Salz und den Sand vom Körper, zog mir Chinos und ein T-Shirt über und begann, den Grill vorzubereiten. Dazu gab’s ein eiskaltes Dos Equis und eine kurze dicke Zigarre von Valdez.
Pünktlich wie eine Polizeibeamtin kam um halb sieben Mag. George wedelte mit dem Schwanz und leckte ihr über die Hand. Ich tat nichts dergleichen, umarmte sie aber und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Sie streckte mir eine Flasche Whisky entgegen.
„Ein schottischer Single Malt, ein Islay. Der stand bei mir seit Urzeiten rum.“
„Ich glaub’ Dir kein Wort, aber bin gerührt. Süß von Dir, Vielen Dank!“
„Krieg ich ein Bier dafür?“
„Aber klar.“ Ich öffnete den wieder aufgefüllten Cola-Kühler und reichte ihr eine Flasche. Wir stießen an und machten beide im gleichem Moment ‚Ahhh’.
„Du hast es wirklich unglaublich schön hier“, sagte Mag und schaute auf den Horizont.
„Ich weiß. Ich denke das auch, eigentlich jeden Tag. Und ich hoffe wirklich inständig, dass das bis an mein Lebensende so bleibt.“
„Das soll jetzt wirklich kein Apropos sein, Bob, aber ich habe doch diesen nervtötenden Kollegen, O’Mara. Ich bin kürzlich mit ihm aneinander geraten und er hat auch Dich erwähnt. Im Zusammenhang mit Scheißausländer, Arbeitsgenehmigung, Green Card, weiß der Geier... mit anderen Worten: ich glaube, er will Dir an den Karren fahren. Und sei es nur, um mich zu ärgern. Kann er Dir was anhaben?“
„Mittelgroß, Mitte fünfzig, ungepflegt, Polyesteranzug, schlecht rasiert und mit einer frustrierten Fresse?“
„Du kennst ihn?“
Ich schüttete Kohle in den Anzündkamin und legte einen brennenden Knäuel Papier darunter.
„Er hat mich heute angehalten und mir was von einer ungesicherten Ladung erzählt. Was soweit stimmt, ich fahre nämlich einen Panzerschrank spazieren. Ich muss mich morgen um zehn im Parker Center – oder wie auch immer das jetzt heißt – melden und mein leeres Auto vorführen.“
„Was für ein Korinthenkacker”, sagte Mag und schüttelte ihre dunkle Mähne. „Und wie sieht es wirklich aus mit Aufenthaltsgenehmigung und so weiter? Und warum sieht Dein Schneidezahn so komisch aus?“
„Eigentlich im grünen Bereich. Ich habe zwar keine Green Card aber ein B1-Visum. Und immer noch einen deutschen Wohnsitz. Bis Herbst kann ich in jedem Fall bleiben, dann müsste ich wieder mal das Aus- und Einreise-Spielchen machen. War bisher nie ein Problem. Und der Schneidezahn ist ein Provisorium. Weiter hinten ist noch eins, aber das fällt nicht so auf.“
„Gut. Sieh Dich aber vor, der Kerl ist ein Arschloch und will Dir Ärger machen.“
„Wer will Dir Ärger machen? Ich wäre jederzeit bereit, ihn verschwinden zu lassen.“ Tim war auf die Terrasse gekommen, Tyler folgte ihm. Ich hielt beiden ein kaltes Bier entgegen.
„O’Mara“, antwortete ich.
„Siehst Du“, sagte Tim, zu Tyler gewandt.
„Nein“, erwiderte Tyler. „Trotzdem darfst Du ihn nicht einfach erschießen.“
Es war Zeit die angeheizte Grillkohle auf den Rost zu schütten. Und Zeit für ein neues Bier.
„Angesichts der Tatsache, dass eine Dame anwesend ist, gibt es heute gegrillte Zucchini und Möhrchen.“
Ich blickte in drei Gesichter, aus denen die schiere Fassungslosigkeit sprach.
„Nur Spaß! Wie klingen Shrimps, King Crabs und Jakobsmuscheln?“
Das schien meine Gäste zufrieden zu stimmen. Ich marschierte in die Küche und holte die Tüte, die ich beim Fischhändler gekauft hatte. Außerdem frisches Baguette, Aioli und eine Schüssel mit Rucola-Salat und Tomaten.
