Dennis Blesinger

Eine Idee macht noch keinen Roman - Wie entwickle ich eine Geschichte?


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finde ich es einigermaßen störend, wenn die eigene Erfolgsgeschichte als Universalrezept angepriesen wird, weil die Menschen nun mal verschieden ticken. Was für den einen funktioniert, kann für den nächsten völlig kontraproduktiv sein und umgekehrt. Entsprechend ist dieses Buch auch nicht als Anleitung zu verstehen, wie man 100 prozentig alles richtig machen wird, sondern eher als Leitfaden, wie man die Sache denn angehen könnte. Ob und wie man die einzelnen Punkte dann in die Realität umsetzt, ist selbstverständlich jedem selbst überlassen.

      Dann kann man auch Ratgeber schreiben, ohne dass man die beschriebene Tätigkeit in Perfektion beherrscht. Allerdings sollte man dann auch sagen, wo man selber als Vertreter dieser Zunft einzuordnen ist. Der durchschnittliche Lektor ist oftmals eben kein erfolgreicher Schriftsteller. Das eine hat dem anderen nur sehr bedingt etwas zu tun. Auch die wenigsten Konstrukteure von Formel 1 Wagen würden eine sonderlich gute Figur im Cockpit machen.

      Das sollte man aber auch sagen, sodass der potenzielle Leser das Geschriebene auch irgendwie realistisch einordnen kann. Einige Autoren der bisher existierenden Ratgeber tun dies, was ich sehr befürworte, viele tun es nicht.

      Ich persönlich habe zum Beispiel gerade damit angefangen, meine Romane und Bücher zu veröffentlichen und erst einen an den Verlag gebracht, stehe also noch am Anfang der Karriere als Autor. Was ich aber weiß, ist, dass ich mir ungefähr zwanzig Jahre lang Gedanken über das Thema dieses Buches gemacht habe. Entsprechend ist der Inhalt auch mit Fakten hinterlegt und nachvollziehbar und ich hoffe, dass der eine oder andere etwas mit den folgenden Seiten anfangen kann.

      Auch behandeln nicht wenige der existierenden Ratgeber nur einen oder mehrere Teilaspekte des Schreibens. Manche beziehen sich da verstärkt auf die Charaktere, anderen sind Themen wie Wortwitz, Syntax oder die Vermarktung des Buches wichtiger. Zum Schreiben eines Buches oder allgemein einer Geschichte gehört aber mehr. Das Allerwichtigste ist, wie ich finde, die Geschichte, die dem Buch / Drehbuch / Theaterstück zugrunde liegt. Die muss vorhanden sein, ansonsten nützt es nicht, wenn der Rest noch so brillant entwickelt worden ist. Viele der existierenden Ratgeber befassen sich mit nicht der kompletten Materie der Entwicklung einer Geschichte, sondern behandeln nur Teilaspekte. Sollte das doch einmal der Fall sein, sind diese oftmals unglaublich trocken und lang. Leider, je besser sie inhaltlich werden, desto trockener. Zumindest ging mir das beim Lesen so. Keine Frage, es handelt sich hierbei um Sachbücher und nicht um Spionageromane, aber ein etwas lebendigerer Schreibstil stand bei mir während der Lektüre oftmals sehr weit oben auf meiner Wunschliste.

      Jetzt bin ich weder Lektor noch erfolgreicher Autor, sondern habe mir im Laufe der Jahre 'nur' eine Menge Wissen angelesen und -geeignet, dieses Thema betreffend. Manchmal durch Lektüre, manchmal durch Diskussionen mit Bekannten oder auch Mitgliedern von Schreibgruppen oder Internetforen und manchmal einfach nur, indem ich mich hingesetzt und nachgedacht habe. Darüber hinaus habe ich als leidenschaftlicher Kinogänger irgendwann einmal den Sprung vom Buch zum Film gewagt und festgestellt, dass das Prinzip einer funktionierenden Geschichte völlig unabhängig vom Medium ist. Man kann die Techniken eines Drehbuches natürlich nicht 1:1 auf einen Roman anwenden und auch anders herum klappt das nur bedingt. Aber die Prinzipien, nach denen Bücher, Filme und auch Theaterstücke entwickelt werden, sind oftmals sehr ähnlich. Es handelt sich nämlich um Geschichten, die erzählt werden.

      Ich werde mich im Folgenden entsprechend nicht nur auf Bücher beziehen, sondern auch oft Filme als Beispiele heranziehen. Ich werde mich selten aus dem Fenster lehnen und bahnbrechende neue Hypothesen aufstellen, sondern versuchen, die Sachverhalte, die eigentlich schon einer Menge Menschen klar sind, mal auf den Punkt zu bringen. Vorzugsweise so, dass auch der normale Mensch von nebenan imstande ist, die Sache zu verstehen, ohne vorher einen Volkshochschulkurs in Literatur belegt haben zu müssen.

      Worauf in diesem Buch hingegen wie schon erwähnt nicht eingegangen wird, sind solche Dinge wie Schreibstil, Grammatik, Rechtschreibung und Syntax.

      Wie man einen Satz baut, wie man eine Situation beschreibt, ob man Schachtelsätze oder stakkatoartig schreibt, das sind so persönliche Dinge, da kann man gar kein Universalrezept aufstellen. Und das ist auch gut so. Wenn alle Menschen gleich schreiben würden, wäre das sehr langweilig. Darüber hinaus fehlt mir persönlich schlicht und ergreifend das Wissen, diese Punkte betreffend, entsprechend werde ich mich hüten, anderen Ratschläge zu erteilen. Das zum Thema Schreibstil. Die anderen Punkte Grammatik, Rechtschreibung und Syntax fallen, wie ich finde, unter die Kategorie 'Muss' bei einem jeden Autor und sollten vorhanden sein, bevor man mit dem Schreiben beginnt. Ganz zum Schluss noch mal ein Wort dazu.

      Darüber hinaus ist dies ein 'work in progress'.

      Es wird mit ziemlicher Sicherheit passieren, dass mir im Laufe der Zeit Dinge einfallen, die noch nicht besprochen wurden. Entweder werden diese Gedanken dann in bereits bestehenden Kapiteln festgehalten oder sie erhalten ein eigenes Kapitel. Dieses Buch wird entsprechend, sollte dies der Fall sein, in unregelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Hinweise hierzu werde ich auf meiner Facebook-Autorenseite, meinem Neobooksprofil oder der Amazon-Autorenseite hinterlassen. Dort können übrigens auch gerne Anmerkungen und Wünsche hinterlassen werden, sollte ein Thema nicht behandelt worden sein, für das jedoch besonderes Interesse besteht.

      Der Nebel der Ideen

      Am Anfang, wie oben beschrieben, spukt ja immer eine wie auch immer geartete Geschichte bzw. die Idee zu dieser Geschichte im Kopf des Autoren herum. Sobald diese wie auch immer aussehende Idee auch nur halbwegs konkrete Form annimmt, gehen viele Autoren die Sache von der falschen Seite aus an, wie ich – und diverse Menschen vor mir – irgendwann mal festgestellt habe.

      Einführungen und erste Kapitel oder auch Klappentexte werden gerne mal in Foren und im Bekanntenkreis auf den Markt geworfen, bevor der Rest des Buches überhaupt existiert, und oft liegt die größte Angst des Autors darin, ob diese ersten Zeilen denn gut geschrieben sind und wie sie beim potenziellen Leser ankommen.

      Diese Neugier ist verständlich, leider kann man aber erst ein ordentliches Urteil über die Geschichte abgeben, wenn man die ersten Kapitel, also mindestens drei bis vier, gelesen hat. Erst danach wird auch der persönliche Schreibstil deutlich. Entsprechend kann man erst dann sagen, ob es einem gefällt, und vielleicht auch, ob die Idee, die den ersten Seiten zugrunde liegt, stringent fortgeführt wird oder ob der Autor bei diesen ersten Seiten vielleicht einfach mal einen guten oder schlechten Tag hatte.

      Darüber hinaus ist der Anfang einer Geschichte das, was laut Aussage vieler Autoren am häufigsten umgeschrieben wird. Meistens kann man als Autor erst am Ende wirklich sagen, wie die Geschichte genau anfängt und dann ist das, was man lauter Leuten zu lesen gegeben hat, gar nicht mehr existent.

      Ebenso wird erst nach einer gewissen Länge der Geschichte deutlich, ob diese denn überhaupt existiert, spannend ist und zum Weiterlesen animiert. Eine Einleitung bzw. das erste Kapitel ohne den Rest des Buches zu lesen, ist ungefähr so, als ob man die ersten fünf Minuten eines Filmes anguckt und entscheiden soll, ob er was taugt. Das funktioniert nur sehr bedingt. Den Ansatz kann man beurteilen, den Rest nicht. Das Buch sollte also, bevor man zu einer realistischen Einschätzung der Sachlage kommen kann, zumindest in der Grundstruktur vorhanden sein.

      Aber selbst wenn das nicht der Fall ist: Letztendlich kann man nicht sagen, warum Bücher erfolgreich werden, am Schreibstil und der ausgefeilten Geschichte liegt es zumindest stellenweise definitiv nicht.

      Ich habe z.B. irgendwann einmal rein aus Neugier in die ja gar nicht so unerfolgreichen und doch eher kontrovers diskutierten Feuchtgebiete reingelesen. Nach drei Seiten war ich froh, dass ich mir das Buch nicht gekauft habe und nach zehn Seiten habe ich es weggelegt. Und das Ding verkaufte sich damals wie warme Semmeln. Dasselbe gilt für den – was die Verkaufszahlen angeht - absoluten Überflieger Shades of Grey.

      Man kann auch ohne die Fähigkeit, mit Synonymen um sich zu werfen, ohne Kenntnis davon, wie man einen Satz ordentlich baut, ohne Anspruch, höhere Literatur zu verfassen und ohne die leistete Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik ein ziemlich erfolgreiches Buch schreiben.

      Für Letzteres gibt es Lektoren und die ersten beiden Punkte fallen nicht selten unter die Kategorien 'Zeitgeist',