Nämlich die absolut geheime Bildung einer Allianz zwischen den verschiedenen und zu tiefst verfeindeten Hauptrichtungen des Islam, den Sunniten und Schiiten, bei gleichzeitiger Verbrüderung zwischen den Todfeinden Irak und Iran.
Diese Allianz wurde von verblendeten, fanatischen islamistischen Terroristen begründet; sie ging als das Islamistische Bündnis in die Geschichte ein.
Hinzu kam die gleichzeitige Einbindung der schlimmsten Terrororganisation der letzen Dekaden, der Al-Kaida. Die direkte Übersetzung für Al-Kaida aus dem Arabischen ist „die Basis“ oder „der Stützpunkt“. Besser gepasst hätte „Menschlicher Abschaum, bestehend aus feigen, hinterhältigen Mördern“.
Al-Kaida wurde von dem aus einer sehr einflussreichen saudischen Familie stammenden Osama bin Laden gegründet.
In der Weltöffentlichkeit wurde die Organisation erstmals nach dem Bombenanschlag auf das World Trade Center 1993 und dem als Operation Bojinka bekannten, jedoch vereitelten Massenmord während des Weltjugendtags in Manila im Januar 1995 wahrgenommen.
Erklärtes Ziel der Al-Kaida war von Anfang an die Errichtung eines alle islamischen Länder und Gebiete sowie anschließend weitere Länder umspannenden Gottesstaats für alle Rechtgläubigen.
Zwischenzeitliche Ziele bestanden darin, die westlichen Staaten zu bekriegen, von denen Al-Kaida einfältiger weise bis heute annimmt, dass diese eine weltweite antiislamische Verschwörung anführen.
Auch will Al-Kaida die Vernichtung Israels um jeden Preis.
Hierbei schreckt diese Organisation vor nichts zurück, sei es die Verwendung von bombenden Selbstmordattentätern, die Enthauptungen wehrloser Opfer, die Verstümmelung oder Ermordung von Mitarbeitern westlicher Hilfsorganisationen: Es ist eine nicht enden wollende Liste an Verbrechen und Unmenschlichkeiten.
Der Stellvertreter von bin Laden ist der Ägypter Ayman al Sawahiri, er gilt auch als Stratege der Al-Kaida. Es fehlt ihm zwar das Charisma und die Eloquenz eines Osama bin Laden, dafür übertrifft er diesen noch an primitiver Grausamkeit und Mordlust.
Al-Kaida bedient sich für ihre Anschläge meist jugendlicher, religiös indoktrinierter Selbstmordkandidaten, wobei die Eifrigsten dieser Verblendeten aus dem Jemen und Saudi-Arabien kommen.
Diese Verbrecherorganisation geht inzwischen so weit, glaubhaft ihre Fähigkeit anzukündigen, dass sie aus den Reihen ihrer „Kämpfer“, welche sie aus 16 Nationen rekrutiert, unproblematisch ein Jahr lang täglich mehr als zehn Männer für Selbstmordanschläge finden zu können.
Diese Fähigkeit war auch der Grund, warum Osama bin Laden als so wichtig für den Erfolg von „Israfil“ eingeschätzt wurde.
Kapitel 9
Dienstag, 4. September 2001
Houston/Texas
Am Nachmittag war Colonel Young nach einem zweistündigen Flug von Andrews Airforce Base auf dem Houston Hobby Flughafen kurz nach 17 Uhr gelandet und wies die Besatzung der Gulfstream II an, auf einen späten Rückflug zwischen 23 Uhr und Mitternacht vorbereitet zu sein.
Er war ärgerlich über sich selbst, denn er hatte in Washington es vorgezogen, niemand von der Fahrbereitschaft zu bestellen, sondern mit seinem eigenen Auto, einem uralten Ford F 150 Pickup zum Flughafen zu fahren. Er hatte seine Nerven schonen wollen und war deswegen nicht willens gewesen, sich von einem dieser jungen Armee Cowboys kutschieren zu lassen.
Aber erst wollte sein alter Ford nicht anspringen, dann hielt ihn ein Polizeiwagen wegen seinem durchgerosteten Auspuff an, welcher einen unsäglich Lärm machte. Young hatte alleine zehn Minuten damit verbracht, den Officer davon zu überzeugen, dass er im Dienst war.
Erst als er ihm sagte, er möge in der Zentrale des Weißen Hauses anrufen und fragen, ob er als Polizist berechtigt sein, eine dienstliche Mission eines Colonels wegen eines defekten Auspuffs zu verhindern, gab der Officer klein bei. Aber dann musste er auch noch weit außerhalb der Airforce Basis parken und über einen Kilometer laufen.
