Elke Bath

Émile, Étienne und all die Anderen


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genießen.“

      Nach Elizabeth von Arnim

      Vorwort

      Dezember 2007

      Émile, Étienne, Élodie,…wer war noch dabei? Elvira? Édith auch? Egal, sie saßen Alle an diesem kalten Tag auf der Mauer und schauten zu, wie ein Möbelwagen mit Anhänger vorfuhr.

      „Die haben ein „D“ als Kennzeichen. Hab ich schon mal gesehen“ sagte Émile, der pfiffigste von Allen. „Das sind Touristen.“

      „Was heißt „D“, zirpte Élodie, die nie was raffte.

      „Das heißt Deutschland, Mensch du weißt aber auch wirklich nichts.“ Étienne jetzt, der sich zu Wort meldete.

      Élodie schmollte.

      „Und was wollen die hier aus D.?“ säuselte Édith.

      „Ich glaube, die wollen hier einziehen. Die Bude steht doch schon seit dem Sommer leer. Wir werden das beobachten.“ Émile nun wieder.

      Und dann verzog sich die Kombo in den Park und quatschte die halbe Nacht, über das, was sich wieder ereignete im „Mas Roustan“.

      Kapitel 1 – CHAMPAGNERGRÜßE - Oktober 07 – März 08

      Es ist jetzt schon über sieben Jahre her, - da standen wir an einer Su-permarktkasse irgendwo in Südfrankreich und nahmen beim Bezahlen eins von diesen ausgelegten Heftchen mit, „Paru-Vendu“, ,„Der Heiße Draht“ o.ä. Querbeet wurde alles angeboten, von Autos über Haushaltsauflösungen, Kleintiere, Musikinstrumente, bis hin zu Mie-tofferten.

      „Voila!“ Da stand es: mehrere MAS zu vermieten….“, Telefon etc.

      Ein Mas ist ein provenzalisches Bauernhaus, alt, aus Stein, oft ländlich gelegen, mehr oder weniger technisch auf der Höhe. Meistens eher weniger….

      Wir telefonierten also. Machten für den nächsten Tag einen Termin aus und fuhren hin.

      Unser Haus in Deutschland hatten wir – endlich – ein paar Wochen vorher verkaufen können, zu einem halbwegs akzeptablen Preis. War keine gute Zeit für Hausverkäufe damals, aber wir wollten einfach nur weg.

      Weg wollen Viele: „ sobald ich in Rente bin, ziehe ich auf die griechi-sche Insel….sobald es geht, werde ich Olivenbauer in der Toskana, - fahre mit meinem Boot um die Welt…“

      Träume sind schön, Träume sind wichtig, Träume halten uns am Leben, aber wenn der Traum zum Leben wird -, das ist nochmal was Anderes. Nach einem Zitat von Marc Chagall.

      So viele aus unserem früheren Lebensumfeld haben uns nicht zuge-traut, dass wir wirklich diesen Schritt gehen würden: dort Alles hinter sich lassen, hier ganz neu anfangen. Wir waren immerhin bald Mitte 60. „ Ach was“, haben sie gesagt, das macht ihr ja doch nicht, ihr redet nur davon,- das schöne Haus, eure Kinder sind hier, eure Freunde…“ Wir hörten, aus dem was sie sagten, durchaus so was wie Eifersucht? Neid? heraus. Nur meine alte Mutter hat gesagt: „ das macht ihr genau richtig!“

      Jetzt muss die Vorgeschichte kommen, sonst versteht ja kein Mensch, was wir da im Süden wollten.

      Wir wollten in die Provence! Wir wollten nach dem Ende unseres Be-rufslebens genau dort leben, wo wir jeden Tag Weinfelder sehen würden, Olivenhaine, den vielgerühmten blitzeblauen Himmel, gut auch nicht immer…, aber doch unvergleichlich mehr als im Norden.

      Wir wollten genau dahin, wo jetzt morgens am Pool mein Blick auf die Zwillingszypressen fällt, die aussehen wie der Kölner Dom… wo ich meinen Kaffee trinke und denke:“ Ja, so hatten wir uns das gedacht!“

      Zurück zur Geschichte.

      Der Besitzer, den wir angerufen hatten, zeigte uns ein Haus mit klei-nem Garten. Fanden wir schon nicht schlecht, wollten aber beim Mit-tagessen noch mal nachdenken.

      Zwei Stunden später also wieder hingefahren, - das Haus war vermie-tet! An einen Gefängniswärter vom Gefängnis in Tarascon.

