Victoria M. Castle

A song of Catastrophe


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kaum hatte sie wenige Schritte auf die vollkommen hoch umzäunte Terrasse gemacht, verschlug es ihr den Atem.

      Das Hotel war wirklich so hoch gelegen, dass sie einen ordentlichen Ausblick über Berlin hatte.

      „Wahnsinn, oder?“, hörte sie eine dunkle Stimme hinter sich und Lexi fuhr herum.

      Direkt neben der Tür, aus der sie zuvor noch getreten war, hatte sich eine Gestalt gelehnt, die in einen schwarzen Hoodie gehüllt war. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass Lexi nichts davon erkennen konnte.

      Leicht fröstelte sie und sie musterte den Unbekannten langsam, kam er ihr doch bekannt vor, wenn sie auch nicht klar sagen konnte, woher.

      Der Fremde, von dem sie sicher war, dass er eben noch nicht an der Wand gelehnt hatte, stieß sich langsam von der Wand ab und trat neben sie, jedoch wohl darauf bedacht, ihr sein Gesicht nicht zu zeigen.

      „Ich bin nicht das erste Mal hier und doch stockt selbst mir der Atem bei dieser Aussicht“, sprach er schließlich weiter, doch Lexi musterte ihn noch immer.

      Wenn er auch für einen Mann nicht sonderlich groß war, so war er doch deutlich größer als sie. Obwohl er recht dünne Beine hatte, war er von sportlicher Statur.

      Er kam ihr wirklich bekannt vor.

      Leicht hatte er den Kopf in ihre Richtung gewandt, jedoch nicht weit genug, um sie direkt anzusehen. Dennoch fühlte sich Lexi ertappt und sie sah sofort wieder auf die Stadt vor sich.

      „Ich bin zum ersten Mal hier“, sagte sie lediglich und leckte sich langsam die Lippen.

      „Es wird nicht dein letztes Mal sein“, entgegnete er und Lexi hörte augenblicklich, dass er nicht mehr direkt neben ihr stehen musste, sondern hinter sie getreten war. Sofort wandte sie sich um und erkannte schon, dass die Tür langsam zuging.

      So schnell wie er gekommen war, war er auch bereits verschwunden.

      Auch wenn Lexi sich noch immer fragte, wer der Fremde war, so zog sie es nicht in Erwägung ihm hinterherzugehen.

      Stattdessen wandte sie ihren Blick wieder auf die Stadt und dachte einen Moment über seine Worte nach.

      Es wird nicht dein letztes Mal sein.

      Sie hoffte inständig, dass er Recht hatte.

      Kapitel 2 Prince

      Prince hatte die lange Fahrt einiges an Kraft gekostet, da er doch die vergangene Nacht über nicht viel Schlaf bekommen und sich fast ausschließlich den Wünschen seines Managers angenommen hatte. Dieser wollte immer wieder irgendwelche Dokumente, auf die er nicht hatte warten können.

      Dennoch hatte Prince es geschafft, noch rechtzeitig im Zug zu sein und mit einem schiefen Grinsen festgestellt, dass er nicht allein reisen musste.

      Nein, viel mehr hatte man ihm die Eiskönigin höchstpersönlich an die Seite gestellt, um die Fahrt anzutreten.

      Eiskönigin, so nannte er Alexis mit Vorliebe, da sie noch immer die Eigenschaft besaß, ihn in einem Augenblick nah an sich heranzulassen und ihn im nächsten wieder mit einem eiskalten Blick anzusehen und von sich zu weisen.

      In den vergangenen Tagen waren sie sich dennoch um einiges nähergekommen. Seit dem Vorfall, den sie mit dem kleinen Gitarristen hatte, dessen Namen Prince beinahe schon vergessen hatte.

      Alex.

      Er hatte augenscheinlich nicht begriffen, was sie wirklich von ihm hatte hören wollen oder gar etwas Falsches getan oder gesagt. Prince hatte Alexis an jenem Tag nicht gefragt, was vorgefallen war. Vielmehr hatte er die Chance genutzt und war der blonden Schönheit ein wenig nähergekommen.

