Henning Plähn

Ertrunken


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es noch nie geschafft, mit einem Mädchen, das ich liebe, besser gesagt: das eine Möglichkeit zur Liebe darstellt, so zusammen zu kommen, dass es mein Inneres befriedigt hätte. Bis zu diesem Abend auf der Party.

      Eine Beziehung war nie meine Absicht. Das hatte ich ihr auch gesagt: »Es hat ja keinen Zweck. Einer von uns würde bestimmt darunter leiden. Und außerdem sehen wir uns ja eh nicht wieder.« Wahrscheinlich war dieser Gedanke auch geradezu die Voraussetzung für meine Liebeserklärung. Es ging nur um den Moment, es ging mir nur darum, sie an meinem Gefühl teilhaben zu lassen, sie quasi dafür zu belohnen, dass sie es in mir erweckt hatte. Ich war einfach nur glücklich, es ihr zu sagen. Es war keine Entscheidung, kein Sag-ich’s/Sag-ich‘s-nicht, kein Entweder-Oder zwischen dem ich sonst immer schwanke. Es kam einfach so aus mir raus, es war eine innere Befriedung, den Moment mit ihr zu genießen und mit ihr darüber zu reden. Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal einfach so fallen ließ. Vielleicht habe ich es noch nie getan aus lauter Angst vor der Konsequenz, dem Gedanken an die Zukunft und das Ende, all den Zweifeln und dem Misstrauen. Es ist so tief in mir drin, dass ich wohl schon gar nicht mehr einfach nur für den Moment leben kann. Dabei war es so wunderbar, mit ihr einfach nur über meine Liebe zu reden, mich zu befreien von all dem gedanklichen Ballast, den ich damit verbinde. All diesen Ballast spürte ich bei ihr nicht, weil keine Zukunft geplant oder da sonst etwas war, was ich hätte bedenken müssen. Es ging nur um den Moment. Ich konnte einfach nur meine Empfindungen ausleben. So gaben wir uns zum Abschied noch einen leichten Kuss. Aber auch ohne Kuss wäre es für mich ein bedeutendes Liebeserlebnis gewesen. Es erscheint mir, als hätte ich in dem kurzen Gespräch, in dem ich einfach ohne Umschweife meine Gefühle wirken ließ, mehr Befriedigung gefunden, als es sonst irgendwie möglich wäre, und so kann ich jetzt ungelogen behaupten, mich damals auf den ersten Blick verliebt zu haben. Wäre ich rational an die Sache ran gegangen oder hätte versucht, der Möglichkeit nachzugehen, um sie auszubauen, es wäre wohl eher ein Ausschlachten geworden. Die Liebe wäre wohl schnell wieder verflogen. Als reines Gefühl aber hält diese Liebe, denn auch wenn Liebe ja bekanntlich blind macht, so hielt diese Blindheit bei mir bislang noch nie lange vor. Nun allerdings ist mir der zweite Blick verwehrt und mir bleibt eine schöne Erinnerung ohne bitteres Beiwerk, eine Liebe ohne Leiden.

      Geschrieben August 2002

      Am Scheideweg

      »Lass mal gut sein! Heranwachsende, die am Tresen einpennen, sind heutzutage doch ein gewohntes Bild. Ist doch eigentlich nicht der Rede wert. Wenn du da also gleich wieder von Entartung redest, ist das doch völlig überzogen. Das ist mir einfach viel zu simpel. Was genau ist denn daran so abartig? Wenn man das Ganze mal differenziert betrachtet, stellt es sich doch ganz anders dar. Eine neue Generation bringt doch zwangsläufig Degeneration mit sich. Veränderungen sind doch schlechterdings vorgesehen! Fragt sich nur, wie man sie bewertet. Und wenn die heutige Jugend zunehmend verwildert, kann darin doch durchaus auch eine Verfeinerung des Zeitgeistes gesehen werden!«

      »Dann ist dieser Zeitgeist eben Scheiße! Guck dir dieses Elend doch mal an!«

      »Mich stört der Junge überhaupt nicht. Selbst wenn er jetzt den Tresen vollsabbern würde, würde ich es nicht als abartig bezeichnen. Lass ihn doch schlafen. Vielleicht hat er es nötig. Du weißt doch gar nichts über den Jungen. Du gehst natürlich wieder wie selbstverständlich davon aus, dass er ein Schwachkopf ist, und das bringt dich gegen ihn auf. Du unterstellst ihm, er würde nichts aus seinem Leben machen. Aber was macht dich da so sicher? Das er jetzt schläft, zeigt doch nur, dass er einfach zuviel zugemutet hat. Jeder braucht mal ne Pause.«

      »Schön wär’s! Aber ich kenne diese Pappenheimer mittlerweile zu Genüge. Schon die ganze Erziehung ist bei denen total verkorkst. Die werden nie Vollbringer schöner und erhabener Taten sein. Da kann man denen noch so oft erzählen, wie es in der wahren Welt aussieht, die wollen sich lieber der Täuschung hingeben. Glaub bloß nicht, dass es sie interessiert, dass die Welt den Menschen von den wirklich guten und schönen Dingen keines ohne Mühe und Arbeit gibt. Es interessiert sie nicht, dass man erst säen muss, bevor man erntet. Wenn man stark sein will, dann muss man seinen Körper daran gewöhnen, dem Geist zu gehorchen, und ihn unter Mühen und Schweiß üben. ... «

      »Ach bitte, nicht schon wieder deine abgedroschene Predigt. Ich kann es nicht mehr hören! Immer wieder die alte Leier vom schweren und langen Weg zu den Freuden des Lebens. Begreif doch endlich, dass du damit heutzutage niemanden mehr überzeugst angesichts der heute gängigen Möglichkeiten, sich glücklich zu machen.«

      »Natürlich! Du wieder mit deinem schnellen Glück! Guck es dir doch mal an! Man durchprasst die Nächte, hüpft sorglos durch die Jugend und schleppt sich dann mühselig durch das Alter. Und wenn man sich auch momentan für unsterblich hält, so ist man letztlich doch von der Welt ausgestoßen und wird von allen guten Menschen verachtet. Denn niemals hat man ein schönes Werk selber vollbracht. Wer wird einem da noch glauben, wenn man redet! Wer wird helfen, wenn man etwas nötig hat! Welcher Mensch, der bei klarem Verstand ist, möchte auch so elendig sein! Haben doch die Anbeter der Glückseligkeit einen schlaffen Körper und einen stumpfen Geist. Ihre Jugend verbringen sie glänzend, ohne zu arbeiten, während ihr Alter mühselig ist. Und dann schämen sie sich dessen, was sie einst getan haben, und ächzen unter dem, was sie tun, haben sie doch das Angenehme in ihrer Jugend durchgekostet, das Schwere dagegen auf ihr Alter verschoben!«

      »Ich weiß, ich weiß! Du hingegen hast den prächtigsten Umgang ...«

      »Genau, ich verkehre und lebe mit allen guten Menschen, und werde ...«

      »Halt doch endlich deine beschissene Fresse, du ausgemergelte Kalkleiste!«, brüllt plötzlich der Junge laut auf und rafft sich zusammen. Kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten und selbstständig das Lokal zu verlassen, erstaunt es um so mehr, mit welcher geistigen Frische er hierbei (ganz zur Freude der anderen Frau, die zuvor bei den Worten ihrer Gesprächspartnerin nur noch resigniert die Augen verdreht hatte) weiterpöbelt.

      Geschrieben September 2002

Das Waldhäuschen

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