Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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und ist schnell nicht mehr zu sehen.

      Die letzten Kilometer auf der A 602 sind sehr abwechslungsreich. Dieser Tour abschnitt, der von „Kenner Ley“ bis nach Trier Nord parallel neben dem Mosel Radweg und Landstraße verläuft, prägt das Landschaftsbild und lässt die letzten Kilometer wie im Flug vergehen.

      Dann erreiche ich um 17:00 Uhr endlich die Stadt Trier. Ich bin nass geschwitzt, erschöpft und sehne mich nach Ruhe und Erholung. Dieser Ruhetag bei den Temperaturen über 35 ° wird mir guttun. Ich suche nach dem Pfarrbüro. Denn das habe ich ja in Traben Trarbach in meinem „LZG“ abgespeichert, günstige Pilgerunterkunft, nur über das Pfarrbüro.

      Nachdem ich im Touristenbüro nachfrage, gibt mir eine Fee den Wink, dass mir im Dom Shop weitergeholfen wird. Auf dem Weg dorthin brauche ich eine dringende Erfrischung in Form von eiskaltem Gerstenkornsaft und ich kaufe auf dem Hauptmarkt erst einmal eine Dose. Dann bin ich durch ein sehr altes kleines Barock Tor hindurch und denke schon den Dom erreicht zu haben. Ich setze mich erst mal auf eine Steinbank, um runterzukommen. Den einen oder anderen Zeitgenossen wird der Anblick nicht erfreut haben, dass ich direkt vor dem Gotteshaus Portal, Bier konsumiere. Aber das ist mir gerade so ziemlich „Latte“. Hier drinnen, umgeben von Häusern, ist es angenehm kühl. Ich senke meinen Kopf und schließe für kurze Zeit meine Augen, um ganz bei mir zu sein. Nach kurzer Zeit der Entspannung spüre ich wieder einen Energiefluss!

      Wie ich feststelle, war es doch nicht der Dom, sondern die Stadtkirche St. Gangolf. Der Dom befindet sich nur ein paar Straßenecken entfernt. Kurz darauf erreiche ich also die ältestes Bischofskirche Deutschlands, den Dom von Trier. Jetzt muss ich aber erst mal eine Unterkunft für zwei Tage organisieren. Der Dom Shop ist direkt neben dem Trier Dom und gut ausgewiesen. Also bin ich rein und erst mal meinen 6. mit Datum 19.07.2013 versehenden Stempel, höflich eingefordert.

      >> Kann ich sonst noch was Gutes für Sie erledigen? <<, fragte der Herr.

      >> Ja bitte, eine Unterkunft und ganz wichtig wäre Duschen, ach und Essen! <<, antworte ich.

      Dieser wirklich freundliche Mensch zückt eine Kladde aus der Schublade und sagt:

      >> Das bekomme ich hin, einen Moment bitte! <<

      Er telefoniert etliche Stellen ab aber entweder sind die Pilgerunterkünfte ausgebucht oder die Familien, die Schlafplätze zur Verfügung stellten, sind selbst im Urlaub oder wollen in den Sommerferien keine Besucher haben.

      Dann will der Herr wissen:

      >> Wie hoch ist denn ihr Budget für die Unterkunft? <<

      >> Maximal 50,00 Euro und ich möchte bitte zwei Nächte buchen. <<, merke ich an.

      Er erwidert:

      >>In diesem Preissegment habe ich noch einige Adressen und frage mal nach. <<

      Ich habe schon latente Panik, heute schon wieder nicht zum Duschen zu kommen und in der Prärie zu nächtigen.

      >>Notfalls nehme ich auch die Präsidenten Sweet im Hilton, denn ich muss mein Zelt trocknen und meinen Schlafsack lüften und ganz dringend „Ich - muss – Duschen“!<<,

      füge ich mit leicht gerötetem Kopf hinzu. Denn ich spüre es genau, wenn das Köpfchen glüht.

      >> Also der Herr ist ein Fahrradpilger und er benötigt einen sicheren Platz für sein Fahrrad und für zwei Nächte ein Zimmer. Haben sie ok, und für 25,- Euro? Super ich schicke ihn vorbei! <<, lauschte ich gespannt dem Gespräch.

