Elke Bath

Émile, Étienne und all die Anderen


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zwei unterschiedlichen T-Shirts, darüber seine Lederweste, ob August, ob Januar,… er würde für seine geschiedene Frau waschen. Sicher! So ein Guter! Schleppt nach wie vor die Säcke rauf und runter.

      Seit vier Wochen sind neue Mieter im Haus, was sich nach Süden an-schließt. Da hat Eric gewohnt mit seiner Frau (No.6) und der französi-schen Bulldogge Suzette. Der hatten wir vor kurzem das Leben geret-tet. Ich war im Garten und höre vom Bach her so ein Rumoren und Schnaufen. Suzette! Sie war da wohl reingerutscht und kam nun mit ihren kurzen Stummelbeinchen den steilen Rand nicht mehr rauf. Ich bin losgespurtet und habe so ein Holzgitter für die Rosen geholt. Das haben wir die Fuhr runtergeschoben, und so konnte Suzette über die Querstreben nach oben klettern. Abends hat der Gatte die Geschichte Eric erzählt, der sich natürlich herzlich bedankt hat und nur meinte, er habe sich schon gewundert, dass seine Suzette klatschenass vor der Tür stand, wo sie doch so wasserscheu sei.

      Ich bin sicher, in die Nummer hat Elvis sie geritten; der heckt ja a. immer Unsinn aus und geht b. im Sommer, wenn es heiß ist, und hier ist es im Sommer immer heiß, gerne in diesen Bach. Zum Abkühlen, Frösche gucken, Biber treffen, mal schaun.

      Er kommt aber von alleine wieder die Fuhr hoch, wenn zwar in grauli-chem Zustand. Schlamm! Da muss der Schlauch her, bevor er sich wieder in royaler Manier in die Betten haut!

      Die neuen Mieter heißen Ann-Marie und was war´s doch noch gleich…kommen später dran. Sind aber No. 7.

      Rechts von uns sind auch neue Mieter eingezogen (No.8), Estelle und Francois, in den Teil, wo vor 200 Jahren die Pferde des Monsieur Roustan in den herrlichen Gewölbekellern gestanden haben. Francois könnt Ihr gleich wieder aus dem Register nehmen, ist nicht lange ge-blieben. War Schmuckdesigner, und es war ihm zu dunkel in den Ge-wölben. Das ist mal ein guter Grund, um eine Frau zu verlassen.

      So, jetzt musste ER natürlich mit Frau und Sohn woanders hin. Gut, dass zeitgleich Julie, die Rap-Maus ausgezogen war. Die sitzen also jetzt oben rechts von uns. Hat gleich eine Terrasse angebaut (schwarz). Einfach ran geklatscht. Er verhunzt das altehrwürdige Gebäude regelrecht, mit jeder Anbauaktion wird es mehr verschandelt. Sagt auch die Besitzerin vom „Mas de Tourelles“, gegenüber der Kreisstraße. Das Mas hat eine ähnliche Geschichte hinter sich wie un-seres. Zur gleichen Zeit gebaut von einem reichen Menschen aus B., dann runtergekommen, aufgekauft, und heute ist das eine Weindo-mäne vom Feinsten. Sie hat die „Bricolierarbeit“ von IHM über all die Jahre verfolgt…

      ER hat uns nach seinem neuerlichen Umzug erzählt, dass er keine Lust mehr habe auf diese Sommergäste, wo man sich ständig kümmern müsste,- klar, da sind auch die Dächer nicht dicht und die Duschen defekt und was sonst noch – und er würde jetzt auf Reisen gehen, Indien, Thailand oder so,- aber der erzählt eben einfach jeden Tag was Anderes und bis jetzt ist er noch da.

      Seine Frau Isabelle hat wohl keinen Wäschetrockner mehr, es hängen die Wäscheteile auf Wäscheständern vor der Haustür. Manchmal lange. Tagelang. Auch sieht sie immer ein bisschen abwesend aus.

      Ich hasse diese französischen Wäscheständer: ein winziger falscher Handgriff, und das ganze Gelumpe liegt Parterre.

      Ach Isabelle!

      Neulich war eine Stunde Technomusik bei offenem Fenster (ich darf erinnern: U-Form, Mauern, Schall, Krach!!!), wir dachten, es sei der Sohn – sie haben einen Sohn, Isabelle und ER, aber der muss jetzt warten, der Sohn- es war aber nicht der Sohn, es war sie. Der Gatte ist dann hochgegangen, um darum zu bitten, die höllische Lautstärke etwas zu dimmen, oder vielleicht die Fenster zu schließen…kurz, Isa-bellchen war benebelt, high, haschmäßig…

      Kurz bevor Eric, der mit der Dogge Suzette, auszog, hat er noch ge-meint, unseren Ludwig d.IV. aus einer misslichen Lage befreien zu müssen. Wir hatten doch kurz vorher Suzette aus dem Graben gefischt. Eric hat sein Bellen im Park gehört, ist hingegangen, wir hatten es nicht mitgekriegt, und finden also unseren Jack-Russell in etwa 10m Höhe in einer Tuja. Weil er hinter einer Katze her war.

