Sean D. McCarthy

Das Israfil-Komplott


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Bord des Flugzeugs befanden sich neben den Entführern 82 Passagiere und 5 Besatzungsmitglieder, darunter, die Mitglieder der Besatzung einberechnet, 26 Deutsche.

      Der Anführer dieses Gesindels war der dreiundzwanzigjährige Zohair Youssef Akache, der sich vollmundig und wichtigtuerisch „Captain Martyr Mahmud“ nannte und darauf bestand, auch so angesprochen zu werden; er war es auch, der den Kapitän dieses Flugzeuges erschoss.

      Die drei anderen Entführer waren die arabische Israelin Sohaila Sayeh sowie die im Libanon geborenen Nabil Harbi alias Riza Abbasi und Hind Alameh alias Shanaz Gholoun.

      Alle vier waren Abschaum der Menschheit und zeichneten sich durch ungeheure Brutalität und Grausamkeit gegenüber den als Geiseln genommenen Passagieren aus.

      Es war Bundeskanzler Helmut Schmidt, der am 14. Oktober 1977 den zwischenzeitlich zum Oberst beförderten Ulrich Wegener beauftragte, dieses Flugzeug mit seinen Passagieren „koste es, was es wolle“ zu befreien.

      Der Kanzler stellte hierfür noch für die zweifelsohne anstehenden Gespräche in den arabischen Ländern, in welchen das Flugzeug möglicherweise zwischenlanden würde, als diplomatische Unterstützung den äußerst erfahrenen, deutschen Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski ab.

      Dieser hatte zu den arabischen Ländern eine hohe Affinität und war auch dort so sehr beliebt und geschätzt, dass ihm die deutschen Medien den Spitznamen „Ben Wisch“ verliehen.

      Dies war der Beginn der „Operation Feuerzauber“, welche von Oberst Wegener, seinem GSG 9 - Trupp und von Staatsminister Wischnewski erfolgreich und bravourös in der Nacht zum 18. Oktober abgeschlossen wurde; hierbei wurden alle entführten Geiseln der Lufthansa-Maschine „Landshut“ in Mogadischu unverletzt befreit.

      Drei der Terroristen wurden erschossen, als einzige überlebte zum Bedauern vieler ehemaliger Geiseln, aber auch nicht von der Entführung Betroffener, Sohaila Sayeh. Diese hatte sich während der Entführung als besonders grausam gezeigt, saß jedoch für ihre widerlichen Taten nur 4 Jahre im Gefängnis und lebt seitdem ungeschoren in Norwegen.

      Sie erhielt jahrelang nach Verbüßung ihrer geringen Strafe von der norwegischen Polizei Personenschutz, denn es gab in vielen Ländern immer noch hasserfüllte Stimmen, die dafür plädierten, trotz vieler, vergangener Jahre, späte Rache an ihr zu nehmen.

      Sowohl der Kanzler wie Oberst Wegener als auch Staatsminister Wischnewski waren schon vor Beginn der Operation sich bewusst, dass die Erstürmung von Flugzeugen als das schwierigste aller möglichen Einsatzszenarien für eine Geiselbefreiung einzuschätzen war und dass ein Fehlschlag ihrer jeweiligen Karriere entweder ein jähes Ende gesetzt oder zumindest schweren Schaden zugefügt hätte.

      Es sprach für den Charakter und Anstand der drei Herren, dass sie dieses Risiko billigend in Kauf nahmen um das Leben anderer zu retten.

      Dieser Einsatz machte die GSG 9 weltweit bekannt und begründete erstmals ihr hohes Ansehen unter den Spezialeinheiten der Welt.

      Kapitel 7

      Dienstag, 25. Oktober 1977

      Bonn, Kanzleramt

      Eine Woche nach der erfolgreichen Befreiung saßen der Bundeskanzler sowie die Herren Wegener und Wischnewski in Bonn bei einem kleinen, innoffiziellen Abendessen im Kanzlerbungalow in Bonn zusammen um noch einmal die Ereignisse durchzusprechen, aber natürlich auch den gelungen Ausgang zu feiern.

      Sie tranken einen sehr schönen Salwey Spätburgunder aus dem Glottertal, Jahrgang 1971, und unterhielten sich frei und ungezwungen, wobei der eine oder andere böse Witz über diese Terroristen immer wieder in die Gespräche einfloss. Denn, wie Wegener Anfang des Abendessens bereits erzählt hatte „als im Flugzeug dann Butter bei die Fische kam, da hatten diese Maulhelden nur Wimmern für sich selbst übrig.“

      Prustend hatte er hinzu gesetzt „Captain Martyr Mahmud nässte sich klar ersichtlich in dem Moment ein, als er den ersten meiner Leute in der Kabine sah, und das war, bevor überhaupt der erste Schuss fiel!“

      Tatsächlich hat sich dann, basierend auf dem Überfall während der Olympischen Spiele in München, dieser Flugzeugentführung in Mogadishu und zahlloser anderer Terrorakte in den darauf folgenden Jahren, in den westlichen Ländern das Gedankengut breit gemacht, dass diese islamistischen Terroristen Feigheit, Verschlagenheit und Grausamkeit bereits mit der Muttermilch einsaugen.

