John W. Dorsch

JENSEITSGEDANKEN


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bestimmten von nun an, wie die Götter aussahen, wie sie zu besänftigen waren, und was sie von den Menschen verlangten.

      In der Regel war dies sehr viel und hat die Mittler zwischen den Göttern und den Menschen wohlhabend und den Rest meistens arm gemacht.

      Dieser Handel endete nicht etwa mit der Steinzeit, sondern wurde von den „großen, modernen Religionen“ noch bis zum Ende des Mittelalters praktiziert – von einigen sogar noch heute!

      Auf jeden Fall können wir aus der Hinterlassenschaft unserer Vorfahren annehmen, dass man schon in den ersten Anfängen der Menschheit an höhere Wesen geglaubt hat.

      Begeben wir uns einmal auf die Reise durch unsere Geschichte und wie man sich das Übernatürliche vorgestellt hat.

      Wie schon gesagt, waren die ersten Anfänge der Gottessuche bei den Urmenschen, dass sie in allem, was sie nicht begreifen konnten, Geister oder Götter sahen.

      Blitz, Donner, Orkane, also alle Naturerscheinungen, denen sie ausgesetzt waren, waren Geister, die sie durch Opfer besänftigen mussten.

      Diese Tradition hat sich bis heute bei den Naturvölkern erhalten und wird noch heute dort praktiziert, wenn sie das Glück hatten, noch keinem Missionar in die Hände gefallen zu sein.

      Auch seltsam geformte Felsen, Bäume, oder Tiere, die ihnen eigentümlich oder gefährlich erschienen, waren für sie von einer Art Gottheit beseelt.

      Langsam fingen sie auch an, sich Gedanken zu machen, woher sie selbst und die ganze sie umgebende Umwelt gekommen waren

      Damit wandelte sich der oder die Geister in Schöpfer, denen man Dank und Gehorsam schuldete.

      In den ersten indischen Hochkulturen war man dann schon so weit, dass man die Katastrophen und das ganze Ungemach, was die Menschen traf, nicht dem Schöpfer in die Schuhe schieben wollte.

      Warum sollte er schaffen, wenn er seine Schöpfungen gleich darauf wieder zerstörte?

      Man schuf sich also neben dem Schöpfer den Zerstörer.

      Damit hatte man das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Geburt und Tod, zwischen Erblühen und Verwelken gefunden.

      Es fehlte nur noch die Gottheit, die für den Erhalt des Lebens sorgte.

      In der Indischen Mythologie nannte man sie Brama, Wishnu und Shiwa.

      Damit hatten sie mit dem Schöpfer, dem Erhalter und dem Zerstörer ihren gesamten Lebenskreis um sich herum abgedeckt.

      Für die kleinen unerklärlichen Ereignisse in ihrer Umgebung waren dann noch ein paar Tausend kleine Götter oder Götzen zuständig.

      Die oberste Gottheit ist Brim, den man sich als gewaltigen Ozean vorstellt.

      Einer der schönsten Auslegungen des Überirdischen kommt von den nordamerikanischen Ureinwohnern - den Indianervölkern.

      Bei ihnen gehört die ganze Schöpfung dem „großen Geist“, der den Menschen die Erde nur zum Leben ausgeliehen hat.

      Sie sollten pfleglich mit ihr umgehen, sich nur nehmen, was sie für ihre Existenz benötigten.

      Der große Geist lebte auch in den Tieren, und jede Familie wählte sich eines als Totem- oder Wappentier aus, durch das sie dann mit dem Schöpfer verbunden war.

      Diese Hochachtung der Natur ist es, die wir „moderne Menschen“ von den einfachen Indianern lernen sollten; wir, die laut Bibel von Gott selbst die Erde auch nur anvertraut bekommen haben.

      Leider haben wir den Satz: „machet sie euch untertan“ völlig falsch ausgelegt.

      Wer sich andere „untertan“ macht, hat damit keinen Freibrief, sie auszubeuten und mit ihnen umzugehen, wie es ihm gerade beliebt, sondern er übernimmt damit auch die Verpflichtung, für „die Untertanen“ zu sorgen und sie zu beschützen!