      Elvis hasst Katzen, wie Ihr schon wisst!

      Er hasst Mäuse, Ratten, Schlangen, Staubsauger, Gewitter, aber be-sonders Katzen!

      Wenn er sie stellen kann, sind die Herrschaften erledigt!

      Eric hat uns dann geholt, weil er nicht mehr weiter wusste, wir konn-ten ihn beruhigen. Irgendwann springt die Katze runter und huscht davon, denn in jedem Fall ist sie dann schneller als der Hund, der ja erst mühsam sehen muss, wie er sich wieder runterlaviert.

      Auf dem Rückweg zum Haus haben wir noch Emile zugewunken. Der saß ganz gemütlich auf der Mauer und guckte so rum.

      Bis zum nächsten Mal. Nein, Langeweile kommt hier nicht auf.

      Kapitel 5 - Dezember 08 – Februar 09

      Heute gibt es „SPEKULATIUSGRÜßE“, weil doch in 2 Wochen schon Weihnachten ist, was bedeutet, dass wir schon ein ganzes Jahr hier wohnen. Und die Wünsche vom Père Nôel darf ich nicht vergessen.

      Die Zeit ist geflogen im Herbst, der noch so schön war. Gartentage, sogar Strandtage waren noch drin, Ausflüge in die Umgebung, immer mit Picknickzubehör dabei, versteht sich. Ich liebe Picknicks.

      Fressmärkte, Blumenmärkte, Trödelmärkte. Irgendwo in der Umge-bung finden immer welche statt. Der Franzose liebt seine „brocantes“

      Viel Besuch, den man auch durchaus für Gartenarbeiten heranziehen konnte.

      So flogen die Wochen dahin. ER haute Ende November wieder ab nach Indien. Gut so.

      Oh, um die Drehe hat sich das Fiasko mit der Lammkeule ereignet. Nachts hatten wir Beide irgendein Geräusch gehört vom Südhof, unter unserem Schlafzimmerfenster. Als wenn was runtergefallen wäre. War auch. Eine blöde Katze hatte solange am gusseisernen Topf, der auf dem Tisch stand, rumgeschoben, bis der runterfiel, und dann hatte sie freie Bahn, meine schöne, würzig eingelegte Lammkeule zu verspeisen. Können wir bitte mal wieder daran denken, dass wir auf dem Lande leben!!!

      * * *

      Wieder mal ein böser Mistral-Tag. Mistral bedeutet in der provenzali-schen Sprache „Meister“, und tatsächlich beherrscht er sein Metier meisterlich. Er ist ein kalter, ruppiger Geselle, der von den Abhängen des Mont Ventoux kommt – DER Schicksalsberg der Provence – und dann das Rhônetal runterfällt. Und da unser B. nun an der unteren Rhone liegt, tobt er sich hier besonders aus.

      Im Sommer bringt er Kühlung bei Hitze, im Winter ist er schneidend, und ein Spaziergang ihm entgegen ist nicht zu empfehlen. So wie Schwimmen mit Gegenstromanlage.

      In jedem Fall bedeutet Mistral immer: blankgeputzter, blitzeblauer Himmel. Wir unterschätzen ihn immer noch, - etliche Töpfe sind schon zu Bruch gegangen, und empfindliche Pflanzen haben wir in den Südhof umgesiedelt. Die zerlegt er.

      Heute rappelt er wirklich schlimm an den Läden, heult ums Haus und bringt draußen meine Weihnachtsdeko durcheinander.

      Dann gibt’s nur eins: einigeln, schmökern vor dem Kamin, ein Fläsch-chen Rotwein, das Menu besprechen. D.h. ich riskiere, hier und da mal ein paar Vorschläge zu machen. In der Regel schwingt der Gatte die Pfannen. Liebt keine Einmischungen. Ich darf bei Schlichtgerichten wie Kartoffelsalat o.ä. einsteigen.

      Ich verfahre ja sowieso nach der Devise „ der Platz einer Frau ist in der Küche, wo sie mit einem Glas Wein in der Hand, die Füße hochgelegt, dem Gatten bei der Arbeit zuschaut“.

      Wir genießen das festlich geschmückte Haus, auch der Baum steht schon seit zwei Wochen. Das gute Stück wurde in einem Garten-center in Nîmes gekauft, die Tannenbaumlieferung war gerade ein-getroffen, und da in der Ecke für „große“ nur drei Exemplare standen, brauchte es nur einen Blick, einen Griff, und er war unser. Ein Verkäufer half uns, ihn auf´s Autodach zu wuchten und wünschte uns noch viel Spaß mit dem „Monster“. Na ja, 3 m ist er schon, wir haben ja hohe Decken. Und ausgesprochen schön gewachsen.

      Man kennt das: Weihnachtsbaumkauf ist nicht so einfach, da ist er hier etwas krumm, und da fehlt eigentlich