      Aus diesem Denken resultierte leider, dass insbesondere die arabischen Moslems, aber auch alle anderen Moslems vom Westen mehr und mehr auf Grund ihres islamischen Glaubens unter Generalverdacht genommen wurden und somit hunderte von Millionen anständiger Menschen moslemischen Glaubens ungerechtfertigt als latente und potentielle Attentäter von der breiten Masse der Bürger anderer Religionen völlig zu Unrecht abgelehnt werden.

      Nachdem der Tisch abgeräumt war und der Kanzler sich eine seiner zahllosen Menthol-Zigaretten, die er täglich rauchte, angezündet hatte, wurde er auf einmal sehr ernst:

      „Meine Herren, ich habe eine Frage an Sie: Kann es denn sein, dass wir uns immer wieder von diesem menschlichen Abschaum terrorisieren lassen müssen, dass wir immer nur reagieren können, dass immer wieder Menschen gefährdet werden, leiden und sterben müssen, nur weil ein paar kranke Köpfe dies planen?

      Ich will keine prophetischen Worte aussprechen, aber was wir bislang an terroristischen Anschlägen von diesen Fanatikern gesehen haben, halte ich nur für die Spitze des Eisberges von dem, was noch auf uns zukommen wird. Diese Burschen, die das Ganze anstiften, sitzen im Hintergrund und kommen mehr und mehr auf den Trichter, wie einfach es ist, mit ein paar wenigen, vom religiösen Wahn eines weltweiten Islam besessenen Fanatikern, uns alle zu erpressen.

      Es wird nicht mehr lange dauern, dann setzen sie chemische oder biologische Massenvernichtungswaffen gegen uns ein. Von dort wird dann der Schritt zur Verwendung nuklearer Sprengköpfe wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.

      Es, mein lieber Wegener, gibt zwar Ihrer Truppe für die nächsten Jahrzehnte unerschöpfliche Aufgaben und wird sie zu einer Armee außerhalb unseres eigenen Militärs anwachsen lassen. Dies kann aber, und nicht nur aus Kosten- und Effizienzgründen, niemals unser aller Ziel sein.

      Mir geht ein Zitat des irischen Schriftsteller und Dichters Oscar Wilde seit letzter Woche nicht mehr aus dem Kopf, nämlich „Es gibt nur etwas, das schlimmer ist als Ungerechtigkeit, und das ist Gerechtigkeit ohne Schwert. Wenn Recht nicht Macht ist, ist es Übel“.

      Wir sind ein Rechtsstaat, wir haben in unserem Lande Gerechtigkeit, wir haben diese Macht. Jedoch verweigern wir uns feige dem Schwert und akzeptieren hiermit das Übel.

      Aber unsere Verweigerung und unser Leben mit dem Recht als Übel wird solange fortdauern, bis wir uns selbst in die Lage versetzen, die Wurzel des Bösen bereits auszureißen, bevor die Pflanzen sprießen können.“

      „Herr Bundeskanzler, ich kann Ihnen im Moment nicht folgen. Wollen Sie denn eine Änderung meiner GSG 9 Abteilungen?“ fragte ein sichtlich verunsicherter Oberst Wegener.

      „Nein, nein, das will unser Kanzler nicht“, mischte sich jetzt Wischnewski ein, welcher die Zielrichtung der Worte des Kanzlers sehr wohl verstanden hatte.

      Er nahm hierbei seine Brille vom Kopf, wischte seine dicken Brillengläser und der Schalk sprang ihm direkt aus den Augen.

      „Helmut, Du hast doch gerade einen Gedanken im Kopf, den es nicht gibt in unserer Rechtsordnung, der nicht geht, der …?“

      „Hans-Jürgen, wir kennen uns zu lange und zu gut: Ja, Du hast Recht, auch ein deutscher Bundeskanzler denkt manchmal Dinge, die nicht gedacht werden dürfen.

      Aber, wenn Recht und Gerechtigkeit eines Tages unzweifelhaft an ihre endgültigen Grenzen kommen werden, müssen wir auch solche Gedanken uns nicht verbieten dürfen.

      Unser Land weiß aus eigener, grauenhafter Geschichte, was geisteskranke Verbrecher an unvorstellbarem Leid über die Menschheit bringen können!

      Wir müssen uns dagegen wappnen, auch wenn wir hier Wege gehen müssten,