großen Ausfallstraßen und den inneren und äußeren Ringen: Innere Kanalstrasse- Äußere Kanalstrasse- Militärring.

      Also Hilden und Düsseldorf gehörten demzufolge zu den wilden Germanen.

      >> Jetzt verstehe ich so einiges. <<

      Nach einer guten Stunde erreiche ich erschöpft und hungrig das linksrheinische Koblenz.

      >> Lahnstein werde ich wohl von meinem Vormerkbuch streichen müssen. <<

      Und ich wollte mir so gerne die Lahntalklinik ansehen, weil mir 1999 dort meine Berufsunfähigkeit von einem Arzt attestiert wurde.

      Ich telefoniere kurz, storniere mein Zimmer und suche den Campingplatz am „Deutschen Eck“ auf, wo ich vor Jahren noch mit meiner entschleunigten Jugendgruppe angekommen bin.

      >> Guten Tag, ich war schon mal hier, hätten Sie noch für eine Nacht einen Quadratmeter Platz für mich und meine Ein-Raum- Kammer? <<,

      frage ich den „gut gepolsterten“ Platzwart.

      >> Na klar für Stammkunden und in der Größenordnung immer. Notfalls gebe ich dir einen Bierdeckel, dann kannst du dein Zelt darauf aufbauen! <<

      >>Hier bin ich richtig, es wird in meiner Sprache geschwatzt! <<, stelle ich fest.

      Da es jetzt fast schon 21:30 Uhr ist, rät mir der Platzmeister, dass ich mir schnell noch einen Platz suchen und mich beeilen soll, weil das Restaurant auf dem Platz um 22:00 Uhr schließen würde.

      >>Dann hau rein, den Weg brauche ich dir ja nicht zeigen und bezahlen kannst du irgendwann morgen. <<, blinzelt er mir zu. >>Mach ich. <<

      Der Platz ist, wie zu dieser Jahreszeit zu erwarten, sehr gut gefüllt. Aber mit meinem kleinen Zelt finde ich relativ schnell einen, wenn auch nicht so ebenen Platz. Da ich vorher das Zelt probemäßig im Garten auf- und abgebaut hatte, um es mit drei Dosen zu imprägnieren, wird es eine schnelle Aufbauaktion. Dann schnell geduscht und anschließend zur Nahrungsaufnahme ins Restaurant geeilt. Es ist aber schon nach 22:00 Uhr und nur mit viel bitten bekomme ich noch einen Snack und ein Bierchen. Zwischendurch natürlich, wie heute auch auf der Fahrt, noch mit meiner Lieben Frau telefoniert.

      Es ist ein schöner lauer Sommerabend, ich gehe zufrieden mit mir und meinem fast erreichten Tagesziel zurück zum Zelt. Dort angekommen widme ich mich noch einen kurzen Augenblick dem beleuchteten Denkmal vom Kaiser Wilhelm, „Am Deutschen Eck“. Ich bin viel zu müde, um mein Tagebuch für heute zu bedienen und nehme mir vor, das Morgen zu erledigen. Mein zweites Bein ist noch nicht ganz im Zelt und da schlafe ich schon.

      Fahrzeit am 17.07.2013: 11,50 h

      Gesamtfahrzeit: 8,55 h

      Höchstgeschwindigkeit: 28,35 km / h

      Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,14 km/h

      Tageskilometer: 146,60 km

      Gesamtkilometer: 146,60 km

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      2. Tag

      Donnerstag der 18.07.2013

      Es ist 6:50h, ich bin wach und denke:

      >>Was habe ich gut geschlafen und so lang! <<

      Mein kleines Zelt gleicht einer Tropfsteinhöhle. Ich glaube, die 3 Dosen Imprägnier Spray waren 2 zu viel. Wenn ich hier noch drei Wochen drin übernachte,