Elke Bath

Émile, Étienne und all die Anderen


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Gatte hat am Poolhäuschen ein Holzdeck gebaut, da liegen feine Lümmelpolster drauf, zum Sonnenanbeten. Machen wir natürlich nie,- nur die „Touristen“, die kommen. Die „Chill-Lounge“ vom Kurpark in Bad Dingenskirchen fällt dagegen stark ab.

      Dann hat der handwerklich geschickte Gatte im Poolhäuschen noch einen Mauerdurchbruch nach Süden hin geschaffen. Jetzt können wir durch ein Törchen direkt in den Südgarten und müssen nicht immer außenrum um den Pool gehen. Da hat ER sogar mal ein Lob ausge-sprochen!!

      Im Poolhäuschen ist die Sommerküche eingerichtet. Kühlschrank, Ar-beitstisch, Grundausstattung Geschirr, Gläser, Besteck…was man so braucht, eine Kochplatte natürlich auch.

      In der Ecke steht ein altes, schnörkeliges Eisenbett für das Nickerchen nach dem Rosé.

      Über die Mauern vom Pool klettern schon die Rosen und der Bleiwurz. Überhaupt der Garten! Niemand mag glauben, dass dies seine erste Saison ist! Die Rosen sind schon in der zweiten Runde ihrer Blüte, haben Ende April angefangen.

      Wir haben jetzt eine Adresse an der Hand, wo die angebotenen Con-tainerrosen schon richtig groß sind, dennoch zu einem friedlichen Preis. Der Laden ist ziemlich kruschtelig, manche Rosen ohne Etikett, aber wir kennen uns ja ein bisschen aus. Und wenn sich doch mal eine Gelbe eingeschlichen hatte, dürfen wir immer umtauschen.

      Zwischendurch tut so ein Gewitterguss gut, ansonsten wässern wir eben kräftig, um das Paradies voranzutreiben. Das Mas hat einen ei-genen Brunnen, Wasser kostet uns also nichts. Zum Glück.

      Und während der Pflanzphase war es sowieso ungewöhnlich schlecht, das kam uns entgegen. Erst war da der kälteste Winter seit 100 Jahren, dann der schlechteste Mai seit 60 Jahren, und noch in der 1. Juniwoche lamentierte die Zeitung, ob und wann es denn endlich mal was werden würde mit dem Sommerwetter.

      Haben wir alles nicht so empfunden. Wir sind ja auch nicht verwöhnt.

      Nun herrscht schon drei Wochen bestes Wetter. Darf so bleiben, denn demnächst rollen wieder Gäste an.

      Im März war da schon mal eine erste Welle. Sind doch alle neugierig, wie wir so hausen und was wir so machen. Die Beurteilung unserer Lage fällt positiv aus. „Habt ihr richtig gemacht!“

      Lori, unsere portugiesische Zauberperle, hat dieser Tage gemeint, es sei jetzt an der Zeit für das „Hotel“- Schild am Eingang..

      Also bucht rechtzeitig. Es gibt Prioritäten für Herrschaften mit beson-deren handwerklichen Fähigkeiten. Schröder z.B. hat eine Wasserlei-tung verlegt, mit 3fach- Verteiler. Jetzt kann man gleichzeitig Pflanzen gießen, beim Köcheln die Sauce verlängern und Elvis säubern, wenn er mal wieder im Bach, der den Garten nach Süden zum Weinfeld abgrenzt, gewühlt hat.

      Das Paradies hat natürlich auch Risse, ich habs schon angedeutet.

      Zuerst ER, der böse Vermieter.

      Rechts oben von uns wohnt Julie, die Rap-Maus.(No.3),,als No.2 habe ich uns mal auf die Liste gesetzt. -die müssen wir immer mal wieder darauf hinweisen, dass sie hier nicht alleine wohnt. Sie fährt früh zur Arbeit und legt daher gern schon um fünf ihre Horror-CDs auf. Da wackeln die Zahnbürsten im Glas.

      Jetzt schon, nach wenigen Monaten des Hierlebens, stellen wir fest: der Franzose als solcher ist ein Egomane. Rücksichtnahme ist nicht in seinen Genen verankert. Parken in der dritten Reihe, Auto auf Blinken stellen, die Zeitung holen, ein Schwätzchen halten, und dann auch noch ungehalten sein, wenn man hupt. Bürgersteige blockieren mit den Marktkarren können sie auch gut. Als Autofahrer sind sie sowieso die Riesenkatastrophe, sie können keinen vor sich ertragen. Ich erwähne nur mal eine Statistik, die da sagt, dass die meisten Fron-talunfälle hier unten passieren.

      Ich schweife ab, wo war ich, richtig Julie. Dann muss jetzt das Kapitel „Unhold“ kommen. (No. 4). Monsieur Ferrando. Der wohnt halb ver-setzt über uns, dieses Mas ist ja völlig verschachtelt. Er wohnt also über unserem Büro, dem Atelier und ein wenig über dem Gästezim-mer.

