Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame


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und den Beileidsbekundungen trafen sich die Trauernden in einem Restaurant. Adam hatte, abgesehen von Linda, keinerlei Familie, so dass die Gemeinschaft, die sich in dem separaten Raum traf, hauptsächlich aus Geschäftspartnern, Freunden, Nachbarn und Politikern bestand. Alle waren inzwischen durchgefroren und freuten sich sichtlich, endlich ins Warme zu kommen.

      Nach dem Essen kam Mariah Moore zu Linda und verabschiedete sich.

      „Nochmals vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben, eine Stellung zu finden, Miss Cooper. Das war wirklich sehr anständig von Ihnen.“

      Linda lächelte ihr freundlich zu. „Das habe ich gern gemacht, Mariah. Schließlich sind Sie eine sehr gute Kraft. Es war nicht schwierig, etwas Passendes für Sie zu finden. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“

      Mariah drückte ihre Hand. Sie hatte Tränen in den Augen. „Das wünsche ich Ihnen auch, Miss Cooper. Auf Wiedersehen.“

      Als die Gesellschaft sich aufgelöst hatte ließ Linda sich zu der Villa fahren, die jetzt ihr gehörte, in der sie jedoch schon lange nicht mehr lebte. Sie wohnte inzwischen allein in einer schönen Penthousewohnung in der Nähe der Fifth Avenue.

      Langsam schritt sie durch alle Räume des großen Hauses. Ihr früheres Zimmer war nach ihrem Auszug in ein weiteres Gästezimmer umgewandelt worden. Hier gab es nichts, was an ihre Kinderzeit erinnerte. In der geräumigen Küche aber musste sie lächeln. Als Kind hatte sie viel Zeit hier verbracht und der Köchin Sophia, einer resoluten und barschen Spanierin mit goldenem Herzen, bei der Arbeit zugesehen. Ihre geringen Kochkenntnisse und die paar Brocken Spanisch, die Linda beherrschte, hatte sie von ihr gelernt.

      Als sie im Esszimmer stand hatte sie das Gefühl, wieder die wütende Stimme ihres Vaters und die ängstlichen Schreie ihrer Mutter hören zu können. Sie rieb sich die Arme und runzelte unwillig die Stirn. Das war nun endgültig vorbei. Wahrscheinlich würde sie die Villa und viel von der Einrichtung verkaufen. Sie hing nicht daran.

      Als sie bald darauf die Tür zu ihrer eigenen Wohnung aufschloss atmete sie erleichtert durch, zog ihren Mantel und die Schuhe aus und ließ sich in ihren altmodischen Ohrensessel fallen, der herrlich gemütlich war und mit dem passenden großen Fußhocker direkt vor dem Wohnzimmerfenster stand. Hier saß sie so oft es ihr möglich war und blickte auf die vielen Hochhäuser und das kleine Stück vom Himmel, das sie sehen konnte.

      Auch jetzt schaute sie aus dem Fenster, nahm jedoch nichts von dem wahr, was jenseits der Glasscheibe zu sehen war. Sie dachte an ihre Eltern. An ihre traurige, schwache Mutter und ihren brutalen, aber erfolgreichen Vater. Sie waren nicht mehr da. Innerhalb von eineinhalb Jahren hatten beide sie verlassen. Sie war völlig allein. Ganz und gar auf sich gestellt.

      Linda spürte ihre Augen feucht werden und kurz darauf kullerte langsam eine Träne ihre Wange hinunter. Dann noch eine und noch eine.

      Endlich konnte sie weinen!

      Sie zog die Beine an, schlang die Arme um die Knie und weinte, wie sie seit vielen Jahren nicht mehr geweint hatte.

      In dem großen, im Art-Deco-Stil eingerichteten Wohnzimmer hatten sich an diesem Samstagabend Produzenten, Schauspieler, Drehbuchautoren und viele andere eingefunden, die auf die eine oder andere Weise an der Entstehung des neuesten Steve-Conelly-Films beteiligt waren. Jeder hatte ein Getränk in der Hand und plauderte angeregt.

      Georges Whites Frau Katherine unterhielt sich mit Charles Lancaster und Tom Becker. Ihr herzliches Lachen drang durch das Stimmengewirr an Georges Ohr. Jedes Mal, wenn sein Blick auf Katherine fiel, lächelte er zufrieden. Trotz ihrer inzwischen vierundfünfzig Jahre war sie eine attraktive Frau. Sie war füllig – was er schätzte – und fast immer gut gelaunt. Seit mehr als dreißig Jahren waren sie ein Paar und verstanden sich noch immer hervorragend. George wusste, das würde auch so bleiben, bis der liebe Gott einen von ihnen zu sich holte.