      Ich fange jetzt mal mit der ordentlichen Auflistung der Mieter an, das wird Vieles erleichtern. Also Gefängniswärter (No.1).

      „ Aber“, sagte der Besitzer, „ ich hätte da noch das „Maison de Mâit-re“. Später werden wir lernen, dass der Erbauer des Mas Ende des 18.Jahrhunderts in diesem Teil gewohnt hat. Der „Mâitre“ mithin.

      Wir sind von der Gartenseite reingekommen. Und nun stehen wir da im Raum, schauen uns um und halten die Luft an. In der Sekunde ist uns klar, dass wir das große Los gezogen haben.

      Obwohl unglaublich viel Gelumpe rumstand und der Kamin zugemüllt war!

      Ist sowas Schicksal? Natürlich ist es das!

      Wir hatten in den Tagen vorher etliche Objekte angeschaut. Alles nix. Und nun das hier, genauso, wie wir uns das immer in unseren Vor-stellungen ausgemalt hatten.

      Wir waren doch schon Jahre, Jahrzehnte immer in die Provence ge-fahren, hatten Häuser gemietet, hatten in jedem irgendwas gefunden, was unbedingt , wenn es denn mal so weit wäre, vorhanden sein müsste: ein großer Kamin, uriger Fußboden, alte Decken, „beaucoup de charme“! Das ist so ein oft gehörter Immobilier-Spruch, Vorsicht! Heißt im Klartext: optisch einnehmend, aber besser schau mal auf die E-Technik und ob man heizen kann!

      Hier war es nun alles beisammen: der Kamin (trotz Müll), der Fuß-boden, die Kassettendecken. Die Frage nach der Heizung haben wir schon gestellt, aber ich hab es, glaube ich, ausgeblendet.

      Wir schlurften hinter dem Besitzer die Wendeltreppe rauf und durch die vielen Zimmer hinterher und wieder ein andere Treppe run-ter…eigentlich wollten wir uns doch verkleinern, oder? Na gut!

      Also den Mietvertrag unterschrieben, übrigens an meinem Geburtstag! Zufall? Nie! Was für ein Geschenk.

      Wir haben gleich Fotos gemacht, damit man bei Rückkehr nach D. was vorzeigen konnte.

      Dass unsere Möbel im Geiste schon ihren Platz gefunden hatten, ver-steht sich von selbst.

      Ende Oktober: Zelte abbrechen in Deutschland.

      Das Übliche bei Umzügen: aussortieren, verkaufen, verschenken, wegschmeißen; das Letztere kann jeder nachempfinden, der nur ein einziges Mal umgezogen ist. Warum hortet man bloß so viel?

      8. Dezember, die Count-down-Woche läuft.

      Nachts habe ich Albträume: ich sehe unsere diversen Terrassen im Süden, überall sitzen fremde Menschen auf MEINEN Stühlen, plaudern, fühlen sich gestört durch meine Frage, was sie hier wollten…. Pampige Antworten: sie hätten hier Mietrecht, und ich wäre nicht die Einzige, die Zugriff auf den Garten hätte und über-haupt. Oben in den Zimmern lungern auch fremde Leute herum…und immer mein Eindruck, dass wir da mit dem Unterschreiben des Mietvertrages einen gewaltigen Irrtum hingelegt haben.

      Der Gatte erscheint auch in dem Szenarium, findet das alles nicht so schlimm, mault nur rum und sagt, dass er seinen Tenniskoffer verges-sen habe… Zum Glück nur ein böser Traum.

      Wir machen eine letzte Runde durch das Städtle. Abschiednehmen vom Buchhändler, von der netten Apothekerin, sie sind alle, ja, ein bisschen gerührt. Auch meine Frau „Hasen-W.“, nein, den vollen Na-men nenne ich jetzt nicht. Also, sie hat in einem Laden gearbeitet, den ich oft frequentiert habe. Vorher war sie mal im Haushalt von unserem Freund B. beschäftigt, und einmal sollte sie einen Hasen zubereiten, hatte sie aber wohl noch nie vorher gemacht. Nun denn, Hase rein ins Rohr in voller Montur, im Pelzfell.. waren da Kräuter dran? GRRRR, der Gestank ging wochenlang nicht aus der Wohnung. Sie ist nicht lange dort geblieben.

      Abends laden uns Freunde zum Essen ein, und später, als wir schon fast im Bett liegen, klopfen noch liebe Nachbarn an, Sekt und