Seemannsschicksale aus Emden und Ostfriesland – erlebte Geschichten rund um die Seefahrt
brachte ich bisher über 3.600 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften als Reaktionen zu meinem Buch. Diese Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage ermutigen mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben.
Rezensionen, etwa: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights der Seefahrts-Literatur. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechselungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlich hat. Alle Achtung!
In diesem Band 18 können Sie wieder etliche Seeleute, deren Erlebnisse oder Schicksale kennen lernen. Sie alle stammen aus Emden und Ostfriesland oder fanden dort nach ihrer Seefahrtszeit ihre Heimat. In der Emder Zeitung berichtete um 1996 herum EZ-Mitarbeiter Gerd Redenius im Rahmen einer Serie über Ereignisse aus der Seefahrt über Begebenheiten, die sich mit Menschen verbinden, die in Emden ihre Heimat haben. Ein Beitrag aus dem Jahr 2004 stammt von Herrn Axel Milkert. Der Beitrag von Rolf Buse ist der Ostfriesenzeitung entnommen. Die durch Kopien von alten Zeitungsartikeln teilweise schlechte Qualität einiger Grafiken wurde in Kauf genommen, statt ganz auf diese Bilder zu verzichten. Der in Emden lebende Schiffskoch Ernst Richter setzt in diesem Band seinen im Band 17 veröffentlichten Lebensbericht fort. Einen Beitrag fand ich über das Internet, wo sich der inzwischen verstorbene Funkoffizier Udo Tjardes aus Norddeich vorgestellt hatte. Noch vor seinem Tode gab er mir die Einwilligung zur Veröffentlichung seiner köstlichen Texte in dieser Buchreihe.
Mein Dank gilt besonders dem in Emden lebenden früheren Seemann Uwe Heins (Band 19 dieser maritimen gelben Buchreihe), ohne dessen Mithilfe dieses Buch nicht denkbar wäre. Er machte mich auf die in der Emder Zeitung erschienenen Artikel aufmerksam und vermittelte mir die Texte, Kontakte und das Bildmaterial. Der Redaktion der Emder Zeitung, Herrn Axel Milkert und dem früheren Funkoffizier Geede Remmers sei hier besonders herzlich für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte in diesem Buch gedankt.
Hamburg, 2005 – 2014 Jürgen Ruszkowski
Udo Tjardes
(an Bord Paletti genannt – verstorben)
Geboren wurde ich am 28.08.1943 in Delmenhorst, verzog dann 1947 mit meiner Mutter (Scheidung nach dem Krieg usw.) nach Iserlohn im Sauerland. Dort bin ich als so genanntes „Schlüsselkind“ aufgewachsen.
Nach Handelsschulabschluss machte ich eine Lehre als Industriekaufmann, was mir später in meinem Beruf als Funkoffizier / Verwalter / Zahlmeister sehr zugute kam.
Nach der Lehre war ich 1962 bis 1965 drei Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr; dort genoss ich u. a. eine Tastfunkausbildung und war im Einsatz im Fernmeldedienst (Funk-Aufklärung). Es gefiel mir beim „Bund“ ganz gut, aber es waren dort m. E. zu viele Leute ohne Ahnung: zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer.
Nach dem Abschied vom Bund finanzierte ich von meiner für damalige Verhältnisse ganz guten Abfindung mein erstes Seefunk-Patent (SFSZ) 1965 in Bremerhaven und konnte dann, bedingt durch die seinerzeit exzellente Mangellage in der Handelsschifffahrt, sofort als F.O./Verw. bei Stinnes in der großen Fahrt einsteigen.
Bin dann bis Mitte 1978 bei verschiedenen Reedereien (immer unter deutscher Flagge; allein sieben Jahre bei der Hamburg-Süd) zur See gefahren; nur unterbrochen durch Schulbesuche 1972 in Bremen – SfZ 2. Klasse – und 1975 Elsfleth – SfZ 1. Klasse.
1978 bekam ich in Brasilien an Bord des MS „LLOYD ESTOCOLMO“ Heimatpost mit der Nachricht, dass bei Norddeichradio noch Seefunker 1. Klasse eingestellt würden (möglichst unter 35 Jahre alt). Meine damals mitfahrende Verlobte meinte, ich sollte mich doch mal bewerben. Na gut, gesagt getan; eine Woche später bekam ich ein Amts-Telegramm vom Funkamt, sobald ich wieder in Deutschland wäre, sollte ich mich sofort zwecks Vorstellungsgesprächen melden.