      Jahrtausende lang gab es solche Herrscher mit dem falsch verstandenen Auftrag und die haben ihr Gedankengut bis in unsere Zeit weitergereicht.

      Heute sind es Politiker, die - um an der Macht zu bleiben - skrupellos diesen „Ausbeutungsfreibrief“ für sich in Anspruch nehmen, oder wegschauen, wenn Interessengruppen, mit denen sie finanziell oder gedankenmäßig verbunden sind, dieses tun.

      Moralbegriffe waren – und sind für diese Leute nicht existent.

      Herrschen heißt in erster Linie dafür zu sorgen, dass es ihnen und ihren persönlichen „Schutzbefohlenen“ gut geht, damit ihnen kein Leid geschieht.

      Viele unserer „Volksvertreter“ empfinden - wie schon gesagt - ihr „von Gott gegebenes“ Amt als Erlaubnis, ihre Macht zu stärken und für sich auszunützen, ohne an das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen zu denken.

      Kehren wir nun wieder zu den Religionen unserer Vorfahren zurück.

      Die frühen Hochkulturen in Amerika und Nordafrika - in einigen Ansätzen sogar in Europa - sahen ihre Gottheiten am Himmel, was noch heute die Reste ihrer steinernen Observatorien beweisen.

      Vor allem in Mittelamerika sind uns noch heute die Geschichten über die Götter am Himmel überliefert.

      Mit diesem Kult wurden die Geister, die sie bislang direkt in ihrer Umwelt in Form von Tieren oder Gegenständen umgeben hatten, an - oder in den Himmel versetzt.

      Götter wirkten von nun an aus der Ferne - von oben.

      Während man sich bislang zur Anbetung auf den Boden geworfen hatte, hob man nun Blick und Hände gegen den Himmel.

      Bald waren den Menschen aber die Himmelskörper als Gottheit zu abstrakt.

      Man konnte ihnen „nicht in das Gesicht sehen“.

      Da man bei ihnen menschliche Gedanken und das Verstehen menschlicher Wünsche voraussetzte, sollten sie auch menschlich aussehen.

      Deshalb gab es bald eine ganze Anzahl von Kulturen, die sich ihre Götter als komplette Familien vorstellten, nur eben eine Stufe höher angesiedelt, also über den Wolken - im Himmel.

      Bei den Griechen, Römern und Germanen zum Beispiel gab es da Vater, Mutter und Kinder, und - wie es sich für eine richtige Familie gehört - auch Verwandte, wie Onkel und Tanten.

      Jeder dieser Götter hatte natürlich auch einen Beruf.

      Der eine beherrschte das Wasser, der andere raste auf seiner Ziege sitzend über den Himmel und schleuderte seinen Hammer auf die Erde, wenn die kleinen Menschlein mal wieder zu übermütig geworden waren.

      Damit hatten sie die mystische Naturerscheinung Blitz und Donner in ihre Götterwelt eingegliedert.

      Die Mutter wachte über den heimischen Herd und die Ehe, während die lieblichen Töchter ihnen den Frühling oder die Morgenröte brachten.

      Da es genug Familienmitglieder gab, konnten alle Stellen besetzt und die Belange der Menschen abgedeckt werden.

      Krieg, Handel, Jagd, Schmiedekunst, ja selbst die Diebe bekamen ihr göttliches Gegenpart, den Beschützer und Fürsprecher.

      Man konnte sie jetzt abbilden - ihnen Statuen aufstellen und sie direkt ansprechen.

      Endlich hatte man ein Gegenüber beim Beten.

      An ihrem Aussehen konnte man sofort erkennen, wofür sie zuständig waren.

      Jedes Anliegen konnte gleich an die richtige Adresse gerichtet werden, schließlich konnte die Liebesgöttin ja schlecht um Glück bei der anstehenden Schlacht gebeten werden.

      Inzwischen hatte man sich auch Gedanken um das Weiterleben nach dem Tode gemacht.

      Bei den Germanen kamen die Walküren (aus denen später die Engel wurden) um die Seelen der gefallenen Krieger nach Walhall (dem Himmel) zu geleiten.

      Bei den Griechen kamen die Bösewichter in den Hades (Hölle).

      Mit der Zeit wurden die Götter so