Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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Lage bietet viele Möglichkeiten, ein ruhiges Plätzchen und die malerische Mosellandschaft zu genießen. Dort zu sitzen, umgeben von Weinbergen, lädt geradezu zum Entspannen ein! *So nachzulesen auf der Homepage der Lateinschule in Trarbach*.

      Sollte ich noch einmal hierherkommen, würde ich die Schule bevorzugen. In Anbetracht der Tatsache, dass Trier noch gut 90 Kilometer entfernt ist und ich heute noch dort ankommen möchte, lehne ich beide Vorschläge ab und wir verabschieden uns.

      Darum rauf aufs Fahrrad und wieder runter zur Mosel.

      >>Ach schau mal Gerd, ein großes Schild hier am Moselufer vom Mosel Camino, wunderbar! <<

      Hier noch schnell ein paar Fotos gemacht und meine Tour fortgesetzt. Es wird wieder ein herrlicher Tag werden, die Temperaturen betragen heute Morgen schon um die 20°C und es wird noch deutlich wärmer.

      Mir fällt wieder auf, wie schön das Fahren am Rhein und hier an der Mosel doch ist. Die Römische Weinstraße, eines der schönsten Weinanbaugebiete Deutschlands. Richtig gesponnen haben die nicht, die Römer. Denn die Weinberge um die vielen Moselschleifen sind auf jeden Fall eine Reise wert.

      Ein paar Tage später noch, dann werde ich mich daran erinnern und mich zurücksehnen. Die endlos scheinenden und schmerzenden Steigungen in der glühenden Hitze werde ich temporär bereuen. Aber jetzt gleite ich noch schön, genieße die wunderbare Mosellandschaft bei absolutem Kaiserwetter. Im Moment fährt es sich sehr gut. Ich schaffe richtig was an Strecke und merke abermals, wie es stetig wärmer wird und mir der Schweiß und die Staunässe schon wieder zu schaffen machen.

      Mir wird klar:

      >> In Trier muss ich unbedingt ein Sportgeschäft aufsuchen, um mir geeignete Sportunterhosen zu kaufen. Denn sonst bin ich bald bis aufs rohe Fleisch aufgescheuert! <<

      Ich fasse also den Entschluss, unbedingt und schnell Abhilfe zu schaffen. Andernfalls geht das auf keinen Fall gut. Denn wenn sich in den Schenkelinnenseiten irgendetwas entzündet und vielleicht noch eitert, dann wäre es das gewesen mit der weiteren Tour. Jetzt muss erst mal helfen, dass ich öfters anhalte und die Stellen regelmäßig mit Wundsalbe versorge.

      Für einen kleinen Gaumenschmaus muss ich kurz meine gesetzten Ziele „Nur sekundäre Pflanzenstoffe zu mir nehmen zu wollen“ überdenken. Steht doch da an der Radstrecke eine schöne Destillieranlage ungefähr 2 Meter hoch, mit viel Kupfer und Edelstahl und schön poliert. Da musste ich doch anhalten und was sehen meine Augen dort?

      >> Tresterfleisch, original in der Destille gegart. <<

      Schweinenacken in Riesling, mit zehn Gewürzen und viel Zwiebeln über Nacht eingelegt in Tresterschnaps und anschließend in der Destille gegart.

      Das muss eigentlich probiert werden, dazu zwei Scheiben frisches Brot, aber ich befinde, dass es noch zu früh dafür ist.

      Weiter geht’s und nach kurzer Zeit dann der erste Radfahrer, der mich für gut zehn Kilometer begleitet. Keinem der interessierten Betrachter entgeht es, dass ich an den Packtaschen jeweils eine Jakobsmuschel aufgeklebt und hinten an der Gepäckrolle eine Originalmuschel befestigt habe. So präpariert, oute ich mich für mein Vorhaben und Kenner der Szene nehmen Anteil.

      Ein Herr, so Mitte 50, der seine Frühsportrunde absolvierte, erzählt, dass er auch auf dem Camino war. Allerdings sei er zu Fuß unterwegs gewesen. Er schätzt mein Vorhaben und wir plaudern eine Weile während wir ein 25 km/h Schnitt fahren. Wohlgemerkt ich mit Volllast und der Herr mit sich und einer halbvollen Trinkflasche beladen. In Bernkastel-Kues verabschieden wir uns, weil ich noch Trinkwasser und Obst beanspruchte. Und zum ersten Mal höre ich,

      >>Auf Wiedersehen, eine gesunde Reise und -Buen Camino-! <<

      Ja, Buen Camino. Diese Worte gehen noch auf der weiteren Reise ins Fleisch und Blut über.