      Ich habe ihn „Unhold“ getauft, weil ich mir grad so einen Unhold vor-stelle. Nichts fürs Auge, mehr Modell „Geisterbahn“, kleinwüchsig, trägt schwierige Achselshirts, hustet schwierig ab (oft), bellt mehr, als dass man es reden nennen könnte, ganz klar sprach-behindert, der arme Kerl, rückt gerne Möbel. Unsere Tochter hat gemeint, die spielen da oben wohl „Die Reise nach Jerusalem“.. es gibt einen zehnjährigen Sohn, zwischenzeitlich einen älteren Sohn mit einer Freundin, keine erkennbare Ehefrau; allerdings verlassen schon mal 20nach4 in der Nacht Damen die Wohnung! Das Wort „Etablissement“ verkneife ich mir jetzt einfach mal. Hier ist ja alles mäßig isoliert, und ich habe einen Hasenschlaf und kriege daher viel mit.

      Wir müssen unsere Hausführung noch fortsetzen. Kommt einfach mit. Unten waren wir fast fertig. Fehlt noch T1, ein Wirtschaftsraum neben der Küche. Da stehen der große Eisschrank, Waschmaschine, Trockner, ein Werkzeugregal, Ablagen für Kissen – für die Südterrasse – die anderen liegen oben in T3. T bedeutet Technik, habt Ihr Euch wohl gedacht. T1b wäre da noch, ein kleines Schapp vom Esszimmer ausgehend. Da stehen die Putzsachen, die Lori benötigt. Und der Zäh-lerkasten ist dort, der auch noch ausgiebig Erwähnung finden wird.

      Wir gehen mal jetzt durch T1 durch und öffnen die blaue Tür zum „Rapunzelturm“. Unser Name für den Turmanbau, durch den eine Treppe nach oben führt auf die erste Etage. Sie geht auch noch weiter, ist auf der 2. Etage aber zugemauert. Dieser Turm ist offensichtlich erst später an das Haupthaus angebaut worden, um den Domestiken des „Mâitre“ Zugang zu ihren Behausungen zu ermöglichen, ohne dass sie durchs Haupthaus müssten.

      Das bedeutet, wäre sie nicht zugemauert, hätte ich direkten Zugang zum „Unhold“! Na, wirklich.

      Die tote Treppe ist prima, da lagern 200 Umzugskartons, Koffer und die Weihnachtsdeko.

      Wir sind oben im 1. Stock angelangt – über die Rapunzeltreppe – ge-hen jetzt nach links direkt ins Gästezimmer. Warm ist es hier im Win-ter, ohne dass man die Elektroheizung anschalten müsste. Da führt nämlich der Kaminschacht nach oben, der von unserem ölbetriebenen Bullerofen in der Bibliothek ausgeht. Da friert keiner.

      Weiter geht´s, durch die Tür nach links. Wir sind jetzt im Büro. Da steht ein Gästenotbett, Schreibtisch mit Computer, der Fernseher und noch paar Regale für Bücher und Akten. Und dann wäre da noch in der Ecke des Zimmers eine Sitzbadewanne, Waschbecken anbei. Um da reinzusteigen, darf man drei gemauerte Stufen raufklettern und von da aus in die Bütt. Sowas hatten wir vorher noch nie gesehen, das ist völlig skurril. Aber: ER ist nicht nur ein böser Mensch, sondern hat auch hier und da pfiffige Ideen umgesetzt. Diese Wanne gehört dazu. Übrigens perfekt, um Elvis zu baden, da kann er mir nicht entwischen.

      Allerdings ist unbedingt zu beachten, dass der Duschkopf nach Be-nutzung in die Wanne gelegt wird, nicht auf den Rand, - auf den Rand gelegt bedeutet: nach 30 Minuten steht unten meine Bibliothek unter Wasser, weil es durch die Decke tropft.

      Technisch funktioniert hier wenig.

      Geht mir jetzt nach aus dem Büro.. als nächstes kommt meine Werk-statt. Von hier geht jetzt eine Wendeltreppe runter ins Esszimmer. Um runterzukommen könnten wir hier aber auch eine Tür aufschließen, die auf eine überdachte, offene Veranda führt. Da geht auch die Treppe nach oben zum „Unhold“! Wir könnten die Steintreppe nehmen, die in den Südhof führt. Das war der Weg, den die armen Möbelpacker nehmen mussten, um nach oben zu kommen. Die anderen Türen waren alle nicht breit genug!

      Wir gehen jetzt vom Atelier nach rechts in unser Schlafzimmer. Das ist ein wirklich schöner Raum mit Stuckdecken, einem alten Kamin, der zwar nicht funktionstüchtig ist, aber optisch hübsch. Es liegt nach Süden, der Blick geht in den Park, und über uns ist direkt das Dach. Also der leiseste Raum im Haus.

      Weiter geht´s ins Bad. Hat eine Wanne mit Löwenfüßen! Nach links in die Ankleide. Das ist jetzt T3. Und nun kommt noch T4 rechts vom Bad, der ist Stauraum, den ein jeder braucht, besonders wenn er so viel Zeug hat wie ich.

      Und vor Kopf ist wieder die Tür vom Rapunzelturm, und wir können wieder runterschleichen. Hätten aber auch die Wendeltreppe nehmen können – oder die Außentreppe!