Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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eine der anwesenden Substituten von der Unterhosenfachabteilung noch die 2b Unterbevollmächtigte des 2a Stellvertreters bzw. der 1a Assistent wussten, was ich wollte. Alle teilen mir mit, dass es dafür keine Lösung gibt.

      Erst in einem Fahrradfachgeschäft bekomme ich die für mich befriedigende Lösung. Die da lautet:

      >>In den gepolsterten Fahrradhosen einfach keine Unterhose anziehen! <<, attestiert mir der Verkäufer.

      >> Wie bitte, da wird ja alles verunreinigt? <<, gebe ich zu bedenken.

      >> Ja und! Ob sie ihre Unterhosen waschen oder die Fahrradhose ist doch Jacke wie Radhose und glauben sie mir, die Radprofis fahren alle ohne Unterwäsche und außerdem sind die Fahrradhosen doch atmungsaktiv! <<, stellte der Verkäufer unbeeindruckt schlussfolgernd fest.

      >>Ok, das leuchtet mir ein und diese kostengünstige Variante schont außerdem auch noch meinen Geldbeutel. <<, erwidere ich.

      In diesem Fachgeschäft decke ich mich noch mit Kohlehydratriegeln und Kraftgel ein. Ich beschließe aber auf jeden Fall mit meinem Handy im Internet zu recherchieren, um zu checken, ob der freundliche und auf mich sachkundig wirkende Verkäufer Recht hat.

      Da ich am nächsten Tag sehr früh aufbrechen wollte, besorge ich mir auch schon Obst und Getränke für meine ersten Stunden auf meinem Weg nach Metz.

      Mit den Besorgungen durch, bin ich dann wieder zurück zum „Im Stübchen“. Ich entscheide, das Hotel nicht mehr zu wechseln, weil ich keine Lust auf Mini Konflikte habe und bitte die Pächterin, mir mein Bett neu zu beziehen.

      >>Ja, keine Probleme, ische mache fur dich, du wolle heute Abend mitte esse Grillenfleisch, heute sein Barbecue?!<<, stammelte die Gastwirtin.

      Den großen Holzkohlegrill hatte ich zuvor schon wahrgenommen und bestelle gleich einen kleinen Einzeltisch für 19:00 Uhr.

      Die Gastwirtin geht auch sofort hoch und bezieht das Bett frisch, so hoffe ich).

      >> Aber egal ohne Seidenschlafsack steige ich da sowieso nicht mehr rein. <<

      In der Zwischenzeit sende ich kurz eine SMS nach Hause und gehe dann hoch, mit kurzem gezieltem Blick auf mein Fahrrad. Ich hole den Schlafsack hervor, kuschle mich ein und schlafe noch einmal für eine Stunde. Es ist 13:00 Uhr und jetzt steht Besichtigung auf meinen Plan, also auf und schnell etwas zu Recht gemacht, um auf Entdeckungstour zu gehen.

      Ausgangspunkt ist wieder die Porta Nigra, denn daneben befindet sich auch ein Touristeninformationsbüro. Die Porta Nigra selbst stammt aus einer Zeit, als die Römer öffentliche Gebäude gerne aus großen Quadern errichteten.

      >>Die größten Quader wiegen hier sechs Tonnen. <<, gibt die Mitarbeiterin des Touristenbüros bedeutungsvoll an. Von ihr erhalte ich einen kostenlosen Stadtführer und zwei Postkarten. Letztere schicke ich auch direkt an Volker Droste und Gisella vom Stein.

      Überall in der Innenstadt sind mir gestern Nachmittag schon die kleinen Elefanten aufgefallen. Individuell gestaltet und versehen mit weltlichen Themen, hatte diese ein Künstler aufgestellt. Wie ich einer Tafel entnehme, ist dies die weltgrößte Open- Air- Kunstausstellung zum Schutz der Asiatischen Elefanten von einem Künstler namens Edith Rollinger- Simon.

      Da diese kleinen ca. einen Meter großen Kunstobjekte in Sisyphusarbeit geschaffen wurden, nehme ich mir vor, jeden den ich antreffe, wenn auch leider nur kurz, anzusehen und wenigsten einige davon abzulichten. Ich fand es schon immer eine wunderbare Gabe, wenn Menschen sich mit selbst geschaffener Kunst auszudrücken und darüber mit anderen Menschen kommunizieren. Für mich eine gute Möglichkeit, so auf Missstände hinzuweisen und damit den schwächsten Gliedern der Gesellschaft nicht nur ein Gesicht, sondern auch eine Geschichte zu geben.

      Dann geht mir durch den Sinn: >>Gerne würde ich einen dieser Elefanten für unseren Garten erwerben! >> Aber das jetzt zu organisieren? Vielleicht mache ich das später, nehme ich mir vor. Also, wenn ich wieder gesund Zuhause angekommen bin.

