Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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muss duschen und mich unaufschiebbar waschen. Ich brauche auch ganz dringend einen Kaffee, und, und, und. <<

      Der nächste Zeltplatz wird angefahren, um dort erst mal Körperpflege durchzuführen.

      Nach einer guten viertel Stunde Fahrtzeit in Pünderich, entdecke ich den „Campingplatz Moselland“. Nur mit duschen ist da nichts, weil die Rezeption noch geschlossen hat, was eigentlich um 6:15 Uhr zu erwarten ist.

      >> Was tun? <<

      Der Körper klebt und ich habe das dringende Bedürfnis, NEIN die Notwendigkeit, ein WC aufzusuchen.

      >>Alles ist so ruhig hier, soll ich einen Camper fragen wo hier die sanitären Anlagen sind? Aber alle schlafen noch, ich kann doch niemanden wecken. <<

      Also bin ich an der Rezeption vorbei, denn irgendwo muss doch ein Hinweis sein.

      >> Ja, da… ein Hinweis… ein Hinweis. <<

      Direkt im Gebäude neben der Rezeption, dann die Erlösung!

      Die Feuchtgebiete, WC und Duschen Tür an Tür.

      >>Juhu endlich! <<

      Rad abgestellt und rein.

      >>Nur leider kein WC Papier. <<, merke ich leise an.

      Aber nicht „SCHLIMBO“, denn in meiner Überlebenslenkradtasche, die ich immer am Mann habe, wenn ich das Rad abstelle, ist selbstverständlich auch für diese Notfälle etwas „badei“.

      Ok. Das kann ich abhaken, jetzt duschen und wenn ich einen Menschen in dieser Frühe treffe, werde ich mich auch gerne zu erklären wissen.

      Also wieder zum Rad und in den Packtaschen nach dem Kulturbeutel gesucht. Ich hatte ja schon angemerkt, dass diese Utensilien einer gewissen Rotation unterliegen und immer in einer der drei Packtaschen zu finden ist.

      >> Das muss dringend optimiert werden „Latte“. <<, sage ich.

      Ich nehme Handtuch, frische Wäsche, Kulturbeutel und, stolz wie ich bin, ziehe ich auch brav meine Badelatschen an. Dann noch das Fahrrad optimal gegen Zugriffe Dritter gesichert und rein in die Herrendusche.

      Schnell entkleidet, um dem nassen Element mit meinem Salinen Körper entgegen zu treten.

      >> Endlich duschen, meine gestrigen Verfehlungen herunter spülen und wieder einen klaren Kopf und reine Poren erhalten! <<

      Voller Inbrunst öffne ich die Einhebel- Mischarmatur, aber dann stelle ich mit Entsetzen fest:

      >>Da kommt ja gar kein Wasser heraus!? <<

      Die Dusche spricht in Gedanken zu mir:

      >>Ich dusche dich… aber ich mache dich nicht nass! <<

      >> Super, wunderbar ….habe ich denn irgendwas verbrochen? Vielleicht Kinder geschlagen oder meine Suppe nicht gegessen? <<

      Infolgedessen, Handtuch drum und wieder raus.

      Ein Automat neben der Duschparzelle. Den habe ich echt im ganzen Menschentrubel übersehen und das Losungswort lautet „Duschmünzen“.

      >> Fabelhaft; ja warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? <<

      Es nutz alles nichts, weder ärgern noch meckern! Ich ziehe die frischen Sachen an, um mit einem Waschlappen am klitzekleinen 25er Handwaschbecken im WC Raum einzelne Körperregionen so einigermaßen zu bewässern.

      Es ist circa 7: 15 Uhr als ich, mehr schlecht als recht, bezogen auf meine körperliche Hygiene, meine Reise fortsetzte. Nach einigen hundert Metern ruft mein Spatzl an, um sich über mein Befinden zu informieren. Ich bin etwas eifersüchtig, denn meine Frau sitzt Zuhause auf der Terrasse und genießt ihren Morgenkaffee.

      >>Leider gibt es noch kein Geruchs- Handy<<, rufe ich zu Grit.