      Nach meinem Einkauf lege ich noch kurz auf einer Parkbank eine Pause ein und creme mich gut mit Sonnenschutz ein. Dann verweile ich noch etwas und lasse der Strömung der schönen Mosel etwas Aufmerksamkeit zukommen.

      Meine nächste Pause beabsichtigte ich, gerne in „Leiwen“ einzulegen. Zwischendurch versorge ich immer mal wieder meine Problembereiche und arbeite daran mein gesetztes Mittagsziel Leiwen so gegen 13:00 Uhr zu erreichen.

      Auf dem Weg kaufe ich noch zwei Ersatzschläuche, denn man weiß ja nie wann der nächste Plattfuß kommt. Da es schon sehr warm ist, muss ich hin und wieder mal ein schattiges Plätzchen suchen, um meinen Bedarf an Mineralien wieder zu decken.

      Unruhe kommt auf und ich sinniere: >> Wann kommt den Leiwen? Ich spüre das Verlangen nach Kohlehydrate und Proteine. Ich könnte sogar Dönieren, denn ich habe „Kohldampf“! <<

      Kurz vor Leiwen erreicht mich eine SMS- Nachricht von Wolfgang, einem meiner Kegelbrüder oder wie ich immer sage meiner Selbstfindungsgruppe. Wolfgang, eigentlich - außer Borki- die komplette Gruppe, dachte kurz daran mit mir die abgespeckte Variante von Pamplona aus zu fahren, er befand sich mit seinem Kartenclub in Kiel:

      >> Hoffe, Du hast noch Luft in den Reifen. Gruß von Frank, Heinz, Norbert und Borki! <<

      Schnell noch ein paar Bilder vom Ortseingangsschild Leiwen geschossen, denn ich bin mittlerweile dort angekommen und in ein Restaurant mit Blick auf die Mosel eingekehrt. Während ich auf meine Dorade warte und schon mal ein eiskaltes Bier zu mir nehme, sind sie wieder da, die positiven Stimmungen und Erinnerungen an Leiwen mit meiner „Selbstfindungsgruppe“.

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      Hier waren wir schon fünf Mal. Eine sehr gut geführte Anlage dieser „Eurostrand“. Da hatten wir noch das „Zusammen was machen Gen“ in der Gruppe. Leider ist dieses Gen mit dem Ausscheiden einiger Gründungsmitglieder verloren gegangen. Wir zogen trotz „All Inklusive“ zum Moselufer, kehrten in Weinstuben ein und sind dort auch bei herrlichen Gesprächen und einigen Galonen Wein versackt.

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      Die Dorade ist glasig gegart, das Gemüse hat noch Biss und das Salatbuffet, bei den Temperaturen, ein absolutes Muss. Zum Schluss einen Latte Macchiato und danach wasche ich mich noch im Sanitärbereich.

      Nach dieser guten Versorgung geht es in den Endspurt. Noch 40 Kilometer, dann werde ich in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, angekommen sein.

      Bis nach Trier zieht es sich noch ordentlich hin. Die Mittagssonne zwingt mich immer wieder mein Kopftuch mit Trinkwasser zu tränken, damit das „Köpfchen“ immer schön abgekühlt wird. Zum Glück kommen immer wieder Möglichkeiten Wasser nachzukaufen und einige Waldabschnitte, die Schatten und Abkühlung bringen.

      20 Kilometer vor Trier klingt sich noch ein Herr bei mir ein. Er begleitet mich einige Zeit und gibt mir einen Tipp, um immer wieder Kraft nachzutanken. Powerriegel und Power Gel gibt es in vielen Geschmacksrichtungen und sind vom Gewicht deutlich geringer als das Obst was ich bei mir habe.

      Dazu fällt mir Helmut ein. Helmut „der Endfeuchter“ der in einer Firma arbeitet, die Geräte für Gebäudetrocknung vertreiben, ist mein Nachbar. Von ihm hatte ich ja schon den Ratschlag befolgt, Magnesiumpulver in ausreichender Menge mitzunehmen.

      >>Wie war das noch „Ratschläge sind auch Schläge“! << aber er meinte es ja gut mit mir.

      >> Das mit dem Kraftriegel ist mir neu und ich werde mich morgen an meinem Ruhetag damit beschäftigen. Aber danke für die Info! <<, sage ich und füge weiter an:

      >>Da habe ich ja morgen schon Programm in Trier: Apotheke, Sportgeschäft, Reformhaus und ganz wichtig, das Atmen nicht vergessen! <<

      Wir