Angriff, der ihren Rückzug durcheinander brachte, erwiderten die Deutschen diesen mit einem Dauerfeuer. Ein vergebliches Unterfangen übrigens, denn diese Guerilla, die französischen Patrioten, blieb für den Feind unerreichbar.
Unglücklicherweise fand dieser Angriff in der Nähe des kleinen Dardeau[8] statt. Die wenigen Häuser dort befinden sich weniger als 300 Meter von der Straße[9] entfernt.
Die Rache folgte auf dem Fuß. Ein Befehl, und schon stürzte die Meute los!
Die Deutschen brauchten Terroristen – warten wir ab, wen sie dafür hielten! Sie stürmten ins Dorf, fanden dort Madame Carré[10], 82 Jahre alt, die ihre Kaninchen versorgte. Ein Revolverschuss und die alte Dame war tot. Ebenso ihre Schwägerin,[11] 70 Jahre alt. Man ließ sie herausgehen und exekutierte sie[12].
Wenige Sekunden später ereilte Monsieur Carré das gleiche Schicksal.
Monsieur Perron 48 Jahre[13] alt und sein 16 Jahre alter Sohn wurden auf der Straße nebeneinander gestellt und erschossen. Der junge Perron war tödlich verwundet und musste noch vier Stunden leiden, ohne dass sich jemand um ihn kümmerte.
René Revenu, 18 Jahre alt, rettete sich mit seiner Familie, er wurde wieder gefasst. Als die Mutter, verrückt vor Schmerz, sich vor ihren Sohn warf und schrie: „Nein nein, erschießt mich, nicht ihn“, schlug man sie mit dem Gewehrkolben nieder. Sie musste miterleben, wie man ihr Kind ermordete.
Diese sechs Exekutionen sind von einem einzigen deutschen Soldaten auf kaltblütigste Weise durchgeführt worden, einem rohen Dreckskerl von 20 Jahren, einem würdigen Produkt eines Regimes von Verbrechern, der, wie man später erfuhr, sich dieser Tat noch rühmte.
Zur gleichen Zeit und um den Horror zu verstärken, haben sie an alle Häuser des Dorfes Feuer gelegt.
Die Dorfbewohner, verrückt vor Entsetzen, flohen in die Felder, bildeten dabei eine Zielscheibe für die Soldateska, die nicht zögerten, auf einen kleinen Buben von 6 Jahren zu schießen, einem Pflegekind der Fürsorge, der an der Schulter verletzt wurde.
Aber diese Operation war noch nicht beendet. Nevers war in Alarmbereitschaft.
Am nächsten Tag, dem 2. September erschien eine neue Kolonne. Sie fuhr an den rauchenden Ruinen von Dardeau vorbei mit dem Ziel Druy-Parigny.
Um 7.30 Uhr war das Dorf umstellt.
Unglücklicherweise hatte ein Jeep mit vier kanadischen Soldaten[14] in der Gegend angehalten. In dem Augenblick, in dem die Deutschen in Sichtweite waren, feuerten die Kanadier aus zwei Maschinengewehren, die sie auf ihrem Geep installiert hatten.
Das erste Fahrzeug der Deutschen wurde buchstäblich in Stücke gerissen und die fünf Deutschen, die sich darinnen befanden, getötet[15].
Während die Kanadier entkamen, stürzten sich die Angreifer, verrückt vor Wut, heraus und brüllten: „Terroristen, Terroristen!“
Dann trieben sie alle Dorfbewohner zusammen, derer sie habhaft werden konnten.
Sie drangen in das dortige Café du Pays ein und zwangen Madame Maillault, die Eigentümerin, barfuß ihr Haus zu verlassen. Sie musste dabei über Glasscherben gehen, sodass ihre Füße bluteten.
Nachdem man die Tochter von Madame Maillault aus dem Keller, wohin sie sich mit ihrer Mutter geflüchtet hatte, mit einer Granate vertrieben hatte, zwangen die Deutschen sie, im Café zu bleiben, wo sie, über 24 Stun-den lang um die 30 dieser Rohlinge mit Nahrung und Getränken zu versor
gen und zu bedienen hatte, die das Haus vollständig plünderten. Mademoiselle Maillault verhielt sich bewundernswert tapfer in dieser Zeit.
Acht Frauen, die man nicht aus den Augen ließ, wurden auf dem Dorfplatz zusammengetrieben und den ganzen Tag damit bedroht, erschossen zu werden.
