Gerd Lange

Radpilgern Extrem


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Rucksack ausgepackt und zum Trocknen und Lüften irgendwo im Zimmer aufgehängt. Ausgerüstet mit Badelatschen begebe ich mich in die innenliegende und leider schmierige Dusche. Dabei sind die nötigen Utensilien wie Spachtel und Schleifpapier, um zwei Tage Schweiß abzukratzen. Falls Bedarf ansteht, bin ich auch mit antibakteriellem Spray bewaffnet.

      >>Wunderbar, was habe ich für ein unbeschreibliches Glück!? <<, signalisiert mir meine Nase. Einige Sekunden zuvor muss hier einer „einen abgeseilt“ haben. Dieser beißende Geruch verrät dem Kenner, was hier passierte. Zu dem genaueren „Ist- Zustand“ dieses Bades möchte ich hier keine weiteren Ausführungen folgen lassen.

      >>Einmal abgesehen von den Rahmenbedingungen von Latten was für eine Wohltat, „DU DUSCHST und wirst nass! Auch wenn der Abluftmotor nicht funktioniert und selbst nach dem Benutzen des Duschgels es so riecht, als ob einer im Lavendelfeld geschissen hat. Aber egal! <<

      Für 20 Minuten lass ich sehr verschwenderisch das kühle Nass meinen Körper benetzen. Meine völlig durchgeschwitzten Klamotten nehme ich einfach mit unter die Dusche und wasche sie in einem Arbeitsgang gleich mit.

      Nachdem ich meine Körperhygiene zufriedenstellend erledigt habe, hänge ich erst mal Handy, Navi und Notstrom Akku ans Stromnetz. Jetzt mit Zuhause telefonieren und vertraute Stimmen hören. Ich lege mich auf das Bett und stelle mit Bedauern fest, dass die Bettwäsche unangenehm riecht und die Matratze auch noch durchhängt.

      Meine Ansprüche und das Niveau dieser Kaschemme differieren exorbitant, aber ich brauche einen Ruhetag und so kurbele ich meine Bedürfnisse, notgedrungen gen Null. Mit meiner Frau wäre ich hier niemals abgestiegen.

      Dann rufe ich sie an: >> Hallo, ich bin endlich frisch geduscht und habe eine Unterkunft für die nächsten zwei Nächte hier in Trier gebucht… <<

      Wir plaudern noch ein wenig über das Tagesgeschäft, von Zuhause und über meine Erfahrungen bis hier hin geradelt zu sein und machen bald Schluss.

      Vor meiner Nobelherberge steht ein großer weißer Pavillon, in dem sich leicht angetrunkene Gäste ein geräuschvolles Stelldichein geben. Da es jetzt um 20:30 Uhr zu spät ist für ein kleines Schläfchen und ich von unten viel Lärm höre, beschließe ich, mir noch etwas die Beine zu vertreten. Und gegessen habe ich ja auch noch nicht.

      Von der Kaschemme bis zum Hauptmarkt der Innenstadt sind es keine fünf Minuten zu Fuß und die immer noch warme Luft ist sehr angenehm.

      In der Historischen „Steipe“, ein gotisches Gebäude am Hauptmarkt, befindet sich im Erdgeschoss ein Café. Und die Spitzbogenarkaden, deren Säulen in der Trierer Sprache „Steipen“ heißen, gaben diesem Gebäude seinen Namen.

      Also lege ich erst mal eine Kaffeepause ein und nehme die Eindrücke um mich herum auf.

      Etwa das Marktkreuz, welches der Erzbischof Heinrich I. 958 als Hoheitszeichen zum Hauptmarkt ausstatte, den Petrusbrunnen und das immer noch geschäftige Treiben der Passanten.

      Nach einiger Zeit breche ich auf, um noch ein Restaurant aufzusuchen und bin fasziniert vom Anblick der in warmen Farbtönen angestrahlten „Porta Nigra“. Ich wähle eine Pizzeria in der Nähe mit Außenbewirtung, um alles genießen zu können. Nach einem Monster Salat und Pasta verspüre ich die nötige Bettschwere und hätte mich gerne sofort in mein Zimmer geschnipst.

      >> Na ja, die paar Meter und dann hast du es ja geschafft <<, denke ich.

