Mandy Hopka

Blood-Lady


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Und dann lässt du mich auch noch ein schlechtes Gewissen haben! Schönen Dank auch. „Immerhin ist er noch immer mein Sohn, den ich geboren und aufgezogen habe. Er sieht Franz so ähnlich, dass ich immer wieder vor ihm erschrecke, wenn ich ihn sehe. Auch persönlich gleichen sie sich sehr.“ Ich erhaschte für einen Moment den Ausdruck von längst vergangenen Gefühlen in ihrem Gesicht, welches mir vorher so ausdruckslos und leer erschien. Faltig, knochig und viel zu hell. Wie ihr gesamter Körper. Ein einziges, weißes Skelett. Ob Damian eines Tages auch so aussehen würde? Nein unvorstellbar! „Ich muss sichergehen, dass John diese Information zuerst bekommt. Du würdest es Damian sicher gleich erzählen. Weil du ihn liebst. Weil du weißt, wie sehr er seinen Vater liebte. Ich kann dir die Wahrheit über unsere Familientragödie noch nicht erzählen. Wie es scheint, musst du mir vertrauen müssen.“ Diese ganze Sache gefiel mir nicht. Sie gefiel mir überhaupt nicht. Meine Neugierde war geweckt, aber öffnen konnte ich ihn tatsächlich nicht. Nicht ohne das Sigel zu zerstören und damit, würde ich vor John wohl ziemlich dämlich aussehen. „Du willst doch Frieden oder nicht? Ich habe gehört, sie werden bald einen neuen Angriff gegen deine Organisation starten. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt versammeln sich mittlerweile die Mischlinge für einen Gegenangriff. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“

      „Warum dann erst jetzt? Ich war ganze 2 Monate hier eingesperrt und sie kommen erst jetzt mit diesem Scheiß an?“, rief ich zornig. Ich war wütend und mein Herz hämmerte heftig gegen meine Brust. Ein Angriff auf das MFMS und das auf der ganzen Welt? Warum so plötzlich? Ich dachte John sammelt seine Kräfte hier im Zentrum? Verdammt, wie sollte das hier enden? Wie sollte man das noch verheimlichen können? „Es ist nicht meine Schuld. Du hast erst jetzt Damian dein Blut gegeben. Ohne seine Kräfte, kann er John nicht gegenüber treten. Er muss ihm ebenbürtig sein.“

      „Dann hat John also auch eine Blood-Lady? Dann verstehe ich wirklich nicht, wieso Damian sich nicht einfach nach einer anderen umgesehen hatte. So schwer kann das ja nicht sein.“ Dies sagte ich zwar mehr zu mir selbst, aber es war auch kaum zu überhören. Sie lächelte amüsiert. „Damian ist nun mal Stur. Es macht mehr Arbeit als du denkst. Er müsste durch die Städte reisen, um die Richtige aufzuspüren. Zeit, die er nicht aufopfern wollte. Nicht solange er dich hatte. Es war seine Art dich dazu zu bewegen, dass du ihm dein Blut gibst. Er wusste wohl genau, dass wenn er kurz vor dem Tode stand, du ihm dein Blut schon geben würdest. Er wusste, dass du ihn nicht sterben lassen würdest. Das einzige was in seinem Plan nicht aufging, waren die Fighter.“ Nun war ich wirklich wütend. Er hatte mein Blut doch später nicht nehmen wollen? Warte… Aber vielleicht auch nur deshalb, weil er dachte, er könnte sich nicht mehr stoppen. Dann hatte er tatsächlich alles geplant? Was sollte dann das Gerede, dass er mir Zeit geben wollte? Nein, an den Dingen die er mir gesagt hatte, dass er das Anwesen nicht verlassen wollte, solange wie Blinow jeden Tag ein paar Fighter hier her schicken konnte, musste etwas Wahres dran sein. Ich wollte Damian mehr glauben, als dieser falschen Schlange vor mir. „Jetzt wird die Sache ja noch richtig interessant. Hat er denn sonst noch was erwähnt oder geplant, was ich wissen müsste?“ Am liebsten würde ich ihm den Kopf abreisen, aber den brauchte ich leider noch. Frau Báthory lächelte süffisant und stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab. Langsam, fast wie in Zeitlupe. Sogar diese Bewegung hatte etwas Bedrohliches an sich. „Ich würde gern noch ein wenig weiter leben. Zumindest solange, bis ich John noch einmal gesehen habe. Solange werde ich dir nichts mehr verraten können.“ Zu schade. „Aber mein Sohn liebt dich wohl wirklich. Das solltest du ihm glauben. Weißt du schon, dass das Blut einer Blood-Lady beim Sex viel intensiver ist. Generell soll es viel befriedigender sein, wenn Gefühle im Spiel sind. Zumindest habe ich dies gehört.“ Das hatte ich mir bereits gedacht. Aber ich antwortete ihr nicht. Vor seiner Mutter an unseren Sex zudenken, war unangenehm und noch schrecklicher war es, mit ihr darüber zu reden! „Aber eines kann ich dir noch sagen. John hat sogar eine ziemlich gute Blood-Lady.“

      „Ach ja und das interessiert mich inwiefern?“, wand ich aufmüpfig ein. „Weil du sie kennst.“ Meine Augen weiteten sich und mein Gehirn setzte sich in Bewegung, bis es ziemlich schnell eine Antwort gefunden hatte. „Annabel? Das kann nicht sein. Sie liebt Damian!“

      „Wie schnell kann Liebe zu Hass werden, wenn sie nicht erwidert wird?“ Ihre Augen wurden schmaler, als sei dies ein Thema, was ihr so gar nicht lag. „Woher wissen sie das alles?“ Meine Skepsis war kaum zu überhören. Damian hatte solange nach Informationen gesucht - bevor er kurz die Besinnung verloren und alles hingeschmissen hatte, während seine Mutter bereits alles wusste? „Ich kann einfach nicht glauben, dass Damian von alledem nichts gewusst hat!“, rief ich ungläubig, da ich ihm und ihr tatsächlich nicht mehr traute. Er könnte mich auch angelogen und die Informationen vor mir geheim gehalten haben.

      Wieder dieses arrogante Lächeln, welches mich sogar ein wenig an Damian erinnerte. Das hatte er also von ihr.

      „Du denkst, er hat dich betrogen? Ich kann dich beruhigen. Wie gesagt, ich will John um jeden Preis beschützen. Damian würde ihn nur den unnötigen Tod bringen und sich selbst damit ins Unglück stürzen.“ Wohl wahr. Ich blickte auf den Brief in meiner Hand. Ein so kleiner Gegenstand, konnte Millionen von Fightern und von Menschen das Leben retten und am Ende, auch noch eine komplette Katastrophe verhindern, in dem die Menschheit erfahren würde, dass es Vampire tatsächlich gab? Die Menschheit würde nie wieder ruhig schlafen können. Sie würden nie wieder vertrauen können, wenn sie alle herausfinden würden, dass wir dies seit Jahrhunderten vertuschten, Morde verschleierten, Täter erfanden, komplette Szenarien verdrehten und konstruierten, oder das die Präsidenten, Kanzler oder Minister in die Sache mit verstrickt waren. Wenn sie das alles herausfinden würden, wäre auf der gesamten Welt die Hölle los. Ich glaubte schon lange nicht mehr an Märchen. Aber es war ein Gegenstand, der Hoffnung erweckte. Etwas, woran ich mich klammern, wo man ansetzen konnte. Es gab tatsächlich etwas was ich tun konnte! „Das hier sollte wirklich unter uns bleiben. Dem neuen Minister wirst du sowieso nichts erzählen, schätze ich. Aber was ist mit Damian?“ Ich lächelte schadenfroh. Natürlich würde ich das nicht. Immerhin würde er mich niemals gehen lassen. Er würde den Brief lesen und wer weiß was mit dieser Information anstellen. Báthory war gewiss nicht dumm. Ich musste ihr wohl vertrauen. Zumindest bei dieser Angelegenheit. „Ich hoffe, wir kommen ins Geschäft, wie man so schön sagt.“ Ich versuchte in ihrem Gesicht zu erkennen, was sie gerade dachte, ob sie etwas empfand aber es war hoffnungslos. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Wie Damian, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren, verschloss auch sie sich gänzlich vor anderen Menschen. „Ich denke das werden wir.“ Nur fragte ich mich, wie ich John ausfindig machen, wie ich vor ihm auftreten sollte? Er war ebenfalls ein Reinblüter, ein ziemlich skrupelloser sogar und mir war nicht ganz wohl bei der Vorstellung, vor ihm zu stehen und ihm in die Augen zu blicken, um die pure Mordlust in ihm zu erkennen. Oder sogar in mir, immerhin hatte er meine Mutter umgebracht. Aber um Frieden zu schaffen, mussten das Morden und der Hass ein Ende finden. Aber konnte ich ruhig vor ihm stehen und meinen Hass unterdrücken?

      Als ich in mein Zimmer zurückkehrte verstaute ich den Brief in meiner Tasche, zog meine Hose wieder aus und legte mich zu Damian ins Bett zurück. Ich konnte allerdings keinen Schlaf mehr finden. Das Adrenalin in mir, erweckte jeden Faser meines Körpers zum leben. Am liebsten, würde ich jetzt sofort losrennen. Aber dann würde sich Damian nur wieder Sorgen machen. Verraten durfte ich mich nicht. Es gefiel mir zwar nicht, ihn anlügen zu müssen, aber etwas anderes würde mir wohl nicht übrigbleiben. Wenn es eine Möglichkeit gab, ohne einen Kampf zwischen den beiden Frieden einkehren zu lassen, dann musste ich sie nutzen. Damian würde es ganz sicher nicht gefallen, wenn er herausfinden würde, dass ich vorhatte, selbst mit John zu reden. Ich fragte mich immer mehr wie er wohl war.

      Der Mörder meiner Mutter.

      Ich hoffte wirklich ich konnte professionell mit ihm umgehen. Denn Báthory hatte abermals recht. Im Grunde war es nur gut für uns, wenn er uns unterstützte, denn die Mischlinge würden ihm aus der Hand fressen. Er hatte ihr Vertrauen. Auch wenn ich mir wirklich wünschte, man würde ihm sein Herz herausreißen. Sofern er denn überhaupt eines besaß. War ich überhaupt bereit den Mörder meiner Mutter kennenzulernen? Wollte ich dies überhaupt? Im Augenblick fühlte es sich so an, als könnte ich wieder nach vorn blicken, aber wie würde es sein, wenn ich ihn kannte? Würden diese Narben wieder aufreißen? Würden diese Erinnerungen