Am Vormittag wollte Monsieur de Maigret, der Eigentümer des mittelalterlichen Schlosses von Druy, sich in Begleitung seines Sohnes nach Dardeau begeben, um die Körper der Opfer vom Vortage zu bergen und die beklagenswerte Madame Perron mitnehmen, die auf den verstümmelten Leichen ihres Mannes und ihres Sohnes lag und schluchzte. Nachdem er von den Deutschen entdeckt worden war, versuchte Monsieur de Maigret, seinem Schicksal zu entrinnen. Ohne Erklärungen anhören zu wollen, töteten ihn die Deutschen, nahmen seinen Sohn gefangen, der an den Pfahl gebunden, später aber freigelassen wurde, dank des Eingreifens von furchtlosen Frauen, die selbst wie Geiseln gefangen gehalten wurden.
Bild 3: Druy Parigny, Kirche
In ihren Anfängen aus dem XI. Jh.
Die von den Kanadiern getöteten Deutschen lagen immer noch auf dem Boden. Sechs Männer, alles Einwohner von Druy, wurden festgenommen. Sie mussten die toten Körper auf einen Leiterwagen legen und dann, einem schaurigen Einfall folgend, diesen bis nach Dardeau ziehen, anschließend eine Grube im Pfarrgarten ausheben, in der die Leichname bestattet wurden. Überflüssig zu bemerken, dass alle diese Tätigkeiten von vielen Kolbenschlägen begleitet waren.
Diese Inszenierung war nur eine von vielen anderen Untaten.
Nachdem sie einen Spanier, der flüchten wollte, getötet hatten, exekutierten die Deutschen zwei seiner Landsleute, die seit zwei Jahren in unserem Land arbeiten. Zwei weitere Ausländer, Portugiesen, wurden erschossen, nachdem sie zuvor niederknien mussten, vor den Augen der Frauen, die auf dem Platz zusammengetrieben waren.
Ihre Untaten, wie alles ganz selbstverständlich durchgeführt, begossen die Soldaten mit Champagner vor den Toten, wobei sich ihre Offiziere ein bisschen hübsch machten, indem sie ihre Stiefel mit den Tüchern putzten, die sie zuvor in der Gegend gestohlen hatten.
Ein weiterer Befehl, und das Schloss, die Schule und viele Häuser wurden in Brand gesetzt. 33 Häuser in einem Dorf, das kaum 350 Einwohner zählt, wurden ein Raub der Flammen.
Der Beigeordnete Monsieur Dupont, der aus seinem Keller getrieben wurde, wo er um die 10 Personen Unterkunft gewährte, begegnete den deutschen Drohungen sehr gelassen. Mit viel Glück gelang es ihm zu entkommen, denn in den großen Strohballen, die bei ihm aufgestapelt waren, hatten sich auch zwei junge Widerstandskämpfer versteckt. Nachdem diese Ballen angezündet worden waren, wären sie fast erstickt, aber es gelang ihnen zu fliehen.
Am Schluss dieses Berichtes bleibt es zu vermerken, dass diese Serie von scheußlichen, unglaublichen Taten zu jedem Zeitpunkt mit einer absoluten und kontrollierten Präzision durchgeführt worden sind.
Bevor sie Druy verließen, töten die Deutschn noch ein Schwein, von dem sie mehr als die Hälfte wegwarfen. Einige von ihnen verschlangen eine Keule des noch warmen Kadavers.
Vor Zeiten lebte einmal ein Volksstamm von Wilden, der aus dem Osten kam, man nannte sie die Hunnen.“
Bruno de Maigret schreibt Gaby de Maigret
Druy am 7. September 1944
„[...] Ich war mit Papa zusammen, als die Deutschen in Druy ankamen; wir sind nach Dardault gegangen (das ist diese Häusergruppe neben der Hauptstraße, wo der erste Angriff stattgefunden hat), um die Toten zu bergen und um die bedauernswerten Leute von dort mitzunehmen. Wir sind zu genau dem Zeitpunkt dort eingetroffen, als die andere deutsche Kolonne ankam und sie begannen, auf die Kanadier[16] zu schießen, die selbst zuvor die Kolonne angegriffen hatte. Gleich darauf haben die Deutschen auf rein alles geschossen.
Wir hatten uns zunächst längs einer Mauer versteckt und sind dann hinter eine Hecke geglitten. Dort haben wir uns einer hinter dem anderen geduckt in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Jedoch kamen die Deutschen an den Anfang dieses Weges, wo wir uns befanden und schossen ins Gebüsch.
Sie sagten so etwas wie „Hände hoch!“, aber wir haben das bei dem Heidenlärm nicht recht verstanden und Papa war an den Beinen getroffen. Er sagte mir, seine beiden Beine seien gebrochen. Mittlerweile waren die Deutschen