      Im Hintergrund spielte ein Pianist Songs von George Gershwin, Irving Berlin und Cole Porter, Georges bevorzugte Musik. Zufrieden sah er sich um und entdeckte Steve Conelly, der allein an der Bar stand, Bier trank und das Treiben um sich herum interessiert beobachtete.

      Steve Conelly war für George ein Phänomen. Die Frauen liebten ihn, was nicht weiter verwunderlich war, denn er war sehr charmant und sah unverschämt gut aus.

      Was George aber faszinierte war die Tatsache, dass es nicht einen einzigen Mann gab, der ihn nicht mochte. Er jedenfalls kannte keinen. Die Männer schätzten an ihm nicht so sehr seinen Charme sondern in erster Linie seine Ehrlichkeit und seinen Humor. George hatte in seinem Leben nur selten erlebt, dass andere Männer für einen Frauentyp, wie Steve es eindeutig war, in diesem Maße bewundernde Sympathie aufbrachten.

      Er schlenderte hinüber zur Bar und begrüßte ihn.

      „Guten Abend, Steve.“

      „Hallo George. Nette Party.“ Steve stieß mit seinem Glas an das des Gastgebers und trank einen Schluck.

      „Du siehst aber nicht gerade aus, als würdest du dich amüsieren“, konstatierte George, während er sein Rotweinglas an die Lippen hob.

      „Ich habe einfach nur großen Hunger. Dann steht mir nicht der Sinn nach Konversation. Wann gibt es endlich etwas zu essen?“

      Steve drückte seine freie Hand in den Magen und machte ein leidendes Gesicht.

      „Es geht gleich los“, beruhigte ihn George mit einem kurzen Blick auf seine protzige Armbanduhr. „Es gibt Steaks, Hummer, Lachs, frisches Brot und verschiedene Saucen und Salate. Aber noch sind nicht alle Gäste da, du wirst dich also etwas gedulden müssen.“

      Er zwinkerte Steve grinsend zu. „Geh einfach in die Küche und lass dir ein Stück Brot geben, wenn du nicht mehr warten kannst.“

      „Danke“, lächelte Steve. „Ich überlege es mir. Wer fehlt denn noch?“

      „Lass mich nachdenken…“ George blickte sich im Raum um.

      „Ach ja, richtig, Linda Cooper fehlt noch, Adam Coopers Tochter. Adam war ein guter Freund von mir und auch von Charles. Charles erzählte mir, dass Linda auch ein paar Dollar in unseren Film investieren wird, sei also freundlich zu ihr.“

      Steve sah ihn fragend an und George schüttelte fassungslos den Kopf. „Hast du denn noch nie von Adam Cooper gehört?“

      Als er sah, dass Steve ratlos mit den Schultern zuckte gab er sich selbst die Antwort. „Natürlich nicht, du kommst ja von der Westküste und kennst nur alle aus dem Filmbusiness.“

      Steve lächelte ihm zu. „Nicht alle“, schwächte er ab.

      „Der Name Cooper kommt mir zwar irgendwie bekannt vor, aber…“ Er schnalzte bedauernd mit der Zunge.

      „Ihm gehörten jede Menge Hotels, Casinos und, und, und“, berichtete George.

      Der Ton seiner Stimme senkte sich ein wenig, als er weiter sprach. „Vor etwa einer Woche ist er gestorben. Betrunken die Treppe heruntergefallen, wie man hört. Dabei trank er, soviel ich weiß, nicht viel.“ Er schüttelte betroffen den Kopf. Einen Moment wirkte er gedankenverloren, dann wandte er sich wieder Steve zu und fuhr fort.

      „Tja, seine Tochter hat jedenfalls alles geerbt. Sie ist eine richtig gute Partie, mein Lieber. Und unverheiratet.“

      „Hübsch?“ fragte Steve.

      „Mir ist sie zu mager. Aber doch, sie ist eine attraktive Frau, keine Frage. Du wirst sie ja gleich kennen lernen. Oh, und dann fehlt noch die Kleine, die die weibliche Hauptrolle spielen soll, wie mir Ed Carpenter erzählte. Wie heißt sie noch? Jamie oder Janine Irgendwas – mir fällt der Name nicht ein.“

      „Meinst du vielleicht Jasmin Tyler?“ erkundigte sich Steve. Auch er hatte bereits mit Ed gesprochen.

      „Ja, genau! Tyler, Jasmin Tyler. Ich habe noch nie von ihr gehört. Vermutlich irgend so ein junges Starlet.“

      „Jung ist sie, das stimmt“, bestätigte Steve und trank sein Glas leer. Sein Gesicht drückte Anerkennung aus als er fort fuhr. „Ich habe einen Film mir ihr