Tilman Janus

Klasse Kerle


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wo schläfst du?«, fragte ich.

      Er breitete die Arme aus. »Ich kann überall schlafen!«

      Wir gingen noch einmal hinaus, zum Pinkeln. Getrennt! Grischa ging so nackt, wie er war, in die Kälte. Danach ging ich. Es regnete nicht mehr. Der Wald duftete nach Feuchtigkeit, nach Steinpilzen, nach Tannen. Ich atmete tief durch. Seltsam, wie mir zumute war. Ich war glücklich, hier zu sein, und unglücklich zugleich. Ich spürte, dass ich mich in Grischa verliebt hatte, ganz verrückt und sinnlos. Ich war krank bei dem Gedanken, ihn morgen früh zu verlassen und ihn nie wiederzusehen.

      Grischa hatte bereits die Lampe gelöscht, als ich mit meiner Reisetasche zurückkam, die ich aus dem Wagen geholt hatte. Ich stieß an den Tisch, weil ich nichts sah. Ich wusste nicht, wo Grischa sich befand. Wenn er auf dem Boden lag, wollte ich ihn natürlich nicht versehentlich treten.

      Endlich ertastete ich das Bett und setzte mich auf die Kante. Mein Schwanz war wieder steinhart. Ich zog trotzdem alles aus. Ich wollte nackt in Grischas Bett liegen, auf dem Laken, auf dem er jede Nacht lag.

      »Gute Nacht!«, sagte ich und ließ mich nach hinten gleiten.

      »Gute Nacht!«, sagte Grischa dicht an meinem Ohr. Ich zuckte zusammen.

      Er war im Bett, hatte sich ganz schmal hinten an die Wand gelegt. Jetzt drückte er seine kräftigen Arme um mich.

      »Hast du Lust?«, flüsterte er und zog mich bereits immer weiter zu sich. Ich schmiegte mich dicht an ihn. Mein Herz wummerte gegen meine Rippen vor Glück.

      »Ja!«, flüsterte ich zurück. »Ich habe Lust!«

      Er packte mich wie ein zärtlicher Bär. Ich spürte seine weichen Brusthaare auf meiner Haut. Egal, auch wenn er nur wahnsinnigen Notstand hatte, so allein in seiner Hütte, und sicher lieber eine Frau gehabt hätte – ich liebte ihn und war verrückt nach ihm!

      Meine Pupillen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich sah schemenhaft sein Gesicht, seine Augen. Zärtlich beugte ich mich über ihn, beknabberte seine festen Nippel und leckte sein seidiges Brusthaar glatt. Er seufzte. Ich suchte nach seiner Männlichkeit. Er hatte seinen Slip ausgezogen. Heiß und hart schmiegte sich sein schweres Teil in meine Hand. Sanft streichelte ich die feuchte Kuppe, glitt über den festen Schaft bis zur Wurzel und nahm seine dicken Bälle in die Hand. Grischa warf den Kopf hin und her vor Erregung.

      »Ich will dich ficken!«, sagte er rau. Dieser harte Satz klang bei ihm wie eine Liebeserklärung. Ich wollte ihn haben, so nackt, reine Natur!

      Er nahm mich von hinten, in der guten, alten Löffelchenstellung. So hatte ich es schon ewig nicht mehr gemacht. Grischa war geil und liebevoll zugleich. Er sammelte Mengen von Spucke und rieb uns damit ein. Vorsichtig ließ er seine heiße Eichel durch meine Spalte gleiten und drückte dann kräftiger nach. Mit einem Ruck war er bei mir drin. Mein eigener Bolzen zuckte hoch. Grischa schob sich tiefer zu mir hinein. Ich ächzte glücklich. Er hielt mich fest, dass ich kaum atmen konnte. Sein Rhythmus war langsam und schwerblütig wie seine Lieder. Ich gab mich hin mit allem, was ich hatte, und träumte, dass er mich lieben würde.

      Da packte Grischa meinen Steifen und rubbelte ihn. So viel Gutes auf beiden Seiten hielt ich nicht lange aus. Der Samen schoss mir hinaus, aus Grischas Bettlaken. Ich stöhnte laut.

      Er grunzte kehlig. Machtvoll stieß er zu und jaulte dann wie ein junger Wolf. Er kam, so lange und heftig, dass ich es kaum glauben konnte. Immer wieder stieß er nach.

      Wir lagen dicht nebeneinander. Jeder hatte die Hand zwischen den Schenkeln des andern. Da küsste mich Grischa. Zärtlich. Das hatte mit Notstand nichts zu tun!

      »Kommst du oft nach Kaliningrad?«, fragte er leise.

      »Ich werde oft hier sein. Bei dir!«, gab ich zurück und umschlang ihn liebevoll.

      ***

      Dem Himmel ganz nah

      »Fallschirmsport ist nur was für richtige Männer!«, sagt Harald, setzt seinen Helm auf und rückt die Schutzbrille zurecht.

