fantastischer Song! Diese Aussage ist aber nicht an spezielle Marken und Produkte gebunden.
5. Effekte sind nur Make-Up!
Ein Instrument muss schon ohne Effekte gut klingen, aber mit Effekt fantastisch! Bevor du also in die Effekttrickkiste greifst, sollten die Ursignale an sich schon perfekt sein.
3Gesang
3.1Basis
Der Gesang ist das Aushängeschild eines Songs. Daher solltest du beim Gesangsrecording und bei der Weiterbearbeitung besonders auf Qualität und Fehlervermeidung achten.
Warum ist dies bei Sprache und Gesang so außerordentlich wichtig? Ganz einfach: Wir Menschen kennen nun mal kein anderes Signal so gut wie die menschliche Artikulation. Daher reagieren wir hier besonders stark auf Fehler, seien sie tontechnischer oder auch rein tonaler Natur.
Also verwendest du beim Vocal-Recording immer das beste Mikrofon für den gewünschten Klang, die besten Effekte (vor allem den Raumeffekt) und gibst dir größte Mühe beim Editing.
Als Richtwert für ein gutes Signal kannst du dich am natürlichen Klang orientieren: Klingt das aufgenommene Signal so, als ob der Sänger in natura vor dir im Raum steht, ist es eine gelungene Aufnahme.
3.2Mikrofonierung
3.2.1Einzelaufnahmen
Gesangsaufnahmen einzelner Künstler werden normalerweise im Nahfeld gemacht und mit stark gerichteten Mikrofonen realisiert. Die klassische Charakteristik ist die Niere.
Gemäß den Tipps aus den letzten Kapiteln suchst du für die Aufnahmen einen Platz im Raum, an dem du mit keinen Flatterechos, dröhnenden Resonanzen oder Kammfiltereffekten zu kämpfen hast. Dieser Platz wird bei praktisch allen Sängern derselbe sein.
Interessanter ist die Suche nach der optimalen Ausrichtung des Mikrofons zum Sänger. Bei der Positionierungsentscheidung sind der Sänger und dessen Klangeigenschaften und natürlich die verfolgte Anwendung an sich entscheidend. Bei einer Gesangsaufnahme im Stehen brauchst du nun mal eine andere Mikrofonposition als bei einer Sprecheraufnahme im Sitzen.
Grundsätzlich solltest du bei allen Sprach- und Gesangsaufnahmen einen Poppschutz verwenden. Lediglich bei Sprachaufnahmen ohne zu erwartende Explosivlaute kannst du eventuell darauf verzichten, wenn das Mikrofon dabei oberhalb des Sprechers angebracht wird.
Um S- und Popplaute zusätzlich zu entschärfen, kannst du das Mikrofon etwas um die vertikale Achse drehen, wodurch der Luftschwall nicht mehr direkt auf die Membran auftreffen kann. Eine Drehung um 10 bis 15 ° ist ausreichend.
Ist dies immer noch nicht genug, kannst du den Bleistifttrick versuchen: Hierzu bringst du einen Bleistift mittig am Poppschutz an. Dies klappt z. B. sehr einfach mit einem Gummiband, wie im Bild. Der Bleistift spaltet den Luftschwall bevor dieser auf die Membran auftrifft. Hierdurch werden vor allem S-Laute gemindert, tiefere und somit langwelligere Frequenzen beugen sich ohne Widerstand um den Bleistift.
Bleistifttrick (Mistele)
Kommen wir nun zu den unterschiedlichen Mikrofonpositionen. Grundsätzlich kannst du drei Positionen unterscheiden:
1 Mikrofon auf Mundhöhe: Dies ist die klassische Position, welche zu praktisch jeder Anwendung passt. Der Klang ist sehr präsent, da er über viele Signalanteile der Artikulation verfügt und die ausgestoßenen Schallwellen direkt auf die Membran einwirken können.Es wird zudem eine relativ homogene Mischung an Signalanteilen der körpereigenen Resonanzquellen aufgenommen. Sowohl die Kopfresonanzen als auch Brustresonanzen werden zu ähnlichen Anteilen abgebildet. Bei Sängern ohne unnatürliche Über- oder Unterbetonungen kannst du so eine sehr gute Aufnahme erzielen.