Nach ein paar Minuten war das Meeresgetier perfekt gegart, und wir ließen es uns schmecken. Ganz der Mann von Welt hatte ich zum Fisch ein paar Flaschen eines französischen Sauvignon Blanc kalt gestellt. Selbst Tim trank Wein statt Bier. Während wir aßen, brachte er uns auf den aktuellen Stand in Sachen Oliver Remington und erzählte auch von seinem Gespräch mit dessen Sohn. Tims Frage nach der sonderbaren Optik meines Schneidezahns überhörte ich nonchalant.
„Kann es sein, dass Ihr nicht recht weiter kommt?”, meinte Mag.
„So sieht’s aus“, antwortete Tyler.
Wir sahen uns betreten an. Ich hatte auch keine Ahnung, wie wir weiter vorgehen sollten.
„Irgendeine Idee?”, fragte ich.
„Ja. Eine zweite Flasche Weißwein wäre zum Beispiel gut.“
Da musste ich Mag Recht geben.
***
O’Mara drückte die Kurzwahl für Roberts.
„Was gibt’s?”, meldete der sich.
„Der Deutsche wird morgen früh um zehn im LAPD aufkreuzen. Ich habe ihn einbestellt. Ich werde ihn so lange festhalten, wie es notwendig ist. Wie viel Zeit brauchen Sie?“
„Zwei, besser drei Stunden, in denen ich sicher sein kann, dass mich keiner stört, reichen.“
„Dafür sorge ich.“
„Sehen Sie, O’Mara. Es geht doch.
Roberts legte auf.
„Gerne geschehen. Wenn Sie wieder mal was brauchen, geben Sie einfach Bescheid”, murmelte O’Mara in die tote Leitung. Dann knallte er sein Handy auf den Küchentisch, einmal, zweimal, dreimal. Beim dritten Mal ging es aus. Er vermisste die schweren Telefonhörer, die man mit Anlauf auf die Gabel knallen lassen konnte.
„Was ist das für ein Krach, da in der Küche, Jack?“
„Nichts, Schatz. Mir ist nur was runter gefallen.“
O’Mara schloss die Augen und atmete tief ein und aus.
Dann ging er ins Wohnzimmer.
***
Nach dem Essen hatten wir drei Jungs in einem Anfall von Arbeitseifer den Geldschrank aus dem Auto gewuchtet, auf meiner gottlob recht stabilen Sackkarre bis zur Terrassentür gebracht und gemeinsam ins Haus gewuchtet. Mag räumte den Tisch ab und machte Kaffee. Ich konnte sie gerade noch daran hindern, abzuwaschen.
Die Idee, das Ding ins Arbeitszimmer zu stellen, verwarfen wir augenblicklich. Dreihundert Pfund, drei Mann, eine Treppe mit siebzehn Stufen, keine Tragegurte. No way! Also hatte ich jetzt in der Küche einen Panzerschrank. Er passte gerade noch so neben den Kühlschrank. Das sah zwar relativ blöd aus, aber ich würde mich dran gewöhnen. George war etwas gekränkt, weil er in dieser Nische gerne mal lag, aber andererseits: wo lag George nicht gerne mal? Auch er würde sich daran gewöhnen.
Als wir leicht derangiert und sanft schwitzend auf die Terrasse zurückkamen, kam Mag mit einem Tablett, auf dem vier Espressi, Gläser und die mitgebrachte Flasche Islay standen und bediente uns.
„Danke Magdalena, Sie können dann für heute Feierabend machen“, näselte Tim, was ihm eine Kopfnuss von Mag einbrachte.
„Du meinst nicht, Du könntest Lady Remington dazu bringen, eine Vermisstenanzeige zu erstatten?”, nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf. „Wir hätten dann ganz andere Ressourcen, die wir nutzen könnten.“
„Sie will das nicht, Mag. Jedenfalls noch nicht“, antwortete Tyler.
Mag nickte.
„Halte ich für einen Fehler“, sagte sie.
„Ich auch“, gab ich ihr Recht. „Aber wir könne sie nicht dazu zwingen. Also müssen wir schauen, dass wir auch ohne das LAPD einen Hebel finden, der uns weiterbringt.“
„Ich rede morgen noch mal mit Catherine“, sagte Tyler. „Und danach will