Wir sind dann im April 1978 in New York ausgestiegen und noch etliche Wochen mit Leihwagen durch die USA gereist und flogen anschließend von NY wieder in die Heimat.
Dann ging alles ganz schnell; am 1. Juli wurde ich bei der KüFust Norddeichradio angestellt, meine Verlobte bekam auch zum gleichen Datum eine Anstellung als Krankenschwester am hiesigen Krankenhaus und ist dort immer noch im Dienst.
Meine Berufswahl habe ich nie bereut; durch die lange Zeit bei Norddeichradio blieb ich der Seefahrt ja verbunden und erlebte Geschichte.
Die letzten zwei Jahre (Ende 1996 bis Ende 1998) bekam ich noch die Chance, etwas ganz anderes zu tun. Man bot mir an, zu versuchen, die Kurzwellen-Sender in Jülich weltweit zu vermarkten.
Die Deutsche Welle hatte sich (bedingt durch die Wiedervereinigung) aus Jülich zu den KW-Sendern nach Nauen/Potsdam verabschiedet und nun gingen in Jülich die Lichter aus. Diese Tätigkeit war genau „mein Ding“; habe das bis Ende 1998 recht erfolgreich betrieben.
Dann war endgültig Feierabend bei Norddeichradio; ein Stück große Geschichte ging zu Ende!
Altersbedingt konnte ich dann mit 55 in den so genannten Vorruhestand mit Überbrückungsgeld gehen; die damaligen Verträge hierzu waren fantastisch; man hätte wirklich richtig „bekloppt“ sein müssen, diese Bedingungen nicht zu akzeptieren.
Ab 1. September 2003 bin ich nun offiziell Rentner und ganz zufrieden.
Vier wahre Storys aus der Seefahrt:
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Äquatortaufe
Die Äquatortaufe ist wohl eines der ältesten Rituale der „Christlichen Seefahrt“. In alten Segelschiff-Zeiten muss die Taufe teilweise recht grausam gewesen sein; die Menschen damals waren nicht gerade zimperlich. Die Täuflinge wurden oft „kielgeholt“, d.h., sie wurden gefesselt und an einem „Tampen“ (Seil) an einer Seite des Schiffes ins Meer geworfen und quer unter dem Schiffskiel zur anderen Seite wieder an Bord „geholt“. Alten Überlieferungen zufolge soll so manch ein braver Seemann dabei sein Leben gelassen haben. Für unsere „Altvorderen“ war das wohl ganz „normaler Verschleiß“!
Später in der Dampfschifffahrt und ebenso in der dann beginnenden Motorenfahrt waren Äquatortaufen auch kein „Zuckerschlecken“. Die „Scherze und Schikanen“ waren wohl nicht mehr lebensgefährlich, aber als Täufling musste man schon gut was einstecken können.
Auf einem langen Seetörn freute sich jeder über eine Abwechslung, die Taufe musste schon etwas „hart“ ausfallen; beim abendlichen Äquator-Essen (und -Trinken) waren alle wieder happy und sämtliche „Misshandlungen“ waren vergessen.
Der Sinn der Taufe war (kurz gesagt), denjenigen, der den Äquator in Richtung Süden überquerte, vom „Dreck und Staub der nördlichen Halbkugel“ zu befreien. Neptun, der „Herrscher aller Meere“, konnte es nun mal gar nicht vertragen, dass schmutzige, nicht getaufte Nord-Bewohner in diesem Zustand die südliche Halbkugel betraten.
Nun, es wird sicher noch andere Erklärungen für dieses Ritual geben, aber belassen wir es einmal dabei. In jeder Gesellschaft gab (und gibt) es ähnliche Riten bzw. Mutproben. Solange keinem ernsthaft dabei etwas passiert und es beim zugegebenermaßen auch teilweise „groben Spaß“ bleibt, ist m. E. dagegen ja auch nichts einzuwenden.
Meine Taufe fand an Bord des MS „BARBARA“ Anfang August 1966 statt. Die