Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame


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ein.

      Seine Frau trat zu ihnen und George lächelte ihr zärtlich zu. Katherine drückte kurz seine Hand, dann wandte sie sich an Steve.

      „Hier versteckst du dich, mein Junge! Ich habe schon nach dir gesucht.“ Sie breitete die Arme aus. „Nun nimm mich endlich in den Arm, wir haben uns ja ewig nicht gesehen.“

      Steve lächelte und tat ihr den Gefallen. Er hatte Katherine White sehr gern, sie war die herzlichste Person, die er kannte.

      „Wie geht es dir, Katie?“

      „Oh, hör auf, mich so zu nennen, du weißt, ich hasse das. Aber danke der Nachfrage, es geht mir sehr gut. Obwohl ich es kaum erwarten kann, wieder nach Kalifornien zu kommen. Die Temperaturen hier sind einfach nichts mehr für mich und meine alten Knochen.“

      Katherine und George lebten, seit sie im Ruhestand waren, viele Monate im Jahr in ihrem Haus in Santa Monica. George war früher Chefarzt in der Orthopädie des Mount Sinai Hospital gewesen und Katherine eine sehr erfolgreiche Anwältin. Inzwischen beteiligten sie sich finanziell an der schillernden Welt des Filmbusiness.

      „Nun mal langsam, Katherine, du bist doch nicht alt“, widersprach Steve charmant. „Für deine vierzig Jahre siehst du noch sehr knackig aus.“

      Katherine lachte herzlich. „Du bist unverbesserlich, mein Junge! Von niemandem lasse ich mich so gern auf den Arm nehmen wir von dir.“

      Steve legte ihr den besagten Arm um die Schulter und drückte sie kurz an sich. George blickte zur Tür und bemerkte seinen neusten Gast.

      „Ah, da ist Linda ja endlich. Ich gehe sie eben begrüßen. Katherine, du kommst doch mit? Und keine Angst, Steve, gleich gibt es etwas zu essen. Trink doch solange noch ein Bier, das füllt den Magen.“

      Lachend wandte er sich der Eingangstür zu.

      Katherine lächelte zu Steve hoch, der sie um einiges überragte. „Wir sprechen uns später, ja?“

      „Gern“, nickte er und sah beiden lächelnd nach.

      Er beobachtete, dass George eine schlanke junge Frau mit schulterlangen schwarzen Haaren begrüßte und sie mit Katherine bekannt machte.

      Linda Cooper war allem Anschein nach allein auf die Party gekommen. Ihr schwarzes Kleid mit dem leicht schwingenden Rock, der auf der Höhe ihrer Knie endete, betonte ihre schlanken Beine mit den rehartigen Fesseln.

      Steve sah sie sich genauer an. Schrägstehende, ernste Augen, volle Lippen und ein charmantes Lächeln. Mimik und Gestik drückten Selbstbewusstsein aus. Ihre Bewegungen waren fließend und elegant wie die einer Tänzerin. Sie war zweifellos eine sehr schöne Frau.

      Katherine redete gerade ernst und leise auf sie ein, vermutlich sprach sie ihr Beileid aus. Linda Cooper nickte und lächelte milde.

      Der Pianist stimmte „It had to be you” an, als eine weitere Frau an der Seite eines unscheinbaren Mannes mit grauen Schläfen das Penthouse betrat. Bei dem Anblick ihres langen, glänzenden Haares musste Steve unweigerlich an eine Kastanie denken, die aus ihrer frisch geöffneten, stacheligen Schale lugte.

      Obwohl er bereits einen Film mit Jasmin Tyler gesehen hatte und durchaus an schöne Frauen gewöhnt war schlug sein Herz bei ihrem Anblick ein paar Takte schneller. Sie war in natura noch hinreißender als auf der Leinwand. Ihre Augen waren dunkel und so strahlend, dass sie das lebhafte Gesicht dominierten. Ihr schön geschwungener Mund war ein klein wenig zu breit, die Nase zierlich. Sie erschien ihm nicht so mager wie viele andere Schauspielerinnen in ihrem Alter. Sie war zwar schlank, doch ihre Figur wirkte fraulich. Steve beobachtete sie gebannt. Seinen Hunger hatte er völlig vergessen.

      Jasmin Tyler schien aufgeregt zu sein, sie schaute sich genau um und tuschelte dann mit dem Mann an ihrer Seite. Vermutlich war er ihr Agent. Beide lachten. Ihr Lachen war tief und fröhlich. Jetzt begrüßte George White seine neuesten Gäste und machte Jasmin und ihren Begleiter mit Linda Cooper bekannt. Die Frauen gaben sich die Hand und lächelten sich freundlich zu.