      »Wozu erzählst du das?«, frage ich, während ich meinen roten Overall überziehe. Ich finde, dass Harald mit dem schmalen Oberlippenbärtchen und seinem dämlichen Grinsen wie ein verspäteter Clark-Gable-Verschnitt wirkt.

      Harald linst kurz zu Robert hinüber, der gerade das Gurtzeug seiner Ausrüstung prüft, und antwortet nicht. Robert ist der Jüngste von uns vieren, gerade erst siebenundzwanzig, und sieht außerdem am besten aus. Deshalb stichelt Harald öfter, dabei ist Robert kein bisschen schlechter beim Springen als wir anderen. Er hat eine tolle Kondition und einen Superbody, das habe ich beim Duschen nach dem Springen schon öfter gesehen. Daran darf ich jetzt gar nicht denken! Und eigentlich ist er auch der Netteste von allen. Um ehrlich zu sein, ich bin total verliebt in Robert. Der Haken ist: Er weiß es nicht! Überhaupt weiß niemand hier, dass ich schwul bin. Ja, blöd, aber ich habe einfach Angst, dass sie mich dann rausekeln würden aus der Formation. Ich liebe den Springsport und gebe einen großen Teil meines Managergehaltes dafür aus. Dieses Hobby will ich mir nicht vermiesen lassen.

      Nun raschelt Robert demonstrativ mit dem leuchtend gelben Verpackungssack seines Fallschirms.

      »Der liebe Harald möchte mich gerne in den Kindergarten stecken!«, bemerkt er und lacht zu mir herüber. Meine Hose wird enger unter dem Overall, gerade jetzt, wo ich mir das Gurtzeug zwischen den Beinen festschnallen muss.

      Da steckt Bernd, der Älteste von uns (er ist schon vierzig), seinen Kopf zur Tür des Umkleideraums herein.

      »Wo bleibt ihr denn?«, poltert er mit seiner tiefen Stimme. »Die Maschine startet gleich! Der Pilot ist schon längst auf dem Rollfeld!«

      Zu viert gehen wir über den Vorplatz des kleinen Flughafens. So richtig wohl fühle ich mich nicht mit meinem Geheimnis. Aber selbst wenn ich Robert alles gestehen würde, was könnte es bringen? Nur, weil er so wunderschöne, hellbraune Augen hat und seine lockigen Haare genau denselben Farbton haben und er so fantastisch zu mir passen würde (bilde ich mir ein), muss er ja nicht schwul sein! Ich achte immer darauf, dass niemand mich beobachtet, wenn ich Robert mit den Augen verschlinge. Obwohl er kräftig ist und ordentlich Muskeln zeigt, wirkt sein Gang leicht. Wenn wir zusammen springen, wir vier, sehe ich nur ihn, seine Eleganz, seinen durchtrainierten Körper. Er ist der geborene Himmelstaucher!

      Wir klettern in den Hochdecker, der schon auf uns wartet. Unter meinem Gurtzeug drückt es im Schritt immer noch mächtig. Durch die V-förmigen Gurte wird das Schwanzpaket eines Springsportlers so richtig angehoben und präsentiert. Ich streife die dicke Beule von Robert mit einem raschen Blick … mir wird ganz komisch zumute.

      Der Pilot lässt die kleine Maschine über die Startbahn holpern. Der Vogel hebt ab und gewinnt an Höhe. Der Motor ist zu laut, um sich zu unterhalten.

      Ich hocke an der Luke. Der Höhenmesser an meiner Brust zeigt dreitausend Meter an. Bernd schiebt die Tür auf. Brüllend fährt der Wind in die Maschine. Einer nach dem anderen robben wir durch den Ausstieg zum schmalen Trittbrett auf dem Fahrwerk. Der Motor der Cessna dröhnt. Von der eisigen Kälte nimmt niemand Notiz.

      Das Programm läuft immer gleich ab: Fünfunddreißig Sekunden lang freier Fall. Fünfzig Meter pro Sekunde stürzen wir in die Tiefe, bilden dabei Formationsfiguren, berühren uns gegenseitig, trennen uns danach und lösen den kleinen Bremsschirm aus.

      Bernd nickt uns zu. Er rollt sich als Erster hinab, taucht ein in den Sturm, der an Overalls und Brillen zerrt. Sofort danach ist Harald dran. Ich fühle rasch noch einmal nach meiner Ausrüstung, ob ich in meiner Liebesumnachtung nichts Lebenswichtiges vergessen habe.

      Robert stürzt sich hinaus in den tobenden Wind. Da passiert etwas Schreckliches: Sein Rückengurt bleibt am Trittbrett hängen! Noch nie ist so etwas vorgekommen! Er wird von der Cessna mitgezogen, kann sich nicht selbst befreien, und der Pilot kann nichts anderes tun als immer weiterfliegen.

      Während Bernd und Harald ohne uns in die Tiefe sinken, arbeite ich mich auf dem Fahrwerk