Als er schlussendlich im Taxi vom Flughafen in die Stadt auf dem Weg zum Hauptquartier des FBI in Houston, 1 Justice Park Drive, saß, dachte er „wie blöde von mir, dieser Abidah wird wohl schon warten.“
Aber da er wusste, dass die Zentrale des Weißen Hauses ihn mit einer dringenden Nachricht des Präsidenten angekündigt hatte, war er sich sicher, dass Mr. Ismail Abidah in den Büros des FBI noch verfügbar sein würde.
Tatsächlich wartete dieser bereits in der Eingangshalle und sobald Colonel Young einer der vielen, wie in den USA so üblich, übergewichtigen Empfangsdamen seinen Namen genannt hatte, trat er auf ihn zu und begrüßte ihn mit erlesener Höflichkeit: „Colonel Young, mein Name ist Ismail Abidah. Sir, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug und ich stehe voll und so lange Sie mich brauchen zu Ihrer Verfügung.“
„Donnerwetter“ dachte der Colonel, „der ist ja gar kein so hochnäsiger Politiker wie ich annahm“ und gab Abidah seine Hand, wobei er gleichzeitig sagte „Es ist gut, Sie kennenzulernen und wir sollten sofort in ein abhörsicheres Büro gehen. Nur Sie und ich, wenn ich darum bitten darf.“
Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Abidah, während der antwortete: „Ich hatte nach Ihrer Besuchsankündigung des Weißen Hauses schon so etwas erwartet. Wenn Sie mir bitte folgen wollen“ und schweigend fuhren beide mit einem Lift in das zweite Untergeschoß.
In dem von Abidah bestellten Zimmer stand auf einer Konsole eine Thermoskanne mit Kaffee. Daneben waren Becher und ein Glasspender mit Milchpulver; auch warteten zwei Coca-Cola-Flaschen auf ihren Verzehr.
Young nahm sich einen der weißen Styropor-Becher, goss sich Kaffee ein und fügte eine kleine Portion Milchpulver dazu. Während er mit einem winzigen Papplöffel umrührte, sagte er, fast ruppig: „Setzen wir uns, der President will dass ich Ihnen eine Nachricht überbringe; diese Nachricht ist extrem wichtig. Die USA, ein Teil unserer westlichen Verbündeten, aber auch Russland befinden sich in einer gegenwärtigen und konkreten Gefahr.“
Ruckartig war das freundliche Lächeln des Mr. Abidah verschwunden und Young dachte “woher er wohl diesen Ausdruck kennt; dies ist eigentlich ein Armeeausdruck, der noch aus dem 1. Weltkrieg kommt?“ Aber dann fiel ihm wieder ein, dass Mr. Abidah Militärattaché gewesen war.
„Colonel, ich höre Ihnen zu“, sagte Abidah.
Nun berichtete Colonel Young von dem Telefonat des heutigen Morgens zwischen dem amerikanischen und dem russischen Präsidenten.
Während er erzählte, wurde Abidah manchmal ganz weiß und manchmal blutrot im Gesicht. Zum Schluss des Vortrages von Colonel Young entfuhr Abidah ein grauenhafter Fluch, gefolgt von den Worten „Diese dreckigen Schweine.“
„Wow“, dachte Young, „ich hatte ihn tatsächlich falsch eingeschätzt, der ist genauso wütend wie ich.“
Dass mit den „dreckigen Schweinen“ die russischen Vernehmungsbeamten gemeint waren, konnte er sich nicht vorstellen.
Abidah blieb nach seinem Zornesausbruch für fünf Minuten ganz still, und Young sah ihm an, dass er zutiefst in Gedanken versunken war. „Colonel Young, wie lauten die Befehle des Präsidenten für Sie und für mich“ kam dann, etwas überraschend, die erste Reaktion von Abidah.
Hierauf erklärte Colonel Young ihm zuerst, dass dies alles auf Wunsch des Präsidenten allerhöchste Geheimhaltungsstufe habe und dass keinerlei Tonaufzeichnungen oder Niederschriften angefertigt werden dürften.
Nach diesen Worten des Colonel stand Abidah unvermittelt aus, deutete mit dem Finger auf seinem Mund an, dass Young nicht weiterreden sollte und sagte „Colonel, es ist Zeit zum Abendessen, kommen Sie bitte mit mir. Ich kenne nicht weit weg von hier eine sehr gute Pizzeria, ich lade Sie ein.“ Dabei verließ er zielstrebig das Konferenzzimmer.
Young hatte gar keine andere Wahl, als ihm zu folgen und nach kaum dreißig Minuten Anwesenheit im FBI-Gebäude checkte er beim Empfang wieder aus und ging an der Seite von Mr. Abidah