      Während des Essens saß Linda zwischen einem der Autoren und dem Gastgeber. Sie trank einen Schluck von ihrem Chardonnay und stieß George White vorsichtig mit dem Ellenbogen an. Kauend wandte er sich ihr zu. „Hmm?“

      „George, sag mir, wer ist der Mann dort drüben?“

      Sie deutete mit dem Kinn unauffällig an das andere Ende des Tisches, wo ein großer, durchtrainiert wirkender Mann von etwa dreißig Jahren saß und sich lebhaft mit Jasmin Tyler unterhielt. Seine dunkelbraunen Haare waren ein wenig zu lang, was ihm zusammen mit dem Drei-Tage-Bart einen etwas verwegenen Anstrich gab. Die dunklen Augen im braun gebrannten Gesicht wirkten lachbereit und erschienen Linda ausgesprochen sexy. Vereinzelte Pockennarben auf seinen Wangen verhinderten, dass er zu gut aussah, machten sein Äußeres aber umso interessanter.

      George folgte Lindas Blick und schluckte den Bissen, den er noch im Mund hatte, hinunter. Das Steak war perfekt gelungen und zerging ihm auf der Zunge.

      „Wer das ist? Das ist Steve Conelly, der Regisseur. Habe ich euch noch nicht bekannt gemacht?“

      „Nein, bedauerlicherweise nicht.“

      „Ein großartiger Regisseur und ein wirklich feiner Kerl. Ich schätze ihn sehr.“

      „Vielleicht stellst du ihn mir später vor?“ Ihre schmal gewordenen Augen waren nach wie vor auf Steve gerichtet.

      George musterte sie und hob verstehend eine Augenbraue. „Ja, das sollte ich wohl tun“, nickte er.

      Jasmins Unterhaltung mit Steve Conelly war ausgesprochen kurzweilig. Sie hatte bereits einige seiner Filme gesehen und bewunderte seine Arbeit sehr. Auf die Zusammenarbeit mit ihm war sie gespannt.

      Er hatte das Drehbuch bereits vollständig durchgearbeitet und erzählte ihr einige wichtige Details, wobei er nicht mit amüsanten Kommentaren sparte. Dabei sah er ihr immer wieder ein paar Sekunden zu lange in die Augen.

      Sie genoss es. Er war ein gut aussehender Mann und mit ihm zu flirten machte ihr Spaß. Sie mochte sein Lächeln. Es schien sein Gesicht von einem Moment zum anderen auf faszinierende Weise zu verändern.

      So wie sich eine Landschaft verwandelt, sobald die Sonne aufgeht, dachte sie und wunderte sich im gleichen Moment über sich selbst. Solch lyrische Gedanken hatte sie sonst nie.

      Fast unbewusst erwiderte sie Steves Blick und verspürte den Anflug eines schlechten Gewissens. Ben war im Theater und sie hatten sich vorhin noch geliebt. Aber egal! Dies war schließlich nur ein Flirt.

      Sie stieß ihr Weinglas an seines und bemerkte ein beunruhigendes Kribbeln im Bauch als er sie anlächelte und ihr über den Rand seines Glases hinweg tief in die Augen sah.

      Das Essen war mittlerweile beendet. Diskret umher huschende dienstbare Geister brachten die leeren Teller in die Küche oder schenkten Getränke nach.

      Einige Leute saßen noch am Tisch, andere standen an der Bar oder hatten es sich in der eleganten Sitzgruppe bequem gemacht. Hier und da drehten sich Rauchsäulen mit eleganter Leichtigkeit in die Höhe. Vereinzeltes Lachen und lebhafte Unterhaltungen erfüllten die Luft und vermischten sich den gefühlvollen Klängen des Klaviers.

      Jasmin sah sich leicht verwirrt um.

      „Ich dachte, es ginge um eine geschäftliche Besprechung, als ich die Einladung zu diesem Dinner erhielt“, wunderte sie sich.

      Steve lachte. „Oh, das ist auch eine“, bestätigte er vergnügt.

      „Bei solchen Zusammenkünften wird mehr über das Geschäft geredet als in sämtlichen Studios und Büros der Welt. Es geht nur sehr viel zwangloser zu.“

      Mit seinem Glas deutete er diskret auf Charles Lancaster, der sich mit George White unterhielt. „Da geht es gerade um Millionen, darauf wette ich.“

      Sie folgte seinem Blick. Er hatte Recht, das Gespräch wirkte ernst. „Sieht tatsächlich so aus“, stimmte sie ihm zu.

      „Tja“, sagte er lapidar, „so ist das