John W. Dorsch

JENSEITSGEDANKEN


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noch einmal auf den Beginn der Menschwerdung zurück.

      Tatsächlich kann man irgendwo eine Grenze zwischen Mensch und Tier, zwischen Affe und Affenmensch ziehen.

      Da ist zum einen der aufrechte Gang.

      Als der Affe, aus dem einmal ADAM werden sollte, durch Klimaänderung vom Baum stieg, musste er sich - weil er relativ kleinwüchsig war - auf seine Beine aufrichten, um über das hohe Steppengras Freund, Feind und nicht zuletzt seine Nahrung ausmachen können.

      Ausgelöst wurde dies – wie man heute ermittelt hat – dass sich die indische Kontinentalplatte unter die Afrikanische geschoben hat und dadurch die ostafrikanische Gebirgskette auffaltete.

      Dadurch wurde der regenreiche Ostwind abgehalten und der fruchtbare Urwald wich einer Grassteppe.

      Durch veränderte Körpergeometrie verschob sich auch das Gehirn und schaffte mit der Zeit Raum für die notwendige Größenzunahme.

      Unterstützt wurde dies durch den Umstand, dass der Vormensch, nachdem er die Bäume verlassen hatte, den neuen Fresskonkurrenten hilflos unterlegen war und er mit dem vorlieb nehmen musste, was Fleisch- und Aasfresser ihm übergelassen hatten.

      Durch Öffnen der Schädel und der Markknochen kam er an eine hochprozentige Proteinquelle, die - als Gehirnnahrung - den nötigen Wachstums- und Intelligenzschub höchst-wahrscheinlich ausgelöst hat.

      Als weiteres Merkmal kann man die Beherrschung des Feuers ansehen, denn meines Erachtens fürchten sich alle Tiere vor den Flammen.

      Feuer zu entzünden und es zu hüten, setzt schon eine erhöhte Intelligenz voraus.

      Aber da gibt es ja noch ein sehr wichtiges Indiz, durch das sich der Mensch vom Primaten unterscheidet: die Ahnung, dass es höhere Wesen und ein Leben nach dem Tode geben muss.

      Zwar trauern auch Tiere um einen toten Partner, aber dies ist sicher nur das Gefühl der Einsamkeit, so wie z.B. der Hund sein Herrchen vermisst, wenn er einmal allein gelassen wird.

      Dieser erste Schritt auf dem Weg zur Gotterkenntnis ist damit sicher der Beginn der Menschwerdung gewesen.

      Den langen Weg von den Geistern der Natur bis zum heutigen Gottesbild habe ich schon aufgezeichnet.

      Wir Christen glauben - mehr oder weniger - an unsere „göttliche Seele“.

      Wenn sie denn göttlich ist - muss sie - und damit auch wir selbst - dann nicht auch Zugang zur ERKENNTNIS haben?

      Wie schon gesagt: wer gläubig ist, glaubt auch an seine göttliche Seele, die - wenn er brav gelebt hat - zu Gott zurück fliegt und sich mit ihm vereinigt.

      Menschen, die an Seelenwanderung glauben vermuten, dass die Seelen im Augenblick des Todes die volle Erkenntnis erlangen, die sie jedoch wieder verlieren, wenn sie auf dem Wege zur Reinheit in einen neuen Körper schlüpfen.

      Nur einmal durfte die Seele ihr Wissen behalten.

      Gott hatte den Menschen verkündet, dass er Jemanden schicken würde, der sie von der Erbsünde befreien sollte.

      Propheten nannten ihn Messias, den Sohn des lebendigen Gottes.

      Gottes Sohn, d.h. ein Teil Gottes sollte auf die Erde kommen, dort Gestalt annehmen und die Menschheit retten.

      Nur er, bzw. seine Seele behielt sein Wissen, die maximale Erkenntnis - kannte die Zusammenhänge - nur er wusste sicher, dass er der Sohn - also ein Kind und damit ein Teil Gottes war - und damit auch mit der Kraft Gottes Dinge vollbringen konnte, die uns als Wunder erscheinen mussten.

      Man könnte jetzt auch noch darüber philosophieren, warum Gott diese ganze Prozedur mit Schwangerschaft, Fleischwerdung, Geburt in einem Stall statt Palast, mit anschließender Flucht inszeniert hat.

      Dafür gibt es meines Erachtens nur einen Grund: Gott wollte alle widrigen Umstände auf seinem Weg als „Mensch“ am eigenen Leib erfahren.

      Die christlichen Kirchen sagen uns, dass wir alle „eine göttliche Seele“ haben, die - nach einem gottgefälligen Leben - Gott schauen kann.

      Wie hat man sich dies nun vorzustellen?

      So lange man Gott auf seinem Wolkenthron wähnte, war es noch einigermaßen denkbar, dass sich die Seelen in Form von kleinen Engelchen zu seinen Füßen sammelten, obwohl es da mit der Zeit ein gewaltiges Gedränge gegeben haben musste.

      Wer durfte dort in den ersten Reihen sitzen und wer musste sich mit einem „Sperrsitz“ weitab vom Thron begnügen?

      Durften die ganz Reinen - die porentief Reinen - ganz nahe heranrücken, während die mit dem leichten Grauschleier weiter hinten - quasi am Ausgang platz nehmen mussten?

      Bei der heute erahnten Größe Gottes ist für uns dieses Bild, bei dem sich unsere „guten Seelen“ in die Nähe Gottes nach dem Exitus des Körpers begeben, nicht mehr möglich.

      Bei diesem Gedanken kam mir wieder die oberste Gottheit der Inder in den Sinn.

      Der Hinduismus – eine der ältesten Religionen – sah ihre oberste Gottheit - Brim - als unendlich großen Ozean, geformt aus unendlich vielen Tropfen reinsten Wassers.

      Wenn man an den Ufern eines Meeres steht, kann man verstehen, wie die Menschen auf die Assoziation mit Gott gekommen sind.

      Auch mich ergreifen immer ehrfurchtsvolle Schauer, wenn ich die unendliche Weite sehe, die - wie ich weiß - nicht am Horizont endet, sondern sich dort noch hunderte, ja Tausende von Meilen fortsetzt.

      Mal liegt es da, friedlich und ruhig; mal tobt es, als wolle es das Land und alles, was sich ihm in den Weg stellt, verschlingen.

      Unseren Vorfahren - den Germanen - ging es ebenso.

      Sie glaubten, das Meer sei der Wohnort einer riesigen Seeschlange - der Midgardschlange - die sechs Stunden ein- und sechs Stunden ausatmet (Ebbe und Flut)

      Das Meer ist unergründlich.

      Mein Geist weigert sich immer zu akzeptieren, dass die gewaltige Weite - das was man sehen kann, ja nicht alles ist - dass unter der Oberfläche das Meer noch bis in unvorstellbare Tiefen hinabreicht.

      Bei diesen Gedanken kann man leicht nachvollziehen, warum die Hindus Gott in der Gestalt eines Ozeans sehen.

      Es ist daher auch leicht nachzuvollziehen, dass die Assoziation Seele - Wassertropfen - den Menschen einfach folgerichtig kommen musste.

      Jede reine Seele ist demnach ein Tropfen, der nach einem gottgefälligen Leben in diesen Ozean - also Gott - tropfen darf.

      Ist der Tropfen nach dem Tod des Körpers nicht rein gewesen, so hat er die Möglichkeit, sich in einem neuen Körper durch ein gutes Leben zu reinigen, damit auch er sich mit Gott verbinden kann.

      Sich nicht mit Gott verbinden zu dürfen, kann man auch als Gottesferne bezeichnen.

      Kommt da nicht der Gedanke an das Fegefeuer der christlichen Religionen?

      Die Seelen von nicht ganz böse gewesenen Menschen kommen ja nicht in das ewige Feuer - also die Hölle - sondern müssen in Gottesferne verharren.

      Wie lange dies dauert, und ob sie sich dann - nach einer Zeit der Buße - direkt mit Gott vereinigen dürfen, sagt unsere Religion nicht.

      Die Anhänger der Reinkarnation sagen, dass die nicht ganz reine Seele solange warten muss, bis sie einen neuen Körper findet, um einen neuen Versuch zu starten.

      Gelingt ihr das, und sie löst sich völlig rein später einmal vom Körper, kann sie sich völlig im Ozean/Gott integrieren, verbunden mit allen guten Seelen.

      Die Seele ist dadurch Teil Gottes geworden - untrennbar mit ihm vereint - wie der Wassertropfen, der in ein Meer getropft ist.

      Durch diese Verbindung steht ihr auch das gesamte fundamentale Wissen Gottes zur Verfügung, weil sie ja jetzt ein Teil von ihm geworden ist.

      Als ich diesen Gedanken das erste Mal realisiert