      Dann teilt er mir mit:

      >> Das ist jetzt keine Nobelunterkunft und die Duschen sind im Flur aber Hauptsache wir haben was für sie gefunden! <<

      Auf einem Stadtplan zeichnet er mir den Weg ein und ich trotte los, um schnell in mein Refugio zu gelangen. Nach kurzer Zeit erreiche ich das Etablissement mit dem wohlklingenden Namen „IM STÜBCHEN“. Ich stelle mich kurz vor und erzähle der Wirtin, dass ich angemeldet bin.

      Wirtin: >> Wasse Du gemeldet, vom wo? <<

      Gerd: >> Vom Dom, vor wenigen Minuten per Telefon. <<

      Wirtin:>> Ache jaja, ich mische erinneeere, ok gebe du 50,- Heuro… bitte. <<

      Gerd. >> Kann ich vorher mal das Zimmer sehen und wo kann ich mein Rad abstellen? <<

      Wirtin: >> Jaja Du könne sehen, kommen bitte mitte… mir. <<

      Das Zimmer scheint sauber. Es riecht zwar etwas muffig und die zwei Bäder im Flur werden von allen Bewohnern genutzt, was die Unterhosen, die über eine Wäscheleine hängen, verraten. Aber alles kein Problem, ich habe Badelatschen für die Dusche und ich bin müde.

      Gerd: >> Alles klar, ich bleibe und wo kommt das Rad hin? <<

      Wirtin: >> Könne du stelle untene in das Flure… iche zeige du. <<

      Der Mikroflur, den die vornehm gekleidete Wirtin - mit langem, grauen Baumwolle Kittel und versiffter karierter Schürze-, mir zeigt, ist der Treppenaufgang zu den Räumen. Dieser Raum, der eigentlich zu Fluchtzwecken nicht zugestellt werden darf, ist schon erheblich mit alten Türen, Koffern, Stühlen und Kartonagen verbaut.

      Gerd: >> Da müssen sie aber etwas Platz machen, sonst passt mein Rad da nicht hin! <<

      Wirtin: >> Isse keine Probleme du kanne alles schmeiße Treppe zu die Keller runter. <<

      Da ist wirklich noch ein Treppenabgang und mir war es jetzt auch fast egal, denn ich brauchte „Bier, Bier, Bier und Bett, Bett, Bett. “

      >>Ok, alles klar. <<, sage ich.

      Wir erreichen wieder den dunklen Gastraum, in dem sich zwei ältere Gestalten an den Geldspielgeräten üben. Die zwei Typen befinden sich schon im Spiel-Sucht-Modus, denn ein von mir in den Raum geworfenes „Guten Tag!“ dringt durch die beiden Hohlköpfe durch und ich habe auch nicht mehr die Hoffnung, dass diese Herren meinen Gruß erwidern. Ich bestelle noch ein Bier und bitte um einen Beleg für meine Bezahlung des Zimmers.

      Das Getränk geht auf das Haus und ich schleppe meine Klamotten hoch. Jetzt noch das Rad verstauen und alles in Ruhe für die nächsten Stunden abhandeln. Ich befreie den kleinen Stellplatz im Flur, denn die Haustüre geht auch noch nach innen auf, vom Unrat und sichere mein Rad am Treppengeländer mit allen mir zur Verfügung stehenden Schlössern. Dann noch zwei Kartons zusammengefaltet und vor meinem Rad gestellt und mit den Expandern etwas fixiert. Ich habe Angst, dass die „Vollgesofskies“ am Abend oder in der Nacht die Türe aufstoßen und ich am nächsten Tag erst mal mit der Reparatur beschäftigt bin.

      Da also jetzt der lichte Durchgang gerade nur noch 45 cm misst, berührt die Haustüre beim Öffnen immer, mein jetzt gut eingepacktes Fahrrad.

      >>Ich muss dir unbedingt mal einen Namen geben „Fahrrad“, denn schließlich sind wir noch so einige Kilometer und Tage zusammen. <<, denke ich.

      Auf meinem Zimmer angekommen, reiße ich erst mal die Fenster auf, ziehe die Gardinen zu und reiße alle verschwitzten Klamotten vom Körper, einfach rum geschmissen. Ja rum geschmissen! Jetzt mal für kurze Zeit einfach nur „Ich Sein“.

      Dann geht mir durch den Kopf:

      >> Hoffentlich brennt es hier nicht, denn der einzige Fluchtweg wurde soeben von mir zugebaut. <<

      Jeder Brandschutzbeauftragte hätte die Hände über den Kopf zusammengeschlagen! Aber zur