      Sie hatten einige Nächte und Nachmittage miteinander verbracht, die meisten Termine waren zwar geschäftlich, dennoch waren sie anschließend immer mal wieder gemeinsam irgendwo essen gewesen oder auf einem weiteren Drink im La Viccula, wenn es auch nicht noch einmal zu einer ähnlichen Situation wie der im alten Krankenhaus gekommen war. Aus diesem Grund hatte es ihn auch ziemlich erfreut, Lexi auf der Reise nach Berlin begleiten zu dürfen. Es hatte Prince bereits gewundert, dass er dieses Mal nicht wie zuvor einen Flieger nehmen sollte, sondern in der ersten Klasse Bahn fuhr. Schließlich, als er in das kleine Abteil gekommen war, hatte er ziemlich breit gegrinst und sich ihr gegenüber auf einen der freien Sitzplätze gesetzt. Die Fahrt war nicht so lange gewesen, wie er es sich vorgestellt hatte, hatte er doch die Zeit über dazu genutzt, Lexi ein wenig genauer zu betrachten.

      Die Art, wie sie ihr Haar nach hinten strich und den Blick zu ihm lenkte, während sie so verführerisch nach einem bekannten Parfüm roch, machte ihn beinahe ständig an.

      Obwohl er sich dies nicht hatte anmerken lassen.

      Nein, soweit hatte er sich gut im Griff, wusste er doch genau wie er so etwas vor ihr würde verbergen können.

      Erst nach einigen Stunden waren sie schließlich mit dem Taxi am Hotel angekommen und er hatte noch immer den Blick prüfend auf Lexi gerichtet. Prince hatte schon geahnt, dass das Gebäude ihr den Atem verschlagen würde.

      Mitten am Alexanderplatz gelegen, gegenüber dem Wahrzeichen Berlins, dem wahnsinnig hohen Fernsehturm. Direkt an einem Knotenpunkt der Stadt, an welchem es von Touristen nur so wimmelte, stand das große elegante Gebäude und ragte geradezu in den Himmel hinein. Prince würde schätzen müssen, wie viele Meter es in die Höhe ging. Er nahm jedoch an, dass dies nicht nur 70 Metern sein mussten.

      Grinsend hatte er in ihre Richtung gesehen und gleich in ihrem Blick diese Bewunderung erkannt, welche auch er einmal an den Tag gelegt hatte, als Prince zum aller ersten Mal in einem Hotel wie dem diesem gewesen war, einem Hotel mit solcher Größe.

      Damals hatte er sicherlich auch das Glänzen und Staunen in seinem Blick und war aufgeregt auf dieses neue Abenteuer gewesen, welches man ihm nun ermöglichte.

      Nun war dem nicht mehr so, verbrachte Prince mittlerweile doch sogar mehr Nächte in solchen Hotels, als er es in seinen eigenen vier Wänden tat.

      Ab und zu jedoch wünschte Prince sich, er würde noch einmal einen Blick wie Lexi auf die Schönheit und Besonderheit besitzen. Ob man es nun wollte oder nicht: Man konnte diese veränderte Ansicht für die Welt nicht mehr abwenden. Wenn man einmal in den Luxus abgetaucht war, verschwand nach und nach das Gefühl für das, was eigentlich nicht selbstverständlich war.

      Seine Blicke wirkten auf Lexi wohl mehr wie eine Belustigung, erkannte er an ihren Augen doch schnell, wie sie versuchte, Desinteresse vorzuspielen. Langsam wurde sein Lächeln ein wenig dünner und Prince trat vor ihr hinein in das Hotel, welches ihm nur allzu bekannt war.

      Er hatte in den vergangenen Monaten doch beinahe die gesamte Zeit dort verbracht.

      Entspannt ging er auf den Servicebereich zu und flüsterte der netten jungen Dame hinter dem Tresen etwas ins Ohr.

      Sie kannten sich nun auch schon eine Weile und Prince würde lügen, wenn er sagte, er hätte die Gelegenheit mit der jungen Frau nicht genutzt.

      Nein, vielmehr verhielt er sich oft wie einer der größten Weiberhelden der Nation, wenn er sich in solch einem Umfeld aufhielt. Doch war ihm mehr als bewusst, dass viele von ihnen das nur des Geldes und vor allem seines Erfolges wegen taten. Allein deshalb machte es ihm zwar Spaß diese Frauen zu verführen, doch war das Spiel nicht mehr so interessant wie es früher gewesen war.

      Wenn die Frau sich nicht einmal wehrte und er nicht kämpfen musste, verlor er schnell das Interesse.

      Und auch in diesem Moment, als er nach dem Schlüssel verlangte und ein leicht anzügliches Grinsen auf seinen Lippen hatte, stieg die junge brünette Frau gleich darauf ein.

      Das hatte er sich schon gedacht.

      Er konnte sie alle haben, wenn er wollte.

      Langsam wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab und drehte sich zu Alexis um, während er mit ihr in den Aufzug stieg und sie bereits wenige Sekunden später in dem Stockwerk