Sean D. McCarthy

Das Israfil-Komplott


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aber mit Sicherheit die Besten in unserem Geschäft. Eigentlich schade, dass dies endgültig das letzte Mal sein wird, an dem Odin und seine Raben einen Auftrag erfüllen werden.“

      Dann sinnierte er über die Arbeiten der vergangenen sechs Monate, auch über den in dieser Zeit in Russland erfolgten Umbau ihrer Falcon 900 C. Diese baulichen Ergänzungen waren perfekt abgestimmt worden auf ihren jetzt kommenden Einsatz, einschließlich der in den Seitenwänden ihres Flugzeuges versteckten Fächer der für sie während dieser Mission erforderlichen Bewaffnung.

      In diesen ruhten drei Maschinenpistolen, Schalldämpfer, und sehr viel Munition. Ebenso waren hier 10,8 Kilogramm Semtex-Sprengstoff in sechsunddreißig handlichen Paketen zu je 300 Gramm, jeweils mit fest verbundenem Zünder, verstaut.

      Jeder von ihnen hatte also zwölf kleine Pakete des personifizierten Verderbens zu seiner freien Verfügung. Ihre kleine 3-Mann-Armee war in der Tat fürstlich ausgerüstet.

      Auch ihr sonstiges „Einsatzbesteck“ war in diesen Fächern perfekt verborgen. Erheitert dachte er an all die schönen Sachen, einschließlich ihrer drei Gewehre und die Betäubungsspritzen, die sich auch noch an Bord befanden. Dies alles war Ihnen auf ihre Anforderung hin pünktlich zur Verfügung gestellt worden.

      Die Waffen und den Sprengstoff hatten sie im deutschen Meppen, einem kleinen Ort nahe der holländischen Grenze erhalten; sie waren dort auch vier Tage lang perfekt in der Anwendung geschult worden.

      Die Betäubungsspritzen waren eine Gabe des russischen Generaloberst Pjotr Semjonow.

      Odin und Hugin waren vor zwei Stunden in München gelandet und hatten Munin an Bord genommen. Dieser hatte zwei Tage frei genommen, um sich in München von seiner derzeitigen Beziehung „mit Anstand zu trennen, denn „Mietzi“ – so nannte er eigentlich alle seine Freundinnen – „ist die beste Frau, die ich je kannte und da muss ich mich ehrenvoll verabschieden.“

      Sie alle freuten sich auf die kommenden Tage, denn sie würden ausführlich Gelegenheit haben, ihrer Profession - dem Töten von Menschen - nachzugehen und was vor vierzehn Monaten in Spanien beschlossen wurde, sollte nunmehr seine Umsetzung finden.

      Weil sie aber ihre Profession mit Leidenschaft ausübten, wurden sie seit mehr als 20 Jahren von ihrem Auftraggeber als Psychopathen eingeschätzt.

      Dessen Meinung aber war ihnen völlig egal. Sie erheiterte sie sogar.

      Eine Flugzeit von 4:32 Stunden bei der geplanten Reisegeschwindigkeit von Mach 0,80 lagen vor und über ein Jahr intensiver Vorbereitung hinter ihnen.

      In der Kabine der Falcon hinter ihnen waren je vier große Ledersessel um zwei Mahagoni-Tisch in Konferenzbestuhlung angeordnet und unter diesen Sesseln waren vorschriftsmäßig die vom Flugzeughersteller zu liefernden Rettungsschwimmwesten eingebaut. Allerdings waren fünf dieser Standard-Modelle ersetzt worden durch Westen, die viel voluminöser waren: Denn sie hatten einen weiteren Zweck als dem Träger nur beim Schwimmen zu helfen.

      Auch lagen in der Kabine zwei Kartons. Jeder dieser Kartons hatte eine Länge von 120, eine Breite von 60 und eine Höhe von 45 Zentimetern. Diese Kartons enthielten hoch präzise Feinmechanikteile, auf die ihre Freunde im Iran dringend warteten und für die sie sehr viel Geld gezahlt hatten.

      Diese Teile waren winzige Siebe aus Edelstahl, jeweils mit jeweils einer angeflanschten kleinen CO-2 Patrone und einer Mikroelektronik. Ideal geeignet, flüssiges Kerosin in winzige Aerosole zu zerstäuben und, zeitgleich getaktet, 390 gemeinsam in die Luft geschossene Droplets, weiche Plastikbehälter, in welche dieses Kerosin gefüllt war, zu zünden.

      Es war die restliche Lieferung von 390 Stück. An Hand dieser würden sie den Iranern Unterricht geben, wie die gesamte Technik zu verstehen und dann in großer Menge zusammenzubauen war.

      Die anderen 36.660 Stück waren mit drei Transporten in den letzten zwölf Wochen von Lastwagen auf dem Landweg von Mannheim durch halb Europa in die Türkei und von dort bei Nacht über die iranische Grenze gebracht worden. Im Iran angekommen, waren sie in der Stadt Urmia von Soldaten der Pasdaran, der iranischen Revolutionsgarden, in Empfang genommen worden.

      Damit war der Auftrag erfüllt.

      Die Iraner zahlten stets im Voraus und hatten Odin bereits letzten Juli 36,9 Millionen US-Dollar auf das Konto von Kelch Precision Technologies bei der LGT, Bank in Liechtenstein AG, in Vaduz überwiesen. Von dort hatten jämmerliche 6,3 Millionen ihren Weg auf das deutsche Konto seiner Firma gefunden, der Rest floss auf sein Nummernkonto beim Schweizer Bankverein.

      Zusätzlich zu den Kartons standen in der Kabine ihre drei großen Pilotenkoffer, in welchen normalerweise sich alle für einen Flug notwendigen Unterlagen, wie Kartenmaterial oder Handbücher, befanden.

      Diesmal hatten sie jedoch einen völlig anderen Inhalt. Er war, genauso wie auch die im Flugzeugrumpf versteckten Maschinenpistolen sowie der Sprengstoff, zwar auch für ihre Freunde gedacht, würde aber diese kein Geld kosten.

      Lediglich ihr Leben. Genauso wie die Maschinenpistolen und der Sprengstoff.

      In jeden dieser Koffer hatten Munin und Hugin ein zerlegtes Steyr-Mannlicher Gewehr, versehen mit Zielfernrohr und Schalldämpfer, eingepackt. In jedem Gewehr war ein volles Magazin mit fünf Patronen: Jeder von ihnen hatte also fünf Schuss zur Verfügung. Odin, Munin und Hugin waren sich jedoch absolut sicher, dass jeder von ihnen jeweils nur zwei Schuss aus ihrem Magazin benötigen würde.

      Beim Laden der Magazine hatte Odin von der verbleibenden Munition aus der großen Schachtel, welche ursprünglich 20 Patronen enthalten hatte, still und heimlich eine Patrone entnommen und in seine Jackentasche gesteckt.

      Die restlichen vier Patronen hatte Munin einen Tag später „fachgerecht“ entsorgt: Er hatte sie einfach nachts in Stuttgart in den Fluss Neckar geworfen.

      Jede dieser Patronen hatte alleine ein Pulvergewicht von über zwanzig Gramm; dieses hohe Pulvergewicht sorgte für eine unerhörte Geschossenergie und eine Mündungsaustrittsgeschwindigkeit der Kugel von über 1000 Metern pro Sekunde, also weit im Überschallbereich.

      Egal wie weit entfernt die Person am anderen Ende der Mündung entfernt war, sie stand zwar in jedem Falle am falschen Ende des Gewehres, aber würde gnädigerweise niemals den Schuss hören: Somit würde sie auch nicht wissen, dass sie gleich tot sein würde.

      Und ein zielgenauer Schuss war mit dieser Munition sogar bis zu einer Distanz von 1.500 Metern unproblematisch.

      Natürlich hatten sie auf Grund der Schalldämpfer aus Sicherheitsgründen Einschränkungen der Distanz auf 800 Meter vorgesehen, aber sie hatten ohnehin eine maximale Entfernung zu ihren Zielen von nur 630 Metern bei ihren drei vorherigen Besuchen in Isfahan gemessen. Ihr Hotel lag einfach sehr günstig zu ihrer ersten Aufgabe.

      Abgesehen davon hatte Munin jede Patrone noch so „veredelt“, dass selbst ein nicht auf den Zentimeter genau sitzender Schuss solche Verwüstungen anrichten würde, dass ein Überleben ausgeschlossen war.

      Vor dem Abflug in München hatten sie beim Zoll die Ausfuhrpapiere für die „Respirationshilfen“, wie sie ihre Zerstäuber getauft hatten, vorgelegt. Diese Papiere enthielten die Ausfuhrgenehmigung des deutschen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn und der diensthabende Zöllner stempelt sie einfach ab. Von einer persönlichen Inspektion des Zollguts sah er ab, da Kelch als Fabrikant und Exporteuer seiner Waren vom Zoll in Abgleichung mit allen anderen staatlichen Stellen mindestens fünf Mal pro Jahr überprüft wurde. Und all diese Stellen hatten ihm immer ein perfektes Zeugnis ausgestellt. „Diese Kelch Gruppe ist wirklich erfreulich; sie ist noch nie unangenehm aufgefallen“ dachte sich der Zöllner, als er seinen Stempel auf die Ausfuhrbestätigung drückte. Dass Eschborn, genauso wie die Finanzämter an den jeweiligen Firmensitzen der Kelch Gruppe, auf höhere Weisung ihrer jeweiligen Ministerien Unbedenklichkeitsbescheinigungen ausstellten, kam ihm niemals in den Sinn.

      Sie würden pünktlich um 7:30 h Lokalzeit im Iran landen und ihre iranischen Gastgeber, welche sie erwarteten, sahen in Odin einen Freund, kannten sie ihn doch bereits seit aus den Zeiten, als die deutsche Firma Siemens das erste und einzige iranische Kernkraftwerk in Busher am Persischen