Mandy Hopka

Blood-Lady


Скачать книгу

Ich hatte sie nie gesehen, geschweige denn, mit ihnen reden können. War ich denn überhaupt fähig, mit ihm zu reden ohne ihn in Stücke zerreißen zu wollen? Bis jetzt war es so weit hergeholt gewesen, dass ich ihn eines Tages treffen würde, dass ich nie wirklich darüber nachgedacht hatte. Nicht einmal in den zwei Monaten, wo ich nur herumgesessen und gedankenverloren aus dem Fenster geblickt hatte. Doch nun war es soweit. Ich hatte meine Freiheit zurück.

      Seine Wimpern waren viel zu lang für einen Mann. Genauso wie seine Haare. Wenn noch mehr Zeit verstreichen würde, könnte ich ihm bald einen Zopf flechten. Wie das wohl seinem Ego schaden würde. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.

      Egal wie lang ich ihn auch ansah, ich konnte nicht genug von ihm bekommen. Er war der erste und wohl auch der letzte, der solche Gefühle in mir weckte. Selbst, wenn wir im Grunde nicht einmal eine richtige Beziehung führten. Mit gemeinsamen Einkäufen, Dates oder anderen Aktivitäten als Sex und die ewigen Diskussionen über Vampire und Fighter. Sogar jetzt noch. Sogar, nachdem diese Lippen rot gewesen waren. Rot von meinem Blut. Selbst nachdem es sein Ziel gewesen sein könnte, mich endlich dazu zu bewegen, ihm mein Blut zugeben. Selbst dann liebte ich ihn. Nie wieder werde ich diesen abscheulichen Kuss vergessen, in dem ich mein eigenes Blut schmeckte. Widerlich. Einfach nur widerlich.

      Aber es gehörte zu ihm und damit wohl auch zu mir.

      Ich ließ meine Finger über seinen Körper gleiten und ließ sie auf seiner Brust liegen. Sein Herz war im Einklang mit meinem. „Wie lange willst du noch so tun, als würdest du schlafen?“, fragte ich argwöhnisch. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Solange, bis ich durch einen Kuss erweckt werde.“ Eigentlich, hatte ich große Lust dazu, aber mir war nicht danach, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Nicht, nachdem ich wusste, dass er mich mit Absicht dazu gebracht hatte, ihm mein Blut zu geben. Nachdem ich wusste, dass ich erneut ein Objekt seiner Pläne geworden war, die kurioserweise immer aufzugehen schienen. Nein. Nachdem wollte ich ihn zappeln lassen. Das hatte er verdient. Zu dumm, dass ich es ihm nicht unter die Nase reiben konnte. Ich hätte zu gern gewusst, wie er sich da wieder herausgeredet hätte. „Vergiss es Dornröschen“, hauchte ich ihm mit Überheblichkeit in der Stimme ins Ohr. Er schlug seine Augen auf und blickte für einen Moment in die meine, bevor er blitzschnell seine Hand erhob und meinen Kopf mit Gewalt in seine Richtung schob. Meine Lippen landeten, so wie er es gewollt hatte, auf den seinen. Seine Zunge huschte in meinen Mund, ehe ich sie daran hindern konnte. Vielleicht wehrte ich mich aber auch nicht genug. Nachdem er sich schließlich das genommen hatte was er wollte, ließ er meinen Kopf wieder frei. „In meinem Bett, gelten meine Regeln.“ Seine Stimme klang zwar amüsiert aber ich glaubte auch einen ticken Ernsthaftigkeit darunter zu erkennen. Ich lachte nur spöttisch. „Dann hast du dir aber eindeutig die falsche ausgesucht, die du Heiraten willst.“ Ich glitt von seiner Seite weg und rollte mich auf den Rücken. Das war eindeutig zu wenig Schlaf die letzte Nacht. Selbst jetzt, war es gerade mal nach 7 Uhr morgens. Für einen Samstagmorgen, keine Zeit um aufstehen. Wobei, in den letzten Tagen war eh jeder Tag wie der andere gewesen. „Du weißt doch, ich mag Herausforderungen.“ Mit diesen Worten schob er sich dieses mal zu mir, legte seine Hand auf meinem Bauch und öffnete die Knöpfe seines Hemdes das ich trug, damit seine Finger meine Haut berühren konnten. Seine Hand war kalt und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Ich blickte zu ihm und sah, dass er seine Augen bereits wieder geschlossen hatte. Die Müdigkeit war beinahe unerträglich. Und ich gähnte mittlerweile im Sekundentakt. „Mach die Augen zu“, brabbelte er kaum hörbar. Wenn es nur so einfach wäre. Ich schloss sie und wie zu erwarten, änderte sich nichts. Ich konnte seinen Herzschlag an meiner Seite spüren. Gleichmäßig und langsam. „Versuche wenigstens zu schlafen, Liebes.“ In seiner Stimme lag ein bitten, dem ich nachgehen wollte. Zumal, seit wann nannte er mich Liebes? Waren wir jetzt schon an der Stelle angelangt, wo man sich kitschige Kosenamen gab? Ich ließ meine Finger mit den seinen verschmelzen und versuchte weiter auf seinen Herzschlag zuhören, da dieser mich mehr beruhigte als das Schäfchen zählen als Kind, was ich tatsächlich immer getan hatte, wenn ich nicht einschlafen konnte. Früher hatte es wunderbar funktioniert. Damals gab es ja auch noch keine Probleme, so wie jetzt.

      Eine Stimme die mir vertraut vorkam hallte in meinem Kopf. Träumte ich bereits? Jim oder wer war da noch? Öffnete sich die Tür? Als mein Kopf plötzlich in das Kissen sank und Damian‘ warme Hand von meinem Bauch verschwand, wurde ich hellwach und schlug meine Auge wieder auf. „Was willst du hier?“ Damian‘ Stimme war so hasserfüllt, dass ich mich aufrichtete und ebenfalls schlaftrunken in den Raum blinzelte. „Marvin?“, fragte ich verwundert und rieb mir verschlafen die Augen. Wie war er hier rein gekommen? Es war eine merkwürdige Situation. Ich starrte ihn an und er mich. Wir beide schienen uns zu mustern, immerhin hatten wir uns seit mehr als 2 Monaten nicht mehr gesehen. Seine Haare waren kürzer. So kurz das keine Locken mehr erkennbar waren. Er hatte sich eine neue, modernere Brille zugelegt und trug einen grünen Pullover einer Sportmarke. Er hatte sich tatsächlich verändert. Allein diese Frisur ließ ihn älter und erwachsener wirken als vorher. Seine Blicke hafteten auf mir, erforschten jeden Zentimeter meines Daseins. Als Damian mir schließlich die Decke entgegen drückte, fuhren wir auseinander. „Wolltest du nur einen Blick auf ihre nackten Brüste erhaschen? Tut mir ja schrecklich leid, dass ich auch noch da bin“, rief Damian sarkastisch. Peinlich berührt lief Marvin rot an und auch ich vergrub mich unter der Decke, während ich meine Beine vor meinem Körper anwinkelte und meine Arme um sie schlang. „Verschwinde Brillenschlange. Du hast hier nichts zu suchen. Erst recht nicht in diesem Zimmer.“ Erneut starrte Marvin mich an. Es schien, als würde er Damian überhaupt nicht mehr wahrnehmen. „Ich habe mir wohl zu unrecht Sorgen gemacht, denn scheinbar geht es dir ja wirklich gut hier.“ Mit einem letzten kummervollen Blick, wand er sich zum gehen. Hatte er vergessen, was er eigentlich hier wollte? „Marvin warte“, schrie ich und wollte aufstehen, ihm hinterher laufen. Ihn umarmen oder wenigstens ihn berühren. Niemand konnte verstehen wie glücklich es mich machte, dass er hierher gekommen war. Das er Jim beiseite geschoben haben musste, um sich den Weg zu mir frei zumachen oder ihn dazu überredet hatte, ihn zu uns zu führen. Ich hatte solange keinen Kontakt zu Menschen gehabt, die ich kannte und liebte, dass sich mein Herz voller Freude und doch Angst füllte. Damian hielt mich jedoch zurück. „Lass mich“, fuhr ich ihn an und durch meine kühlen Worte zu ihm blieb Marvin stehen. „Du wirst dieses Bett nicht verlassen, nicht ohne wenigstens einer Unterhose, ist das klar!“, erwiderte er herrisch und blickte mir bestimmt in die Augen. Ich ignorierte ihn, blieb allerdings wo ich war, da seine Arme sich bereits um mich gelegt hatten. „Bist du sauer, weil ich mich nicht gemeldet habe? Marvin ich wollte es! Wirklich. Es geht mir erst seit ein paar Tagen wieder besser und vorher … also vorher.“ Er lachte, allerdings eher gereizt, was mich zunehmend beunruhigte. Diesen merkwürdigen Ton kannte ich nicht, nicht von ihm ... Seine gesamte Haltung war anders. Was war nur mit ihm geschehen? „Ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht habe, hierher zu kommen. Warum ich überhaupt gedacht habe, dass du anders bist als die anderen.“ Er drehte sich zu mir um und diesen Ausdruck in seinem Gesicht, würde ich wohl nie wieder vergessen können. Dieser Blick traf mich tief in meinem Inneren. Tief in meiner Seele. „Wie kannst du nur? Was zum Teufel ist nur in dich gefahren? Dich von diesem Scheißkerl anfressen zulassen, wie sein Mitternachtssnack! Du bist vollkommen verrückt geworden.“ Seine Stimme schrie förmlich nach meinem alten Ich. „Du meldest dich wochenlang - sogar über Monate, weder bei Nicki noch bei mir und das nach alledem, was passiert ist! Du glaubst nicht, was im Ministerium los war, nachdem sie dich abgeschleppt hatten. Wir haben uns riesige Sorgen gemacht, nachdem man uns vor ein paar Tagen erzählt hatte, du seist tot! Glücklicherweise kamen Nath und Erik zu uns und haben die Wahrheit erzählt. Das sie Báthory fast umgebracht hätten, sie aber auf deinen Vorschlag eingegangen waren, auf dich zu vertrauen. Weißt du auch, wieso sie das getan haben und das, trotzdem du uns alle verraten hast und für die Vampire handelst, wie es der Minister ausdrückte? Wir haben uns die ganze Zeit über, während du hier herumgelungert hast, für dich im Ministerium stark gemacht. Nicki und ich waren auf deiner Seite und haben versucht, den Schaden zu verringern, den deine beschissene Liebesbeziehung angerichtet hat. Wenn du ihn nicht lieben würdest, wären wir jetzt nicht in dieser Situation, denn durch deine Mutter hatten alle einen gewissen Respekt vor dir. Sie dachten alle, du würdest den Weg deiner Mutter weiter führen. Du hättest den Minister nach einiger Zeit zu Fall bringen können, wenn du diese Beziehung mit diesem Vampir nicht