      >> Dann hätte zumindest einer meiner Sinne Befriedigung gehabt! <<

      Wir unterhalten uns noch etwas und Grit verabschiedet sich mit den Worten:

      >> Fahr schön weiter, gehe frühstücken und pass auf dich auf! <<

      In den Ort „Burg“ an der Mosel fahre ich dann hinein und finde bald einen Bäcker, der auch Frühstück mit Sitzmöglichkeit anbietet. Die zwei guten Tassen Kaffee und die belegten Brötchen animieren meine Lebensgeister wieder. Nach einem kurzen Bericht über mein Vorhaben und den 2500 Kilometern, die ich vor mir habe, wünscht die Bäckersfrau mir alles Gute für die Reise.

      Gegen neun Uhr erreiche ich Traben Trarbach.

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      Da wir jedes Jahr mit dem Stammtisch nach „Kirn“ >> ins Hirn << in den Hunsrück fahren, war ich das letzte Mal 2012 in Traben Trarbach. Ich war mit meinem kleinen Motorrad unterwegs, welches ich immer hinten auf dem Wohnmobil mitnahm. Fünf Tagen Chillen sind nichts für mich und so verspüre ich nach kurzer Zeit immer das Gefühl, mich zu produzieren. Wir mieten in Sohrschied immer eine ganze Jugendherberge, die in einer Talsohle liegt, umgeben von Wald und Ruhe. Ruhe aber nur dann, wenn wir mit der ganzen Horde nämlich an Pfingsten nicht hier sind. Denn mit dem ganzen Equipment, das wir hier dann anfahren, beschallen wir dieses Tal und das seit einigen Jahren.

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      Hier in Traben Trarbach, so bestimmte ich, werde ich mal wieder einen Stempel für meinen Pilgerausweis besorgen. Wie in den Tagen zuvor, wird dies wieder ein sehr zeitintensives Unterfangen.

      Die erste angefahrene Kirche ist, wie erneut zu erwarten war, um kurz nach neun Uhr noch geschlossen. In der gegenüberliegenden Fahrradwerkstatt bekomme ich die Adresse vom Pfarrbüro. Ich muss einige Zeit suchen, denn mein Navi streikt in diesen engen Passagen. In den teilweise verwinkelten Gassen dieser Kleinstadt fallen mir die schönen alten Domizile auf. Endlich erreiche ich das Evangelische Pfarramt. Vor dem Pfarramt in der Kirchgasse 13, sehe ich schon an einigen Häusern Hinweise über preiswerte Pilgerunterkünfte.

      Pfarrer Jörg-Walter- Henrich empfängt mich sehr freundlich und gibt mir den 5. Stempel in mein Pilgerheft. Der Pfarrer fragt mich, ob ich heute hier in Trarbach übernachten möchte, denn es gäbe hier zwei Pilgerunterkünfte zu äußerst günstigen Konditionen.

      >> Wäre ich mal gestern nicht versackt, denn hier sind bestimmt keine Duschmünzen erforderlich. <<, merke ich an.

      Ich berichte dem Pfarrer von meiner morgendlichen Trockenduschaktion und er wiederum referiert anschließend zum einen von einer Jugendherberge im Stadtteil Traben:

      >>Diese modern eingerichtete Jugendherberge ist für alle da. Für Schüler bei Klassenfahrten, für Teilnehmer von Seminare und Tagungen aber auch für Musikgruppen. Und nicht zuletzt erleben dort Einzelgäste einen freundlichen Service. Alle Gäste lernen dabei eine der schönsten Flusslandschaften Deutschlands in ihrer ganzen Vielfalt kennen. <<

      Weiter erfahre ich von dem Würdenträger von der alten Lateinschule, die auch hier im Stadtteil Trarbach liegt.

      >>Dort können Wanderer und Pilger, die den Jakobsweg von Koblenz nach Trier, also den 180 Kilometer umfassenden Mosel-Camino, in dieser mehr als 400 Jahre alten ehemaligen Schule einkehren und übernachten. <<

      >> Und weil, Traben Trarbach etwa in der Mitte liegt, geradezu ideal für Radpilger. <<

      wie ich für mich feststelle und anmerke.

      Die Übernachtung mit Frühstück kostet in der Lateinschule 18,- Euro pro