      Ich zahle, bedanke mich für das gute Essen und breche auf. Keine Hundert Meter weiter bekomme ich zwangsläufig mit, wie ein penetranter und betrunkener Bettler Gäste eines anderen Restaurants auf übelster Weise beschimpft. Ich bekomme mit, wie er die Tische abgeht und um Geld bettelt. Da die Gäste seinem Begehren keine für ihn befriedigenden Taten folgen lassen, nimmt sich dieser betrunkene Stadtstreicher die Frechheit heraus, die Leute sehr lautstark auf das Übelste zu beschimpfen und zu bedrohen. Der beherzte Herr, nach dem der Kellner ruft, ich denke es ist der Inhaber, stellt sich diesem -Mitte 40-jährigen- Krawallmacher.

      Fasst ihn an seine verlumpte Kleidung und chauffiert den Typen 50 Meter davon. Ich bekomme nur noch einige Wortfetzen mit, denn ich entferne mich zunehmend, so dass ich dem weiteren Geschehen nicht mehr folgen kann und will. So gegen 23:00 Uhr erreiche ich meine Kaschemme Der Pavillon ist noch gut besucht und entsprechend laut.

      Ich inspiziere noch die Schutzpolsterung meines Fahrrads im versperrten Treppenhaus.

      >>Ist in Ordnung<<. Nachdem ich bettfertig bin und mich nach Schlaf sehne, kann ich trotz der Lautstärke gut einschlafen kann. In der Tat, bin ich sofort wieder meine Ohren am Bügeln.

      Fahrzeit am 19.07.2013: ca. 11,00 h

      Gesamtfahrzeit: 30,37 h

      Höchstgeschwindigkeit: 33,03 km/h

      Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,50 km/h

      Tageskilometer: 111,11 km

       Gesamtkilometer: 359,91 km

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      4. Tag

      Samstag der 20.07.2013

      Es ist 7:00 Uhr frühen am Morgen.

      >> Was habe ich lange geschlafen, ich war aber auch kaputt gestern! Oh je, was ist denn das? Meine rechte Hand ist voller roter Pusteln und es juckt. Ich glaube, ich habe mir die Krätze hier in diesem Loch geholt. Gut das wir heute Samstag haben, da sind ja zumindest die Apotheken auf! <<

      Noch diesen Punkt auf meiner Liste zugeführt und gleich als erstes dort hin. Dann statte ich mich mit allen antiseptischen Sicherheitsmaßnahmen aus und jetzt aber zuerst wieder verschwenderisch duschen gehen.

      Nachdem ich mein Fahrrad in Augenschein genommen habe, bin ich um acht Uhr in Richtung Stadt unterwegs, um sofort eine Apotheke aufzusuchen. Da diese jedoch so früh noch geschlossen sind, gehe ich erst mal zur Stärkung frühstücken. Der heiße Kaffee ist wieder eine Wohltat, dazu zwei belegte Käsebrötchen und das alles standesgemäß an der frischen Luft. Weil mir meine blühende Hand doch Unbehagen verschafft, geht’s um neun Uhr in die gegenüber befindliche Apotheke. Dort beruhigt mich der Apotheker postwendend, und meine Befürchtung „Krätze“ bekommen zu haben, trifft zum Glück nicht zu.

      >> Allen Anschein nach sind das Milben oder Flohbisse, die sie sich eingefangen haben. Sie sollten dringend ihre Bettwäsche abkochen und die Matratze behandeln! <<, meinte der Apotheker.

      >>Auch, wenn sie es nicht glauben, aber ich bin hier in Trier nur ein Hotelgast und überlege das Etablissement nach diesem Vorfall zu wechseln. <<, füge ich der Unterhaltung rechtfertigend hinzu.

      Der Apotheker gibt mir eine Creme und rät: >>Sollte die Entzündung nach drei Tagen nicht verschwunden sein, suchen sie bitte einen Dermatologen auf! <<

      Leider vertreibt die Apotheke keine Powerriegel, die, empfahl der Apotheker, solle ich mir in den einschlägigen Sportartikelgeschäften kaufen. >>Da muss ich ja auf jeden Fall noch hin. <<, entgegne ich dankend.

      Um den Beipackzettel genau zu studieren, ordere ich noch einen zweiten Frühstückskaffee.

      >>Ich bin aber auch ein Depp! Da habe ich extra einen ultraleichten Seidenschlafsack im Gepäck für die Refugien in Spanien und nutze das Teil in Deutschland nicht? <<

      Denn eigentlich war die stinkende Bettwäsche Zeugnis genug, um hier vorsichtig zu sein. Also ab heute nur noch im eigenen Schlafsack und mit dem eigenen Kissen sowieso.

      Ich habe