Lenz in der Campagna di Roma
Ständchen in Ritornellen aus Albano
[Lieg ich in der Freundin Armen]
Lieder aus dem Meerbusen von Salerno
Land der Sehnsucht – Land der Träume
[Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn]
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg;
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut,
Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg! o Vater, lass uns ziehn!
Johann Wolfgang Goethe
März. Brief nach Meran
Blüht nicht zu früh, ach blüht erst, wenn ich komme,
dann sprüht erst euer Meer und euren Schaum,
Mandeln, Forsythien, unzerspaltene Sonne –
dem Tal den Schimmer und dem Ich den Traum.
Ich, kaum verzweigt, im Tiefen unverbunden,
Ich, ohne Wesen, doch auch ohne Schein,
meistens im Überfall von Trauerstunden,
es hat schon seinen Namen überwunden,
nur manchmal fällt er ihm noch flüchtig ein.
So hin und her – ach blüht erst, wenn ich komme,
ich suche so und finde keinen Rat,
dass einmal noch das Reich, das Glück, das fromme,
der abgeschlossenen Erfüllung naht.
Gottfried Benn
Mondnacht über Meran
Die Geisterstadt… Als wie ein Teppichbild,
daran ein Träumer jahrelang gewebt,
so steht sie da im Mondenduft und lebt,
ein ganz zu Traum verflüchtigt Erdgefild.
Und drüber seidet Allblau dämmermild,
von Sternen-Kinderaugen scheu durchstrebt.
Und jetzo! Mitternacht! Der Äther bebt,
als rührte Geistergruß an einen Schild.
Ein Traumbild, – leichtlich tausenden gesellt
auf einer Göttin Brünnenüberhang,
die schimmernd steht auf Speer und Schild gelehnt . . .
Und eben war’s, dass dieser zwölfmal klang:
Gott grüßt im Traume seine Göttin Welt,
die sich nach Ihm, wie er nach Ihr sich, sehnt.
Christian Morgenstern
Malcesine
Im nächtigen Gässchen, winklig, steil gestuft,
atmet ein Fenster rotes, warmes Licht
gleich einem offnen Mund, der uns nach Hause ruft.
Da leuchtet aus dem Finstern ein Gesicht,
da trällert eine leise vor sich hin,
wozu ihr Schritt den Text des Liedes spricht.
Uralte junge Wasserträgerin!
Zwei Kupferkessel schweben um sie her,
goldrotes Ampelpaar um eine Tänzerin.
Schlägt an die Mauer nicht das Meer?
Im schwarzen Wasser schwimmt ein wildes Rot.
Die Fischerbarken sind von Träumen schwer.
O Lockung, die aus fremden Augen droht,
o Lächeln, das die feuchten Lippen teilt,
viel wissend um die Liebe und den Tod
und dass der Tod allein von Liebe heilt.
Josef