      Ich lasse Miki und Kirsten einen kurzen Lagebericht per SMS zukommen, hier die Antwort der Beiden darauf:

      >>Hallo unser Freuuuuund, das ist schön, dass es dir gefällt. Wir vermissen dich. Pass gut auf dich auf. Micky dein Freuuuuund und Familie. <<

      Ich spaziere weiter hoch zum Hauptmarkt und entnehme meinem Stadtführer, dass die historische Marktumbauung mit Häusern der Renaissance, des Barock, des Klassizismus und des Späthistorismus zu zwei Dritteln bewahrt blieben.

      Kurz vor dem Hauptmarkt führt rechts die Judengasse in das mittelalterliche Judenviertel. Mit der Vertreibung der Juden im Jahre 1418 aus der Stadt und dem Erz-Stift endete auch die Geschichte des Judenviertels. Heute befinden sich in der Gasse mehrere Gastronomie betriebe. Dieses Judenviertel ist sehr versteckt und für den Touristen, sofern er keinen Stadtführer oder Gide hat, eher schwer zu finden. Wie schön, dass ich genügend Zeit habe, diese Ruhe, die hier drinnen herrscht, richtig zu genießen. Ich nehme mir viel Zeit, um mir die historischen Häuserfassaden ausgiebig anzusehen.

      Weiter geht es für mich dann zum Trierer Dom und auf der Hinweistafel steht geschrieben:

      >>Der Dom. Mutterkirche des Bistums Trier. Kathedrale des Bischofs von Trier. Der Bischof und die Geistlichen des Domkapitels heißen Sie am Portal der ältesten Bischofkirche Deutschlands herzlich willkommen! <<

      Dieses Gotteshaus ist ein einzigartiges Zeugnis abendländischer Geschichte und Kultur. Von der Römerzeit bis heute haben alle bedeutende Jahrhunderte an seiner „Einheit in Vielfalt“ mitgestaltet.

      Bei meiner Besichtigung des Doms nehme ich schon am Eingang das angenehme Kühle Klima im Dom war. Jetzt wo es wieder 38 Grad warm ist, bringt mir der Besuch des Doms eine angenehme und willkommene Abkühlung. Die kostbarste Reliquie des Trierer Domes ist der Heilige Rock, die „Tunika Christi“. Die Echtheit kann wohl nicht eindeutig belegt werden, wobei es dem Christen mehr um die Symbolik, als um die garantierte Beurkundung geht. Die Reliquie weist hin auf Jesus Christus selbst. Seine Menschwerdung und die weiteren Ereignisse seines Lebens bis hin zur Kreuzigung und seinem Tod. Der ungeteilte und nahtlose Rock ist auch ein Zeichen der ungeteilten Christenheit und erinnert an die verbindende Kraft Gottes, wie sie im Trierer Pilgergebet zum Ausdruck kommt.

      *So nachzulesen auf der Internetseite des Trierer Doms. Hier auch noch der Hinweis für Jakobuspilger*

      -Trier ist aber auch Stadt am Weg auf den Pilgerstraßen nach Santiago de Compostela im äußersten Westen Spaniens und nach Rom. Seit dem Jahr 2003 kümmert sich die neu gegründete Sankt Jakobusbruderschaft Trier wieder um diese Pilger.-

      >>Das habe ich bemerkt, siehe meine Notunterkunft. <<

      Nachdem ich den Dom wieder verlassen habe, gehe ich zur Konstantin Basilika. Leider ist dieses evangelische Gotteshaus wegen einer Trauung geschlossen. Das macht aber überhaupt nichts, denn so kann ich in meinem Tagebuch Notizen aus dem Stadtführer übernehmen. Ich wollte aber unbedingt dort hinein, denn das hatte ich meinem Pfarrer Wolf aus Hilden ja versprochen.

      Die sogenannte Basilika, der Thronsaal Kaiser Konstantins, ist der größte Einzelraum, der aus der Antike überlebt hat. Die Römer wollten durch die Architektur Größe und Macht des Kaisers ausdrücken, was ihnen hier besonders eindrucksvoll gelang.

      Die riesige Halle ist so groß, dass ein sieben Sekunden-Nachhall auf die große Orgel antwortet. Die Ausmaße der Basilika verblüffen selbst im 21. Jahrhundert noch. Die „Aula Palatina“ ist 27,2 Meter breit, 33 Meter hoch, 67 Meter lang und mit der vorgelagerten Eingangshalle sogar 75 Meter.

      Nachdem die Trauung vollzogen war, wurde der Zugang der Basilika wieder geöffnet und ich hole mir sofort meinen mit Datum vom 20.07.2013 versehenen siebten Pilgerstempel ab. Ich merke bei der Pfarrerin noch an, dass ich diesen Stempel grausam finde. Ein einfacher Schriftzug der da lautet: