voraus!
„Innovation ist die Idee in Aktion.“
(Aus: Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, Faszination Innovation, S.24.)
„Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen, wird der Erfolg alle unsere Erwartungen übertreffen.“
Henry David Thoreau (aus: Golemann, Kreativität entdecken, S. 215.)
1 Innovation – klassisch nach Schumpeter
„Die Innovation ist die Umsetzung oder Weiterentwicklung einer Invention (bislang nicht da gewesene Idee) in einen Markterfolg.“
Der Begriff „Innovation“ wird viel genutzt; wir vermuten, dass er nur selten korrekt angewendet wird. Vielleicht sehen wir aber auch wegen der unterschiedlichen Definitionen diesen Begriff enger als manche Politiker und Zeitungsredakteure.
Sie können sich selbst vorab einige Fragen stellen und so erkennen, was Sie als Innovation wann und wie einschätzen und einsetzen:
Wann sind Sie innovativ?
Wann haben Sie neue Organisationsformen in Ihrem Unternehmen eingeführt?
Wann haben Sie eine neue Software eingesetzt?
Wann haben Sie sich ein Produkt gekauft, das mehr kann als das Vorgängerprodukt (und haben Sie diese Vorteile genutzt?)
Sie waren also innovativ. Dieses Streben nach Neuem ist nicht neu, es liegt im Innern des menschlichen Geistes und hilft beim Überleben.
Der Ökonom Joseph Alois Schumpeter wird auch als „Meister der schöpferischen Zerstörung“ bezeichnet, wobei die Bewegungsgründe andere sind als z. B. bei Goethes Mephisto, der sagt: “… denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht …“
Bei Schumpeter ist das Bessere des Guten Feind.
Uns ist dieses Buch wichtig, um zu zeigen, dass auch alte Theorien, wie die Innovationszyklen von Schumpeter, in aktuellen Zeiten hilfreich sind, zu beschreiben, wie man neue Lösungen suchen, finden und anwenden kann. Wir haben dabei den Schwerpunkt stark auf Software gelegt, denn diese Branche zeigt ein sehr einfaches Verhalten, was Lösungsansätze angeht. Hier anzusetzen, um so Innovationen in Maschinenbau und Elektrotechnik zu fördern, ist unser Ziel!
Geschichtliches zum Innovationsbegriff
Bei den alten Römern hieß das Neue „res nova“ oder „novitas“. Hier werden wir noch nicht fündig. Der Begriff wurde zuerst in den lateinischen Schriften der Kirche, also im Kirchenlatein, verwendet. So bei Tertullian (160-220 n. Chr.) oder bei Augustinus (354-430 n. Chr.). Der Kirchenvater benutzte den Begriff „innovatio“, wenn er von „Erneuerung“ oder „Veränderung“ sprach. Das lateinische Wort „innovare“ bedeutet „erneuern“ oder das „Streben nach Neuem“.
Im Zeitalter der Renaissance (um 1300) wurde der Begriff ins Französische und ins Italienische aufgenommen, um 1550 dann ins Englische. Die Deutschen zierten sich, den Begriff zu verwenden und sprachen seit 1500 bis Mitte des 20. Jahrhunderts von „Neuerung“.
Geburtshelfer war der österreichische Ökonom Joseph Alois Schumpeter (1883-1950). Er hat den Begriff im 20. Jahrhundert wieder aufgegriffen. In „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ von 1911 definiert er die „Durchsetzung neuer Kombinationen“ in fünf Fällen, nannte den Begriff aber noch nicht „Innovation“. Unter anderem die „Herstellung eines neuen Gutes, das dem Konsumentenkreis noch nicht vertraut ist“ (Produktinnovation) oder die „Einführung einer neuen Produktionsmethode, die dem entsprechenden Industriezweig noch nicht bekannt ist“ (Prozessinnovation). (Vgl. Schumpeter, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung 1964, 1. Auflage 1911, S. 100 f.)
1932 emigrierte er in die USA. Dort veröffentlichte er 1939 an der Harvard-Universität in Cambridge sein zweibändiges Werk „Konjunkturzyklen“, das ein Kapitel über die „Theorie der Innovation“ enthält. Innovation definiert der Wirtschaftsgelehrte damit, dass „Produktionsmittel ihrem früheren Gebrauch entzogen und neu kombiniert werden“, also eine neue Funktion erhalten. Treibende Kraft dahinter ist der Unternehmer selbst. 1961 wurde das Werk ins Deutsche übersetzt. Seitdem ist der Begriff „Innovation“ bei uns in Gebrauch, auch als „Innovationsmanagement“, „Innovationsprozess“ und „Produktinnovation“.
Schumpeters Innovation
Derzeit sind die drei Phasen eines Neuerungsprozesses nach Schumpeter die unserer Meinung nach sinnvollste Definition:
Die Invention oder Erfindung nutzt vorhandenes Wissen und Können, um eine technologische oder soziale Neuerung hervorzubringen.
Die Innovation ist die Umsetzung oder Weiterentwicklung einer Invention (bislang nicht da gewesene Idee) in einen Markterfolg.
Die Imitation ist eine verbesserte Version einer erfolgreichen Innovation.
Schumpeter nannte als Beispiel für eine Invention, das damals sehr geläufig war, die Entdeckung der Tuberkelbazillen durch Robert Koch. Darauf wiederum basiert die Erfindung des Medikaments Salvarsan von Paul Ehrlich. Otto Diesel und Carl Benz haben die Invention „Motor“ schließlich in einen Markterfolg innerhalb des Autos umgesetzt. Als Beispiel für eine Imitation kann z. B. die Nachahmung von Tempo-Taschentüchern durch andere Hersteller angesehen werden.
Der deutsche Volkswirt Helmut Arndt verwendet in seinem Buch „schöpferischer Wettbewerb und klassenlose Gesellschaft“ 1952 nicht explizit das Wort „Innovation“ wenn er von Pionierunternehmen spricht, die mit neuen Produktionsverfahren neue, bahnbrechende innovative Produkte auf den Markt bringen, gefolgt von Konkurrenten im dynamischen Wettbewerb, die dieses Produkt nachzuahmen versuchen. Diese üben gleichzeitig einen Druck auf den Preis aus. Arndt nannte diese ökonomischen Arten des Wettbewerbs „Wettbewerb der Bahnbrecher“ und „Wettbewerb der Nachahmer“. Ohne die Bahnbrecher treten auch nicht die Nachahmer auf den Plan.
Der „reine Wettbewerb“ ist nach Arndt ein „Gesellschaft bildender Prozess, der das Schöpferische im Menschen zu neuen Lösungen und das menschliche Nachahmungsvermögen zur Rezeption vorgefundener Lösungen anhält …“ (Zitiert aus Arndt, 1952, S. 47.)
Neue Produkte, die die Bahnbrecher auf den Markt bringen, haben also gesellschaftlichen Charakter.
Der Unternehmer durchläuft zusammen mit seinem Produkt verschiedene Phasen im Wettbewerbsprozess. Welche dies sind, lernen Sie im Kapitel über die Portfolio-Analyse kennen.
Innovation beginnt in Ihrem Betrieb: Sie führen zum Beispiel „neue und bessere Arbeitsweisen“ (zitiert nach West, Innovation und Kreativität, S. 14) ein. Oder nach einer erweiterten, mehr psychologischen Definition: Sie wenden innerhalb eines Arbeitsteams oder eines Unternehmens neue Ideen, Arbeitsprozesse oder Produkte gezielt an. So bringen Sie das Arbeitsteam und das Unternehmen voran.
Eine Innovation muss also nicht immer etwas völlig Neues sein. Sie handeln bereits innovativ, wenn Sie in Ihrer Abteilung zum Beispiel Teamarbeit einführen. Diese mag für die Abteilung neu sein, nicht aber für den Betrieb, wenn in anderen Abteilungen Teamwork praktiziert wird.
Kreativität ist die Mutter der Innovation.
Beide gehören zusammen und bedingen einander.
Mit Kreativität entwickeln Sie neue Ideen,
mit der Innovation setzen Sie diese in die Praxis um.
Nur, wenn Sie sich Zeit nehmen, kreativ zu sein,
werden neue innovative Ideen gedeihen und wachsen. A.K.
Literaturempfehlungen zu diesem Abschnitt: