Gespräches unmöglich machte, begann Wladimir Putin zu sprechen:
„George, wir haben ein riesiges Problem, das uns erneut durch islamistische Terroristen bereitet wurde; es kann diesmal vielen Millionen Menschen das Leben kosten. Es betrifft in erster Linie die USA und West-Europa, aber natürlich auch Russland.“
„Gut, oder besser schlecht, Wladimir: Schildern Sie mir Ihr Problem.“
„Unser Problem, George, unser Problem! Aber, egal jetzt, Sie wissen, dass Russland als führend in der Aerosol-Waffentechnologie gilt. Ihr amerikanisches Militärmagazin „Marine Corps Gazette“ berichtete ja bereits im Jahr 2000 über Russland und seine thermobarischen Waffen, die von uns erstmals im Tschetschenienkrieg gegen islamistische Terroristen eingesetzt wurden.
Der Vater aller Bomben, wie wir sie witzelnd nannten, Ihr nennt sie die Aviation Thermobaric Bomb of Increased Power – ATBIP -, ist ein konventioneller Bombentyp. Sie haben in den USA eine ähnliche Waffe, nur sehr viel schwerer und inzwischen fast archaisch zu nennen, auch wesentlich kleiner in der Wirkungskraft als unsere.
Diese Bombe war ja ursprünglich Eure Idee und Entwicklung, wobei bei Euch die Explosionskraft 44 Tonnen TNT entsprach und schon damit die größte jemals durch eine konventionelle Bombe erreichte Wirkung erzielt wurde. Der absolut lethale Wirkkreis jeder einzelnen Bombe betrug bei Euch circa 300 Meter und das Gewicht jeder Bombe lag bei Euch ursprünglich bei gigantischen und unverständlichen 7,3 Tonnen. Ihr Amerikaner müsst ja immer so bombastisch sein und alles muss bei Euch mit Aufwand betrieben werden.
Sie erinnern sich vielleicht, wir haben den 2. Weltkrieg, welcher nach wie vor bei uns der große, vaterländische Krieg heißt, mit unseren Stalinorgeln gewonnen. Diese waren anfangs nichts anderes als eine Art gebündelter, verstärkter Ofenrohre, aus welchen wir primitive Raketengranaten in großer Stückzahl flächig auf die Deutschen abschossen.
Basierend auf Eurer Idee und unseren Stalin-Orgeln entstanden auch unser Nachbau Eurer Waffe und deren Weiterentwicklung:
Einer unserer Wissenschaftler war mit seiner Familie in Moskau im Zirkus und sah, wie unser großartiger Clown Popov einen seiner Gehilfen in einer Konfettiwolke aus einer Kanone in die Luft über der Manege schoss:
Da kam ihm die Idee, dies auch statt mit Konfettis und Menschen mit Droplets, das sind kleine, mit Kerosin gefüllten Plastiktüten, zu tun. Nach vier Jahren Entwicklung war es uns dann gelungen, das Gewicht jeder dieser Bomben einschließlich Trägersystem auf 1,42 Tonnen zu reduzieren.
Wir brauchen nicht wie Ihr ein Flugzeug, um diese Bomben abzuwerfen; unsere Waffensysteme schießen vom Boden aus 390 Kleinstraketen in drei Vorgängen zu je 130 Stück innerhalb von 9 Sekunden ab.
Diese winzigen Raketen sind Trivial-Technologie, eigentlich nichts anderes als etwas kräftigere Feuerwerksraketen. Auf jeder dieser Miniaturraketen befindet sich ein mit zwei Litern Kerosin gefülltes Droplet, angereichert mit jeweils 30 Gramm weißem Phosphor.
Bei Erreichen der optimalen Höhe, welche wir auf 340 Meter berechnet haben, erfolgt zeitgleich das Öffnen aller Droplets.
Die Lösung des Problems, alle Droplets trotz der verschiedenen Abschusszeiten bei Zündung trotzdem auf der gleichen Höhe zu haben, hatte uns am längsten beschäftigt. Aber wir haben es geschafft und die Abweichung aller Droplets liegt jetzt bei knapp einem Höhenmeter.
Der jetzt folgende Zerstäubungsvorgang des Kerosins, welches dann in Aerosolform den von uns angestrebten Radius von 800 Metern abdeckt, ist so komplex, aber auch so geheim, dass ich ihn weder verstanden habe noch hier offenlegen kann.
Dies gilt auch für den Zündvorgang über dem jeweiligen Zielgebiet.
Nach Zündung verzehrt der aus den Kerosin-Aerosolen resultierende Feuerball in Sekundenschnelle in einem Umkreis von fast einem Kilometer allen Sauerstoff in der umgebenden Luft und lässt alles Leben darunter sofort ersticken. Es reißt den Menschen praktisch die Lunge aus dem Leib.
Ich versichere Ihnen, eine taktische Atomwaffe hat keine verheerendere Wirkung. Aber das Erstaunlichste sind die Produktionskosten: Sie liegen pro Waffensystem, also pro Bombe und Abschussbasis und umgerechnet in Eure Währung, bei circa 220.000 Dollar.
Nun, ich bedauere es zutiefst, aber ich muss Sie heute informieren, dass sich ein Diebstahl von vier unserer neuen, thermobarischen Bombensystemen mit einer Sprengkraft von jeweils 68 Tonnen TNT am 11. August 2001, einschließlich aller Bau- und Kostenkalkulationsunterlagen, bei uns im Oblast Swerdlowsk – dies liegt im Ural - aus unserer streng geheimen Forschungs-Einheit 446 ereignet hat.
Der Raubüberfall mit dem folgenden Diebstahl fand mit ungeheurer Brutalität statt. Wir haben hierbei alle dort stationierten 115 Elite-Soldaten sowie 204 Personen wissenschaftlichen Personals verloren.
Wir wissen seit gestern endgültig, dass islamistische Terroristen dieses ungeheurere Verbrechen begangen haben und dass ein Nachbau dieser Bomben, welcher auf Grund der gleichzeitig gestohlenen Unterlagen beliebig einfach ist, in einer nie zuvor vorstellbaren Zusammenarbeit der bisherigen Erzfeinde Iran und Irak in den nächsten zwei Jahren in einer Stückzahl von mindestens hundert Stück im Irak und Iran erfolgen soll.
Mir vorliegende Vernehmungsprotokolle weisen die USA, Russland, England, Deutschland, Frankreich und Spanien als Primärziele für innerstädtische Bombenangriffe aus.
Unsere Listen hier zeigen derzeit fünf Städte pro Land mit jeweils drei gleichzeitig geplanten Detonationen in diesen Städten.
George, wenn Sie dies mit den sechs Zielländern Russland, USA, Deutschland, England, Frankreich und Spanien multiplizieren, kommen Sie auf neunzig Explosionen unvorstellbaren Ausmaßes.
Lassen Sie mich wiederholen und hören Sie bitte gut zu:
Die Waffenkraft jeder einzelner dieser Bomben ist mit einer taktischen Atombombe gleichzusetzen. Wir reden also das Äquivalent von fast 100 taktischen Nuklear-Waffen.
Man benötigt pro Bombe auf Grund des geringen Bombengewichtes von 905 Kilogramm und dem nicht nennenswerten Gewicht der revolvierenden Abschussvorrichtung, welches bei 515 Kilogramm für die drei Schüsse von jeweils 130 Droplets liegt, zum Transport lediglich einen Kleintransporter.
Es ist geplant, dass diese Transporter, die gleichzeitig als Abschussbasis dienen, von Selbstmordattentätern gefahren werden.
Die technische Ertüchtigung eines normalen Kleintransporters, wie zum Beispiel eines Volkswagen oder Toyota Lieferwagens, eines Ford oder eines GMC Cargo Van dauert pro Fahrzeug einschließlich dem Schneiden einer Öffnung im Dach keine zwanzig Arbeitsstunden.
Russland und die westliche Welt müssen somit fast 100 solcher Kleintransporter zu einem gegebenen Zeitpunkt rechtzeitig und gleichzeitig finden, den darin sitzenden Selbstmordattentäter töten und die thermobarische Bombe unschädlich machen.
Bei geschätzt mindestens fünf Millionen Kleintransportern, die in Euren Ländern und bei uns herumfahren, wird das zur berühmten Suche der Nadel im Heuhaufen. Da eine solche Suche noch nie von Erfolg gekrönt war, müssen wir mehrere Millionen von Toten als gesichert erwarten.
Unser aller Problem ist, dass wir nicht erfahren konnten, wo diese Bomben gefertigt werden sollten: Somit besteht auch keine Chance, diesen Ort durch Flugzeugangriffe vernichten zu können!“
„Um Gottes Willen, Wladimir, wieso informieren Sie mich erst jetzt? Über drei Wochen später?“
„Weil wir erst seit gestern endgültig wissen, wie das alles lief. Und ich muss Ihnen gestehen, unser Inlandsgeheimdienst FSB hat noch nie so gut und schnell gearbeitet und nur deswegen konnten wir überhaupt erfahren, was da in Einheit 446 im Oblast Swerdlowsk passiert war. Wir hatten aus Sicherheitsgründen seit elf Monaten einen geostationären Überwachungssatelliten über dieser Forschungseinheit geparkt.
Durch diesen konnten wir die Angelegenheit nachvollziehen und über die Auswertung von Aufnahmen weiterer Satelliten sogar teilweise den Fluchtweg einer erheblichen Anzahl dieser Mörder bis Tschetschenien und hinein nach Grosny nachverfolgen.“
„Wie sicher sind Eure Erkenntnisse