2 Mikrofon über Mundhöhe: Diese Position wird ebenfalls sehr häufig angewandt, da sie gegenüber der Frontalposition einige interessante Vorteile bietet. Zunächst führt ein aufgehängtes Mikrofon automatisch dazu, dass der Sänger aufrechter steht, was zu einem freien und voluminöseren Klang führen kann. Aber Vorsicht: Achte darauf, dass bei hohen Tönen nicht überstreckt wird!Praktisch ist auch, dass Texte unter und neben dem Mikrofon platziert werden können, da der Ständer nicht im Weg ist.Generell nehmen gute Mikrofone die Signale trotz des schrägen Aufnahmewinkels sehr detailliert auf. Der Grundklang ist aber etwas weicher und nicht ganz so präsent wie bei der Frontalaufnahme.Durch das Ausrichten des Mikrofons über Kopf kannst du zudem tonale Verhältnisse aktiv beeinflussen. Bei einer Position auf Stirnhöhe mit auf den Mund zielender Membran kannst du beispielsweise die Überbetonungen nasaler Sänger etwas ausgleichen. Zudem werden Poppgeräusche, die sowieso immer nach unten strahlen, etwas gemindert.Rein technisch gesehen stammt diese Positionierung von Röhrenmikrofonen: Damit die Membran nicht durch die Abwärme der Röhrentechnik beschädigt wird, hat man die Mikrofone eben kopfüber nach unten hängen lassen.Trotz der Positionierung oberhalb des Mundes schaut das Mikrofon klassischerweise dennoch auf den Mund. Da die Luft aber kaum direkt gegen die Membran gerichtet wird, kann man unter Umständen auf den Poppschutz verzichten. Typische Anwendung hierfür wäre eine Lesung oder eine reine Sprachaufnahme.
3 Mikrofon unter Mundhöhe: Dies ist eher ein Spezialfall, der für besondere Klangziele eingesetzt wird. Auch hier schaut das Mikrofon grundsätzlich auf den Mund, wird aber 10 bis 15 cm unterhalb dessen angebracht. Da hierdurch sehr viele Anteile der Brustresonanzen aufgenommen werden, entsteht ein Klang mit viel Fundament. Dies sorgt vor allem bei eher dünnen Stimmen für eine ausgleichende Aufwertung. Aber auch bei Aufnahmen klassischer Gesänge kann das Spiel mit den Brustresonanzen zu tollen Ergebnissen führen.Bei dieser Positionierung musst du unbedingt auf eine eventuell entstehende Überbetonung der Popplaute achten!
Der Abstand zwischen Mund und Mikrofon beträgt zwischen 5 und 50 cm, je nach gewünschtem Klang. Je näher der Sänger an die Membran kommt, desto intimer und präsenter wird der Klang. Dies liegt an dem bereits besprochenen Nahbesprechungseffekt. Zudem wird natürlich immer weniger Raumanteil aufgenommen.
Unerfahrenen Sängern solltest du unbedingt die Grundlagen der Mikrofondisziplin nahebringen! Hast du die optimale Mikrofonposition gefunden, muss sichergestellt sein, dass der Sänger sie nicht ständig ändert, indem er seine Position variiert. Bewährt hat sich hierbei der klassische Streifen Gaffatape auf dem Boden, der die Position der Zehen definiert!
Hast du mit Störgeräuschen wie Schmatzer, Kleidungsgeraschel oder extremen Atmern zu kämpfen, sprich den Sänger gleich drauf an! Mit etwas Mühe sind diese Störungen leicht zu vermeiden. Schmatzer kann man mit der richtigen Benetzung der Mundschleimhäute verhindern. Gegen Kleidergeraschel hilft meist, das raschelnde Stück auszuziehen oder sich einfach weniger zu bewegen.
Bei den Atmern kommt es auf den Stil an, denn bei vielen Sängern gehört dies einfach dazu! Solange das Atmen nicht lauter als der Gesang ist oder einfach nervt, kannst du damit arbeiten.
Insbesondere bei Gesangsaufnahmen läufst du Gefahr, ggf. den mitlaufenden Klick oder anderes Übersprechen mit aufzunehmen. Wird die Spur anschließend stark komprimiert, kann das aufgenommene Übersprechen unangenehm laut werden.
Zur nachträglichen Lösung dieses Problems kann man einen Trick versuchen: Du nimmst den gleichen Teil nochmals unter gleichen Bedingungen auf, jedoch ohne die eigentliche Gesangsaufnahme. Anschließend drehst du die Phase der neuen Spur und mischst sie so bei, dass sich die beiden Störsignale gegenseitig auslöschen.
Du bittest also den Sänger nochmal vor das Mikrofon und nimmst den Teil erneut auf. Dabei muss der Sänger an derselben Stelle wie zuvor stehen und darf natürlich nicht mitsingen. So habt ihr nur das Störsignal aus dem Kopfhörer auf der Aufnahme und könnt die beschriebene Technik anwenden.
Selbstverständlich ist dies alles nur Flickwerk und lohnt nur im absoluten Notfall oder beim Take deines Lebens. Schließlich hat das Ganze den faden Beigeschmack von potentiellen Phasenschweinereien!
Idealerweise investierst du in einen guten, geschlossenen Kopfhörer und verhinderst